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Zyklusbasiertes MTB-Training, Teil 4
Was machen Hormone mit uns?

LH & FSH – sind das etwa Abkürzungen für Bremsscheibenadapter? Nein, das sind Hormone und die sind ganz schön relevant für uns Frauen. In meinen ersten drei Berichten zum weiblichen Zyklus ging es darum, weshalb Frauen nicht wie kleine Männer trainieren sollten, weshalb die Menstruation kein Tabuthema sein sollte und wie mein Zyklus meine Renn-Performance beeinflusst. Ich finde, es ist Zeit, ins Detail zu gehen.

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# Während des Trainings sorgt sich Theresia nicht um den Hormonhaushalt, dennoch weiß sie genau wie er ihren Trainingsalltag beeinflussen kann - Foto: Nina Ludwig

Dieser Artikel soll aufklären, was unsere Hormone mit uns machen, wie sie unsere Gefühlslage beeinflussen, was passiert, wenn sie nicht mehr im Gleichgewicht sind und wie sie Einfluss auf unsere Leistung nehmen. Falls es im ersten Moment so wirkt, als wäre es ein reines Frauenthema: Auch Männer produzieren Hormone und haben Schwankungen im Hormonhaushalt. Außerdem hilft es vielleicht dem ein oder anderem Mann, seine Frau/Tochter besser zu verstehen oder eine gewisse Aufklärungsarbeit bei seinen Kindern leisten zu können. Das würde mich zumindest auch sehr freuen! ☺

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Mehr zum Thema Zyklus gibts in den ersten drei Artikeln:

„Meine/Deine Hormone spielen verrückt.“ Diesen Satz hast du bestimmt schon öfter gehört oder gesagt. Doch spielen die Hormone wirklich „verrückt“? Oder wissen wir einfach nur wenig über sie? Für mich galt sehr lange gewiss letzteres. Ich wusste zwar, dass Hormone meine Stimmung beeinflussen können, das wars dann aber eigentlich auch schon wieder. Für einen gesunden und natürlichen Zyklus sind wir aber auf unsere Hormone und deren Bildung angewiesen. Ich habe mich immer weiter eingelesen und verstehe heute besser, weshalb ich mich in den Zyklusphasen unterschiedlich fühle. Wusstest du beispielweise, dass die für den Zyklus relevanten Hormone FSH und LH an der Schädelbasis, genau gesagt vom Hypophysenvorderlappen, gebildet werden? Das Hirn steuert also auch unseren Zyklus? Oder hörst du LH und FSH zum ersten Mal? Kein Problem, eines nach dem anderen.

# Normaler Hormonverlauf
# Das Herbst- und Wintertraining bildet die Grundlage für die Rennsaison - Foto: Nina Ludwig

Von welchen Hormonen wird der weibliche Zyklus gesteuert?

Der weibliche Zyklus wird von vier Hormonen „gesteuert“ bzw. „geregelt“. Es gibt noch deutlich mehr Hormone, die unser Körper herstellt und indirekt den weiblichen Zyklus beeinflussen können, wir konzentrieren uns aber zunächst auf die vier direkt relevanten. Erst das Zusammenspiel dieser Hormone regelt den Menstruationszyklus. Dieser lässt sich in verschiedene Phasen unterteilen: Die Menstruations- und Follikelreifungsphase der 1. Zyklushälfte und den Eisprung und die Lutealphase der 2. Zyklushälfte. Ein Gleichgewicht dieser Hormone ist wichtig für einen regulären Menstruationszyklus und eine normale Fortpflanzungsfunktion. Die wichtigsten Hormone, die den weiblichen Zyklus beeinflussen, sind:

# Schnellübersicht Hormone

Und wie ist das bei Männern?

Der Hormonspiegel unterscheidet sich erheblich zwischen Männern und Frauen. Natürlich weißt du, dass Männer keinen monatlichen Zyklus und somit auch keine so konstanten Hormonschwankungen wie Frauen haben. Östrogen und Progesteron produzieren Männer aber ebenfalls, wenn auch in viel geringeren Mengen als Frauen. Östrogen wird vor allem durch die Umwandlung von Testosteron in Fettgewebe und durch gewisse Enzyme in verschiedenen Geweben produziert. Östrogen hat auch im männlichen Körper wichtige Funktionen, wie die Regulierung der Knochenbildung und -reifung. Progesteron wird bei Männern hauptsächlich in den Nebennieren produziert und können eine Rolle in der Hormonregulation spielen und Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit haben.

