Schottland Resümee
Als Fazit zu Schottland – sehr lohnenswert und wir waren nicht das letzte Mal dort.
Wir waren letztlich in Ft. William, Laggan Wolftrax, um Glenmore und Torridon in den highlands unterwegs. Im Süden dann Glentress und Innerleithen.
Ft. William, bzw. Nevis Range, hat unter den Trailcentern eine Sonderstellung, ganz einfach weil man hier tatsächlich in einem Skigebiet und damit auch mit der Seilbahn unterwegs sein kann. Im unteren Bereich aber klassische Trailauffahrten bzw. Forststrassen als Zufahrt zu den einzelnen Trails. Ein sehr großer skill area gibt Auskunft über die zu erwartenden Schwierigkeiten. Der rote Witchcraft World Champs Trail hat dabei sehr gefallen. Der Top Chief war einer der Höhepunkte was Lage, Anlage und Schwierigkeit anbelangt. Mit dem Hardtail vorübergehend das härteste was ich je fahren bin. Es ist schon sehr einzigartig, wenn man nach links kurz den Gipfel des Ben Nevis sieht und nach rechts einen Ausläufer vom Meer.
Als Zuschauer live beim Woldcup dabei gewesen zu sein wird auch immer in Erinnerung bleiben.
Laggan Wolftrax dann schon wesentlich weniger alpin von der Landschaft her. Eigentlich ein kleines Trailcenter aber definitiv lohnenswert. Die roten auf einem höheren Niveau als in Ft. William. Das orangene Bikeparksegment klasse mit Tables gebaut und somit breitentauglich und nett zum Springen üben. Wenn nur nicht immer die Pfützen exakt an der Stelle wo man pushen will wären. Aber mit Nässe muss man einfach rechnen und insgesamt bauen die Schotten ihre Wege extrem den Witterungsbedingungen angepasst. Drainagen und wegbegleitende Gräben sind fast schon Standard. Im Übrigen auch auf vielen Wanderwegen. Die schwarze Strecke wird wohl für einige Zeit das Maximum an Schwierigkeit darstellen, was ich mir mit dem Hardtail zutrauen werde. Ein absoluter Hammer. Viele blind summits und man muss sehr konzentriert unterwegs sein. Im Grunde hatte schon das skill center sehr gut Auskunft über die zu erwartenden Schwierigkeiten gegeben. Sie soll ja auch zu dem schwersten gehören, was britische Trailcenter zu bieten haben.
Um Glenmore und Aviemore dann wilde Trails, die Schotten reden dabei von Endurolines. Scottish Forrest hat offenbar kein Problem mit Wegebau im Wald solange keine Bäume gefällt werden. Normalerweise ist trailforks eine sehr tolle Informationsgrundlage, bei der so gut wie nichts fehlt und fast jeder local ist mit der trailforks app unterwegs. Aber hier gab es am Badaguish Trail eine Verlängerung des first descent die sehr zu empfehlen ist. Weniger gefallen hat uns von den oberen Schleifen die boggy descent, definitiv die harte Auffahrt nicht wert. Diese allerdings hat es in sich.
Lairig Ghru Descent dann als Nachmittagsvergnügen. Zur Auffahrt kann ich die Forstwegvariante definitiv nicht empfehlen, außer man stellt sich nach der lodge auf lange Schiebepartien in deutlich über knöchelhohem Schlamm ein. Die Abfahrt dann aber landschaftlich sehr klasse. Mit weitgehend originalem caledonian forrest – lichter Kiefernwald.
Die Trails in Aviemore sind für Unkundige ein einziges Labyrinth. Aber es lohnt sich auf alle Fälle herumzuerperimentieren und einfach der Nase nach den einzelnen Linien zu folgen. Alles nicht sehr lange und man ist schnell wieder auf dem Forstweg. Aber hier ist vorher anschauen definitiv anzuraten. Es hat was von Bike-Bouldern.
Torridon waren wir dann wetterbedingt nur Wandern, aber landschaftlich sehr einzigartig. Das Youthhostel ist nichts für spontane Entscheidungen und oft ausgebucht. Aber wer mal dort war, weiß warum.
In den lowlands in Glentress und Innerleithen dann ein ganz anderer Charakter. Hügelland anstatt von Bergen. Eine Vielfalt von Trails in einer Dichte die für uns Mitteleuropäer kaum vorstellbar ist. Allein auf den offiziellen Trailcenter Strecken könnte man mehrere Tage zubringen. Aber man fährt permanent an Endurolines vorbei. Vom technischen Anspruch her ist Glentress dann eher massentauglich und schwarz muss technisch nicht schwerer sein wie rot, ist eher vom Anspruch an die Ausdauer auf einem höheren Niveau. Bei 29 km auf der black route mit 80% singletrack Anteil hat man schon etwas zu tun.
Innerleithen ist zwar im Wesentlichen nur eine Runde, die dann aber deutlich rauer, mit schönem Gipfelausblick und die schwarzen Varianten technisch wieder eher eine Herausforderung.
Insgesamt sind was die trailcenter anbelangt das Personal sehr freundlich und man ist schneller in einem längeren Gespräch als man denkt. Die Leute die wir auf den Trails in den highlands getroffen haben waren dann auch immer zu einem Palaver aufgelegt und man bekommt viele Hinweise und Tipps frei Haus. Da außer Parkplatzgebühren keine weiteren Kosten anfallen, halte ich den jeweiligen Besuch des Trail-Cafés für eine Pflichtveranstaltung um einen Beitrag zum Erhalt der Center zu leisten. Selbst die bike washs waren oft gratis, da so die Ausbreitung einer Lärchenkrankheit gestoppt oder aufgehalten werden soll.
Trailforks ist zur Planung und evtl. auch unterwegs fast nicht wegzudenken. Karten oder dergleichen muss man meist am Parkplatz fotografieren. Auf Papier war eigentlich nirgendwo etwas erhältlich.
Landschaftlich können die lowlands mit den Bergen im Norden nicht mithalten und auch die Fichtennutzwälder sind keine Augenweide. Dafür sieht vieles ein wenig auenlandmäßig aus, nett, rund, grün und irgendwie angenehm behäbig. Man würde sich an einigen Stellen nicht wundern, auf runde Türen am Berghang zu stoßen.
Sprachlich wird man sich eventuell wundern, dass man von singletracks und boardwalks redet und nicht von singletrails und northshores. Die fallen vermutlich in die Kategorie Pidgin-Englisch der Deutschen.
Mücken waren kein wirkliches Problem, entweder bin ich aus Neuseeland und Kanada schlimmeres gewohnt oder wir hatten Glück. Spray würde ich aber immer griffbereit halten.