Ja, klingt gut, aber entspricht nicht der Realität. [...]
Wieder: Es kommt drauf an, woher man kommt und wohin man will. Kleine Schritte sind immer machbar, aber es ist genauso unrealistisch, dass ich jemals so gut wie Aaron Gwin fahren werde, wie, dass ich mal so eine Spaßkanone wie CG werde. Ich nehme mir ja schon viel Freiheit raus, weiß aber ganz genau, wo meine Grenzen sind. Ich weiß auch von Leuten, die ihren 60 Stunden Job nicht hin werfen können(!). Mental. Finanziell zahlen sie damit ohnehin drauf, aber sie haben den inneren Zwang, ihr Leben so zu führen. Da kann man auch nicht drüber diskutieren. Es ist wie ein eisernes Gesetz. Ich bin auch lange mit Menschen zusammen gefahren, wie erheblich profitiert hätten, wenn sie sich intensiver mit unserem Sport auseinandergesetzt hätten. Auch hier: Sie bekommen es nicht auf die Reihe. Teilweise versteht das Verständnis, teilweise die Motivation.[...]
Kann ich so nicht stehen lassen, sorry. Aber interessantes Thema
.
Die Konsequenz von "einen 60 Stunden Job nicht hinschmeißen können" ist halt in erster Linie ne Woche mit 60 Stunden Arbeit. Danach hängt halt nen ganzer Rattenschwanz (weniger Zeit für Hobby, Freunde, Familie, im besten Fall viel Geld, ...) dran.
Schmeisst man den 60 Stunden Job hin hat man idR erstmal 60 Stunden mehr Zeit und das Einkommen dass man für die 60 Stunden bekommen hat fällt weg. Man stirbt davon nicht, die Welt geht nicht unter, man muss halt drüber Nachdenken welche Konsequenzen das alles in allem für einen selbst hat. Wenn man "mental" nicht hinschmeißen möchte muss man das ja auch nicht. Ich kenn genug Leute für die der Job von der Erfüllung/ vom Spaß her auf einem Niveau mit einem Leidenschaftlichen Hobby ist.
Wenn der innere Zwang sagt, dass man 60 Stunden pro Woche arbeiten möchte ist das ok. Wenn der innere Zwang aber gleichzeit um die Welt reisen und 5-20 Stunden pro Woche biken und nen ausgeprägtes Familienleben haben will wirds irgendwann eng... Da muss man einfach ehrlich zu sich selbst sein. Das ist einfacher wenn man ab und zu mal über seine Gesamtsituation reflektiert nachdenkt und dabei äußere Zwänge erstmal vollkommen ausklammert.
Nicht zu beeinflussende Zwänge (z.B. ne Querschnittslähmung) und äußere "Zwänge" (z.B. Kredite, Beziehungen, ...) sind Randbedingungen für den Gestaltungsfreiraum, letztendlich ist der aber VIEL größer als die meisten Leute denken oder denken wollen. Die meisten äußeren Zwänge sind zu beeinflussen.
Hat man nen sechsstelligen Kredit am Hals, 3 Kinder, ne Frau und 2 Ex-Frauen mit je 2 Unterhaltspflichtigen Kindern ist man da halt - aus finanzieller Sicht - schlechter dran als jemand der keine Kredite am Hals hat und ungebunden ist. Zwischen dem Schwarz und Weiß gibt es Millionen von Grautönen.
Der "innere Zwang ihr Leben so zu führen" ist meiner Beobachtung nach oft -nicht immer- der Fall, dass die Selbstreflexion und die Ehrlichkeit zu sich selbst fehlen. Das eigene Ego ist manchmal halt einfach stärker als die Vernunft.
Und wenn die Motivation sich mit nem Sport intensiv auseinanderzusetzen fehlt und jemand deswegen auf einem bestimmten Niveau rumdümpelt ist das ok, seine Sache. Wenn er happy damit ist, warum nicht? Nur sollte man Leute die andere Prioritäten gesetzt haben deswegen nicht angehen, wie das in letzter Zeit hier im Forum bei ähnlichen Thread wie diesem immer mal wieder passiert.
In den meisten Fälle muss man in seinem eigenen Lebensweg nur -ein wenig bis sehr weit- zurückgehen und man findet die Kreuzung wo man in Richtung des Lebens eines Anderen hätte abbiegen können... Und das ist halt der Punkt wo es ganz geil wird wenn man auch die Nummer mit Handlung und Konsequenz verstanden hat
.
Grüße,
Jan,
der aufgrund der Handlung "die obigen Beiträge zu schreiben" heute die Konsequenz trägt "länger im Büro zu bleiben um mit der Arbeit fertig zu werden"