Iran en pedales

lomo

LowMoe
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Vor der Pfalz (Speyer)
So, nachdem der ein oder andere schon gefragt hat, will ich hier ein kleinen Reisebericht über unseren Aufenthalt im Iran abgeben


Iran002 by *lomo*, auf Flickr

Iran? Wieso ausgerechnet Iran? Das wurden wir im Vorfeld der Reise oft von vielen Leuten gefragt, denen wir von unserem Vorhaben erzählten. Mein Chef hatte sogar Angst, daß ich nicht mehr aus dem "Krisengebiet" zurückkehren würde. Der Iran stand bei uns schon immer irgendwie und irgendwo als Reiseland auf der Liste, aber schlussendlich hat dieses Video für den finalen Impuls gesorgt:

Ok, wir sind keine Bikebergsteiger, aber wir verfolgen auch den Ansatz wie im Film "keine Hotels, keine Leihwagen" ... naja, zum Schluss wurden es dann doch ein paar Hotelaufenthalte. Im Vorfeld haben wir uns versucht über den Iran zu informieren, wobei ein Reiseführer gute Dienste leisten kann, aber auch die obligatorische Pflichtlektüre "Couchsurfing im Iran" zum Zuge kam. Sehr gute Informationen gibt es auch in diversen Reiseblogs über den Iran, z. B. http://de.anekdotique.com/backpacking-iran/.

Im Vorfeld galt es sich das Visum zu besorgen ... ich weiß, es gibt auch die Möglichkeit des Visa-on-arrival, aber wollten sicher gehen und das Visum vorher in der Hand haben. Allerdings muss man sich vor der Beantragung des Visums eine sogenannte Referenznummer besorgen, was wir über Hr. Tabatabai von http://www.iran-reise.com/. Nach ca. drei Wochen erhielten wir die Referenznummer und wir konnten dann das eigentliche Visum bei dem für uns zuständigen Konsulat (in dem Fall Frankfurt) beanragen. Das ging schnell und problemlos und nach 5 Tagen waren die Reisepässe zurück.


Iran by *lomo*, auf Flickr


Iran by *lomo*, auf Flickr


Aber ausser dem Visum galt es noch Equipment zu besorgen wir wollten unsere Räder nicht mit herkömmlichen Satteltaschen ausstatten, sondern haben uns für Bikepacking entschieden, also ein Frontroller an den Lenker, ne (kleine) Rahmentasche und Tasche an der Sattelstütze, dazu halt noch Rucksäcke. Da es geplant war auch durch das Elburz-Gebirge im Norden Richtung Kaspisches Meer zu fahren und wir davon ausgingen, dass wir nicht immer in festen Behausungen übernachten, wurde auch eine Campingausrüstung in Form von Zelt, Luftmatratze, Schlafsack und (Spiritus)Kocher mit in die Ausrüstung einbezogen.

In unserem grenzenlosen Organisations- und Planungstalent haben wir im Vorfeld nur eine ganz grobe Route erstellt und ausser den Hin- und Rückflügen hatten wir nur für die ersten beiden Nächte eine Unterkunftsmöglichkeit bei einer Familie über Couchsurfing.com klar gemacht. Aber mit meiner Partnerin bin ich diese Art und Weise des Reisen schon gewohnt, so dass wir uns eigentlich relativ spontan Unterkünfte suchen und wenn nicht, wir haben noch ein Zelt dabei.
Unser grober Plan war es, im Südwesten in Shiraz zu starten, dann über Persepolis, Esfahan, Kashan, Qom in den Norden nach Qazvin zu gelangen und dann dort durch das Elburz-Gebirge ans Kaspische Meer zu gelangen. Die Rückreise sollte dann von Teheran aus erfolgen.
 
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Zwei Tage vor dem Abflug fangen wir dann an unser Gepäck und die Räder zu verpacken. Vielen Dank hier noch mal an Christian von "in velo veritas" für die Kartons. Dank dem Gepäckkonzept von Emirates können wir die Räder ohne Zuzahlung als normales Gepäck mitnehmen, aber das Kleingedruckte muss man schon beachten ;-) Also die Räder samt den Gepäcktaschen rein in den Karton, etwas polstern und gut zukleben.


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Am Freitagabend isses dann soweit. Ab nach Frankfurt, während Isa mit den Rädern eincheckt, bringe ich das Auto für geplante dreieinhalb Wochen zu "Sparparker". Der Hinflug in Richtung Dubai gestaltet sich angenehm im Airbus A380.


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An Bord genehmige ich noch mal einen Wein ... für längere Zeit. Denn im Iran gilt Alkoholverbot. Salud!


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Nach einem Zwischenstopp in Dubai mit langem Transfer auf die andere Seite des dortigen Flughafens geht es dann mit FlyDubai rüber nach Iran, beser gesagt nach Shiraz.


Iran by *lomo*, auf Flickr
 
Nach kurzem Flug erreichen wir vormittags Shiraz. Die Einreise gestaltet sich unkompliziert, der Beamte am Schalter heisst uns nach Durchsicht des Reisepasses herzlich willkommen. Dann banges Warten am Gepäckband. Wie werden die Kartons ausehen? Irgendwann kommen sie dann auch ums Eck und ... naja, ich hätte wohl an einigen Stellen nicht mit dem Klebeband sparen sollen und die vorhandenen Grifflöcher zukleben sollen, denn dort ist z.B. mein Karton ausgerissen. Aber im grosen und ganzen sieht es nicht schlecht aus ... alles ist da und funktioniert offensichtlich


Iran by *lomo*, auf Flickr

Unter neugierigen Blicken fange ich an die Räder zusammenzuschrauben während Isa schon mal ein paar Euro in Rial umtauscht. Apropos Rial, man muss dazu wisse, daß wir unser gesamtes Reisebudget für die geplanten 3,5 Wochen in bar bei uns führen, da es im Iran z.Zt. keine Möglichkeit, an Bargeld zu kommen, d.h. man kann nicht einfach zwischendurch an den Geldautomat gehen und etwas Geld "ziehen".
Nachdem wir wir fertig aufgerödelt haben, geht es raus in die Hitze, für Isa nicht ganz einfach, den es gelten bestimmte Kleidervorschriften, so dass sie immer lange Kleidung und ein Kopftuch tragen muss. Für mich als Mann gestaltet sich das einfacher.


