Da hast du sicherlich recht, dass sich die technische Umsetzung von Dämpfungen verbessert hat. Ist aber nicht so, dass sich da grundsätzlich was getan hat, die technischen Lösungen gibt es im Prinzip seit Jahrzehnten. Ist halt letztlich Fahrzeugbau, da sind die Basics ohne elektronische Lösungen im Prinzip ausentwickelt, und elektronische Lösungen stehen bei Bike noch ganz am Anfang.
Was mich stört, ist bei Dämpfung dieser weit verbreitete Unterton, dass es da grundsätzlich bessere oder schlechtere gibt. Das ist natürlich nicht der Fall. Die Dämpfung gibt dir aufgrund eines Strömungswiderstands einfach eine Kraft, genauso wie dir die Feder eine Kraft gibt, egal ob das jetzt eine Luftfeder oder eine Stahlfeder ist. Und die Dämpfungskraft muss zur Federkraft passen, das eine ist ohne das andere nichts. Die technischen Probleme betreffen dann eine ganze Latte an Faktoren, dazu kommt unabhängig von der eigentlichen Dämpfung sowohl bei der Dämpfung als auch bei der Luftfeder eine zwangsläufige mechanische Reibung von Dichtungen, die sich zur mechanischen Reibung der sonstigen beweglichen Teile addiert (und mechanische Reibung ist zwar auch Dämpfung, aber eine, die man in aller Regel nicht will, weil kaum sinnvoll zu beeinflussen).
Wenn wir dann zur Kraft an sich kommen, ist da natürlich die Verlaufskurve über den Federweg von essentieller Bedeutung, und zwar wieder bei Feder und bei Dämpfung, wobei die passende Abstimmung zueinander wichtig ist. Dieselbe technische Umsetzung kann also abhängig von Feder und etwaigen Übersetzungsverhältnissen im Hinterbau eine passende oder unpassende Dämpfung sein. Gut oder schlecht ist da eher der falsche Ausdruck.
Unabhängig davon sind technische Unzulänglichkeiten natürlich nicht gut. Aber wenn ich mit dem einen Dämpfer dieselbe Kraftkurve hinbekomme wie mit dem anderen, dann werden sich die auch gleich fahren. Dass man mit dem einen Dämpfer mehr anpassen kann als mit dem anderen und man daher eher was passendes hinbekommt, klar. Dass der eine vielleicht standfester ist im Betrieb, weil temperaturstabiler, oder einfach auf Sicht weniger Defekte auftreten, auch klar. Trotzdem ist die Dämpfung nicht anders, wenn dieselbe Kraft produziert wird. Da liegt imho eher das Missverständnis, und das wird vom Marketing vieler Firmen natürlich gerne unterstützt, dass man, wenn man nur mehr Geld ausgibt, eine "bessere" Dämpfung bekäme. Besser anpassbar, stabiler bei Belastung, harmonischer im Kraftverlauf über einen Bereich, andere und eventuell besser passende Kraftverlaufskurve, mag alles sein. Es bleibt aber dabei, die Dämpfungskraft muss zur Federkraft passen und beides zusammen zum Anwendungsfall, dann wird’s gut.