Rockymountix - von Mexiko nach Kanada

Solange nix passiert, ist es nie wild mit den Bären. Aber ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass ich nen ganz schönen Kuchen in der Hose hatte, als ich mutterseelenallein auf nem Trail plötzlich 10 Meter vor so nem Vieh stand.

Der hatte mich zwar dank Glöckchen rechtzeitig bemerkt, trollte sich allerdings nur sehr gemächlich vom Pfad. Das Spray hatte ich auch dabei, soll auch in den meisten Fällen helfen. Beruhigt etwas und ist allemal besser als nix...

Gefährlicher war übrigens mal ne Begegnung mit Wapitis, die Jungtiere dabei hatten. Die wurden direkt ranzig, da habe ich lieber das Feld geräumt :D
 
Stuntzi in der Höhle des Bären! Also für uns Mitleser wäre ein Bild von Stuntzi mit Bär, oder auch nur der Bär, sicher beeindruckend...Trotzdem wünsche ich dir, dass du "bärlos" durchkommst!
 
01.07. 16:30 Bergwiese, 2900m


Anstrengend aber fahrbar schraube ich mich auf einem Singletrack durch den Red Canyon bergauf.


Das Panorama könnte schon fast als "alpin" durchgehen.


Eigentlich mag ich ja keine Trail-Anstiege. Aber dieses Ding hier ist so gut in Schuss, da flutschen die siebenhundert Hömes einfach durch.


Nach einem namenlosen Pass fällt der Weg leicht hinab in eine endlose scheinende Hochebene.


Doch anstatt flott auf einem Isohypsentrail hindurchzurollen, spiele ich Schlammcatchen mit Specki.

Der bescheuerte Weg ist dermassen zermatscht, dass teilweise selbst schieben nicht mehr funktioniert. Also schleife ich Specki viele Meilen lang durch die Ebene. F#CK, das hatte ich mir irgendwie anders vorgestellt.


Nach stundenlangem Kampf und Krampf wird der Weg endlich wieder leidlich fahrbar.


Das Panorama ist zwar nicht spektakulär, aber dank der abgefackelten Bäume sieht man wenigstens ein bisserl was von der Gegend.


Irgendwann verschwindet mein Weg schließlich ganz. Ich suche mir auf der Karte mein Ziel und marschiere über eine riesige Wiese direkt darauf zu.

Dieses Intermezzo vollendet die dritte Schiebestunde, langsam hab ich den Kanal voll von diesen Bergen. Was soll die elende Schinderei hier, untem im Tal auf dem Highway wäre die Strecke in einer Stunde gegessen.

Grmbls.

Na immerhin halten sich die Grizzlys zurück. Wahrscheinlich stehen sie nicht auf laute deutsche Flüche.
 
01.07. 22:00 320-Ranch am Gallatin River, 1990m


Nach sieben Stunden und jämmerlichen 1500 Höhenmetern stehe ich endlich oben am Trailhead zum "Little Wapiti Creek" und bin damit im Revier des Mountainbike-Guides von Bozeman. Hier her hätte man auch einfacher kommen können: dreissig Meilen Highway und dann als Rundtour fahren. Aber wer will schon kringeln, lieber wühle ich mich stundenlang durch den Schlamm. Dafür stimmt nachher die "Linie".


"If there is an afterlive for mountainbikers, it will include singletracks like this over and over...". Die Amis sparen nicht mit Superlativen.


Wie bitte?


Das war's schon?

Eine langweilig erdige Spur zieht sich schmal durch Wiesen und Wälder. Gefälle größtenteils Fehlanzeige, oft muß in die Pedale getreten werden. Kurven auch Fehlanzeige, es geht eigentlich immer nur gerade aus. Aussicht ebenso Fehlanzeige, nix ausser ein paar Bäumen und grünen Hügeln. Einzige Abwechslung sind zwei üble Flussquerungen, nasse Füsse garantiert.


Nach fünfhundert Höhenmetern ist der Schrott zum Glück vorbei und ich rolle (naja, trete) auf einer Dirtroad ins Tal.

Ich glaub ich spinne, die Amis haben absolut ein Rad ab. Wie kann man einen derart öden und unbedeutenden Singletrack nur so maßlos übertrieben beschreiben?! Und für diesen Schotter hab ich mich den ganzen Tag lang durch Grizzlybärenberge gekämpft, na bravo. Zwei Stunden auf dem Highway hätten's auch getan.


Selbigem folge ich jetzt auch nach Norden, froh endlich wieder richtig rollen zu können.


Weit roll ich allerdings nicht, bald läd rechterhand die "320 Ranch" mit einer Dininghall zum Dinner.

Ich hab inzwischen auch die Übersetzungen der amerikanischen Trailbeschreibungen kapiert. "Steep" bedeutet zwei Prozent Gefälle, "moderatly steep" ist ein Gegenanstieg, "Technical Section" sind drei Meter S1 statt S0. Es wär zum Lachen, wenn es nicht so traurig wäre. Die armen Rockymountainbiker werden in ihren Bergen niemals einen felsigen, technisch schwierigen Trail zu Gesicht bekommen. Hier gibt's immer nur den gleichen flachen, erdigen Flowkram.

