Nun folgt viel Text. Wir haben viel erlebt ...
Es dauert nicht lange, da halten uns zwei Arbeiter am Wegesrand an und versuchen uns etwas von einer Baustelle weiter oben zu erzählen. Was das konkret bedeutet, ist etwas unklar.
Nachdem sie weg sind, radeln wir weiter hinauf, bis wir die beiden wieder treffen. Bei diesem Gespräch wird deutlicher, dass wir umkehren sollen. Sie verschwinden erneut und lassen uns erst mal ratlos zurück.
Mir ist nicht ganz klar, was wir nun tun sollen. Wieder zurück runter ins Tal und eine ganz andere Strecke nach
Castellucio schaffen wir zeitlich nicht mehr. Nach einiger Bedenkzeit will ich doch noch mal mit den beiden sprechen. Also wieder ein Stück weiter hinauf, bis zum nächsten "Termin".
Ich versuche etwas Verzweiflung in die erneute Verhandlung zu werfen. Irgendwie muss man mit dem Radl doch weiter kommen.
Es nützt aber nichts. Anscheinend ist oben wirklich kein Passieren möglich oder zumindest partout nicht gestattet. Sie lassen sich nicht erweichen. Wir sollen doch Richtung
Norcia und von Westen hinauf nach
Castellucio (1423 m).
Der Blick in die Karte sieht nicht beruhigend aus, denn die zusätzlichen Kilometer sind ordentlich. Aber es ist immerhin nicht ganz runter ins Tal.
Wir müssen nur etwa 100 hm zurück bis zur Brücke und dann durch einen Tunnel. 20 km mehr und mind. 300 hm zusätzlich kommen so sicher zusammen.
Insgesamt hat das ganze Theater bestimmt 1h gedauert. Es ist bereits 17 Uhr. Das wird spät.
Dann mal zurück bis zur SS685. Doch da steht natürlich ein fettes "Radfahren Verboten" Schild. Vielleicht wegen des 5 Kilometer langen Tunnels? Für uns alternativlos. Wir haben ja praktisch eine offizielle Empfehlung.
Auch hier ist eine Baustelle, aber mit Ampelschaltung. Nur alle paar Minuten setzt sich ein Schwung Fahrzeuge in Bewegung. Das können wir strategisch nutzen. Wenn sich Verkehr nähert, stellen wir uns im Tunnel an den Rand, in den Ampelpausen geht es weiter. Nicht sehr entspannend. Ich bin froh, als wir wieder draußen sind.
Ein Stück hinter dem Tunnel ist dann
Castellucio ausgeschildert. 600 hm Straße bis zur
Forca Ventosola (1520 m). In den Beinen ist der Tag eigentlich schon zu Ende. Aber es nützt ja nichts.
Auf halber Höhe erwischt uns auch noch ein Hagelgewitter, das wir notdürftig unter einen Busch am Straßenrand abwarten. Die Zeit verrinnt.
Um 19 Uhr sind wir endlich oben und werfen den ersten Blick in die Schüssel von
Castellucio. Bei den aktuellen Lichtverhältnissen wirklich ein grauenvoller Anblick. Mittendurch zieht sich stangengerade die Straße zu unserem Ziel, das fast immer noch 10 km entfernt ist.
Fix und alle erreichen wir den Ort bzw. dessen Reste. Am Ende nur noch Schiebend. Doch noch ist nicht Feierabend.
Es gibt drei Unterkünfte. Und man kann es gar nicht glauben. Es ist kein Übernachtungsplatz mehr frei! Reservieren tu ich im Vorfeld unter der Woche nur selten. Jedenfalls nicht an einem Dienstag Abend im Juni. Doch wenn der nächste Ort 30 km und einige Höhenmeter entfernt ist, wäre das wohl sinnvoll gewesen. Amateur.
Wir stehen vor der
Locanda de Senari und bleiben hartnäckig. Ich hätte die Nacht auch in der Gaststube oder sogar im Freien verbracht. Mit dem Rad wäre ich jedenfalls nirgendwo mehr hin gefahren. Zumal es bereits leicht dämmert.
Dann kommt etwas Bewegung in die Sache. Eine Vierergruppe mit einem Apartment erklärt sich bereit, ein Zusatzbett ins Zimmer zu nehmen. Dann können die Vier in einem Raum schlafen, und mein Sohn und ich im anderen. Ich kann meinen Dank kaum ausdrücken. Wir können Duschen und doch einen halbwegs entspannten Abend verbringen.
Wenn es doof läuft, dann richtig. Gesperrte Straße, Gewitter, kein Schlafplatz. Dabei geht ein bisschen unter, dass es bis
Amatrice ein interessanter Tag war.
Dennoch landet diese Etappe nun auf dem letzten Platz.
Für Nachfahrer: Solange der
Colle le Cese auf direktem Weg nicht erreichbar ist, bleibt als Alternative
die Straße ab
Arquata del Tronto zur
Forca di Presta oder wie
stuntzi 2015 bei
Accumoli schon hoch.