Von Bruno und anderen Problemen - Klassiker Wochenende im Karwendel

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18. Februar 2014
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Es ist Herbst in Berlin. Vermutlich regnet es. Hochglanz-Mountainbike-Zeitschriften und youtube führen unweigerlich zu Fernweh. Der Entschluss wird gefasst: in die Alpen soll es gehen. Manfred (@Silberrücken ) wird zur Planung von Routen mit einbezogen und auch der Rest der Harzer Hexenhatz , Kevin (@miles2014) und Matthias (@mcada) werden eingeladen. Im Laufe der Vorbereitungen traf noch Daniel (@AirTomac) zu uns. Leider musste Matthias aus privaten Gründen absagen und so machten wir uns am 25. Mai auf die Reise. Als Ziel hatten wir im voraus schon das Karwendel Gebirge an der Deutsch-Österreichischen Grenze gesetzt - gut zu erreichen und mit vielen Möglichkeiten. Zu guter letzt hatten durch konspirative Unternehmungen Manfred und meine Frau dafür gesorgt, dass ich kein Singlespeed mitnehme, sondern mich von Manfreds Bontrager tragen ließ. Keine schlechte Wahl und herzlichen Dank!

Das Abenteuer begann für mich jedoch lange vor der ersten Kurbeldrehung. Bereits in Berlin hatte der Flieger zunächst einen defekt, die Ersatzmaschine aus London brauchte naturgemäß einige Zeit und zu guter letzt, konnte sie nicht in München landen, sondern flog mit mir nach Nürnberg. Dank der ebenso verspäteten ICE Verbindung schaffte ich es zu guter letzt kurz vor 01.00 Uhr bei Manfred zu sein.

Tag 1

Der nächste Morgen begann sonnig und trotz der sehr kurzen Nacht gut gelaunt. Außerhalb von München eröffnete sich mir das lang ersehnte Alpenpanorama, dass ich zuletzt Mitte der 90er gesehen hatte



Wir erreichten Vorderriß pünktlich und trafen uns dort mit Daniel und Kevin, die bereits am Vortag aus dem Westen der Republik angereist waren. Bikes zusammenbauen, Rucksäcke packen und noch ein Käffchen im Gasthof Post und schon konnte es losgehen. Manfreds Plan sollte uns von Vorderriß kurz an der Isar entlang zum Einstieg in den Weg zur Fischbachalm führen. Ein steiler Anstieg. Meine Schaltung machte einige Probleme - die Kette verklemmte sich und wurde ganz abgeworfen, keine günstige Ausgangslage. Dann, nach einigen Einstellungen, blockierte mein Hinterrad komplett. Wir waren schon etliche Höhenmeter geklettert und die Diagnose um so schrecklicher. Die Achse war tot, der Schnellspanner zerrissen.


Manfred entschied sich zurück nach Vorderriß zu fahren und von seinen Verwandten ein neues Hinterrad zu besorgen, wir machten uns derweil an den fußläufigen Abstieg. Noch ahnten wir nicht, dass Manfred sich einen Platten einfuhr und wir schlußendlich fünf Stunden verloren, bevor wir uns erneut auf den Weg machen konnten. Spaß hatten wir trotzdem:


Da der Nachmittag schon angebrochen war und es zu spät für einen zweiten Aufstieg zur Fischbachalm war, entschieden wir uns die Eng anzufahren. So führte der Weg auf der Straße nach Hinterriß und darüber hinaus, als wir in einen Weg einbogen, der uns zum ersten Singletrail führen sollte. An einer tiefen Schlucht, der Jochaimsklamm entlang fuhren wir den engen Pfad. Nicht ganz ungefährlich. An einer ausgewaschenen Stelle verlor mein Hinterrad den Boden unter den Stollen und zog mich samt Rad einige Meter in die Tiefe. Zum Glück landete ich noch auf "weichen" Unterholz und einem Baum und nicht in Felsen, wie nur wenige Meter weiter... Außer einem Schock trug ich nichts davon und wir setzten unseren Weg auf dem Trail fort.



Kurz nach dem wir den Trail verlassen hatten und wieder auf breitem Schotter unterwegs waren verlor Kevin die Kontrolle über sein Vorderrad, stürzte und verletzte sich recht mies am Knie. Der Weg zur Eng war jedoch nicht mehr weit und oben angekommen, gönnten wir uns eine Erfrischung, bevor wir unsere Zimmer im Gasthof bezogen.




Tag 2

Der zweite Morgen begann wiederum mit schönstem Wetter und herrlichem Sonnenschein in der Eng. Nach dem Frühstück machten wir uns auf dem Weg zum Plumsjoch. Der vergleichsweise moderate Anstieg ließ die vor uns liegenden 650hm am Stück fast vergessen und gemächlich kletterten wir in einer großartigen Landschaft hinauf.


