Diabetes Typ 1 - Ernährung auf Radreisen

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Stuttgart
Hallo zusammen,

gibt es hier Typ1 Diabetiker, die gerne auf längeren Touren unterwegs sind?

Hintergrund: Meine Frau ist seit der frühen Jugend Typ 1 Diabetikerin. Sie ist begeisterte Läuferin, läuft mehrmals die Woche, mindestens einmal im Jahr Halbmarathon. Beim Laufen hat sie ihre Einstellung gefunden und absolviert auch längere Läufe ohne allzu große Schwankungen im Blutzucker.

Anders sieht es beim Radfahren aus. Seit einigen Jahren machen wir gerne längere Touren. Gerne mit viel Gepäck und Übernachtungen. Da man hier bis zu sieben Stunden auf dem Rad sitzt ist das eine vollkommen andere Belastung als zb bei einem Halbmarathon. Die Schwankungen im Blutzucker sind deutlich größer und regelmäßig fährt sie in eine Unterzuckerung.

Nun fahren wir demnächst einen Alpencross von der Haustür im Raum Stuttgart zum Lago Maggiore.

Daher hier die Frage an andere Typ 1 Diabetiker. Mit welchen Ernährungskonzepten geht ihr auf große Fahrt?
 
Moin,
Sowohl als auch.
Nutzt deine Frau Pumpentherapie oder ICT? Wenn ICT, welches Basalinsulin?

Ich nutze derweil ein Semi-Closed-Loop-System mit CamAPS und dort funktioniert das über die reduzierte Insulinabgabe recht gut, es bleibt aber dabei, dass ich regelmäßig was snacken muss. Ich denke aber, da kommt niemand und unter keinen Umständen drum rum, bei erhöhter Belastung.

Zuvor habe ich bei hohen Belastungen mein Basalinsulin entsprechend reduziert. Das klappt immer dann gut, wenn die Dauer der höheren Insulinsensitivität und die Wirkungsdauer des Insulins gut zusammen passen, daher die Frage nach dem verwendeten Insulin. Mit Levemir funktioniert das meiner Erfahrung nach sehr gut, mit etwas veralteten Lantus auch. Tresiba, das ich ansonsten für ein vorzügliches Insulin halte, ist in dieser Hinsicht etwas tricky, weil man mindestens 24h vor Belastungsbeginn, drüber nachdenken muss, was da auf einen zukommt.

Details gerne, wenn du was zu Pumpe/ICT geschrieben hast. Dann geh ich auch nochmal ausführlicher auf Ernährung ein.
 
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Danke für deine Antwort.

Meine Frau hat schon seit der Jugend eine Insulinpumpe. Heute in Kombination mit einem dexcom kontinuierlichen Messsystem. Das ist schon cool, was sich da in den letzten Jahren getan hat.

Wir haben uns mit einigen energie- und balaststoffreichen Riegeln eingedeckt.
Zusätzlich habe ich die Dexcom App installiert und kann mitschauen ob sich ein Trend entwickelt.
Wir sind absolut zuversichtlich und freuen uns wahnsinnig auf die Reise. Ich werde hinterher ein paar Worte dazu schreiben, wie es gelaufen ist.
 
Bei andauernder Belastung ist es meiner Erfahrung nach sinnvoll die Basalrate um 40-50% während der Belastung zu reduzieren und um 20-40% nachts. Deine Frau scheint sehr regelmäßig Ausdauerbelastung zu haben, das heißt die Insulinsensitivität dürfte ohnehinrecht hoch sein. Da kann auch eine geringere Reduktion ausreichen, weil der Unterschied zu sonst nicht so groß ist.

Ansonsten: Kohlenhydratzufuhr kontinuierlich in kleinen Dosen wie bei jedem anderen Menschen. Ggf. Mit so Tabletten für die Trinkflasche, das funktioniert bei mir recht gut. Essen bei Dauerbelastung muss halt sein.
Ich komme zunehmend dazu, dass die Anpassung der Basalrate die wichtigste Stellschraube ist, weil man über den Tag verteilt sonst schnell unglaublich viel Essen muss, was sehr anstrengend ist. Ich habe das mal bei einem Gravelevent mit ~160km/Tag nicht ordentlich gemacht - damals noch mit Tresiba - und musste über den ersten Tag kontinuierlich soviel essen, um nicht abzuschmieren, dass ich kein Abendessen mehr runterbekommen habe.
 
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Ich habe eine viel bessere Erfahrung mit einem höherem Protein- und Fettanteil in der Ernährung. Vor allem Protein. Dadurch ist mein Blutzucker viel viel stabiler.
In meinem Fall sind das (bei 90kg):
~ 180g Protein (~2g pro kg Körpergewicht)
~ 70g Fett (~0,8g pro kg Körpergewicht)
erst den Rest fühle ich mit komplexen Kohlenhydraten auf um auf meine Kalorien zu kommen. Evtl. Absenkung kompensiere ich möglichst mit Obst (anstatt Traubenzucker) + etwas komplexem.
Wenn ich es mit (einfachem) Zucker auffange, ist die Gefahr groß, dass es zu einem JoJo Effekt kommt.

