.._./\_/\/\__/\... Classic Transalp 2022 .../\__/\/\_/\._..

Ein Wahnsinns-Einblick auf Eure Wahnsinns-Tour. :anbet:
Danke fürs Teilen! :daumen:

Es wird (für mich) definitiv Zeit, wieder die Alpen aufzusuchen und mit dem Bike zu erkunden.
Aber mit einem Klassiker? Irgendwie kann ich es mir noch nicht vorstellen. ;)
 
Danke für den tollen Beitrag mit schönen Details und Eindrücken. Plane selber meine erste Transalp für dieses Jahr und war noch am grübeln zwischen Fully und Hardtail (Pannenschutz, Fahrspaß, etc.). Jetzt wo ich gesehen hab dass Ihr da mit Starrgabel rumgeballert seid, steht meine Entscheidung fest 8-)

Freue mich schon auf den Bericht der restlichen Etappen.
 
Tag 5
Rifugio la Baita - Pezzo
28km, 1.050hm
„Wat wellste maache?“




Das harmlose Programm für heute. Oder doch nicht?


Dieser Tag ist so anders. Aber nicht so wie wir dachten. Am morgen hängt uns noch ein wenig der Vortag in den Knochen. Wir haben extra 20km dran gehängt, um die heutige Etappe zu einer Art Ruhetag werden zu lassen. Etwas mehr als 25km, 1.000hm. Das klingt nach entspannten 3 Stunden kurbeln am Vormittag und einem relaxten Nachmittag, um unsere Batterien aufzuladen.

Tja, es gab aber da noch jemanden, der was dagegen hatte. Das Wetter. Die kürzeste Etappe sollte gleichzeitig eine der härtesten werden. Charakterschulung par excellence!

Das Wetter meint es nicht gut.

Aber der Reihe nach. Der morgen begann mit einem hervorragenden Frühstück aber einem bangen Blick nach draussen. Alessandro gab uns keine Hoffnung - es wird den Tag über schlecht bleiben. Die dicken Regentropfen verwandelten das Vale Rezzalasco in einen unwirtlichen Ort. So schön muss es hier oben auf 2.000m sein, wenn die Sonne scheint. Aber heute?


Die ersten KM sind direkt hart. 15-20% Steigung fordern Schiebekünste. Man beachte die schönen Gamschen aus Plastiktüten.

Willi und Ingo sind auch unterwegs... Das Wetter sieht auf dem Foto gar nicht so schlimm aus.


Gut, wir basteln uns aus Plastiktüten improvisierte Gamaschen und fahren los. Die Kamera bleibt im Rucksack, keinen Bock auf Fotos - ich bin ein bisschen genervt. Schon nach zwei KM beginnt eine der härteren Passagen. 15-20% Steigung zwingen uns zum Schieben. Lucas und ich sind wieder etwas voraus. Und irgendwann wird es mit 10% etwas flacher und ich fahre. Und fahre. Und fahre.


Ich mag meinen alten Defender und den neuen nicht. Aber was würde ich dafür geben, jetzt da einzusteigen und ein paar km im Trockenen zu fahren.

Es regnet und ich bin mit dem felsigen Untergrund, technisch nicht wenig anspruchsvoll bei diesem Wetter, und meinen Gedanken allein. In den letzten Tagen haben wir immer wieder die Szene mit Baby Schimmerlos und Haffenloher aus Kir Royal rezitiert und uns dabei köstlich amüsiert. Jetzt auf dem Weg überlege ich mir, wie man das auf diesen blöden Passo dell’Alpe ummünzen könnte.

Achtung, albern ;-) Wer das original nicht kennt: Original auf Youtube

Oben angekommen gibts dann erstmal etwas Stärkung während ich warte und meine Variation von „Ich scheiß dich zu mit meinem Geld“ zum Besten gebe. Danach kauere ich mich hinter einen Vorsprung und warte auf Lucas.


Ich kauere hinter einem Felsvorsprung, um Schutz vor dem nasskalten Wind zu finden...

