Ich hoffe es hat niemand den Weg nach Wilhelmshagen gefunden an diesem verregneten Sonntagmorgen, ich bin nämlich entgegen meiner Absichten nicht um 0930 am Bahnhof gewesen. Das sonntägliche Frühstück war schöner.

Aber ich wollte in jedem Fall fahren, hatte ich doch den ganzen Krempel mit raus zu den Eltern geschleppt.
Als ich kurz nach halb elf losfuhr hat es zwar genieselt, aber entgegen der Ankündigung war es kaum windig - geschweige denn stürmig. Durch die Kranichberge ging es zum Windmühlenberg nach Rüdersdorf, dort war ich dann auch schon gut vollgesaut. Zum Glück hatte ich meine wasserdichten Socken an. Auf den folgenden Wegen ging es erstaunlich gut, mit spielender Leichtigkeit drehten sich die Beine und die Tachonadel bewegte sich meist zwischen 25 und 30. Ich fühlte mich saumäßig fit, konnte es selbst kaum glauben. Doch da erfasst mich eine Böe von der Seite und verdammt, nun wusste ich auch weshalb: Rückenwind ohne Ende. Das kann ja ein Spass werden auf dem Weg zurück.
Durch Herzfelde ging es bei straffen Seitenwind über weite Felder nach Dorf Rehfelde. Hinter Garzau schwenkte ich ab auf den ewiglangen und übelst buckligen Kopfsteinpflasterfeldweg welcher direkt ins Rote Luch führt (ich liebe ihn!). Dort entschied ich mich nicht mehr in die Märkische Schweiz vorzustoßen, sondern mich direkt auf den Rückweg zu machen; der zu erwartende Gegenwind wird mir die Fahrt schon noch beschwerlich genug machen.
Es kam so wie es kommen musste. Auf den ersten Metern noch im Windschatten des nahen Waldrandes, durfte ich mich auf den folgenden Kilometern gegen den Wind stemmen. Hinzu kam der nasse und schwere, zT extrem schmierige Sandboden der jeden Beschleunigungsversuch im Keim erstickte. Mit im Schnitt 10km/h, manchmal weniger, kämpfte ich gegen Wind und Untergrund - die in der Ferne sichtbaren Straßen oder Dörfer kamen kaum näher. Die Motivation sank, doch Aufgeben war in der unwirklichen Weite des Roten Luches unmöglich. Meine Gedanken kreisten um Himbeer-Sahnecreme-Torte. Der feine Niesel sorgte für Abkühlung. Die grauen Wolkenfetzen die einem entgegenschlugen machten mich optisch noch langsamer. Nach einer Ewigkeit erreichte ich Kagel, nach einer zweiten Ewigkeit die Füße der Kranichberge. In Woltersdorf wollte ich die ortsansässige Konditorei stürmen, doch ein Blick ins Portemonnaie offenbarte ganze 27 Cent - wäre ich doch gestern nicht so faul gewesen und noch schnell zur Bank gehuscht. :|
Das holte ich in Wilhelmshagen nach. Mit genug Geld in der Tasche und der Konditorei Gerch in Rahnsdorf im Auge gab ich auf den letzten Metern nochmal gas. Dort erfüllte ich mir meinen sehnlichtsen Wunsch - jedenfalls was die kurzfristigen angeht: ein Stück Himbeer-Sahnecreme-Torte. Und dann ab zu den Eltern Kaffe trinken, Mittag essen - so sitze ich jetzt hier mit Bauchschmerzen
Wie wunderbar war es, sich seit langer Zeit mal wieder so richtig schön einzusauen - Pfützen, Matsch, Schlamm, Regen. Die insgesamt kanpp 70km reichten bei den Umständen allemal aus. Und vielleicht bald mal wieder ESK-Typisch in größerer Armee...
rob