Abruzzencross, in 6 Tagen durch das Herz Italiens

Ziemlich heftig, die Überführung. 2300hm und 110km sind schon eine Ansage.
Castelluccio war 2003/2004 sehr angesagt in der Gleitschirmszene. Da war noch alles ganz. Norcia, die Stadt unter der Hochebene hat mir sehr gut gefallen.

 

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Leider stoßen wir auf halber Höhe dann doch auf eine Großbaustelle, an der mit schwerem Gerät der verschobenen Topografie zu Leibe gerückt wird.

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Es gibt allerdings eine kleine Baustellenpiste, die um das Einsatzgebiet herumführt. Diese können wir ohne Einwände der Bauarbeiter hinauf schieben. Also erst mal alles gut.

Oben am Lago di Campotosto (1330 m) geht es flach weiter bis zur Mittagspause in Campotosto. Der Ort ist Großbaustelle, aber er scheint langsam ins Leben zurück zu finden.
Die Pasta im Restaurant gibt es in Zelten. Heute kein Problem. Nur im Winter stelle ich mir das ein bisschen frisch vor.

Weiter entlang am schönen See ...

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... bis zu dessen Staudamm (ist wirklich ein Damm). Landschaftlich sieht es fast schon aus wie zu Hause im Hunsrück.

Ein Stück vor Amatrice nimmt die Hochebene von Campotosto ein jähes Ende.
Erste Offroad-Pläne für die Abfahrt scheitern an nicht existenten Wegen, bis wir doch noch einen Abzweig von der Straße finden und einen etwas ruckeligen Weg hinunter hoppeln, der sich auch noch Sentiero Italia Ciclo nennt.
Kann man machen, man kann es aber auch sein lassen. Ist nur ein kurzes Stück.

Wieder auf der Straße, rollen wir auch schon durch die neueren Außenbezirke von Amatrice (970 m). Dann stehen wir vor den Trümmern der italienischen Gemütlichkeit.

Zona Rossa oder auch "Ortsmitte".

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Chiesa San Agostino

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Der einzige Unterschied zu stuntzis Bildern von 2020 ist der, dass man auch mit dem Rad wieder durch darf und keine Expeditionen veranstalten muss.

Außerdem ist etwas mehr Gras über die Sache gewachsen. Hier passiert auch die nächsten Jahre eher nichts mehr.

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Wir rollen noch ein Stück die SS260 am Fiume Tronto weiter runter, biegen dann aber auf die kleinere Strada Vecchia ab, die sich parallel durch das Tal zieht und die (wie man bei dem Namen schon ahnen kann) laut Karte ebenfalls in Teilen gesperrt ist.
Außer ein paar Erdhügeln gibt es aber keine Schwierigkeiten. Die Natur ist auch hier schon am wirken.

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Sonst gibt es in dem Tal wirklich nichts Spannendes. Auf etwa 700 Metern ist es am Nachmittag trotz schattiger Bäume sommerlich heiß.

Dann landen wir doch noch einer Straßenabsperrung, die eine gewisse Herausforderung darstellt. Kurz vorm völlig zerstörten Tufo ist im Wald wegen eines Hausbaus wirklich die gesamte Straßenbreite versperrt. Kein Durchkommen. Jetzt wieder 3 km zurück fahren? Mit vereinten Kräften klettern wir samt der Bikes
über das Mannshohe Gatter drüber. Wenigstens das zweite Tor am Ende der kurzen Sperrung lässt sich einfacher passieren.

Nun beginnt die abendlich Auffahrt. Die kürzeste und vermutlich verkehrsärmste Auffahrt nach Castellucio (1423 m) führt über Capodacqua und den Colle le Cese. Laut Karte ... natürlich gesperrt.

Zumindest bis Capodacqua (819 m) ist die Straßensperrung aus der OSM Geschichte. Ermutigt kurbeln wir weiter nach oben, und kreuzen die imposante Brücke der SS685 die den Hauptverkehr von der Adria ins westlich gelegene Norcia hinüberschaufelt.
Oberhalb der Brücke wird unsere Piste dann doch etwas unfertiger.

