@RomainK Ich finde es super, dass du Missstände erkannt hast und versuchst danach zu Handeln. Und natürlich bringt erstmal die Umbenennung von irgendwas niemandem etwas direkt. Trotzdem schafft es, wie bereits angemerkt, "Awareness". Und irgendwie muss man ja mal darauf aufmerksam werden. Wenn man in Deutschland (oder einem anderen Land mit viel Wohlstand) geboren wird ist es ein leichtes die Gegebenheiten als normal wahrzunehmen, obwohl der Alltag für den Großteil der Weltbevölkerung leider nicht so smooth ist wie meistens bei uns hier in Deutschland. Und dass einem zum Beispiel klar wird, dass Menschen auf der anderen Seite des Globus sich durch bestimmte Worte angegriffen fühlen, kann ein erster Schritt zur Erkenntnis sein, dass es Menschen gibt die Probleme haben von denen wir bsiher noch nichts wussten. Das kann Offen machen für die Probleme anderer Menschen und dass das wichtig ist für unser Zusammenleben als Menschheit.
Und es sagt ja keiner, dass man sich nicht für die Menschen im Kongo einsetzt, nur weil man das mit dem Yeti Tribe blöd findet. Es geht beides. Man kann darauf achten faire und klimafreundliche Klamotten, Kaffe, Obst, Smartphones, Computer usw. und wenig bis kein Fleisch zu kaufen. UND sich gegen Rassistische Sprache einsetzen. Das ist kein Widerspruch. Aber kein Mensch setzt all diese guten Dinge von einem Tag zum anderen um. Das ist ein Prozess. Darum machen einige dies und einige das. Und manchmal ist es auch kompliziert, wenn man zum Beispiel feststellt, dass wenn man Ölpalmen einfach durch Raps ersetzt, man viel mehr Fläche verbraucht als vorher. Das kann einen frustrieren. Darum ist es aber immer besser wenn man IRGENDWAS macht als wenn man gar nichts macht, findest du nicht? Die Sprache ist ein kleiner Baustein. So wie es auch ein kleiner Baustein wäre wenn man die eine Jeans die man pro Jahr bei Primark kauft durch eine von einem fairen Hersteller ersetzt der auch auf die Umwelt achtet.
Natürlich wäre es völlig bescheuert zu sagen: Ich geh auf Black live Matters Demos, esse ab und zu vegan und finde "Yeti Tribe" scheiße, darum ist es wohl ok wenn ich täglich mit meinem Hummer mit 25 Liter/100 km Verbrauch mit durch Naturschutzgebiete bretter. Aber es sollte jedem klar sein, dass eine gute Tat nicht eine andere schlechte Tat rechtfertigt.
You‘re goddamn right.
das nennt sich Demokratie.
Ein wichtiger Teil von zumindest unserer Demokratie hier ist aber auch der Schutz von Minderheiten. Wenn immer nur die Mehrheit gewinnen würde hätten wir hier immernoch keine Religionsfreiheit, kein Frauenwahlrecht, keine Ehe für alle usw. Für mich zeichnet sich einen rechtsstaatliche Demokratie auch dadurch aus, dass man die Probleme anderer anerkennt, auch wenn man selbst überhaupt nichts damit zu tun hat. Man sollte zumindest mit diesen Menschen sprechen, wenn sich irgendwas nicht umsetzen lässt, oder dauert, oder unverhältnismäßig ist, kann man das dann besprechen und einen Kompromiss finden. Yeti hat mit der Minderheit gesprochen die auf sie zuging. Offensichtlich fanden sie, dass es verhältnismäßig ist, das Wort "Tribe" nicht länger zu benutzen. Aber das war weit weg von Erpressung. Wie gesagt, es handelt sich um eine Minderheit. Die Mehrheit der potentiellen Yeti-Kunden hat vermutlich noch nie dieses Problem gesehen. Sie hätten sich also relativ gefahrlos dazu entscheiden können den "Yeti Tribe" weiter so zu nennen. Vor allem wenn sie das noch schön begründet hätte, hätte sich das sicher nicht sehr in ihrem Gewinn widergespiegelt.
In Deutschland gab es vor ner Weile einen Shitstorm gegen den Smothie-Hersteller true fruits wegen "lustigen" sexistischen und rassistischen Texten auf deren Flaschen. Die haben das richtig beschissen gehandhabt und auf ihren diversen Social Media Kanälen die Kritiker persönlich angegriffen. Die gibt es jedenfalls auch noch.
Was ich damit sagen will: Das war keine Erpressung. Yeti wäre nicht zugrunde gegangen wenn sie sich anders entschieden hätten. Aber sie haben sich gedacht: "Ok, da fühlen sich Leute angegriffen mit diesem Begriff. Hmm, es ist für uns eigentlich überhaupt keine Stress den nicht länger zu verwenden. Können wir machen."
Das hat auch nichts mit Autokratie oder Gleichschaltung zu tun. Jeder kann Petitionen starten. Das machen auch ziemlich viele Leute aus allen möglichen Richtungen. Nur bekommt man halt nur von den Petitionen was mit die a) Sinnvoll gefunden und umgesetzt werden, oder b) ein großes öffentliches Interesse erzeugen. In diesem Fall war's wohl eher ersteres. Du kannst ja mal ausprobieren ob du irgendein Unternehmen mit einer völlig schwachsinnigen Petition beeindrucken kannst. 1000 Leute findest du mit etwas Anstrengung sicher. Wenn das Quatsch ist wird das auch keiner machen.