Zwischendurch, auf halber Strecke, gab es noch ein paar Action-Shots :)



Oben angekommen zeigten sich die Alpen von ihrer schönsten Seite und luden neben Kaffee und Erfrischungsgetränken auch zu ein paar Bike & Rider Aufnahmen ein.






Der Abstieg begann mit einem Schmankerl - ein wohlgemeintes Hinweisschild, dass wir natürlich gekonnt ignorierten:






Ein genialer Trail! Aber auch dieser ging irgendwann zu Ende und mündete wieder auf dem breiteren Forstweg. Ich zog mir einen Platten ein und während Kevin mit mir den Schlauch wechselte, warteten Manfred und Daniel auf halber Strecke bei der kleinen Bachquerung. Zum Glück! Denn dort angekommen stellte sich heraus, dass Manfred seinen Rucksack oben gelassen hatte und auch uns nicht aufgefallen war, dass er fehlte. Kevin machte sich an einen zweiten Aufstieg. Als jüngster in unserer Runde, eindeutig seine Aufgabe :daumen:.

Nach einer ausgedehnten Pause für drei von uns ging es schließlich den Berg hinunter zurück zur Eng, die wir diesmal links liegen ließen und Richtung Hinterriß fuhren, um unseren zweiten Aufstieg anzugehen. Ziel war das Karwendelhaus, um von dort nach Scharnitz oder Mittenwald zu fahren.


Mit einigen steilen Rampen fuhren wir auf dem kleinsten Gang hoch zum kleinen Ahornboden. Eine wunderschöne Wiese mit uralten Ahornbäumen und Ruhe. Großartig.



Doch auch von hier aus zog sich der Weg mit tiefer werdenden Schotter den Berg hinauf zum Hochalmsattel




Die Sonne verschwand langsam hinter den Bergen, als der Hochalmsattel endlich in Sicht kam



Im Hintergrund tollten die Gämse, während wir unsere Bikes durch das vor uns liegende Schneefeld schoben. Für die Strapazen belohnt machten wir uns auf dem Weg bergab zum Karwendelhaus.





Der Blick hinab ins grüne Karwendeltal verwies auf den kommenden Weg. Bis Scharnitz sind es 17 Kilometer, den allergrößten Teil davon stets bergab. Mit bis zu 60km/h ballerten wir den breiten Forstweg hinab. So blieb nur wenig Zeit die Landschaft zu genießen.


In Scharnitz angekommen, suchten wir uns eine nette Pension, duschten und saßen pünktlich zum Anpfiff beim Italiener. :bier:

Tag 3

Der dritte und letzte Tag begann schwül. Der Himmel war bewölkt und die Rückfahrt nach Vorderriß sollte uns über die Fereiner Alm führen. Manfred brach aus gesundheitlichen Gründen ab und fuhr den einfacheren Weg an der Isar entlang zu unserem Treffpunkt.


Der Weg nach oben dürfte, zumindest haben wir es so wahrgenommen, der steilste unseres Wochenende gewesen sein und wir alle mussten einmal absteigen und schieben. Die Almhütte war leider geschlossen und so gingen wir dran unsere vorletzte rasante Abfahrt zu machen. Nach einer eiskalten Wildbachquerung folgten wir den Weg nach Hinterriß, zunächst noch einmal Bergauf, bevor es dann kein halten mehr gab. Die "Wahl" die alte Forststraße für den Downhill zu nutzen, war goldrichtig, denn die Straße existierte nicht mehr überall und der Weg nach unten wurde so um einiges spannender.

Zurück nach Vorderriß ging es im Verbund auf der Straße entlang und bei einem zünftigen Mittagessen ließen wir das Wochenende in den Alpen ausklingen.

Schee war's!

Danke an Manfred für die profunden Streckenkenntnisse und an Kevin und Daniel für das Mitfahren. Es hat riesig Spaß gemacht und ich freue mich auf das nächste Mal.

Den Bruno, den nehmen wir dann mit :i2:


Die Tour in Zahlen:

2 volle Biketage
1 Hangabsturz
1 Sturz mit Verletzung
2 Platten
140km
ca. 4300hm
15 Weizen (Kevin)
15 Alkoholfreie Weizen (der Rest)
1 defektes Hinterrad



 
Zuletzt bearbeitet:
Ja, genau so wars! :daumen: Ein großartiges Wochenende, das Lust auf mehr gemacht hat!
Einen Schnaps hatte Kevin übrigens auch noch...! :anbet:
 
15 Weizen nur.Ich wäre wohl bei 50 gelandet.
Das ist ja Mord was ihr da gefahren seid.

Ne ohne Quatsch,schöner Bericht und schöne Fotos.:daumen:
 
Hier noch die gefahrenen Höhenmeter (Höhenkorrektur aktiviert):

Total: 4.274 HM
Tag 1: 1.232 HM
Tag 2: 1.899 HM (auf dem Karwendelhaus war der Garmin-Akku leer, die Abfahrt mit kleinen Gegenanstiegen fehlt...)
Tag 3: 1.143 HM
 
Danke Marco! :daumen:

Ich kann noch einige Schnappschüsse beisteuern......