So... genug gemosert. Immerhin hatte ich heute einen kompletten Tag auf Singletrack, der mich ein Stück weiter nach Norden gebracht hat. War zwar dank des Matsches eine üble Schinderei, aber immer noch viel spannender und "mountainbikiger" als hunderte Kilometer Gegenwinddirtroad durch die Sagebrush-Prärien von Wyoming. Darauf ein Bierchen in der Bar der 320-Ranch zu Countrymusik von Kenny Rogers... Prost!
 
...vermutlich müssten die Autoren von MTB-Führern sonst Klagen befürchen, wenn mal einer über den Lenker ginge - Tssss :rolleyes:
 
Mach den Bärenspray am Rucksacktraggurt fest. So wie es einige mit ihrem Kameratäschchen machen. Wenn es wirklich zu einem ernsthaften Angriff kommt (was sehr unwahrscheindlich ist) zählt jede Sekunde. Biker sind das schlimmste für Bären (leise und unter anderem sehr schnell) Bären hören in etwa gleich gut wie ein Mensch...Bärenglöckchen sind also totaler Unfug!

Die Ranger übertreiben gerne mal wenn sie merken das sie mit einem Touristen reden. Wenn allerdings ein Ranger zu einem Einheimischen sagt da ist was unnormales im Gange dann ist es wirklich heiss.

Ich hab 6 Jahre in BC und YT gelebt und glaub mir die Chance das dich im Schlaf ein toter Ast trifft ist x mal grösser als das dich ein Bär frisst.

Ride on.

Bären hören in etwa gleichgut wie ein Mensch? Da irrst Du Dich. Sie hören weitaus besser. Laut Wikipedia nehmen sie das Blöken eines Hirschkalbes noch aus 500m Entfernung wahr. Die Sehkraft ist mit dem des Menschen vergleichbar.
Aber was soll´s, Hauptsache der Stuntzi kommt so oder so heile durch. Bloß nicht irre machen lassen.
 
Auf meinen USA Reisen habe ich eines gelernt: Die Amerikaner sind ganz groß, wenn es um das Thema SHOW geht. Präsentieren, darstellen, umschmücken, etwas zeigen, darin sind sie Meister. In den USA in ein Museum zu gehen, ist meistens eine wahre Freude. Nicht diese endlos öden Reihen von Schaukästen mit Erklärungen in sechs Sprachen. In den USA wird meistens alles an multimedialen Mitteln aufgeboten um selbst langweiligste Dinge möglichst „peppig“ darzustellen. Eigentlich ja sehr schön, aber die Kehrseite von der Medaille ist leider, dass aus einigen Mücken gleich ganze Elefantenherden werden und das oftmals das zu erklärenden Objekt im Detail nur recht oberflächlich erklärt wird.
Solche Trailbeschreibungen, wie z.B. dieser Little Wapiti Creek, muss man eher lesen lernen wie die Hotelbeschreibungen in Reisekatalogen a la Neckermann, TUI und Co. Einfach mal die ganzen Superlativen ausblenden und die Fakten heraus filtern. Dann kommt meistens die ernüchternde Realität zum Vorschein.
Weiterhin viel Spaß beim Radeln,
kono
 
Na die Amis sind eben super im Marketing. :daumen:

Beste Beispiele sind doch die Touristik- (uuuh, gefährliche Bären) und die Lebensmittelbranche (fritierte Chips mit Zucker kann man mit ColaZero wieder ausgleichen...) ;)

Ride on Stuntzi!
 
Das mit den Baeren ist eigendlich ganz einfach. Tip aus Canada: "Don't look like food and don't smell like food!" :D

Mach doch mal ein Soundfile von Deinem Baerenabwehrgesang und stell es zum download bereit. Bestimmt interessant und vielleicht macht der Raab einen Hit draus. :lol:
 
Hey Zorro, Gruesse aus Sumatra!
Hier gibts uebrigens Schluzmilch in Massen, heisst "Susu" - vielleicht gibts ja demnaechst dann mal den Indonesix?
Wenn Du genug von den langweiligen Flowtrails hast, freust Du Dich sicher schon irre auf den Dolomix mit uns, stimmts? Wir uns jedenfalls riesig.

Ride on, oder, wie es hier heisst:
Selamat Jalan!
Bine
 
Naja also so groß anders is das in D doch auch nicht.
Die offiziell ausgeschilderten Mountainbike-"Trails" sind doch oft auch nur Forstautobahnen.
Da wird dann etwas gröberen Schotter in den offiziellen Infoheftchen auch manchmal als Gefahr beschreiben...

Ich hab mich auch schon öfters gewundert, dass einige Biker in den Alpen meine langweiligen, ok immerhin steilen Anstiege als Abfahrt nehmen...
 
hab nen paar Jahre an der Ostkueste ausserhalb von Boston gewohnt... da sind die Berge zwar flacher, aber Trails fast immer felsig mit ausgesetzen Stufen, 2m Drops und so weiter. Und wenn der MTB Fuehrer "unfahrbar" geschrieben hat, war das mind. S3...