Immer wenn ich mich unterwegs von dem Durchschnittsessen (Bäcker, Hotel, Restaurant, etc.) ernähre, fängt mein BZ an zu schwanken. Erst recht bei Aktivitäten.

Ob das Deiner Frau etwas bringt, kann ich aber nicht beurteilen.

Viel Spaß auf der Tour (falls ihr nicht schon zurück seid). Zur Not einfach mal öfters Pause machen wenn es der BZ erfordert. Lasst Euch nicht davon stressen. Manches kann man nicht erzwingen.
 
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Klappt das bei dir bei erhöhter Belastung ohne Schwierigkeiten? Mein Körper bekommt das bei reduzierter Aktivität der Verdauung unter körperlicher Belastung nicht hin. Mir wird dann schlecht und ich unterzucker trotzdem.
Also KH gehen natürlich nicht als reine -ose rein, sondern in Form von langkettigen oder in Kombination mit Fett/Eiweiß, aber nur auf F/PE zu setzen haut nur bei sehr mäßiger Belastung hin.
 
bei mir klappt das, aber das lässt sich nicht pauschalisieren. Ernährung ist ein so unglaublich komplexes und individuelles Thema. Das hängt von so vielen Faktoren ab. Sogar auch vom Alter :eek:.

Grundsätzlich ist es auch so, dass ich im Idealfall die leicht(er) verdaulichen Sachen um die sportliche Aktivität herum esse. Vor allem direkt nach dem Training. Da haue ich mir immer so ein Protein-Bananen-Smoothie rein :troll:.

Ich ernähre mich übrigens zu 99% vegetarisch. Das wird bestimmt auch irgendwelche Auswirkungen haben :ka:

Aber ich mache auch eher selten länger als 2-3h Sport am stück.

Trotzdem ist das so eine Beobachtung, die ich in den fast 30 Jahren mit Diabetes gemacht habe: Ausgewogener mit weniger KHs sorgt für mehr Stabilität. Vor allem industriellen Zucker, Backwaren und Teigwaren versuche ich zu meiden. Natürlich nicht ganz, ich will ja noch mein Leben genießen 8-).
 
Trotzdem ist das so eine Beobachtung, die ich in den fast 30 Jahren mit Diabetes gemacht habe: Ausgewogener mit weniger KHs sorgt für mehr Stabilität. Vor allem industriellen Zucker, Backwaren und Teigwaren versuche ich zu meiden.
So sieht es aus. Beim Sport klappt das bei mir leider nur sehr begrenzt, grade bei intensiveren Belastungen.

Natürlich nicht ganz, ich will ja noch mein Leben genießen .
Ganz wichtig:D
 
Ich habe eine viel bessere Erfahrung mit einem höherem Protein- und Fettanteil in der Ernährung. Vor allem Protein. Dadurch ist mein Blutzucker viel viel stabiler.
In meinem Fall sind das (bei 90kg):
~ 180g Protein (~2g pro kg Körpergewicht)
~ 70g Fett (~0,8g pro kg Körpergewicht)
erst den Rest fühle ich mit komplexen Kohlenhydraten auf um auf meine Kalorien zu kommen. Evtl. Absenkung kompensiere ich möglichst mit Obst (anstatt Traubenzucker) + etwas komplexem.
Wenn ich es mit (einfachem) Zucker auffange, ist die Gefahr groß, dass es zu einem JoJo Effekt kommt.

Immer wenn ich mich unterwegs von dem Durchschnittsessen (Bäcker, Hotel, Restaurant, etc.) ernähre, fängt mein BZ an zu schwanken. Erst recht bei Aktivitäten.

Ob das Deiner Frau etwas bringt, kann ich aber nicht beurteilen.

Viel Spaß auf der Tour (falls ihr nicht schon zurück seid). Zur Not einfach mal öfters Pause machen wenn es der BZ erfordert. Lasst Euch nicht davon stressen. Manches kann man nicht erzwingen.
Ich habe mich jetzt ja gar nicht mehr gemeldet.

Kurz das Wichtigste:
Die Tour war super!
Es gab zweimal ne größere unterzuckerbedingte Pause. Die zweite war tatsächlich 5km vor Tourende und etwas heftiger aber nicht dramatisch.
Ansonsten lief es prima. Wir waren an 5 Tagen im Schnitt 5-6 Stunden im Sattel.
Im Gegensatz zu vorangegangenen Touren haben wir strikt darauf geachtet uns frühzeitig zu stärken. Bevor der Hunger kommt. Und vor allem der Unterzucker.
Überwiegend ballaststoffreiche Riegel und Obst. Aber nicht im Übermaß. Lieber etwas öfter ne kurze Pause mit kleinem Snack, als ne große mit viel Nahrung. Also so wie du es oben beschrieben hast, sonst kommen die Schwankungen BZ Spiegel.
Geholfen hat auch die Follow-App, auf die ich regelmäßig geschaut habe.
Zwei Stunden vor dem Ziel haben wir in der Euphorie den Fehler gemacht, einfach nur noch zu fahren. Daran merkt man, dass eine gewisse Disziplin einfach erforderlich ist.

Also nochmal: war einfach klasse. Mal schauen, wo es nächstes Jahr hingeht 8-)

Viele Grüße
 
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