Das waren die letzten Bilder des Tages. Es lief Einiges nicht wie es sollte.
 
Nun folgt viel Text. Wir haben viel erlebt ...

Es dauert nicht lange, da halten uns zwei Arbeiter am Wegesrand an und versuchen uns etwas von einer Baustelle weiter oben zu erzählen. Was das konkret bedeutet, ist etwas unklar.
Nachdem sie weg sind, radeln wir weiter hinauf, bis wir die beiden wieder treffen. Bei diesem Gespräch wird deutlicher, dass wir umkehren sollen. Sie verschwinden erneut und lassen uns erst mal ratlos zurück.

Mir ist nicht ganz klar, was wir nun tun sollen. Wieder zurück runter ins Tal und eine ganz andere Strecke nach Castellucio schaffen wir zeitlich nicht mehr. Nach einiger Bedenkzeit will ich doch noch mal mit den beiden sprechen. Also wieder ein Stück weiter hinauf, bis zum nächsten "Termin".

Ich versuche etwas Verzweiflung in die erneute Verhandlung zu werfen. Irgendwie muss man mit dem Radl doch weiter kommen.
Es nützt aber nichts. Anscheinend ist oben wirklich kein Passieren möglich oder zumindest partout nicht gestattet. Sie lassen sich nicht erweichen. Wir sollen doch Richtung Norcia und von Westen hinauf nach Castellucio (1423 m).

Der Blick in die Karte sieht nicht beruhigend aus, denn die zusätzlichen Kilometer sind ordentlich. Aber es ist immerhin nicht ganz runter ins Tal.
Wir müssen nur etwa 100 hm zurück bis zur Brücke und dann durch einen Tunnel. 20 km mehr und mind. 300 hm zusätzlich kommen so sicher zusammen.
Insgesamt hat das ganze Theater bestimmt 1h gedauert. Es ist bereits 17 Uhr. Das wird spät.

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Dann mal zurück bis zur SS685. Doch da steht natürlich ein fettes "Radfahren Verboten" Schild. Vielleicht wegen des 5 Kilometer langen Tunnels? Für uns alternativlos. Wir haben ja praktisch eine offizielle Empfehlung.
Auch hier ist eine Baustelle, aber mit Ampelschaltung. Nur alle paar Minuten setzt sich ein Schwung Fahrzeuge in Bewegung. Das können wir strategisch nutzen. Wenn sich Verkehr nähert, stellen wir uns im Tunnel an den Rand, in den Ampelpausen geht es weiter. Nicht sehr entspannend. Ich bin froh, als wir wieder draußen sind.

Ein Stück hinter dem Tunnel ist dann Castellucio ausgeschildert. 600 hm Straße bis zur Forca Ventosola (1520 m). In den Beinen ist der Tag eigentlich schon zu Ende. Aber es nützt ja nichts.
Auf halber Höhe erwischt uns auch noch ein Hagelgewitter, das wir notdürftig unter einen Busch am Straßenrand abwarten. Die Zeit verrinnt.

Um 19 Uhr sind wir endlich oben und werfen den ersten Blick in die Schüssel von Castellucio. Bei den aktuellen Lichtverhältnissen wirklich ein grauenvoller Anblick. Mittendurch zieht sich stangengerade die Straße zu unserem Ziel, das fast immer noch 10 km entfernt ist.

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Fix und alle erreichen wir den Ort bzw. dessen Reste. Am Ende nur noch Schiebend. Doch noch ist nicht Feierabend.

Es gibt drei Unterkünfte. Und man kann es gar nicht glauben. Es ist kein Übernachtungsplatz mehr frei! Reservieren tu ich im Vorfeld unter der Woche nur selten. Jedenfalls nicht an einem Dienstag Abend im Juni. Doch wenn der nächste Ort 30 km und einige Höhenmeter entfernt ist, wäre das wohl sinnvoll gewesen. Amateur.