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Wir orientieren uns kurz mit dem Smartphone und rollen los in Richtung Innenstadt. Wir benutzen eine kleine Parallelstrasse zur Haupteinfallstrasse um ein wenig dem Verkehr aus dem Weg zu gehen, den Radfahrer sind im Süden Irans her seltene Verkehrsteilnehmer und man muss schon aufpassen, da es den Asnchein hat, dass hier das Recht des Stärkeren gilt. Zwischendurch müssen wir anhalten und etwas trinken. Wir tehen vor einer Reifenhandlung und der Besitzer des Ladens kommt sofort angerannt und bietet uns Wasser zum trinken an. Isas Kreislauf sackt in dem Moment zusammen und sie muss sich auf die Strasse setzen. Der Reifenhändler bittet sie sofort in den Laden hinein und im klimatisierten Inneren legt sich Isa erst mal auf eine Couch, während ich mich schnell um die Räder kümmere. Nach kurzem Gespräch erfahren wir, dass seine Frau in Deutschland lebt und er ruft sie auch umgehend an, um ihr mitzuteilen dass er just zwei Radler aus Deutschand hier im Laden hat. Es dauert auch nicht lange und es steht auch Essen auf dem Tisch, ohne dass wir welches bestellt hätten ....


Iran by *lomo*, auf Flickr

Nachdem es Isa besser geht, wollen wir uns loseisen, was sich nicht so ganz einfach gestaltet, denn der gute Mann lädt uns ein bei ihm zu übernachten und er will uns nach Feierabend die Stadt zeigen. Wir lehnen danken ab, da wir scho eine Bleibe für die Nacht haben. Er lässt aber nicht locker und bittet uns mehrmals drum doch seine Gäste zu sein ... ausserdem hat er auch Alkohol. Zu Beweis macht er den Kühlschrank auf, wo ne Flasche Whisky drin liegt. Meine Güte, jetzt bin ich gerade 2 Stunden auf iranischem Boden und bekomme schon Alkohol angeboten. Bloss die Finger davon lassen, denke ich mir ..... Jedenfalls schaffen wir es uns von ihm loszueisen, nicht ohne noch Bilder zu machen und die Nummern auszutauschen. Wir setzen unseren We in die Innenstadt fort und an einer Kreuzung werden wir von einem jungen Paar angesprochen, die wissen wollen wo wir herkommen und was wir vorhaben. Sie empfehlen uns den Eram-Garten zu besichtigen und wir machen uns au den Weg dort hin. Im Garten können wir ein wenig entspannen und geniessen und planen im Schatten der Bäume den weiteren Abend bzw. den Weg zu unserem Couchsurfing-Gastgeber.


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Dummerweise wohnt der aber nicht zentral in Shiraz, sondern ca. 15 - 20 km ausserhalb. Es gibt eine Metro/U-Bahn, die uns die Hälfte des Weges sparen würde, also gehen wir aus dem Park raus und rollen in Richtung U-Bahn-Station am Namazi Square. Auf dem Weg dorthin treffen wir Carlos, seines Zeichens Spanier, der auch mit dem Rad im Iran unterwegs ist. Sein Rad hat er aber in einer anderen Stadt bei einem Host von warmshowers.org deponiert ist mit dem ÖPNV zur Zeit unterwegs. Mit ihm zusammen wollen wir mit der Metro fahren, da er ein Stück weit den selben Weg hat. Parallel dazu stehen wir mit unserem Gastgeber via WhatsApp in Kontakt, der der Meinung ist, dass wir nicht mit den Rädern in die Metro können .... wir probieren es trotzdem. Am Schalter kaufen wir Tickets und als wir die Räder über die Absperrung heben wollen, kommt von hinten ein Mann, der meint, dass das nicht möglich sei. Nach kurzer Diskussion verabschieden wir uns von Carlos und tragen die Räder wieder hoch. Wie kommen wir jetzt zu unserem Gastgeber?
 
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Fett fett fett! Freut mich, dass wir euch motivieren konnten :).

Es müssen mehr Leute hin, um zu sehen, wie gut das Land ist. Und um endlich mit den Vorurteilen aufzuräumen.

Da hast du vollkommen Recht, Lev!!!
Ich greife jetzt der Berichterstattung vor, wenn ich von einem Gespräch mit einer jungen Frau erzähle, die zu uns gesagt "Bitte erzählt zu Hause, daß wir im Iran keine Terroristen sind!"
Später mehr ;-)
 
Weiter geht's. Wir stehen nach wie vor vor dem Problem zu unserem Gastgeber zu kommen. Also raus aus der U-Bahn-Station und Taxis suchen, wie unser Gastgeber per WhatsApp empfiehlt. Es vergeht kaum eine Minute als uns eine junge Frau ihre Hilfe anbietet. Wir tragen ihr unser Anliegen vor und sie bringt uns zur Einfahrt eines Krankenhauses, wo sie mit den dortigen Angestellten spricht. Sie versuchen alles mögliche in Bewegung zu setzen, aber offensichtlich können sie kein groß genuges Fahrzeug für die Räder auftreiben und im Bus können wir die Räder auch nicht mitnehmen. Irgendwann meldet sich unser Gasteber un dmeint, er kommt uns jetzt holen. Wir machen ihm klar, dass wir zwei Räder dabei haben und dass sein Auto wohl auch nicht groß genug ist ...


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Irgendwann taucht Iman mit seinem Saipa auf ... genau so groß oder klein wie alle anderen Fahrzeuge die hier rumfahren. "Egal" meint er, Kofferraum auf und die Räder hinten rein, vorher noch die Vorderräder raus. So ganz wohl ist mir nicht dabei, da die Räder gut einen Meter hinten rausstehen und der nachfolgende Verkehr in der allabendlichen Rush hour einen Mindestabstand von maximal 0,5 m einhält. Aber ohne größeren Schaden kommen wir bei Iman zu Hause in einem Vorort von Shiraz an. Das Haus ist rlativ modern und ruhig gelegen ... das sagt uns nach einem solchen Tag sehr zu. Räder raus, Gepäck vom Rad demontieren und hoch in die Wohnung, wo uns Frau und Kind erwartet. Schnell kommen wir ins Gespräch, bereiten das Abendessen zusammen zu und gehne flugs ans Esseb, da es schon spät ist. Danach noch Snalltalk auf dem Sofa und Übergabe der Gastgeschenke. Als Übernachtungsmöglichkeit bekommen wir das Kinderzimmer zugewiesen, wir breiten unsere Schlafsäcke aus fallen ziemlich müde und geschafft ins "Bett"!
 