Ist also nicht ueberall so.
Aber uebertreiben koennen sie schon gut ;-)


Hatten ne ganze Zeit auch nen Buero an der Westkueste im Silicon Valley... Die Berge, die den Pazifik vom Inland trennen sind auch steil und von Trails durchsetzt. Da ist definitiv auch mehr als S1 dabei.

Das hilft dir jetzt natuerlich nicht weiter, ich drueck mal die Daumen, dass es gen Norden spannender wird.
Landschaftlich und vom menschlichen Faktor aber schon ne schoene Sache.

Reisen ist schon klasse...

der Uwe
 
Die Meinung zu dem Amis teile ich vollkommen, ich wurde damals für verrückt erklärt, weil ich mit dem Bus nach Mexiko reisen wollte. Insgesamt bin ich mir in Mexiko meistens sicherer vorgekommen als in den USA.

Bei den Trails wirst du spätestens in Kanada eine Veränderung feststellen. Wenn die "Black-Diamond" als Schwierigkeit angeben, dann braucht man schon beinahe nen Dher um überhaupt runterzukommen. ;)
 
Ich empfehle als Projek, wenn Dir die US von A gefallen haben daheim zu recherchieren, ob der Appalachian Trail für Bikes freigegeben ist. Ist eingentlich eine Langstreckenwandertour (so ca. 4-6 Monate).
 
Appalachian Trail ist gröBtenteils gesperrt für Fahrräder. Wäre auch zu schön gewesen...ist ja eh nur Mittelgebirge!

http://www.appalachiantrail.org/site/c.mqLTIYOwGlF/b.4805493/k.749B/Regulations_and_Permits.htm

Hoffentlich schneidet Kanada besser ab, ist nicht mehr 'weit'. Bin gespannt wie und ob Fernie seinen Ruf aufrecht halten wird. Habe nur im Hinterkopf dass du da krasse Sachen fahren kannst.

Weiter so,

p.

Stuntzis Problem ist halt, dass er Singeltrails sucht, die quer durchs Land gehen. Da gibts in Kanada auch eher wenig. Die gehen ja meistens aus der Stadt nach oben und dann in vielen Varianten wieder nach unten.

Ich bin in Kanada auf jeden Fall nix anderes gefahren, auch wenn es sog. Epic-Rides laut Internet zu geben scheint.
 
Endlich fertig mit'm nachlesen...

Stefan, glaub nicht alles was die Leute so sagen: Grizzlys fressen keine Menschen.
Sie machen sie vielleicht platt, wenn ihnen was nicht paßt, aber sie fressen sie nicht...
:cooking: :bier:

ciao Christian

(wahrscheinlich ahnen sie, wieviel Gift heutzutage in nem Menschen steckt :( )
 
02.07. 11:00 Andesite Mountain im Bigsky Ski Resort, 2680m


In der Nacht suche ich Zuflucht in einer leeren Scheune am "Cinnamon Creek".

Bei den faustgroßen Hagelkörnern die hier derzeit die Tendez haben, vom Himmel zu fallen, ist mir ein festes Dach überm Kopf doch lieber. Dieses mal bleibt's allerdings ruhig. Na macht nix, "Mach dich froh, schlaf im Stroh" gilt auch hier. Wer weiss wo dieser Spruch im Original hängt, bekommt hundert Punkte (und hat schon mal einen hohen Berg umrundet).


In Bozeman tanzt derweil Bär. Schäferhund "Peanut" wandert über die Staße?! Der HAMMER! Interessant auch die Veröffentlichung aller Gerichtsurteile mit vollem Namen und Alter: "Datenschutz" auf amerikanische Art. Hängt sie höher!


Nach dem Frühstück strample ich vierhundert gemütliche Höhenmeterchen ins Skidorf "Big Sky"...


.. und mache mit dort einen relaxten Downhill-Tag!
 
02.07. 16:00 Bik Sky Mountain Village, 2290m


Revanche ist angesagt, für alle flachen Flowtrails der Rocky(Earthy)mountains!


"Cliff Area"? Gibt's ja gar nicht, nix wie hin.


"Cliff" ist ein bisserl übertrieben, aber über die Trails in Big Sky kann ich mich nun wirklich nicht beschweren.

Black Diamond ist mir grade recht. Bei Double Black Diamond kneife ich an einigen extremen Stellen dann doch den Schwanz ein und wähle Chickenways außenrum. Mit einer 120er-Gabel ist man da doch teilweise kurz vor'm Salto... oder auch mittendrin.


Endlich mal ein bisserl was zum spielen.


To jump or not to jump? Tiger sagt nein, also lass ich's bleiben. Crosscountry-Specki findet das wahrscheinlich auch besser.


Gibt auch so genug zum fahren.

Insgesamt fünf Mal geb ich mir die 400 Höhenmeter auf verschiedenen Routen, dann geht der Lift kaputt. Egal, hab alles abgegrast, dann fallen die Wiederholungen halt flach.


Statt dessen spielt Specki Fotomodell bei einer "Berghochzeit". Ob mich der Bräutigam dafür wohl auf die Feier einläd?


Es würde sich durchaus lohnen... :)
 
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