Grundsätzlich sind die Hormonspiegel bei Männern viel stabiler, dennoch kommt zu tageszeitlichen Schwankungen. Morgens sind die Testosteronwerte im Blut normalerweise am höchsten und sinken am Nachmittag auf einen Tiefpunkt. Deshalb wird bei Männern oft von einem täglichen Hormonzyklus gesprochen. Testosteron spielt eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung und Aufrechterhaltung der männlichen Geschlechtsmerkmale, der Spermienproduktion, dem Muskelaufbau, der Knochengesundheit und beeinflusst auch die Stimmung. Frauen produzieren übrigens auch Testosteron, allerdings in viel geringeren Mengen als Männer.

# Ein gesunder Hormonhaushalt ist die Grundlage für einen gesunden weiblichen Zyklus - Foto: Nina Ludwig

Wie verändern die Hormone die Körpertemperatur?

Der Eisprung wird vom Hormon LH ausgelöst und er trennt den Zyklus in die erste und die zweite Zyklushälfte. Kurz nach dem Eisprung tritt dann ein weiteres Merkmal des weiblichen Zyklus ein: Die Körpertemperatur steigt um circa 0,5 Grad. Ein deutlicher Anstieg der Temperatur also, der uns klar signalisiert, dass wir in der zweiten Zyklushälfte sind. Es ist hilfreich, die Temperatur täglich zu messen, um so ein besseres Gefühl für die Zyklushälften zu bekommen. Ich messe meine Temperatur mithilfe eines Rings automatisch jeden Morgen und dank dieses Tools kann ich auf den Tag genau meinen Eisprung und den Tag meines Periodenstarts vorhersehen.

# Temperaturverlauf

Die Temperatur fällt nämlich gegen Ende der zweiten Zyklushälfte wieder ab und ist zu Beginn der Periode in der Regel wieder im „Normalzustand“. Was hat die Temperatur jetzt mit den Hormonen zu tun? Für mich ist es ein gutes Hilfsmittel, um meine Gefühle und körperlichen sowie mentalen Befinden den jeweiligen Hormonen zuzuordnen. An heißen Tagen kann die zweite Zyklushälfte dennoch etwas zum Nachteil werden, da die Körpertemperatur erhöht ist und sie dadurch bei langen und intensiven Einheiten schneller noch höher steigt. Das kann dazu führen, dass wir unseren Körper in einem „fieberähnlichen Zustand“, was die Körpertemperatur betrifft, trainieren lassen.

Was passiert, wenn die Hormone nicht im Gleichgewicht sind?

Störungen im Gleichgewicht der Hormone können zu Menstruationsstörungen führen. Diese Störungen sind von Frau zu Frau unterschiedlich einzustufen und ihre hormonellen Ursachen treffen nicht auf alle Frauen zu. Ich möchte dennoch über die wichtigsten Menstruationsstörungen berichten, da sehr viele Frauen und Mädchen darunter leiden oder betroffen sind und besonders unter den Sportlerinnen manche Störungen „in Kauf genommen“ werden. Besonders letzteres betrifft Leistungssportlerinnen und ambitionierte Hobbysportlerinnen leider häufig.

Amenorrhö bezeichnet das Ausbleiben der Menstruation über mehrere Zyklen hinweg. Von primärer Amenorrhö spricht man, wenn die erste Regelblutung trotz Vollendung des 16. Lebensjahres nicht eingetreten ist. Als sekundäre Amenorrhö wird das plötzliche Ausbleiben der Menstruation für mehr als drei Monate bei einer Frau bezeichnet, die zuvor menstruiert hat. Eine unzureichende Östrogenproduktion kann die normale Entwicklung der Gebärmutterschleimhaut beeinträchtigen und somit das Ausbleiben der Menstruation verursachen. Im Leistungssport geht Amenorrhö oft mit einem (bewussten) Energiedefizit einher. Sprich: Die Athletin nimmt für die Reduzierung des Gewichts ein (dauerhaftes) Energiedefizit in Kauf. Kleiner Teaser: Auf die Frage „wie gesund“ der Leistungssport für Frauen ist, gehe ich in meinem nächsten MTB-News-Bericht ein.

Bei Oligomenorrhö handelt es sich um seltene oder unregelmäßige Menstruationszyklen, bei denen die Menstruation weniger häufig auftritt als üblich. Dies kann auf ein Ungleichgewicht zwischen Östrogen und Progesteron zurückzuführen sein. Niedrige Progesteronspiegel im Verhältnis zu Östrogen können zu einer unzureichenden Gebärmutterschleimhautbildung führen, was zu unregelmäßigen oder seltenen Perioden führt.