Muss mal weiterschreiben ...

3. Tag: Shiraz

Wir stehen gut ausgeschlafen auf, unser Gastgeber ist schon längst auf Arbeit und frühstücken wir zusammen mit seiner und Frau + Kind. Danach bringt sie uns mit dem Auto nach Shiraz rein an den Namazi-Square und erklärt uns, mit welchem Bus wir wieder zurück fahren können.
Zu Fuß machen wir uns auf den Weg weiter ins Zentrum, an der Karim Khan-Festung vorbei, wo wir schon auf die erste deutsche Touri-Gruppe treffen.


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Schnell weiter zur Nasr-ol-Molk-Moschee um noch den morgendlichen Sonnenstand ausznutzen. Wegen ihrer bunten Glasfenster wird sie auch "Pink Mosque" genannt.


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Natürlich wird hier viel fotografiert und man steht sich gegenseitig im Weg um ein gutes Motiv zu erhaschen. Unser Weg führt zurück zur Lotf Al Khan und weiter zum Narenjastan-Garten. Wir der Namen vermuten lässt, stehen hier auch einige Orangenbäume.


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Und gleich nebenan steht, das Zinat-ol-Molk-Haus, dass wir auch noch besichtigen. Von dort aus bahnen wir uns den Weg durch die Stadt zum großen Shah-Cheragh-Heiligtum und nehmen unterwegs noch was Süßes.


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Der Zugang zum Heiligtum ist getrennt für Männlein und Weiblein und als Nicht-Muslime wir benötigen einen (kostenfreien) Guide. Zusätzlich müssen Frauen einen Tschador tragen, den man vor Ort leihen kann. Der sehr freundliche Guide empfiehlt uns doch auch mal Abend vorbeizukommen, wenn das Heiligtum beleuchtet ist.


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Zum Schrein selbst können wir als Nicht-Muslime nicht.


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Bei der Verabschiedung von unserem Guide lernen wir noch, dass ein Mann einer Frau nicht die Hand geben darf. Etwas verwundert aber akzeptierend gehen wir weiter, durch den Vakil-Basar zur Vakil-Therme, ein restauriertes Badehaus. Da uns der Hunger plagt suchen wir uns über Trip-Advisor ein Restaurant, dass auch vegetarische Gerichte hat. Trotzdem entscheide ich mich für etwas, was unseren p(f)älzischen Flääschknepp sehr nahe kommt:


Iran by *lomo*, auf Flickr

Geschmacklich aber irgendwie .... anders.

Nochmals geht es zu Fuß zum Heiligtum, mittlerweile ist es dunkel.


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So, nun aber wieder zurück zum Namazi-Square und mit dem Linienbus raus zu unserem Gastgeber, es ist schon spät. Man unterschätzt doch ein wenig die Größe der Stadt. Mit Unterstützung der Iranis erwischen wir den richtigen Bus. Bei Iman angekommen erzählen wir nochmal alles was wir erlebt und gesehen haben um abermals müde aber zufrieden ins Bett zu fallen.
 
Hey Lomo, klasse Aktion und gaaanz tolle Bilder! Im Studium hatte ich auch einige Iraner in Lerngruppen, die haben mir von Ihrer Heimat erzählt und Bilder gezeigt - einfach traumhaft.
 
Weiter geht's ...

4. Tag Shiraz -> Persepolis

So, nach 2 Tagen Aufenthalt in Shiraz geht es endlich mal für eine etwas längere Strecke auf das Rad. Nach dem gemeinsamen Frühstück mit Imans Frau und deren Eltern machen wir los. Erst mal in die richtige Richtung finden, dabei muss man stark befahrene Ein- und Ausfallstrassen überqueren und es gilt im Verkehr das Recht des Stärkeren. Wir machen uns bei wolkenlosem Himmel und entsprechend warmen Temperaturen auf in Richtung Osten am Rand einer stark befahrenen Strasse.


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Nach einigen Kilometern finden wir einen Abzweig nach rechts auf eine wenig befahrene Piste, wo wir in Ruhe in gleissender Sonne pedalieren können.


Iran021 by *lomo*, auf Flickr

Später müssen wir aber doch noch auf den Highway drauf und kämpfen uns in Richtung Persepolis durch. Unerwegs an einer Tankstelle füllen wir die Wasservorräte auf und unterhalten uns mit dem Tankstellenpersonal, dass natürlich auch Bilder mit uns machen will. In Marvdasht, wenige Kilometer vor Persepolis, machen wir noch mal Pause und legen uns in einer kleinen Grünanlage unter einen Baum in den Schatten, wie die Einheimischen das auch machen. Zwischendurch besorge ich Getränke an einem Kiosk und Obst bei einem Strassenverkäufer. Konversation in Englisch? No way, alles mit Händen und Füßen ... aber das geht auch.


Iran022 by *lomo*, auf Flickr

Als wir weiterrollen wollen, hält uns ein Pickup vom Militär an und frägt uns, was wir hier machen und wo wir hin wollen. Sie meinen zu uns, dass nicht jeder "Freund" ist, der seine Hilfe anbietet. Wir sollten etwas vorsichtiger sein, war ihr Ratschlag. Sie begleiten uns aus der Stadt und weisen uns den Weg in Richtung Persepolis. Eine ellenlange gerade Strasse führt uns dahin. Am Eingang müssen wir unsere Räder und unser Gepäck im "Deposit" abgeben, dann dürfen wir das Gelände betreten.


Iran023 by *lomo*, auf Flickr


Iran024 by *lomo*, auf Flickr


Iran025 by *lomo*, auf Flickr


Iran026 by *lomo*, auf Flickr

Ein ganz schöner Haufen alter Steine ....