Wenig später trifft er ein und wir fahren das kurze Stück bergab bis zur Gavia Passstrasse. Der Gavia! Was für ein mythischer Pass des Giro d’Italia. Auch wir müssen ihn hoch, weil es keine Trails darüber gibt. Es regnet mittlerweile in Strömen. An einem kleinen Trafohäuschen suchen wir unter einem Dachvorsprung Schutz und warten auf Willi und Ingo.

Die Hoffnung, dass das Wetter besser wird, verfliegt schnell. Ingo will weiter - völlig verständlich - wir werden kälter und kälter. Also nehmen wir die ca. 6km zum Gipfel in Angriff. Ingo prescht voran, dann folgen Lucas und ich. Willi fährt am Ende. Auf dem Weg zum Gipfel fängt es an zu Gewittern. Ich zähle mit. 1, 2, 3, 4… Ganz so schlimm wie am zweiten Tag an der Heidelberger Hütte ist es nicht. Aber hier oben sind wir schon ziemlich exponiert und wir sind bergauf langsam - es wird sicherlich 45 Minuten dauern, bis wir oben sind. Nach einem KM einigen Lucas und ich uns darauf, dass wir uns versuchen irgendwo unterzustellen.

Da! Rechts ein Schafskäseverkauf. Wir biegen ein und kommen zu einer runtergeranzten Hütte. Aber sie hat ein Vordach. Ein Lamborghini Traktor, der seine Besten Tage lange hinter sich hat, steht im Regen davor. Durch die Fenster sieht man Unordnung - es riecht streng nach Schaf. Logo. Irgendwann erscheinen zwei Jüngelchen von ca. 13 Jahren in der Tür. Mit meinem gebrochenen Italienisch versuche ich es „Possiamo entrare per favore?“.

Die beiden gucken sich an, grinsen und sagen „no.“

Dafür glotzen sie uns an wie zwei Irre, die irgendwo ausgebrochen sind. Ja, tut uns leid, wir frieren, fahren mit alten Rädern über die Alpen und brauchen Hilfe. Aber das interessiert die beiden null Komma null. Ich halte mich an dieser Stelle mit Beleidigungen zurück, aber was ihr könnt euch sicherlich vorstellen, was mir durch den Kopf ging.


Ein Foto sagt mehr als 1000 Worte...

Die Zeit verging, es wurde nicht besser. Langsam waren unsere Füße nass. Lucas baute sichtlich Minute für Minute ab. Ich sagte Lucas, wir müssen weiter. Widerwillig schoben wir nach 20 Minuten unsere Räder wieder in den Regen und fuhren weiter.

Willi hatte uns in der Zwischenzeit passiert - keine Chance ihn von abseits der Straße bei dem Regen und Gewitter zu rufen. Also ging es los. 4-5 km noch bis zum Gipfel. Lucas wurde langsamer und sagte er könne nicht mehr. Ich versuchte ihn aufzumuntern und zu motivieren - es ist nicht mehr weit! Aber die letzten Tage ohne kleines Kettenblatt forderten nun ihren vollen Tribut. Inklusive Zinsen.

Irgendwie schafften wir es zum Rifugio ca. 2km vor dem Gipfel. Dort stellten wir unsere Räder ab und ich bugsierte Lucas in den Vorraum der Herberge. Während ich drinnen die Lage sondierte, stand Lucas benommen herum. JA! Kaffee, Tee, Essen. Hier sind wir richtig. Triefend stellte ich unsere Rucksäcke ab und half Lucas beim Ausziehen der nassen Klamotten. Er zitterte am ganzen Leib. Tee! Und eine Minestrone! Schnell! Aber selbst das wärmende Essen und meine trockene Daunenweste und Merinomütze für Abends, die ich ihm gab, halfen wenig.


Tee, Cola, Minestrone - die Versuche Lucas wieder auf die Spur zu bekommen.