Wir stehen vor der Locanda de Senari und bleiben hartnäckig. Ich hätte die Nacht auch in der Gaststube oder sogar im Freien verbracht. Mit dem Rad wäre ich jedenfalls nirgendwo mehr hin gefahren. Zumal es bereits leicht dämmert.

Dann kommt etwas Bewegung in die Sache. Eine Vierergruppe mit einem Apartment erklärt sich bereit, ein Zusatzbett ins Zimmer zu nehmen. Dann können die Vier in einem Raum schlafen, und mein Sohn und ich im anderen. Ich kann meinen Dank kaum ausdrücken. Wir können Duschen und doch einen halbwegs entspannten Abend verbringen.

Wenn es doof läuft, dann richtig. Gesperrte Straße, Gewitter, kein Schlafplatz. Dabei geht ein bisschen unter, dass es bis Amatrice ein interessanter Tag war.
Dennoch landet diese Etappe nun auf dem letzten Platz.

Für Nachfahrer: Solange der Colle le Cese auf direktem Weg nicht erreichbar ist, bleibt als Alternative
die Straße ab Arquata del Tronto zur Forca di Presta oder wie stuntzi 2015 bei Accumoli schon hoch.
 
Vielen Dank für deinen hochinteressanten und sorgfältigen Bericht.
Die Castelluccio-Etappe hat ja doch noch glücklich geendet.
Gäbe es in den Erdbeben-Orten Unterschlupf-Möglichkeiten für ein Notbiwak, oder ist da alles zugesperrt?
Eigene Erfahrung: Erlebnisse, bei denen man in der Klemme steckt, sind stets die am spärlichsten bebilderten - sie bleiben aber besonders intensiv im Gedächtnis.

Die Karte auf deiner Website, auf MtbMap umgeschaltet, zeigt den Umkehrpunkt genau dort, wo rot gekreuzte Strecke beginnt - wahrscheinlich gleichbedeutend mit Sperrung.
Auf diese Weise hätte ich das bei einer Routenplanung aber auch nie abgecheckt. Wieder was gelernt.
Die unterschiedlichen Kartenbilder mit ihren jeweils höchsteigenen Markierungen überfordern den Gelegenheitsnutzer.
BTW: Umschalten auf OpenCycleMap macht aus den Tunnelstrecken völlig normale Strasse unter freiem Himmel...
 

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Wenn ich genervt bin, mache ich tatsächlich keine Bilder. Hinterher wäre es manchmal dann doch interessant.

Auf die Möglichkeiten eines Biwaks habe ich nicht geachtet.
Castellucio ist mindestens so kaputt, wie Amatrice. Der Schutt ist zwar weggeräumt, Gebäudereste stehen allerdings noch. Abgesperrt ist das alte Ortsgebiet nicht komplett. Man kann darin herumlaufen.
Das heutige "Dorfleben" spielt in den verbliebenen/wiederhergestellten Gebäuden und Barracken links und rechts der Durchgangsstraße.

Die Sperrungen in der Karte habe ich bei der Planung schon auf dem Schirm gehabt.
Allerdings ist das mit der OSM so eine Sache. Sie ist halt nicht immer aktuell. Oder die Sperrung gilt nicht für Fußgänger bzw. Radfahrer. Deswegen haben wir es trotzdem versucht.
Letztlich muss man vor Ort damit umgehen können.
Wenn wir direkt umgedreht wären, und ohne Gewitter, wären wir um 18 Uhr am Ziel gewesen. Völlig in Ordnung.
Dass kein Bett mehr frei war, lag ja auch nicht an der Sperrung. Aber Murphy ist ein treuer Geselle.
 
