Ruta de los seis miles

Seit ein paar Tagen bin ich zurück von der Ruta de los seis miles Sur.

Die Strecke ist deutlich einsamer, härter, sandiger und vor allem windiger als gedacht. Zum Anfang geht es 3 Tage bergauf von 1.000 m auf 4.055 m, es folgt eine lange sandige Passage über zwei Pässe bis zur Laguna Brava auf 4.300 m.

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Danach folgte eine 40 Kilometer Teerpassage mit der ich im Nirgendwo nicht gerechnet habe. Allein der stürmische Gegenwind war etwas zermürbend. Zum Schluss ging es noch 400 Höhenmeter bergab zur Grenzstation Barrancas Blancas.

Die Grenzstation war geschlossen, gut für mich sollte es dort doch Probleme mit dem Weiterweg geben, wenn man nicht nach Chile ausreisen wollte. Dort waren Arbeiter dabei, die Station zu renovieren. Die haben sich rührend um mich gekümmert, zum Essen eingeladen, ein Zimmer in der Kaserne gegeben, die Dusche überlassen (hatte es wohl nötig) und abends das WLAN freigegeben.

Am nächsten Morgen ging es von dort 9 km weiter bevor es rechts auf die wilde Piste im Tal des Rio Salado weiterging. Es folgten viel Sand und Wellblech.

Am nächsten Tag stand der erste hohe Brocken mit dem Anstieg zum ersten 4.955 m hohen Pass an. Die Piste war steil und schlecht, so dass ich sicher 2 km schieben musste. Oben war die Aussicht wieder gewaltig. Aber ich zu platt, um noch am selben Abend den nächsten Pass anzugehen.

Zum Glück hat sich ein windgeschützter Platz für die Nacht gefunden. Am nächsten Morgen waren die Wasservorräte komplett gefroren. Kein Wunder bei -8 Grad.

Der nächste Pass war dann deutlich einfacher und dann ging es endlich Richtung Osten und damit mit Rückenwind bergab. Landschaftlich ist die Strecke durch die beiden Schluchten wunderschön. Und jede Bachquerung war eine willkommene Abkühlung.

Landschaftlich sind die Laguna Verde und die Ausblicke vom Balcon de Pissis sicher die Highlights auf Route. Am Balcon vertrieb mich aber schnell der stürmische Wind. Bei 70 km/h war es auf 4.500 m nicht lange auszuhalten.

Kurz danach stößt man auf die Piste zu einer weiteren Mine und das Fahren wird deutlich angenehmer. Vor dem letzten Pass steht auf der linken Seite ein weiteres Refugio, in dem ich die letzte Nacht gut geschützt verbringe, während draußen der Wind pfeift.

Die Abfahrt am letzten Tag ist steil und fordernd. Es ist unser Jahrestag, so dass ich auf den letzten 115 Kilometern nochmal zulegen muss, um gegen den stürmischen Wind Fiambala zu erreichen und rechtzeitig mit ihr telefonieren zu können.

Und von Süd nach Nord zu fahren war vielleicht nicht beste Idee. Die Berge sind so rum deutlich steiler als in der anderen Richtung. Deshalb geht es über Weihnachten nach Salta und am zweiten Feiertag nach San Antonio de los Cobres. Von dort geht es auf die Ruta de los seis miles Norte da beide sinnvollen Grenzübergänge (Paso Socompa bzw. Paso Sico) von San Pedro de Atacama in Chile derzeit für Reisende gesperrt sind.

Fortsetzung folgt…

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Weihnachten in Salta mit der airbnb Gastfamilie sehr lustig verbracht. Die Stadt selbst war mir nach zwei Wochen in der einsamen Puna viel zu groß, laut und warm. Klar liegt ja nur auf 1.200 m nahe am Wendekreis.

Am 2. Weihnachtstag zusammen mit dem Bekannten aus Cordoba nach San Antonio de los Cobres gefahren. Dort auf 3.750 m einen Ruhetag für ihn zum Akklimatisieren gemacht und gestern früh in Richtung Tolar Grande und Ruta de los seis miles Norte gestartet.

Der erste Pass war mit 800 Höhenmetern auf 4.560 m mit den schwer beladenen Rädern schon ziemlich anstrengend. Im ersten Ort Olocapato eine Unterkunft gefunden und festgestellt dass zwei Nippel an seinem Hinterrad auf der linken Seite gebrochen sind.

Sowas habe ich noch nie gesehen. Nippelbruch auf der linken Seite am Hinterrad? Beim Nachschauen festgestellt, dass die Speichen 5 mm zu kurz sind. So sind die Nippelbrüche vorprogrammiert, da das Gewinde der Speichen nicht weit genug reingeht. WTF???