Im Rifugio hingen Zeitungsausschnitte von Radrennfahrerlegenden vergangener Zeiten, die sich in Schneegestöber den Pass hinaufquälten. IRRE! So schlimm sind wir nicht dran, aber Lucas sagte er könne nicht weiter. Das wars.


Die Helden von damals lächeln nur müde über unsere Probleme.

Willi hatte oben am Gavia, so erfuhren wir später, einen heißen Kakao getrunken und dann entspannt nach Pezzo abgefahren. Ingo war schon lange in Pezzo, als wir noch im Rifugio 2km vor dem Gipfel hockten. Die beiden fingen natürlich auch an sich Sorgen zu machen. Immerhin gab es kein Netz.

Zurück im Rifugio: Ich fragte nach einem Bus, aber der Kellner meinte nur, dass dieser nicht nach Pezzo fährt sondern nur am Gavia wendet. Das war also keine Option. Ich weiss nicht mehr genau wie und warum, aber irgendwann war Lucas doch noch im Stande weiterzufahren.

Wir fuhren langsam los, Lucas dick eingepackt. Respekt, dass er es noch mal in den Sattel geschafft hatte. Die letzten 500m zum Gipfel wurde es etwas flacher und ich schob Lucas das letzte Stück über den Gipfel. Oben angekommen fing er an zu weinen (natürlich sah man das nicht wirklich, aber er sagte es uns später - passt natürlich gut zur Dramaturgie ;) ). Wir hatten es geschafft. Von hier ging es „nur“ noch runter nach Pezzo. Natürlich ließen wir den Trail links liegen und fuhren auf Asphalt hinunter.

Das war sicherlich noch einmal eine heikle Situation. Lucas war völlig am Ende und wir mussten einen ungesicherten Pass hinunterfahren. Ich war froh, dass mein Rucksack neongelb leuchtete und fuhr mit 5 Metern Abstand Lucas voraus, damit er sich daran orientieren konnte. Ich habe eine Abfahrt noch nie so gehasst. Rennrad. 20 Grad. Ein Traum. Heute ein Albtraum!

Tja, es war vielleicht ein bisschen leichtsinnig, aber wir kamen dann doch gegen 16 Uhr in Pezzo an. Die Szene wiederholte sich. Lucas stand im Eingang von Da Guisy (der einzigen Unterkunft in Pezzo) und bewegte sich kein bisschen. Ich brachte die Räder in die Garage und brachte ihn dann zu unserer 4er Wohnung. Über verwinkelte Treppen erreichten wir die erste Etage. Kurzes „Hallo“, dann erklärte ich Ingo und Willi kurzerhand die Lage. Lucas ließ alles mit sich machen. In einer konzertierten Aktion zogen wir Lucas alles vom Leib, schoben ihn unter die heiße Dusche, trieben Tee auf und steckten ihn anschließend ins Bett.

Lucas schlief fast auf der Stelle ein.


Glückliche Fügung. Die Waschmaschine in unserer Wohnung bekam direkt mal einiges zu tun.

Was nun? Beim Essen, das Lucas auch ausfallen liess (wir konnten ihn immerhin dazu überreden etwas Brot zu essen), erörterten wir die Lage. Für den nächsten Tag war auf der gesamten Strecke, die über die berüchtigte Montozzo-Scharte ging, Gewitter angesagt. Den ganzen verdammten Tag. Auch die Ausweichrute über den Tonale Pass sah nicht besser aus. Mal davon abgesehen, dass wir keine besondere Lust hatten nochmal 60km im Regen zu fahren machte uns Lucas Zustand sorgen. Wir könnten ihn bei so einem Wetter noch nicht mal bis runter nach Ponte Legno aufs Rad setzen, um dort einen Bus zum Tonnale Pass zu nehmen. Was also tun?


Wettervorhersage für den Zielort. Yummie.


Wettervorhersage für den Startort. Yummie.


Wettervorhersage für die Montozzo-Scharte. Yummie.


Wettervorhersage für das Tal/die Alternativstrecke. Yummie.


