Von siebenacht (letzten Sonntag) mal abgesehen, weiß ich gar nicht, was meine Teammitglieder radfahrmäßig am Wochenende so treiben. Eigentlich wollten wir ja mal was gemeinsam machen.
Derweil kann ich ja mal erzählen, wie's bei mit heute war.
Wenn es in Berlin und Umgebung stürmt und regnet, fährt man zum Punktesammeln so lange Richtung Süden, bis die Sonne scheint. Man kann ja auch mal die benachbarten Bundesländer besuchen. Da ich mich nicht zwischen Sachsen und Sachsen-Anhalt entscheiden konnte, fuhr ich ins Dreiländereck, in die Dübener Heide. Da wollte ich schon lange mal hin. 1,5 h von Berlin, das ist gerade noch erträglich.
Ziel waren eigentlich "Mad Max", "Big Wheel", "Gemini", "Medusa" und "Mosquito". *
Schon bei der Anfahrt wurde ich (wieder mal) Opfer von ländlicher Wegelagerei. Was sich im Spreewald Zampern nennt, läuft in der 175-Seelengemeinde-Möllensdorf unter dem Titel "Sammeln für den örtlichen Karnevalsverein". Immerhin bekam ich nach Entrichtung meines Obolus von den mit Duschvorhängen und anderen lustigen Kostümen bekleideten Bewohnern einen selbstgebackenen Kreppel (wohl sowas wie bei uns ein Krapfen) mit auf den Weg. Das war sehr lecker. Ich glaube, die Möllensdorfer waren so ziemlich die letzten Menschen, die ich auf meiner achtstündigen Tour gesehen habe.
Tourstart war dann südlich von Wittenberg, am Bergwitzsee. Der Sturm hatte die Eisschollen alle auf eine Seeseite getrieben, was ziemlich bizarr aussah und seltsame klirrende Geräusche machte. Ich verzog mich aber alsbald in den nahezu windstillen Wald und erreichte nach kurzer Zeit Reinharz:
Das rund 300 Jahre alte Wasserschloss.
In Bad Schmiedeberg stand ich vor einem Radfahrerdenkmal.
Radfahren am Radfahrerdenkmal verboten!
Hier, ungefähr, war 1914 die geographische Mitte Deutschland.
Anfangs ging es recht flott auf trockenen Wegen und es konnte schon bald die erste Rast gemacht werden.
Hier hätte man noch Schlittschuhlaufen können.
Warum bei so vielen Wanderwegen kein einziger Wanderer zu sehen war, sollte ich noch verstehen.
Abwechslungsreiche Mischwälder und hügeliges Gelände. Zu anderer Jahreszeit macht es hier sicher noch mehr Spaß zu fahren.
Auf der Rückseite von Reinharz fing es dann an. Nahezu unpassierbare Wege.
Was auf den Feldwegen die Feldwirtschaft anrichtet...
... schafft auf den Forstwegen die Forstwirtschaft.
Lecker!
Der Einsatz der Holzerntemaschinen war leider flächendeckend, so dass meine Durchschnittsgeschwindigkeit in den Keller ging. Als es anfing zu dämmern, hatt ich noch nicht mal die Hälfte der geplanten ca. 100 km geschafft. Ich musste auf Asphalt ausweichen. Da auch die Straßen fast völlig leer waren, eine angenehme Alternative.
Die Sonne zeigte sich nur selten, aber wenigstens blieb es den ganzen Tag trocken bei zweistelligen Plusgraden. Was will man Anfang Februar mehr erwarten?!
6 Kilometer Schmerz.
Mein eigentliches Ziel "Ferropolis" konnte ich nur noch von weitem und in fortgeschrittener Dunkelheit bewundern. Zoom und Restlichtverstärker lassen es heller und größer erscheinen.
* "Mad Max", "Big Wheel", "Gemini", "Medusa" und "Mosquito" sind verschiedene Bagger. Näheres, auch zu den Rockgrößen, die dort schon aufgetreten sind, hier:
http://de.wikipedia.org/wiki/Ferropolis
Insgesamt war es eine tolle Tour, auch wenn ich gerne schneller vorangekommen wäre und mein Ziel letztendlich zu spät erreicht habe. Viele Dinge musste ich rechts und links liegen lassen. Da waren einige Aussichtspunkte, lehrreiche Dinge über Biber, Köhlereien, alte Mühlen und, und, und...
Da diese "Heide-Biber-Tour", auf der ich gefahren bin, ein "Qualitätsweg mit Gütesiegel" ist, wundert es mich, dass er von den Forstmaschinen in unpassierbaren Schlamm verwandelt wird. Aber vielleicht soll ja dort demnächst ein Moorbad eröffnet werden.
Ich werde dort wohl zu einer trockenen Jahreszeit noch mal hin müssen.
Schönen Sonntag!
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