Er hat nach Salta zurückgetrampt und dabei seinen Packsack mit den Klamotten verloren. Game over…

Allein möchte ich die Ruta de los seis miles Norte nicht fahren. Dafür ist mir das zu abgelegen. So werde ich jetzt eine etwas abgespeckte Variante über Tolar Grande, Antofagasta de la Sierra nach Fiambala fahren. Schade, aber dann ist das jetzt so.
 
Ich mache mich am nächsten Tag alleine auf den Weiterweg nach Salar de Pocitos. Einem kleinen Nest mit 20 Häusern und zwei Unterkünften. Aber irgendwas stimmt mit meiner Nase und der Atmung nicht.

Auch der dritte Tag ist ziemlich zäh. Wenn auch wunderschön über den Salar de Pocitos und durch den Desierto del Diablo. Der anschließende Pass bis auf 4.050 m zieht sich. Kurz vor der Passhöhe hält ein LKW Fahrer an und reicht mir eine Flasche Wasser. Unglaublich nett.

Am verlassenen Bahnhof oben auf der Passhöhe steht ein alter Eisenbahnwaggon in dem ich eine ruhige Nacht verbringe, während in der Ferne ein Gewitter tobt.

Am nächsten Morgen folgen 25 einfache Kilometer bergab nach Tolar Grande. Meine Stimme ist inzwischen komplett weg und die Stirnhöhlen brennen. Eine Stirnhöhlenentzündung kann ich gerade gar nicht gebrauchen.

So verbringe ich zwei Tage über Silvester im kleinen Ort und versuche mich zu erholen. In der trockenen Luft auf 3.800 m ist das nicht so einfach.

Am 2. Januar mache ich mich doch auf den Weg in Richtung Süden über den Salar de Arizaro. Eine einfache Etappe geradeaus und topfeben. Durch den frühen Start zum Glück ohne Gegenwind. Nach dem Cono de Arito ist ein Minencamp. Der Pförtner empfängt mich freundlich und versorgt mich mit Essen und Trinken. Übernachten kann ich im Aufenthaltsraum der LKW Fahrer.

Am nächsten Morgen starte ich wieder früh in Richtung Antofalla. Anfangs geht es eben am Salar entlang, später auf einer steilen Piste mit viel Wellblech 900 Meter bergauf bis auf 4.040 m. Aus meiner Nase kommt blutiger Schorf. Was mache ich eigentlich hier? Die Abfahrt ist steil und unten befindet sich ein kleines Gehöft Antofallita mit zwei kleinen Familien. Die Kinder und Enkelkinder sind gerade zu Besuch und wir unterhalten uns sehr nett. Es fehlen noch 45 Kilometer nach Antofalla. Die Piste folgt schön dem nächsten Salar mit wilden Formationen. Mal ist die Piste perfekt und eben. Dann kommen wieder lange sandige Passagen voller Wellblech. Den ganzen Tag treffe ich nur zwei Geländewagen. Für LKWs ist Piste zu schmal und die Kehren zu eng. Spät am Nachmittag erreiche ich Antofalla. Einen der abgelegensten Orte in Argentinien.

In der kleinen Oase ist schnell eine Unterkunft gefunden und ich liege um halb 9 Uhr total erschlagen im Bett. Am nächsten Morgen ist klar dass ich einen weiteren Ruhetag brauche und der nächste Pass auf 4.600 m mit 1.700 m Anstieg in meinem derzeitigen Zustand nicht zu schaffen ist.

Zum Glück fährt der Restaurantbesitzer am nächsten Abend nach Antofagasta de la Sierra und hat noch einen Platz frei.

Antofagasta ist ein größerer Ort mit deutlich mehr Infrastruktur und auch Tourismus. Hier verbringe ich 3 Nächte und nach einer ersten schlimmen Nacht beruhigen sich meine Stirnhöhlen deutlich.

Von Antofagasta geht es 20 Kilometer auf Teer (!) bergab, bevor die Piste zu den Lagunen von Carachi Pampa abzweigt. Ich kann kaum glauben nach 2 Stunden bereits 43 Kilometer geschafft zu haben. Die nächsten 15 Kilometer geht es über den Vulkankegel des Carachi Pampa in ständigem Auf- und Ab. Durch den schwarzen Untergrund ist es selbst auf 3.000 m ziemlich warm. Das ändert sich erst mit dem Anstieg zum Campo de Piedra Pomez. Einem Basaltfelsengebiet das sich von der Luguna Carachi Pampa bis kurz vor dem Pass auf 4.300 m zieht. Im aufkommenden Wind suche ich mir einen größeren Block und schlafe nachmittags lange im Schatten. Auf dem weichen sandigen Untergrund lässt sich kein Zelt aufbauen, sodass ich meine Isomatte einfach unter einem der 1.000 Blöcke ausbreite. Nachts dreht der Wind zweimal so dass ich den Schlafsack schließen muss. Trotzdem ist es eine sehr ruhige Nacht unter einem fantastischen Sternenhimmel. Am nächsten Morgen weckt mich um halb 6 Uhr die schmale Sichel des aufgehenden Monds.

