Um das mal gerade zu rücken:
Eine passende Fahrwerksabstimmung ist wichtig, und die besteht aus dem gelungenen Zusammenspiel aus Feder und Dämpfung eines Federelements im Hinblick auf den Anwendungsfall.
Die Qualität von Federelementen ist ein weites Thema. Die hochpreisigen Produkte bieten oftmals mehr oder auch nur weiter reichende Einstellmöglichkeiten, was die Erreichung der passenden Abstimmung sehr allgemein gesprochen wahrscheinlicher macht, man muss dazu aber auch wissen, was man tut. Weniger Geld bei den Produkten auszugeben und stattdessen in externe Expertise, sprich Tuning, zu investieren, mag oft besser sein, insbesondere wenn man nur einen recht eng abgesteckten Anwendungsfall, z.B. Trail-Touren, hat.
Du beziehst dich hier jetzt auf einen sehr konkreten Anwendungsfall. Der TE nahm im Eingangspost aber auf die ganze Bandbreite von XC bis DH Bezug. Bei dieser Bandbreite kann man konstatieren, dass die Geschwindigkeit von XC bis DH tendenziell zunimmt, und damit auch die Energie, die im Spiel ist (wie
@Schildcret richtig festgestellt hat, ist die Masse, träge wie schwere, in unserem Bezugsrahmen als Konstante zu sehen).
Aus der Energie folgt auch recht einfach, dass die auftretenden Kräfte bei höheren Geschwindigkeiten größer sind, und da Federweg vor allem dazu dient, die auftretenden Kräfte in der Spitze abzumildern - was nebenbei bemerkt dadurch erfolgt, dass die Einwirkung zeitlich gestreckt wird -, kommt bei höheren Geschwindigkeiten folgerichtig mehr Federweg zum Einsatz. Die Grenzen liegen dabei in der zeitlichen Streckung, mit der man umgehen kann.
Dass die Energie und damit die Kraft bei höheren Massen ebenfalls größer ist, spielt insofern keine Rolle, weil die Leute mit höherer Masse damit laufend umgehen müssen und diese höheren Kräfte also gewohnt sind und sie auch aushalten können. Was anderes ist da das athletische Niveau bzw. auch das Können, weil Fahrtechnik eben auch dazu führt, dass man die vorhandene Kraft deutlich effektiver bzw. zielführender einsetzen kann. Der bessere Fahrer braucht also bei gleicher Strecke und gleichem Tempo weniger Federweg. (Wichtig dabei auch: Fahrer > Rad, d.h. der bessere Fahrer wird mit weniger Federweg wahrscheinlich immer noch schneller fahren.)
Was das nun für den einzelnen heißt?
Zunächst mal muss man sehen, was man damit fahren will, also welche Wege etc., dann muss man sehen, wie man diese Wege fahren kann aufgrund von Fahrkönnen und körperlicher Fitness, und letztlich kommt noch ins Spiel, welche Präferenzen man hat, also ob man z.B. als Enduro Racer auf einem winkligen Kurs möglichst schnell sein will oder als eher komfortorientierter Tourenfahrer lange Tage im
Sattel noch möglichst entspannt und damit auch sicherer verbringen will, oder man sich gerne an Spielereien und kreativen Lines erfreut oder… Die Bandbreite ist da groß.
Ich würde sagen, der grobe Einsatz, also ob XC oder DH, legt den Bereich fest. Niemand wird mit 200 mm Federweg XC fahren wollen und auch niemand mit 100 mm DH. (Und auch wenn man mit 100 mm den Track noch runter kommt, ist es kein DH mehr, zumindest nicht lang.) Deshalb findet sich einerseits jede Kategorie in einem gewissen Bereich an Federweg wieder und andererseits ist es eben jeweils ein Bereich, der durchaus einen nicht zu vernachlässigenden Umfang hat, sagen wir mal 40 mm. (Über 10 mm hin oder her kann man dann trefflich streiten.)
In der gegebenen Bandbreite kommt es dann einerseits auf die persönlichen Voraussetzungen (Fitness, Fahrkönnen) und andererseits auf die persönlichen Vorlieben an. Wenn diese, aus welchen Gründen auch immer, vielfältig und/oder variabel aufgestellt sind. Ist es wahrscheinlich kein Fehler, sich in den jeweiligen Bereichen in der Mitte zu orientieren. Denn man sollte nicht vergessen: Auch wenn da oftmals Marketing mit eine Rolle spielt, sind die üblichen Federwegsbereiche im Wesentlichen doch auch ein Mittelwert der Erfahrungen vieler Mountainbiker. Und dass sich diese Bereiche über die Zeit verändern, ist dann ein Spiegelbild dessen, dass sich auch der Mittelwert der Mountainbiker verändert.
Edit:
Um das noch auf einen kurzen Punkt zu bringen, manche Leute fahren Trail-Touren oder All-Mountain oder wie man es auch immer nennen will wahrscheinlich am besten mit 160 mm Federweg, andere mit 120 mm. Mit 140 mm werden wahrscheinlich die meisten gut zurecht kommen. Es schadet sicherlich auch nicht, 120 und 160 mm im Stall zu haben, dann kann man wechseln. 120, 140 UND 160 mm wäre aber wahrscheinlich übertrieben, es sei denn, die Räder unterscheiden sich noch in anderer Hinsicht deutlich voneinander. Es gibt ja schließlich nicht nur Federweg als Faktor.