Wir fassten den traurigen aber sicherlich richtigen Entschluss die morgige Etappe ausfallen zu lassen. Mit Hilfe unserer Wirtin organisierten wir für morgen einen Kleintransporter, der uns von PEzzo nach Madonna di Campiglio bringen würde.

Zurück auf dem Zimmer war Lucas kurz nochmal wach, meldete zu Hause, dass er noch lebte und schlief dann wieder ein, so wie wir alle mit dem beruhigenden Gefühl, morgen alles richtig zu machen, auch.
 
Zuletzt bearbeitet:
Tag 6
Pezzo - Madonna di-Campiglio
Transfertag
„Leve und leve lasse“



Der Morgenhimmel scheint uns recht zu geben…

Am nächsten morgen gibt es zumindest eine gute Nachricht: Lucas ist wieder unter den Lebenden. Der fast durchgängige 14 Stunden-Schlaf hat wunder gewirkt. Eklig, diese rasend schnelle Regeneration der Jugend!


Unsere Wirtin hat uns in Herz geschlossen ;-)

Nach dem Frühstück sammelt uns heute der Bus ein - kein Radfahren heute. Das Gefühl zu betuppen weicht aber nur widerwillig der Vernunft - es regnet und der Himmel verheißt nichts gutes.


Lucas ist wieder gut drauf - YES!


Noch hängen die Wolken tief in den Bergen - aber das soll sich bald ändern

Die Räder sind schnell im Bus verstaut und wir lassen uns gemütlich nach Madonna chauffieren. Doch was ist das? Nach 5 Minuten im Bus hört es auf zu regnen. Wir fahren über den Tonnale Pass, der noch etwas im Nebel hängt und dann kommt die Sonne raus. Im Ernst. Die Sonne scheint die ganze weitere Fahrt und auch als wir in Madonna ankommen können wir in der Sonne auf der Terrasse unserer Wohnung hocken.


Sonne in Madonna die Campiglio - das darf doch nicht wahr sein!!!

Dabei steht neben der Rezeption ein Wetterbericht für den Tag und was zeigt er? Regen den ganzen Tag. Aber so ist das. Die Lektion haben wir gelernt, wir kennen uns in den Bergen einfach wenig aus, sonst hätte man vielleicht erkennen können, dass der Tag gar nicht so schlimm wird - aber egal.


Wir fühlen uns leicht verarscht. Regen ist das da draussen nun wirklich nicht.

Schwimmbad und Sauna des Hotels nehmen uns ein wenig die Gedanken an die verpassten Trails und wir genießen einen Tag nicht im Sattel, sondern im Wellness-Bereich.


Badekappenpflicht in italienischen Schwimmbädern. Nice!
 
Krasse Tour. Es ist einfach unglaublich, wie einem Nässe und Kälte die Kräfte rauben können...
Das erlebt früher oder später jeder mal, der in den Bergen unterwegs ist.
 
Krasse Tour. Es ist einfach unglaublich, wie einem Nässe und Kälte die Kräfte rauben können...
Das erlebt früher oder später jeder mal, der in den Bergen unterwegs ist.
Also ich hätte nie gedacht, das es mir so krass den Stecker zieht. Die Tage zuvor ohne mein kleines Kettenblatt habe mir langsam die Energie geraubt. Und am Gavia war dann einfach Schicht im Schacht.
 
Man muss sich dabei @luckipucki s Leistung über diese gesamte Woche nochmal vor Augen führen. Ich kenne aus dem Stand niemanden, der dieses Programm mit einer Übersetzung von 1:1 geschafft hätte. 💪🏻💪🏻💪🏻
 
Hallo,
eine beeindruckende Tour. Kann man sich da anschließen, wieviele Fahrer sind dabei? Vorgaben für den Untersatz?
Macht ihr noch andere coole Touren oder Events?
Best Grüße
 
@Radfahrer2016 danke - ja beeindruckend war das auch für uns alle. Für 2023 fahren wir nur zu zweit und wieder auf klassischen Gefährten (diesmal aber anderer Werkstoff als 2022).