Was mich bzw. uns beunruhigt ist, dass sich unser Couchsurfing-Gastgeber aus Marvdasht noch nicht gemeldet hat. Hm, am Eingang zu Persepolis blättern wir die gängigen Online-Portale, wie Tripadvisor und Booking.com durch, aber ausser zwei Hotels unmitelbar bei Persepolis gibt es kein Angebot. So langsam wird es dunkel und wir haben noch kein Nachtlager, so was macht mich immer unruhig und nervös. Irgendwann spricht uns ein älterer großgewachsener Mann auf italienisch an und wir kommen ins Gespräch. Wie sich heraustellt ist er Archäologe im Ruhestand und kommt jeden Tag bzw. Abend hierher. Als er unsere Lage hört, versucht er uns ein Nachtlager zu verschaffen. In der gegenüberliegenden bewachten Anlage kommen wir leider nicht unter, deswegen gehen wir die Strasse mit ihm in Richtung Marvdasht, wo eine Kleine Hotelanlage ist, in dessen Grünanlage übernachten können ... nach seiner Aussage. Vorher halten wir noch an einem kleinen "Supermarkt" an, wir brauchen noch Lebensmittel für das Abendessen und das Frühstück, ebenso Spiritus für den Kocher. Aber halt, Spiritus ist doch Alkohol und Alkohol ist verboten! Der gute Mann lacht und winkt ab. "Es gibt im Iran alles". So kommen wir in dem Mini-Supermarkt auch zu unserem Spiritus. Nach kurzem Weg sind wir in der Hotelanlage und ein kurzes Gespräch mit dem Hotelchef später, dürfen wir das Zelt zwischen den Bungalows auf dem Rasen aufstellen. Im Empfangsgebäude können wir die Sanitäranlagen und Duschen benutzen. Hotelgäste, die vorbeikommen, haben uns auch die Möglichkeit angeboten, bei ihnem im Bungalow zu duschen. Geduscht setzen wir uns vors Zelt, schmeissen den Kocher an und meine Freundin bereitet uns ein einfaches aber warmes Geburtstagsmahl zu. Müde und zufrieden fallen wir in die Schlafsäcke. Habe nie gedacht, mal so meinen Geburtstag zu feiern ....
 
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5. Tag Persepolis -> Esfahan

Der heutige Tag ist recht schnell erzählt. Nach einem kurzen Frühstück schlagen wir das Zelt ab und packen unser Gepäck.


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Beim Hotelchef bezahlen wir und machen uns auf den Weg zur Nekropole Naqsh Rostam.


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Dort schauen wir uns die beeindruckenden Felsengräber an und genehmigen uns ein zweites Frühstück.


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Mit einer einheimischen Reiseführerin kommen wir sehr schnell ins Gespräch, wie mit vielen anderen Iranis auch. Sie erzählt mir noch von ein paar guten MTB-Spots um Shiraz, allerdings haben wir diese Stadt schon hinter uns gelassen. Schade. Nach dem Frühstück geht es den Weg, den wir hergekommen sind, wieder eine paar Kilometer zurück, bis an die Stelle, wo wir die Autobahn Richtung Esfahan gekreuzt haben. Da wir die 400 km nach Esfahan nicht mit dem Rad machen wollen, stellen wir uns auf die Autobahnauffahrt, bis der nächste Fernreisebus kommt. So hat uns das der Archäologe von gestern empfohlen, einfach an den Fahrbahnan stellen, der Bus hält dann schon. Und wirklich .... es dauert keine 5 Minuten und schon steht ein Bus da. Jetzt geht alles sehr schnell, Räder in den Koferraum ...


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... und wir schnell in den gut klimatisierten Bus, in die erste Reihe und schon ist die Tür zu und die Fahrt wird fortgesetzt. So kann man dann doch recht angenehm durch die wüste Landschaft reisen. Mit dem Rad wären das mehrere Etappen gewesen.


Iran031 by *lomo*, auf Flickr

Nach einer gewissen Fahrzeit kommt jemand her und bittet uns, dass wir uns weiter nach hinten setzen und mit 2 Männern die Plätze tauschen, uns wird auch erklärt warum: Frauen dürfen nicht in der ersten Reihe sitzen! Ok, damit haben wir kein Problem und wechseln den Platz. Nach Hälfte der Fahrt machen wir an einem Truck-Stop Pause, essen und trinken was und bezahlen unsere Tickets. Anschliessend geht die Fahrt weiter, bis wir den nördlichen Busbahnhof von Esfahan erreicht haben, schnell leert sich de Bus und er brummt davon. Auch die ganzen Mitfahrer sind schnell weg. Hin und wieder hält ein Taxi-Fahrer an und möchte uns in irgendein Hotel bringen, wir lehnen dankend ab. Leider haben wir über couchsurfing.com keine Unterkunft bekommen, auch nicht über warmshowers.org. Meine Freundin hat da wohl eine falsche Vorstllung davon, dass die Leute wohl vor dem Rechner sitzen bis ne Anfrage kommt und dann sofort reagieren. Das ganze braucht doch wohl etwas mehr Vorlaufzeit ... Parallel habe ich über Tripadvisor nach Hostels geschaut und zwei in die engere Auswahl genommen. Wir navigieren mttels Smartphone durch die Großstadt, bis wir an die angegeben Adresse kommen ... allerdings weit und breit keine Spur von einem Hostel. Leute von gegenüber meinen, dass das zugemacht. Sie kommen runter und versorgen uns erstmal mit Süßigkeiten. Ich mache das zweit Hostel aus und navigiere uns dahin. Dort werden wir schon überfreundlich von einem dickeren Portier empfangen, zeitgleich kommen wir mit Backpacker aus Polen ins Gespräch, die über unsere Fortbewegungsart sehr verwundert sind, uns aber höchsten Respekt zollen. Beim einchecken stellen wir fest, dass es sich hier sowohl um eine Hostel, als auch ein Hotel handelt. Egal, hauptsache eine günstige Bleibe. Die Räder können wir sicher wegschliessen und wir gehen aufs Zimmer, machen uns schnell "frisch" und gehen in die Stadt, denn mittlerweile ist es dunkel und wir haben Hunger. Auf recht kurzen Weg kommt man in den Basar, der allerdings zum größten Teil schon geschlossen hat oder am schliessen ist. Wir genehmigen uns der Einfachheit halber Falafel auf die Hand und schlendern noch etwas in der Gegend umher und kommen noch in den Genuss uns die Jame-Moschee im Dunkeln anzuschauen.