Start und Ziel:

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Am Startort:

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Unsere Begleiter:

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Ritchey P 23 / Bontrager OFF Road Race / Orange / Ritchey P 20

(ausser einer alten XTR 950 HR-Nabe, die vor Urzeiten das Costa Rica Race überstanden hat, blieb alles ganz!) :D
 

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@caemis Marco nicht mit Singlespeed? Bin entsetzt.
Das war quasi die Kennlernrunde... Nächstes Mal dann mit einem Gang :D

Aber im Ernst. In der gemischten Gruppe geht Singlespeed nicht. Eine reine Singlespeedrunde mit etwas anderer Streckenführung wäre unter Umständen drin. Kompromisse müsste man in jedem Fall machen... Ich wäre aber bereit dafür.
 
Das war quasi die Kennlernrunde... Nächstes Mal dann mit einem Gang :D



Nichts gegen Singlespeed, @caemis, aber wenn ich diese Übersetzung und die Höhenmeter sehen, stößt das Konzept doch irgendwo an seine Grenzen, oder, mal ehrlich. Für solche Geschichten wurde doch die Schaltung doch erfunden :rolleyes:.

Die Bilder und die Beschreibung sehen nach Fahrspaß und Abenteuer aus :daumen:. Respekt und vielen Dank fürs Teilen :bier:.

Einen schönen Abend wünscht
kalihalde
 
Ich hatte doch tatsächlich noch geheime Fotos von unserem Junior, dem Kevin auf dem Chip- der war so nett, und hat mir sicher 300 Höhenmeter in der prallen Sonne erspart......:anbet: Schei§§e, wie haben wir geschwitzt!

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hier an einer "gefährlichen" Hangrutsch-Kante mit Absturzrisiko von Gottes Gnaden......

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und später schon wieder gnadenlos full speed ahead.....!

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Hier als Pacemaker in der rauschenden Abfahrt nach Krün! Spitzenmann- der kommt wieder mit! :daumen:
 

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Nichts gegen Singlespeed, @caemis, aber wenn ich diese Übersetzung und die Höhenmeter sehen, stößt das Konzept doch irgendwo an seine Grenzen, oder, mal ehrlich. Für solche Geschichten wurde doch die Schaltung doch erfunden :rolleyes:.
Natürlich Hagen, da hast du schon recht mit. Für das Hochgebirge ist die Schaltung das Mittel der Wahl. Die Höhenmeter selbst sind ja auf die Streckenlänge gerechnet nicht das Problem, vielmehr die Steigung und die Anstiegslängen - wenn ich Mittelgebirge mal ein paar hundert Meter schiebe weil es zu steil ist, dann können hier auch gern ein paar Kilometer drauß werden. Ein Ausflug mit nur einem Gang würde ich nur mit anderen "eingängern" machen. Sinnvoll ist es auf keinen Fall. Das wird dann aber eine andere Geschichte :D
 
A Propos Gesundheit, der @caemis hat ja noch eine kleine Kneipp-Tour gemacht:
[url=https://fotos.mtb-news.de/p/2274612][/URL]

Nur damit das schöne Bonti nicht nass wurde ;)

Nach all den mühevollen Höhenmetern:
[url=https://fotos.mtb-news.de/p/2274607][/URL]
Waren einige Abfahrten doch zu steil fürs alte Material
[url=https://fotos.mtb-news.de/p/2274609][/URL]

Und Tragepassagen wegen Schnee gabs auch noch:
[url=https://fotos.mtb-news.de/p/2274610][/URL]

Vielen Dank Jungs, tolles Wochenende gehabt. Und lecker Bier gibts da unten!
 
Klasse Tour, tolle Bilder.
Das macht Lust; dankeschön.

Mutig ist i.T. die Reifenwahl; der Race King, erst recht in der 450gr Supersonic Ausführung, ist ja ein toller Reifen für Stadt, Dorf und befestigten Wald. Im steinigen Gebirge hingegen...
 
Das ist grundsätzlich richtig @egmont Lufdruck und eine saubere Fahrweise müssen natürlich stimmen......

Interessanterweise waren unsere 2 Platten der Tour -bei Marco und mir- jeweils am HR mit gleichen Reifen und Schläuchen- die waren dann auch die Übeltäter! Die Michelin Latex hatte ich bereits im 3. Jahr im Reifen. Das ist nicht wenig für die Teile. Sie waren beide an der Verklebung in der Nähe des Ventils undicht geworden.

Die Reifen selbst haben das, wie bei unzähligen Alp-Xs, problemlos gemeistert. Was wir gefahren sind, packen die immer. Ich fahre mit solchen Reifen selbstverständlich keine Enduro-Strecken! ;)
 
Jungs! Ich wäre echt gern dabei gewesen! Stattdessen sitze ich hier im Po-Delta am Pool und langweile mich :lol:

Danke für die schönen Bilder. Das macht echt Lust und fernweh. :daumen:
 
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