Wenn ihr in der Baustelle verunglückt, kriegt die Firma mindestens eine Teilschuld wegen schlechter Sperrung/Absicherung. Deswegen verständlich, das die Arbeiter da hartnäckig geblieben sind. Vermutlich wärt ihr mit etwas Kraxelei schon irgendwie durchgekommen...
So natürlich harte Kost.
Aber unbezahlbar, wenn sich die Erschöpfung, der Ärger und die Verzweifelung plötzlich in Wohlgefallen auflösen...:)

Murphy ist ein treuer Geselle.
Das stimmt, aber für die Tüchtigen hat er oft ein happy end parat :daumen:
 
Mittwoch, 26. Juni 2024
Monti Sibillini


Strecke: Castellucio - Passo Borghese - Foce - Montemonaco
Start: 09:15 Uhr
Stop: 15:45 Uhr
Kilometer: 25 km
Höhenmeter: +1000 hm / -1450 hm
Maximale Höhe: 2080 m
Fahrzeit: 4:00 h


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Wir sind tatsächlich ganz gut erholt.
In der morgendlichen Sonne mache ich noch einen kleinen Rundgang durch das völlig zerstörte Castellucio (1423 m). Der Schutt ist weitgehend weggeräumt, die Häuserreste stehen noch. Ein entsetzlicher Anblick.

Die Locanda di Senari wurde in früheren Jahren schon mal erneuert und hat das letzte Beben gut überstanden. Ein bisschen verloren steht das Haus zwischen leeren Grundstücken.

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Die Hochebene sieht bei Sonnenschein nicht mehr ganz so langweilig aus, wie gestern. Für Mountainbiker wird es aber erst am Rand interessant. Dort beginnt auch der Aufstieg zum Passo Borghese (2080 m).

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Zu fahren gibt es dabei eher nichts. Aber man kann ganz bequem Hinaufschieben.

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Kurz vor dem Pass. Hinten sieht man gut die Ebene und den Hügel von Castellucio.

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Der Pass ist dann von der Sorte Grüner Hügel.

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Wir befinden uns nun in den Monti Sibillini. Neben dem Gran Sasso ein Hauptziel unserer Tour.
Man könnte vom Passo Borghese nun auch oben am Kamm weiter nach Norden. Das wäre sogar einen ganzen Tag kürzer. Wir bleiben aber länger und queren die Monti Sibillini heute und morgen sozusagen zweimal. Es geht also nun nach Osten hinunter.
 
GottseiDank habt ihr noch einen Schlafplatz bekommen. Da bin ich Warmduscher und reserviere alles penibel im voraus, was wieder andere Risiken birgt.
Das mache ich zumindest an kritischen Tagen auch. Ansonsten rufe ich zuvor wenigstens an. War in dem Fall etwas leichtsinnig. Ich dachte halt, in der Gegend ist sowieso nicht viel los.
Die einzige Alternative wäre dann Norcia gewesen, was vermutlich auch gepasst hätte.
 
Der Trail vom Passo Borghese nach Foce (947 m) soll das nächste Highlight werden.
Die Wolken gefallen mir allerdings gar nicht.

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Nach dem Einstieg funktioniert der Weg mit dem Namen Zappacenere eine Weile sehr gut. Dann kommt die erste Spaßbremse, eine Schafherde mit Hütehunden quert samt Schäfer unseren Weg. Da hilft nur abwarten.

Als wir weiter können, fängt es an zu regnen.
Nasses Gras und rutschiger Untergrund mindern den Fahrspaß nun deutlich.

Weiter unten hört der Regen zwar wieder auf. Der Pfad mutiert aber nun zu einem Bremsenmassaker auf ultrasteilem Karrenweg.

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In den spitzen Steinen schlitze ich auch noch den hinteren Mantel auf.
Das war es dann mit schlauchlos.
Als "Dichtmittel" landet kurzerhand mein laminierter Nabu-Mitgliedsausweis im Mantel und es geht nun mit Schlauch weiter.

Fazit zur Abfahrt? Oben gut. In der Mitte nass. Unten Schrott. Aber wir sind in den Abruzzen. Da nimmt man mit, was es gibt.
Mich würde da mal der Vergleich mit der südlicheren Forca Viola interessieren.

Das Mittagessen in Foce fällt knapp aus. Es gibt leider nichts Warmes, nur armselige Sandwiches. Doch viel Strecke haben wir heute ja nicht mehr. Passt schon.