Ganz generell, es empfiehlt sich wirklich vorher zu schauen, ob die Chemie stimmt, der Leistungsstand in etwas gleich ist und man die gleichen Vorstellungen von so einer Tour hat, denn so was ist immer auch eine Grenzerfahrung. Unsere Gruppe hat - obwohl sich nicht alle kannten - sehr sehr gut funktioniert. Ich möchte mir nicht vorstellen, wie das gelaufen wäre, wenn es auch noch in der Gruppe Zoff gegeben hätte. Ein kleiner Einblick in unser Kennenlernprogramm und die Orga:

  • Ursprünglich zu fünft kannten sich drei von uns bereits von mehreren Jahren Harz-Touren mit gemeinsamer Übernachtung in einem Haus
  • Willi kenne ich seit vielen Jahren und war schon unzählige mal mit ihm im Radurlaub - die anderen kannten ihn nicht
  • Ingo ist ein Freund von @plueck76 , der leider nicht mitkonnte. Wir kannten Ingo vorher nicht/er kannte uns nicht.

Dez. 21: Ingo und ich haben vorher einige male telefoniert, um praktische Fragen aber auch die (später aufgeweichte) "Reglement-Strenge" zu besprechen.

Dez 21: Gründung einer Signal-Gruppe für die Orga und zum lockeren quatschen (wichtig)

Jan 22: Videokonferenz zum Kennenlernen aller

Feb - Mai 22: Weitere Kommunikation in der Gruppe/Orgakram / gegenseitige Motivation / Trainingsstände

Juni 22: Probetour über zwei Tage auf dem Rennsteig in Thüringen

Man sieht, das war ein ziemlich langer Angang. Ich will nicht pauschal blocken, aber dieses Jahr ist nicht so viel Orga drin, weil wir nur zu zweit sind - ob wir ne Probetour schaffen weiss ich auch noch nicht.
 
Tag 7
Madonna di Campiglio - Riva del Garda

65km - 1.300hm
„Drinks de ejne met?“




3000hm! BERGAB!

Finaltag! Endlich oder besser gesagt schon! Endlich können wir wieder auf die Räder, der Ruhetag hat uns zu rastlosen und Trails entgegenfiebernden Bikern gemacht. Heute gilt es noch einmal. 3000hm! Bergab ;-) Nur 1300hm Kletterei und nicht wenige aber moderate 65km warten heute zum Abschluss auf uns. Und dann ist unsere Tour auch schon vorbei. Kaum zu glauben.


Am Morgen in Madonna di Campiglio…


… es ist kühl, aber das Wetter verspricht einen tollen Abschlusstag!

Wir stärken uns in unserer seelenlosen Bettenhochburg noch einmal am reichhaltigen Buffet und machen dann unsere Räder startklar. Draussen ist es kalt, aber der Himmel macht Lust auf den letzten Tag: Kaum eine Wolke am blauen Himmel, es sieht gut aus. Erst am späten Nachmittag sollen in Riva ein paar Wolken aufziehen. Also fahren wir erstmal aus Madonna di Campiglio raus und verschwinden in einem kleinen Waldstück am Ortsrand. Da geht es wieder richtig zur Sache aber die Wurzelteppiche machen uns mittlerweile keine Probleme mehr.


Direkt zu Beginn geht es durch wurzelige Passagen


Wir sind mittlerweile routiniert und schlängeln uns durch den Wald


Auch am letzten Tag noch hochkonzentriert. Willi!

Ein letztes mal sehen wir unsere Dauerbegleiter, die E-Biker-Fraktion. Sie kreuzen uns einmal auf dem Feldweg als wir den Trail hinabschreddern. Das letzte mal sehen wir sie an einem Rasthaus mit pittoreskem Wasserfall im Hintergrund. Dort machen die Herren Pause während wir nach einem kurzen Fotostop im Unterholz verschwinden, wohlwissend, dass die uns hier bestimmt nicht folgen werden.