Gonzalo hatte im weichen Sand weite Strecken der 30 Kilometer und 1.200 Höhenmeter zum Pass auf 4.300 m schieben müssen. Mit den 27.5+ 3 Zoll Reifen kann ich nahezu die komplette Strecke fahren. Dies spart mir fast einen ganzen Tag. Auf der anderen Seite ist der Sand anfangs noch sehr tief, sodass ich selbst bergab zwei kürzere Abschnitte schieben muss. Das ist mir auch noch nicht passiert.

Je tiefer ich komme desto grüner wird die Landschaft. Kurz vor den Termas de los Baños kommen von rechts frische Reifenspuren die von Marvin aus München stammen, der zwei Tage vorher die Ruta de los seis miles Norte gefahren ist.

Kurz vor der steilen Abfahrt nach Las Papas schlägt mein Hinterrad mehrmals durch. Ich pumpe den schlauchlosen Reifen wieder auf, aber der Reifen hält die Luft nicht. Beim Nachziehen der Konterschraube geht das Gewinde kaputt. Ich setze ein neues Ventil ein, bekomme aber mit meiner Handpumpe den Reifen nicht dicht. Also nochmal alles zerlegen und den Ersatzschlauch einsetzen. So verliere ich leider 1 Stunde.

Die Abfahrt nach Las Papas im weichen Abendlicht ist sehr schön. Allerdings bin ich froh nicht wie ursprünglich geplant in der anderen Richtung unterwegs zu sein. Da hätte ich fast die komplette Strecke zwischen Las Papas und den Termas de los Baños steil bergauf schieben müssen.

Nach einem sehr langen Tag erreiche ich in das kleine Dorf Las Papas. Hier leben nicht mehr als 20 Menschen. Trotzdem gibt es eine einfache Unterkunft mit Dusche und Internet. Die 15 jährige Tochter ist allein zu Hause und bereitet mir ein herzhaftes Abendessen mit Reis, Eiern und Pommes zu.

Am nächsten Morgen weckt mich um halb 5 Uhr der krähende Hahn vor meinem Fenster. Es folgt eine tolle Abfahrt durch eine enge Schlucht mit 57 teils sehr tiefen Bachquerungen. Zum Glück muss ich nie absteigen, aber nach der zehnten Bachquerung steht das Wasser in den Schuhen. Bei 30 Grad kein großes Problem.

Nach 30 Kilometern verlässt die Piste das Gebirge und es geht leicht bergab gegen den Wind in Richtung Fiambala. Nachmittags wird der Wind so stark, dass ich den Tag in Palo Blanco beschließe. Dort findet sich ein großer Campingplatz mit Pool.

Am nächsten Morgen weckt mich um 4 Uhr ein Gewitter. Ich packe meine verstreuten Sachen zusammen und schlafe wieder ein. Eine Stunde später wache in einer großen Pfütze auf. Unter dem Zelt steht das Wasser 10 cm hoch. Das hatte ich in der Atacama nicht erwartet.

Die letzten 50 Kilometer nach gegen den Wind ziehen sich und dann ist es schön wieder Fiambala zu sein. Im ersten kleinen Laden vernichte ich einen halben Liter Eis 😊

Heute geht es zurück nach Cordoba, nächstes Wochenende zum Sightseeing nach Iguazu und Anfang Februar geht es wieder zurück nach Deutschland.

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Das lässt Erinnerungen wach werden 🥰 nicht dass ich jemals da oben mit dem Rad unterwegs gewesen wäre, ich habe nur davon geträumt und mir fehlte auch ein passender Socio.
Doch ich fuhr vor über 10 Jahren über den Paso Cristo Redentor/Uspallata, ebenfalls erkältet und bin anschliessend in Uspallata (mit etwa 3500 Einwohnern eine Grossstadt im Vergleich zu den Nestern, von denen du schreibst) etwa eine Woche oder so auf dem Camping abgehängt, um wieder zu Kräften zu kommen. Und ich wartete darauf, dass der Paso del Agua Negra nach der Wintersperre öffnet.

Als ich da wartete, traf ich per Zufall einen Freund aus der Schweiz auf der Strasse in Uspallata 😳

Die Erkältung ging, aber der Pass wurde nicht geöffnet. Darum fuhr ich nach Süden. So verpasste ich die ganz hohen Pässe und träume immer noch ein bisschen davon (dafür habe ich anschliessend fast einen 6000er mit Klickschuhen bestiegen).

Vielen Dank für deinen Bericht 👍 gute Erholung und viel Freude weiterhin.
 
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