Es geht noch ein Stück über die Straße das Valle dell'Aso hinunter bis Pignotti (740 m) und von dort
in den finalen Uphill nach Montemomaco (980 m).

Der Blick zurück zum Passo Borghese, verdeckt von einem kleinen Wölkchen.

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Ziemlich früh erreichen wir das heutige Tagesziel. Nach dem langen Tag gestern kommt das aber auch mal gut.
Montemonaco ist ein nettes kleines Örtchen ganz im Osten der Abruzzen. Und gut in Schuss. Zum Abhängen gibt es schlechtere Plätze. Unser Quartier ist das Hotel Monte Azzuri.
Bis zur Adria wären es von hier nur noch 40 km.
 
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Donnerstag, 27. Juni 2024
Infernaccio-Schlucht


Strecke: Montemonaco - Gola dell'Infernaccio - Passo Cattivo - Ussita - Visso
Start: 08:45 Uhr
Stop: 16:00 Uhr
Kilometer: 38 km
Höhenmeter: +1325 hm / -1700 hm
Maximale Höhe: 1885 m
Fahrzeit: 4:45 h


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Montemonaco ist wirklich ein schön gelegenes nettes altes Dörfchen. Hier könnte ich es auch länger aushalten. Aber dafür sind wir nicht hier.
Ein letzter Blick von der stilvollen Hotelterrasse ...

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... und zurück zum Passo Borghese ...

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... rollen wir halbwegs flach ein Stück nach Norden. Die Berge sind hier ziemlich am Ende.
Bis zur Adria sind es nur noch 40 km.

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Wir wollen aber zurück in die Monti Sibillini. Heute von Ost nach West.
Der Weg führt durch die L'Orrida Gola Dell'Infernaccio (845 m).
Ich bin schon sehr gespannt.

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Da müssen wir durch.

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Nach einem kurzen heftigen Beginn gibt zwar Alibi-Fahrabschnitte ...

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... aber eigentlich ist die Schlucht eine schöne und abwechslungsreiche ...

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... kurze Wanderung.

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Für Fahrzeuge führt ein kleiner Tunnel um die Engstelle herum. Dieser ist aber zugesperrt.
Da will sowieso keiner durch.

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Am Ende landen wir wieder auf der Piste, direkt oberhalb des Tunnels.
Cooles Teil, diese Infernaccio-Schlucht. Danke an @stuntzi für den Tipp.

Nun fahren und schieben wir durch wunderschönen schattigen Wald weiter nach oben.
Bis zum Passo Cattivo (1885 m) sind es insgesammt fast 1.000 Höhenmeter.
Übrigens der nächste Weg, der laut Karte gesperrt ist. Ziemlich anstrengend diese Gegend.

Wir stoßen auf ein paar Leute, die mit ihrem Jeep hängengeblieben sind. Ein frischer Murenabgang versperrt ihnen die Weiterfahrt. Mit dem Rad kommen wir ohne Probleme drüber, mit Fahrzeugen ist aber nicht mehr zu rechnen.

Es folgen noch ein paar weitere kleine Abgänge. Der Grund für die Sperrung sind sie sicher nicht.
Diese war vermutlich weiter oben, wo die Piste nach einem Bergrutsch wieder frisch hergerichtet ist. Es gibt heute also keine weiteren Probleme.

Auch die Wasserversorgung ist wieder tiptop.

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Der Endgegner taucht dann aber doch noch auf. Nach einer Kehre blockiert eine ziemlich unentspannte Kuhherde komplett den Weg. Nach ein paar Annäherungsversuchen wird klar, dass wir dort nicht durchkommen.

Wie der Zufall es will, sind Serpentinen manchmal ja was Feines. Nur ein paar Meter durch das Gestrüpp nach oben, und schon haben wir die fiese Bande hinter uns gelassen und fahren eine Etage
höher weiter.
 