Johannes, die Orga-Tante


Lucas, Mr. 1:1


Ingo, a.k.a. Spartacus


Willi, Alterspräsident

Anschließend geht es noch einmal stramm bergauf. Wie so oft in dieser Woche folgen wir zunächst geschotterten Wirtschaftswegen, um danach bis zum Gipfel auf Trails und Wiesen emporzuklettern.


Schöne Eindrücke auf dem ersten Teil


Nochmal schnell mit Aldo vom Hotel wegen des Essens am Abend schreiben


Ingo und Willi

Bis zum Lago die Valagola ist das zwar nicht ganz unanstrengend aber mittlerweile Routine. Doch der Weg zum Bärenpass ist noch einmal eine echte Herausforderung. Steil und oben heraus technisch macht er zum Schluss der Woche doch viel Spass, wissen wir doch, dass dies der letzte echte Berg auf unserem Programm ist.


Spätestens hier heißt es Armlinge aus und Sonne tanken! Lago di Valagola


Die Wiese hoch zum Bärenpass ist zu steil und zu rutschig zum Fahren - ein letztes mal Schieben!

Oben angelangt steht eine kleine „Grotte della Madonnina“. Dort ist es so weit: Lucas legt das kleine Ritzel dort oben ab. Er braucht es nicht mehr. 6 Tage ist er ohne kleines Ritzel mit einem 32er Kettenblatt über die Alpen gefahren. Was für ein Kraftakt, was für eine Leistung. Hut ab, mein Freund!



Dann sind wir oben! Pause am Bärenpass


Wir danken der Maria am Gipfel…


… und lassen das Kettenblatt der Schande als Andenken hier. Lucas braucht es nicht mehr.

Ein kurzer Gruß und Dank im Gipfelbuch, dreimal die Glocke geläutet und danach zieht es uns wieder weiter. Es gibt noch einige KM abzuspulen. Aber es geht hauptsächlich bergab. Ein seltsames Gefühl. Genauso wie die wärmende Sonne. Zum erstenmal auf unserer Alpenüberquerung bestreiten wir eine wirkliche Sommer-Tour. Die Wärme Italiens verheißt: Es ist nicht mehr weit!


Denn jetzt ist es leicht!


Fantastische Aussicht!


Auf dem unteren Teil des Bärenpasses kann man es schön rollen lassen…


Mit oder ohne kleines Kettenblatt ;-)

Lucas und Ich zünden noch einmal den Turbo!

Noch einmal geht es leicht bergauf zum Passo Ballino, eine lockere Übung. Wir schlängeln uns am Berghang entlang Richtung Tenno See. Türkisblau empfängt uns dieser und die Mengen an Menschen, die seine Ufer bevölkern, kommen uns schon komisch vor, denn eine Woche lang haben wir reichlich wenig andere getroffen. Wir nehmen daher eine Abkürzung vom See hoch zur Strasse und ballern dann gen Gardasee, Leider verpassen Willi und Ingo die Abzweigung und rauschen trotz Geschrei an uns vorbei auf der gut ausgebauten Straße ins Tal - wir wollen jedoch noch einmal kurz Richtung Westen über Zucchetti runter zum Gardasee, denn die Strecke rüttelt uns auf ruppigen Pfaden noch bis wenige Meter vor Riva ordentlich durch. Genau was wir nochmal wollen, denn es stellt sich zumindest bei mir schon ein bisschen Wehmut ein. Natürlich sind wir froh, dass wir es geschafft haben, aber schade, dass es schon vorbei ist.


Die Ebene vor dem Gardasee bei Flavé


Lago di Tenno. DAS ist türkis.

Irgendwann stoßen Ingo und Willi wieder zu uns und einige Minuten später haben wir die letzten 500hm vernichtet. Wir rollen über (stark befahrene!) Straßen zum Gardasee. Und dann sind wir da.


Wir können ihn sehen!

