Ok, da hat bei dir die statistische Varianz im negativen Sinne zugeschlagen, leider. Ich zweifle deine Beschreibungen und Erfahrungen nicht an, sowas findet sicher immer wieder statt.
Ich kann hier nur sagen, dass auf die Art und Weise, wie du den Umgang hier beschreibst, bei mir im Haus über vier vollstationäre Abteilungen + Tagesklinik + teilstationäre Abteilung + Psychambulanz flächendeckend so nicht gearbeitet wird.
Jährlich sind wir mehrmals im direkten Austausch mit anderen Psychiatrien, damit keine Betriebsblindheit entsteht und arbeiten eng mit externen Therapeuten, Wohngruppen usw. zusammen, inkl. spezieller Entzugskliniken und auch da ist mir diese Form der Behandlung als Ansatz nicht untergekommen.
Der absolute Großteil der eingesetzten Medikation hat zudem keine kurative Wirkung und das weiß hier auch jeder, inklusive des Patienten; gilt auch für MPH bei ADS/ADHS, Antidepressiva etc.
Das heißt eine rein medikamentöse Therapie ohne multimodalen und systemischen Ansatz wird hier nicht durchgeführt, abgesehen von Akutfällen, aber dort auch nur als zeitlich eng begrenzte Krisenintervention.
Ich wollte das hier nur gesagt haben, falls es stille Mitleser und Betroffene gibt, die sich durch eine einseitig negative Darstellung abschrecken lassen und evtl. notwendige stationäre Hilfe deswegen nicht angehen oder nachher mit schweren Verläufen in wenig evidenzbasierten Bereichen landen.
D.h. nicht, dass in dem Bereich nicht gemurkst wird, nicht auch Gesäßviolinen auf der anderen Seite des Tisches sitzen, ich nur goldene Häufchen fabriziere, die Psychiatrie nicht Defizite hat, Fehldiagnosen und Fehlbehandlungen nicht stattfinden usw. - Wie es eben bei jedem Feld der menschlichen Betätigung der Fall ist, bzw. sein kann.
OT Ende