Iran032 by *lomo*, auf Flickr

Danach gehen wir in unser Hostel zurück und geniessen auf der Dachterrasse noch den vorzüglichen Service und lassen uns Tee servieren, mit 5 verschiedenen Sorten Zucker. So lassen wir den Abend bei Tee trinken und Tagebuch schreiben ausklingen.
 
Wieder etwas weiter machen.

Tag 6, 7 & 8 Esfahan:

Ich lass einfach mal die Bilder sprechen und füge dann sukzessive den Text ein ;-)

Unser Hostel/Hotel liegt am nördlichen Basareingang, so dass wir wegen der Überdachung gut geschützt vor der Sonne bis auf den zentralen Imam-Platz gelangen. Auf den Weg dorthin geniessen wir natürlich das bunte Treiben.


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In der Millionenstadt Esfahan schauen wir uns natürlich auch die entsprechenden Sehenswürdigkeiten, wie hier die Imam-Moschee an.


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Ab und an erweitern wir auch unseren Radius zu Fuß, so dass wir auch in Richtung des ausgetrockneten Zayandeh Rud kommen, in dessen angrenzenden Grünanlagen die Irani gerne Picknick machen, allerdings ist das campieren verboten ...


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Am Südufer des Flusses kommen mit einer Familie ins "Gespräch". Was heist hier Gespräch?! Wir können keinen Brocken Farsi und die keine Deutsch, Englisch oder Spanisch. Trotzdem können wir uns wunderbar unterhalten, auch mit Hilfe des Reiseführers, eines Zeige-Wörterbuchs und einfach mit den Händen und Gesten. Nach zwei Tees wollen wir uns davon machen, aber da meint der Chef der Familie, wir sollen zum Essen da bleiben. Wir lehnen dreimal höflich ab, aber dann müssen wir doch bleiben. Die Frau packt den Gaskocher aus und fängt an zu kochen, die Kinder holen Nachschub aus dem geparkten Auto. Eine Stunde später schaffen wir es doch uns dann loszueisen, völlig gesättigt und nach Austausch der Telefonnummern. Das ist pure Gastfreundschaft. Die Leute haben selbst wenig und teilen es einfach mit dir!


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Esfahan ist eine tolle Stadt und bitet viel Sehenswürdigkeiten, wie die Brücken über den Fluss, die Moscheen, den Basar, den Iman-Platz. Gerade hier auf dem Platz trefen sich die Menschen am Wochenende abends und breiten ihre Decken aus, es wird gegrillt oder gekocht, getrunken, gelacht, erzählt. Auch wir kommen immer wieder mit Leuten vor allem jungen Leuten ins Gespräch. Man will wisen woher wir kommen, was wir hier machen, warum gerade Iran. Sie wollen wissen, wie es uns gefällt und was wir vom Iran halten. Eine junge Frau sagte zu uns in perfektem Englisch "Wenn ihr zu Hause seid, erzählt bitte dass wir keine Terroristen sind!" Das fand ich sehr beeindruckend und ich empfinde es so!

Wie jeden Abend nehmen wir auch am letzten Abend einen Tee auf der Dachterasse unseres Hostels, ein vorzüglicher Service, mit vier Sorten Zucker. Mmmmh!


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Nachdem ich gestern im Wald beim biken drauf angesprochen worden bin, will ich mal wieder etwas weiter machen.

Tag 9: Esfahan -> Abyabneh:

Nach drei Tagen Esfahan ist es an der Zei aufzubrechen zu unserem nächsten Etappenziel Abyaneh. Unser Plan ist es, den Bus nach Kashan zu nehmen und in Natanz auszusteigen um von dort mit dem Rad weiter zu fahren. Also los durch Esfahan zum Busbahnhof im Norden.


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Die Fahrt im Bus ist kurzweilig und der Fahrer versorgt uns mit Te und Gebäck. Auch dürfen wir diesmal in der ertsen Reihe sitzen und den Ausblick nach vorne geniessen.


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An der Abfahrt Natanz steigen wir dann auf der Autobahn aus und rollen Richtung Natanz los.


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Da wir die im "Lonely Planet" gepriesene Moschee nicht sofort finden, entschliessen wir uns nach einem kurzen Einkaufsstopp direkt weiter zu fahren, schliesslich haben wir bei über 30 °C einige Kilometer und Höhenmeter vor uns.


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An einer Strassenkreuzung, geradeaus geht es weiter zur Urananreicherungsanlage Natanz und links hoch nach Abyaneh, machen wir an einem "Imbiss" Pause und genehmigen uns ein paar kühle Softdrinks. Wir setzen uns draussen in den Schatten und es dauert nicht lange, bis ein Mann zu uns kommt und uns einen Arm voll Granatäpfel schenkt und wieder verschwindet. Wir machen uns über die Granatäpfel her und zusammen mit den zuckerhaltigen Limonaden ist unser Energiespeicher gefüllt um den Anstieg nach Abyaneh in Angriff zu nehmenn. Wir fahren an einem Militärposten vorbei und etwas später liegt rechts neben uns eine Flugabwehrstellung, deren imposanten Rohre in den Himmel zeigen. Die dortigen Soldaten winken uns freundlich zu .... zumindest interpretiere ich das so.

Mühsam kämpfen wir uns die Steigung hoch, mein Wasser habe ich an meine Mitfahrerin abgtreten, die lange konditionell nicht so stark ist wie ich. Immer öfters müssen wir Pause machen. Unterwegs werden wir von einem Juwelier aus Kashan angehalten, der unbedingt Fotos mit uns machen will und die Telefonnummer austauschen. Weiter oben müssen wir vor einem Haus halten und sofort kommt ein Mann heraus und bietet uns Wasser an ... und auch gleich die entsprechende Entsorgungsmöglichkeit, also die Toilette in seinem Haus.

Dann kommt, wo keine von uns beiden davon geträumt hat, in einer kurzen Zwischenabfahrt kracht es hinter mir und ich höre einen schmerzvollen Aufschrei. Meine Mtstreiterin ist gestürzt und sitzt auf dem Boden, hält sich den rechten Arm wie nach einem Schlüsselbeinbruch. "Scheisse!" denke ich mir im ersten Moment. Nach einen längeren Trostphase versuchen wir zu diagnostizieren, was los ist. Offensichlich kein Arm- und kein Schlüsselbeinbruch, aber der Ellenbogen schmerzt sehr.