Wir fallen uns um den Hals und bevor wir zum Hotel aufbrechen, gönnen wir uns in einer der ersten Eisdielen der Uferpromenade das größtmögliche Eis inkl. Sahne. Während Ingo aber erst noch einmal guter Samariter ist und einer Dame beim Schlauchwechsel hilft, genießen wir unser Rieseneis. Danach machen wir uns auf den Weg nach Torbole zu unserem Hotel.


Während Ingo noch einmal beim Schlauchwechsel hilft…


… genießen wir schonmal ein „kleines“ Eis. FINITO!

Natürlich halten wir unterwegs noch einmal zwischen den ganzen Badegästen an und drapieren Marks Konterfeit auf einem schwarzen Brett neben einigen Kauf- und Verkaufsanzeigen für Surfboards. Mark, schön dass Du trotzdem immer dabei warst!


Unser Hotel haben wir gut ausgesucht. Es gibt eine eigene Bikegarage mit abschließbaren Einzelstellplätzen und wir können im Haus heute Abend speisen. Was will man mehr? Ach ja! Noch bevor wir unter die Dusche springen, gehen wir in Radklamotten an den See. Mit ein paar Bierchen bewaffnet suchen wir uns eine nette Ecke und dann sprinten wir in bester Transalp-Manier in unseren Klamotten in den See. Gar nicht so kalt hier.

Beim Abendessen lassen wir ordentlich auffahren und hier entsteht auch noch einmal das Recap als Audioaufnahme, das in weiten Teilen meine Gedankenstütze für diesen Bericht gewesen ist.

Zusammenfassung des 7. Tages im Video:


Fazit

Man kann mit einem 30 Jahre alten starren Stahlrad über die Alpen fahren! Überall ernteten wir damit ungläubige Blicke, aber es war keine Qual - im Gegenteil, die Einfachheit, die direkte Rückmeldung und das Classic-Feeling halfen mir zumindest auch kopfmäßig immer positiv gestimmt zu bleiben.

Natürlich hat die 20/32 Übersetzung geholfen. Mit 26/28 hätte ich das wahrscheinlich nicht so lustig gefunden (okay, Lucas hätte da nur müde gelächelt, aber der fährt im Harz auch mit 23er Kassetten rum). Und auch die moderneren Laufräder mit breiten Felgen halfen, aber der Spirit war da!

Danke an meine Mitfahrer - ihr seid die Besten!

Ingo, Du bist ein Pfundskerl und auf Dich ist immer 100% verlass!
Willi, unser Alterspräsident immer gut drauf, weise Worte und Teamgeist par excellence!
Lucas, eine bärenstarke Leistung! Danke fürs Ertragen meiner Schnarcherei und so viele coole Momente, mein Freund!


- FIN -
 
Einfach super Tour und Bericht.

Vielen Dank für's teilen und unterhalten von uns allen.

Wünsche euch allzeit feste Oberschenkel und Waden für weitere schöne MTB-Touren

VG Martin
 
Super ehrlicher Bericht, Genial!
Hat Erinnerungen geweckt.
Wir sind die "angelehnte" Albrecht V2 im Jahr 98 gefahren, Obersdorf - Riva
Gestartet zu fünft, angekommen nur zu viert.
Unterwegs unterhalb vom Garvia in St.-Catarina mußte ein Kollege aufgeben, Krankheitsbedingt!

Wie seit Ihr wieder zurück nach Garmisch gekommen?
Mit dem Zug oder habt Ihr Euch abholen lassen?
 
Auch von mir vielen Dank für's Zeigen und natürlich auch Schreiben, Johannes!
Das war deiner Beschreibung nach ja ein tolles Abenteuer in grandioser Landschaft.
Die "Bonzenvariante" als Rückfahrt habt ihr euch echt verdient, vor allem der Lukas ohne seinem kleinen Kettenblatt. So gut wie ihr war ich noch nie drauf, als das ich eine Chance gehabt hätte, euere Tagesleistungen durchzuziehen! Auch ohne schwerem Rucksack und mit kleinem Blatt.

Liebe Grüße,
Armin.
 
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