Eine Kuhtränke offensichtlich. Habt ihr das pur riskiert, also getrunken, oder vorher gefiltert?
Keine Angst. Wir haben das Wasser nicht aus der Tränke sondern aus dem Wasserhahn obendrüber genommen. Noch nicht mal das wäre nötig gewesen, denn wir hatten noch Reserve.
Ich habe noch nie etwas gefiltert. Dass ich tatsächlich mal Bachwasser oder sogar Wiesen-Rinnsaale anzapfen muss, kommt alle 5 Jahre mal vor. Mit einer großen und einer kleinen Bike-Flasche kommt man schon ganz gut durch. Das sind auch 1,5 Liter.
 
Als wir den Wald hinter uns gelassen haben, gibt es noch mal schöne Blicke zurück.

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Nach oben kann es auch nicht mehr weit sein. Mit Fahren ist allerdings schon länger nichts mehr.

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Der Passo Cattivo (1885 m) ist eher unspektakulär. Ein paar Schautafeln mit Hinweisen zu Bodenverschiebungen durch die Erdbeben. Immerhin stehen wir nun zum zweiten Mal in zwei Tagen auf dem Hauptkamm der Monti Sibillini.
Man könnte natürlich auch in einem Tag von Castellucio hierher gelangen. Wenn man schon mal hier ist, ist die Schlucht aber ein Muss. Der gesamte Aufstieg ist ein Traum. Der schattige Schluchtenwald, der sich langsam lichtet, wenn man höher kommt, und die endlose Einsamkeit.
Bis auf die paar Leute mit dem Auto haben wir niemanden getroffen. Ich fand die 1.000 hm sehr kurzweilig.

Es geht nun ein Stück an der Bergflanke entlang ...

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... mit Blick zurück zum Passo Cattivo ...

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... bis ins Skigebiet von Ussita mit einem gar nicht mal so kleinen Bikepark.

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Den lassen wir natürlich nicht aus, wählen aber eine einfache Linie.
Außer uns sind keine Biker geschweige andere Leute zu sehen. Ziemlich ausgestorben die Sache.
Auf halber Höhe am Fuß des Skigebiets ist zumindest eine kleine Bar geöffnet, wo es etwas verspätet die nächste Ladung Pasta gibt.

Die Abfahrt ist natürlich noch nicht zu Ende. Fast bis ganz runter nach Ussita (725 m) geht der Spaß weiter. Das waren am Ende über 1.000 hm Abfahrt auf genialen Trails, teils geshaped, teils natürlich. Für mich die beste Abfahrt der ganzen Tour.

Nun noch ein Stück die Straße runter bis zum Tagesziel in Visso (615 m).
Dort sieht es dann so aus.

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Der ganze alte Ortskern ist mit einem Zaum abgesperrt. Betreten verboten. Frustrierend.
Drumherum existiert der Ort ja noch. Dort stehen neuere Häuser und es wird intensiv gebaut. Aber was passiert mit dem alten Zentrum? Das kann ja so nicht bleiben, wenn man sich hier wohl fühlen will.

Da wir auch heute eher früh am Ziel sind, machen wir nach dem Bezug unserer Quartiers noch einen Spaziergang zur neuen Ortsmitte. Jedenfalls gibt es einen Platz und Bars und ein Bierchen.

Für die abendliche erste (!) Pizza der Tour wechseln wir noch mal die Location. Etwas außerhalb
stehen hier wie in einer Trabantenstadt zahlreiche Blockhäuser. Ich nehme an, die aktuellen Wohnungen der Einheimischen. Das sieht leider mehr nach Dauerlösung statt nach Übergangslösung aus.

Fazit zum heutigen Tag: Spitze. Die tolle Schlucht, der wunderschöne und einsame Aufstieg und dann die geile Abfahrt nach Ussita. Platz 1. Bester Tag der Tour.

Morgen werden die Berge dann etwas kleiner. Das ist auch der letzte Tag.
 
ja, das ist verdammt traurig da unten., das große Beben war 2016, also vor 8 Jahren. In vielen Orten leben die Menschen seither in Containersiedlungen ...
 
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