Menorrhagie bezeichnet übermäßig starke und/oder langanhaltende Menstruationsblutungen. Ein Überschuss an Östrogen im Verhältnis zu Progesteron kann zu einer übermäßigen Verdickung der Gebärmutterschleimhaut führen, was zu starken Blutungen führt. Du merkst schon: Es ist oft das Zusammenspiel von Östrogen und Progesteron, das zu Störungen oder Unregelmäßigkeiten der Menstruation führt. Bei Metrorrhagie kommt es zu unregelmäßigen Blutungen zwischen den Menstruationsperioden. Ein Mangel an Progesteron im Vergleich zu Östrogen kann dazu führen, dass die Gebärmutterschleimhaut nicht richtig aufgebaut und reguliert wird, was zu unkoordinierten Blutungen führen kann.

Dysmenorrhö bezieht sich auf starke Menstruationsschmerzen, die über das normale Maß hinausgehen. Es kann primäre Dysmenorrhö geben, die durch normale Menstruationsvorgänge verursacht wird, oder sekundäre Dysmenorrhö, die auf eine zugrunde liegende Erkrankung wie Endometriose hinweisen kann.

Das Prämenstruelle Syndrom (PMS) ist die wohl geläufigste Menstruationsstörung. Es bezieht sich auf eine Gruppe von physischen und emotionalen Symptomen, die einige Tage bis zwei Wochen vor der Menstruation auftreten können. Die Veränderung des Hormonspiegels in der zweiten Zyklushälfte, insbesondere ein Abfall des Progesteronspiegels, wird mit PMS in Verbindung gebracht. Die Prämenstruelle Dysphorische Störung (PMDD) ist eine schwerere Form von PMS, bei der die emotionalen Symptome stärker ausgeprägt sind und das tägliche Leben stark beeinträchtigen können.

Und was macht eigentlich die Pille?

Zunächst ist zu erwähnen, dass es zahlreiche und unterschiedliche „Antibabypillen“ gibt. Ich konzentriere mich auf die Art, die am häufigsten eingenommen werden, nämlich die Kombinationspillen aus Östrogen und Progesteron. Dabei werden diese beiden Hormone synthetisch in Form der Pille eingenommen. Sprich, der „Pegel“ von Östrogen und Progesteron wird durch die Einnahme konstant hochgehalten. Die Anzahl der Tage, an denen die Pille eingenommen wird, ist je nach Hersteller unterschiedlich. Bei den meisten wird die Pille 21 Tage eingenommen und dann 7 Tage lang abgesetzt. Ja, somit tritt die Menstruation, also die Blutung ein.

# Hormonverlauf bei Pilleneinnahme

Jedoch hat diese Blutung nichts mit dem Eisprung und einem natürlichen Hormonhaushalt zu tun. Die Hormone LH und FSH werden durch die dauerhafte Einnahme von Östrogen und Progesteron unterdrückt. Vereinfacht kann man sagen, dass dem Körper somit jeden Monat aus hormoneller Sicht eine Schwangerschaft vorgespielt wird. Ich habe bereits in den vorherigen Berichten meine Meinung zur „Antibabypille“ geäußert, weshalb ich in diesem Bericht nur nochmal darauf hinweisen möchte, dass der hormonelle Zustand durch die Pille zahlreiche Nebenwirkungen im Körper auslösen und auch zu langwierigen Schwierigkeiten führen kann.

Dieser Bericht über Hormone des weiblichen Zyklus ist die Grundlage, um den Menstruationszyklus besser zu verstehen. In meinem nächsten Artikel gehe ich auf die Gesundheit von Frauen im Leistungssport ein. Einige „Störungen“, von welchen ich dort berichten werde, sind auf Hormonungleichgewichte zurückzuführen. Auch deshalb war mir die ausführliche Erklärung des Hormonzyklus so wichtig, auch wenn es viel biologische Grundlagen sind.

# Training im Herbst? - Bei jeder Hormonlage!
# Bis zum nächsten Artikel! - Foto: Nina Ludwig

Hast du dich mit dem Hormonzyklus schon mal genauer beschäftigt oder bist in deinem Umfeld damit konfrontiert?


Die letzten Berichte von Theresia Schwenk findet ihr hier:

Titelfoto: Nina Ludwig
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