Mühsam machen wir uns die letzten paar Kilometer nach oben, bis wir Abyaneh erreichen.



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Anstatt wie geplant das Zelt zu nutzen, entscheiden wir uns ein Hotel zu nehmen ... eins von genau zwei an dem Ort


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Da das junge Personal erstaunlicherweise kein Englisch spricht, hilft uns ein iranischer Gast mit der Übersetzung. Wir nehmen ein Zimmer und können die Räder auf dem Balkon unseres Zimmers parken. Nach einer Dusche gesellen wir uns in den Speisesaal und naschen dort vom Büffet. Ausser uns sind noch zwei, drei iranische Familien und eine deutsche Reisegruppe, allesamt im gehobenem Alter, im Hotel einquartiert. Der Restaurantchef hat wohl mitbekommen, was uns passiert ist und bietet uns elastische Binden und eine Art Tigerbalm an ... mal sehen, ob es hilft. Nach drei, vier Fake-Biere trollen wir uns in Richtung Bett, mal schauen wie das mit den Schmerzen beim Schlafen funktioniert ....
 
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10. Tag Abyaneh:

Über Nacht hat sich die Situation nicht verbessert. Isas Arm respektive Ellenbogen ist angeschwollen und schmerzt nach wie vor, trotz Tigerbalm. Egal, nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg durch das pittoreske Bergdorf Abyaneh. Isa mit Schonhaltung und tapfer. Die Einwohner sind größtenteils älteren Datums, also jenseits der 70. Sie tragen im Gegensatz zum Rest vom Land keinen einfarbigen, meist schwarzen Hijab, sondern einen weissen, der mit einem Rosenmuster bedruckt ist. Unterwegs treffen wir neben vielen Tagestouristen auch einen Taxi-Fahrer, der uns ein wenig etwas von Abyaneh erklärt und uns für Kashan auch eine Unterkunft empfiehlt ... kann man immer mal gebrauchen. Wir schlendern durch Abyaneh, das nicht besonders groß ist, und das nähere Umfeld. Auf einem Plan entdecken wir am moderneneren Ortsrand den Eintrag "Clinic". Also flugs hingelaufen und schauen, ob man uns dort weiterhelfen kann.
Dort angekommen lugen wir vorsichtig durch die Tür, wo zwei Angestellte im zentralen Raum ihrer Tätigkeit nachgehen und dann einen Doktor rufen, alsi sie uns sehen. Der gute man kommt näher und begrüßt uns etwas zurückhaltend aber äusserst freundlich und bittet uns in sein Zimmer. Er entschuldigt sich schon im voraus für sein "schlechtes" Englisch und wir erzählen ihm, was passiert ist. Er untersucht den Arm und diagnostiziert, dass offensichtlich nicht gebrochen ist. Er schreibt uns eine Überweisung zu einem orthopädischen Speziaöisten in Natanz und gibt uns noch elastische Binden und Schmerzmittel, die wir natürlich bezahlen müsssen ... zu einem lächerlichen Preis von ca. 5 €. Natürlich heben wir die Quittung (in Farsi!) auf, für die Abrechnung mit der Auslandskrankenversicherung. Wir unterhalten uns noch sehr gut und er erzählt uns ein wenig, warum es ihn in dieses Nest verschlagen hat. Dann gesteht er uns, das er Deutschland mag und ganz besonders deutsche Musik. Ich dachte zuerst an Helene Fischer oder die Wildecker Herzbuben (gibt's die noch?). Mit seiner etwas zurückhaltenenden, ruhigen Art sagte er mit einem verschmitzten Lächeln "RAMMSTEIN"!!!!! Mich hat es fast umgehauen, weil ich das nicht erwartet habe. Herzlich verabschieden wir uns von ihm und ziehen weiter und suchen uns etwas zum essen.

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Etwas Abseits der Haupttouristenroute finden wir ein kleines Restaurant in einem Garten. Beim Bestellen hilft uns eine zufällig anwesende Touristen-Führerin. Ich probiere Dizi, eine Art Eintopf mit Fleisch, Kartoffeln, Tomaten und vielelei Gewürze .... lecker.

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Im Dunkeln ziehen wir dann weiter zurück ins Hotel. Unterwegs kaufen wir in einem kleinen Tante-Emma-Laden ein, da wir keine Lust haben wieder im Hotel zu essen und entscheiden uns, auf dem Balkon unser Abendessen zu kochen.


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Zufrieden fallen wir dann müde und gesättigt ins Bett.
 
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Sehr schöne und beeindruckende Bilder aus einer für normale Westeuropäer/mich ganz anderen -aber offensichtlich schönen und sehr gastfreundlichen- Kultur...

Danke für diesen Einblick.
 
Sehr schöne und beeindruckende Bilder aus einer für normale Westeuropäer/mich ganz anderen -aber offensichtlich schönen und sehr gastfreundlichen- Kultur...

Danke für diesen Einblick.

Bitte gerne. Ich kann es nur empfehlen, den Iran zu besuchen, zumindest auf Grund der Erfahrungen, die wir gemacht haben. Die Leute sind offen, gastfreundlich, gebildet und brennen förmlich darauf, sich mit Besuchern zu unterhalten. Schräg wird es etwas, wenn man sagt, dass man aus Deutschland kommt "Ah, Almani! Adolf Hitler ... good man!" :eek:
Da haben die eine etwas andere Einstellung zur Geschichte, als wir ...
 
Was für ein schöner Reisebericht, was für ein schönes Land mit so gastfreundlichen und interessierten Menschen. Eine tolle Erfahrung, die ihr da gemacht habt. Wie ist es weiter gegangen?
 
Auch von mir Dank für den schönen Bericht. :daumen:


Aber warum im Lokalforum Heidelberg, Mannheim, Ludwigshafen und Pfälzerwald? Wäre ich nicht gerade im Light-Bikepacking-Taschen-Thread unterwegs gewesen, hätte ich das hier nie gefunden.
 
Auch von mir Dank für den schönen Bericht. :daumen:


Aber warum im Lokalforum Heidelberg, Mannheim, Ludwigshafen und Pfälzerwald? Wäre ich nicht gerade im Light-Bikepacking-Taschen-Thread unterwegs gewesen, hätte ich das hier nie gefunden.

Danke, wenn es gefällt. Hauptsächlich ist es ein Reisebericht für die Leuet hier aus dem lokalen Unterforum, die ich und die mich kenne(n).
 
Text folgt ;-)
Tag 11 Abyaneh -> Kashan:


Nach zwei Übernachtungen in Abyaneh wollen wir weiter, müssen wir weiter. Der angeknackste Ellenbogen von Isa muss untersucht werden. Also packen wir morgens unsere Räder auf der Terasse und gehen nach unten in den Speisesaal, wo das Personal offensichtlich sehr überrascht reagiert, mit uns haben sie nicht gerechnet und dachten, wir seine gestern abgereist. Pustekuchen! So wird schnell ein Frühstück zubereitet und wir stärken uns. Anschliessend auschecken und die Räder noch von der Terrasse holen.


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Und weiter geht es durch den Iran ...


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Die 1000 Höhenmeter bergab meistert Isa mit ihrem Ellenbogen gut.


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Auf der Abfahrt werden wir von einem Auto überholt, aus dem uns der Fahrer zuwinkt und Zeichen macht, dass wir anhalten sollen. Vor uns fährt er rechts ran, Isa im Rausch bergab braust einfach links dran vorbei, ich aber mache die Bremse raus und halte an. Ein Mann steigt aus dem Auto aus geht zum Kofferraum und drückt mir einen Arm voll frisch gepflückte Mirabellen in die Hand ... zumindest halte ich es dafür. Ich bedanke mich vielmals, steh aber etwas ungelenk mit meinem Rad da. Erläuft schnell zur Beifahrerseite und holt noch eine Plastiktüte raus, worin wir das Obst umfüllen. Der Mann klopft mir anerkennend auf die Schulter und er setzt dann die Fahrt mit seiner Frau fort. Beide winken mir fröhlich zu. Ich bin immer wieder begeistert von der Bevölkerung.

Auf der restlichen Abfahrt hole ich Isa ein und muss ihr erst mal von meinem Erlebnis erzählen. Am Ende der Abfahrt kommen wir an der Kreuzung an, an der wir vor 2 Tagen hoch nach Abyaneh abgebogen sind. Jetzt müssen wir nach links abbiegen, 50 km nach Kashan, vorbei an der Urananreicherungsanlage.
Unsere Fahrt wird aber nach ein paar Metern jäh gestoppt. Die Strasse ist gesperrt, flankiert von einem Polizeiposten und Leuten von der Strassenmeisterei. Wir versuchen in Erfahrung zu brinegn, ob wir da durch können. Leider wird dem negativ beschieden. Die Strasse sei für 2 Tage wegen einem Militärmanöver gesperrt. Mist! Das ist der kürzeste Weg nach Kashan und ins Krankenhaus. Mittlerweile kommt ein Auto an, dass wegen der Strassensperre drehen muss und wir kommen ins Gespräch. Der gute Mann kommt aus Teheran und kann sehr gut englisch. Nach kurzem Dialog meint er, dass er uns mitnehmen will, worauf ich ihm entgegne, dass sein Auto für zwei Räder zu klein ist. Neee, meint er, macht den Kofferraum auf und räumt erst mal ne große Kühlbos auf die Rückbank. Interessiert kommen die Männer vom Polizeiposten und schauen zu und wollen mit Isas Rad eine Runde drehen und lassen sich dabei fotografieren. Der Pkw-Fahre aus Teheran versucht mein Rad einzuladen, muss dann aber feststellen, dass sein Auto doch zu klein ist. In dem Moment kommt ein Pickup des Weges und muss auch drehen. Der Teherani ruft ihm zu und erkommt zu uns her gefahren. Nach kurzem Gespräch meint er, wir sollen die Räder auf den Pickup laden, er bringt uns nach Kashan. Mit Hilfe der Strassenmeisterei-Mitarbeieter werden die Räder auf dem Pickup verzurrt. Mittlerweile ist auch einer vom nahe gelegenen Miltärposten hergekommen, um sich das Treiben anzuschauen. Nachdem alles gepackt ist, gibt es noch ein Gruppenbild mit allen, die gerade da sind.



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Nachdem die Räder verzurrt sind, braust der Pickup von dannen! Uff!!! Ob wir unsere Raäder wieder sehen??? Wir steigen zu dem Teherani ins Auto und düsen dem Pickup hinterher. Als wir ihn vor uns sehen, bin ich wieder erleichtert. Ziemlich hohen Tempo fahren wir auf einer Parallelstrasse zur Autobahn, die auch gesperrt ist, Richtung Kashan. An jedem möglichen Abzweig steht die Polizei, etwas abseits i Gelände kann man ein bisschen was vom Militär sehen.


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Unterwegs verpflegen wir uns aus der Kühlbox des Teherani mit Getränken und Obst. Nach einer kurzweiligen Stunde Fahrt erreichen wir Kashan, wo an einem großen Kreisverkehr der Pickup mit den Rädern auf uns wartet. Wir laden ab und verabschieden uns herzlich, nicht ohne dass wir noch zwei Flaschen eiskalte Wasser geschenkt bekommen. Wir setzen uns am Kreisverkehr erst mal in den Schatten, denn die Sonne brennt schon ordentlich. Mit dem Smartphone versuche ich mich zu orientieren als zwei junge Männer herkommen und uns von ihrer Wassermelone erst mal zwei große Stücke runterschneiden und uns schenken. Im Gegenzug machen wir ein emeinsames Foto. Wir mampfen genüsslich die Wassermelone und ich suche auf dem Smartphone das Kamal-o-molk-Guesthouse, dass uns ein Taxifahrer in Abyaneh empfohlen hat. Mit dem Smartphone in der Hand navigiere ich uns dann durch enge Gassen da hin. Hineter einer unscheinbaren Tür verbirgt sich das Guesthouse mit einem schönen Innenhof, wo wir vom jungen Besitzer herzlich empfangen werden. Er hat gerade noch ein Zimmer frei, zwar ohne Bad, das ist uns aber Wurst. Der Besitzer spirch ein perfektes Englisch und erklärt uns auch den Weg zum Krankenhaus, nachdem wir ihm erklärt haben, welches Malheur uns passiert ist. Isa hatte auch das Krankenhaus von einem Kontakt in Couchsurfing.com empfohlen bekommen. Wir machen uns auf den Weg dahin durch das Labyrinth der Gassen.


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Dort angekommen, fragen wir am Tor nach der Notaufnahme, aber ausser Farsi wird hier keine andere Sprache gesprochen. Wir laufen auf etwas zu, dass wie Haupteingag aussieht, blöderweise sind auch alle Schilder in Farsi. Als wir durch die Tür in die gut gefüllte Eingangshalle eintreten, ruft es auch schon von links aus einem Büro/Behandlungszimmer. Ein Arzt in weissem Kittel. etwas über die 50 kommt humpelnd auf uns zu und führt uns an einer Schlange vorbei in sein Behandlungszimmer/Büro. "Ihr seid doch die zwei mit den Fahrädern?!" fragte er uns auf Englisch. Ich (und auch Isa) war erstaunt! Woher weiss er das??? Wie sich nach kurzem Gespräch herausstellt, hat Isas Couchsurfing.com-Kontakt uns bei ihm avisiert. Genial! Und ich dachte schon, im Krankenhaus sind wir verloren! Nachdem wir ihm alles erzählt haben, was und wie es passiert ist und ihm das Schreiben des Arztes aus Abyaneh geben haben, führt er uns zum Röntgen. Am Schalter der Röntgenabteilung sitzen 4 junge Damen, kichernd und befragen Isa nach ihrem Namen und ihrem Alter. Derweil nimmt mich der Arzt am Arm und geht mit mir raus zu einem anderen Gebäude und sagt mit, ich müsse erst mal zahlen. Oh Gott dachte ich mir, jetzt werden wir unsere Barreserven plündern müssen. An einer Schlange von Menschen drängen wir uns zum Kassenhäuschen vor. Er palawert was mit dem "Kassierer" und ich drückte ihm dann 500.000 in die Hand und bekam wieder etwas Geld und eine Quittung zurück. So, das Röntgen wäre mal bezahlt, knapp 5,50 €. Geht doch. Wir laufen zurück zur Röntgenabteilung, wo ich einen Durchschlag der Quittung abgebe und wir dafür die Röntgenunterlagen erhalten. Wir gehen damit zurück ins Behandlungszimmer und er holt noch einen jüngeren Kollegen dazu. Beide schauen sich dann das Röntgenbild an und murmeln untereinenader. Dann wollen wir die Diagnose wissen. "minor fracture" war die Antwort und sie kreisen was auf dem Röntgenbild ein, was wir nicht zu erkennen wissen. Naja, wird schon so sein. Er meinte, man müsse den Arm 10 Tage ruhig stellen und dann wird das wieder. Isas größte Sorge ist, dass sie danach eine Bewegungseinschränkung haben könnte, da nimmt ihr der Arzt aber die Sorgen.
Mit dem jüngeren Kollegen gehen wir in einen größeren Behandlungsraum, wo diverse "Arbeitsplätze" durch Vorhang abgetrennt sind, was aber das Personal nicht davon abhält doch den direkten weg zu nehmen. Naja, ander Länder andere Sitten. Der Arzt begutachtet nochmal den Arm und drückt mir einen Zettel in die Hand, zeigt aus dem Zimmer raus nach rechts und meint nur "Cash". Was? Schon wieder zahlen? Ich gehe in die angegebene Richtung und komme in die krankehausinterne Apotheke. Dort warte man schon mit einer vorbereiteten Tüte auf mich und ich darf umgerechnet nochmal 5,50 € zahlen. In der Tüte ist das Material, dass der Arzt braucht, also Splinth, elastische Binden und Diclofenac ... das ist für den Patienten. Zurückgekommen gebe ich ihm die Tüte und er mach sich ans Werk und legt Isa den Splinth an. Als er fertig ist, kommt er der ältere Arzt vom Anfang wieder, begutachte alles und begleitet uns zum Ausgang. Wir verabschieden uns von ihm herzlich und nach nicht ner Stunde sind wir wieder draussen, um 11 € ärmer aber um Erfahrungen und Begegnungen reicher!!!


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Zum Trost muss erst mal was Süßes her!!!


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Auf dem Rückweg vom Krankenhaus schauen wir uns noch ein paar Sehenswürdigkeiten, wie hier die Aqa Bozorg Moschee an.


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Zurück im Guesthouse empfängt uns der Besitzer mit großen Augen und erkundigt sich um Isas Befinden. Als wir so im Innenhof sitzen, kommt der Taxifahrer rein, den wir in Abyaneh getroffen haben und der uns das Guesthouse empfohlen hat, auch er mit großen Auge und will wissen, was passiert ist, als den Gipsarm sieht. Über den Guesthouse-Besitzer buchen wir für nächsten Tag ne Tour zum Fin-Garten, diversen traditionellen Bürgerhäusern, der unterirdischen Stadtzum Salzsee, zu den Sanddünen und zur Übernachtung in einer Karawanserei.

Später machen wir uns auf den Weg in den Basar, wo wir auch den Juwelierhändler treffen, der uns auf der Auffahrt nach Abyaneh angehalten hat. Er will uns unbedingt zu sich nach HAuse einladen zum Essen, aber wir erklätrren ihm, dass wir dafür leider keine Zeit haben, da wir für nächsten ta schon einvolles Programm haben. Er ist ein wenig enttäuscht, aber es ist leider so ...


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Im Basar gehen wir dann in einen alten Hamam, der mittlerweile ein Restaurant ist ... auf Empfehlung des Taxifahrers. Dort genhemigen wir uns nen köstlichen Tee, so wie Auberginen-"Pürree" und Dizi für mich. Lecker. Aber diesmal doppelt so teuer, wie in Abyaneh!


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Gut gesättigt kehren wir zurück ins Guesthouse und informieren die Heimat über Isas Ellenbogen und übermitteln das Röntgenbild zum Zweck der Ferndiagnose. Wir denken zwar nicht uber einen sofortigen Reisebabbruch nach, machen uns aber Gedanken über den weiteren verlauf, weil mit eingegipsten Arm fährt es sich schlecht. Aber erst mal ins Bett, es war ein erlebnisreicher Tag.
 
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