Transnevada Tag 4
Es ist Sonntag. Naja, seit dem ich hier unterwegs bin, ist für mich eigentlich jeder Tag ein Sonntag. Die Nacht auf dem Campingplatz war, bis auf das Fiepen der Mäuse, das es eigentlich jede Nacht gibt, wieder sehr ruhig. Ich nehme mir fest vor, dieses Mal etwas zügiger beim Zusammenpacken zu sein, da ich noch vor der großen Hitze ein paar KM schaffen möchte. Bei dem Vorsatz bleibt es dann auch. Ich genieße langsam den Tag einfach so auf mich zukommen zu lassen. Schei$$ auf die Hitze, dann mache ich halt häufiger Pause.
Google sagt, das es in Abrucena einen Supermercado gibt, der Sonntags geöffnet hat. Da ich ich meine Vorräte auffüllen muss, entscheide ich mich, den Umweg ins Tal in Kauf zu nehmen und rausche die 300 Höhenmeter hinab. Was dann aus meinem Einkauf wurde, habe ich ja schon geschrieben. Die kleine Stadt mit ihren winzigen Gassen ist wirklich toll und hätte eigentlich einen längeren Aufenthalt verdient.
Aber ich bin ja schließlich zum Radfahren hier. Die Sonne steht schon fast senkrecht am Himmel und ich mache mich auf den Rückweg, um wieder auf den rechten Weg zu kommen. Das Blöde ist ja, dass die Taschen jetzt prall gefüllt sind und es nicht leichter wird.
Ich finde den Einstieg zur Route und verlasse endlich wieder die Straße. Der schmutzige staubige Schotter hat mich wieder und die nächsten Stunden rinnt der Schweiß.
Hört sich jetzt vielleicht blöd an, aber ich bin immer wieder erstaunt, was der Körper leisten kann, wenn der Kopf sagt " Hau rein, das hier ist ne geile Aktion". Der Anstieg will einfach kein Ende nehmen. Hier noch eine Kurve und danach wieder eine Kuppel. Die mickrigen Olivenbäume geben keinen Schatten und das Thermometer zeigt mittlerweile über 35 Grad an. Ich suche mir eine schöne Playlist, schalte den Kopf aus und finde meinen Rhythmus.
Irgendwann sauge ich den letzten Tropfen Wasser aus dem Trinkrucksack. Ich habe noch meine Reserven in der Rahmentasche, aber da ich nicht weiß, was mich noch erwartet, halte ich jetzt immer wieder Ausblick nach einer Quelle. Leider ohne Erfolg. Anscheinend hat die Trockenheit in dieser Ecke besonders zugeschlagen, denn alle Brunnen sind ausgetrocknet.
Seit dem ich heute auf der Route fahre, habe ich noch keine Menschenseele gesehen, aber auf dem staubigen Boden mache ich immer wieder Fahrradspuren aus. Als ich an einem steilen Stück wieder mal so vor mir hinträume, pfeift plötzlich jemand und eine Gruppe Mountainbiker bretter die Piste runter. Zum Glück war ich gerade auf der richtigen Seite des Weges, sonst wäre das wohl für uns alle nicht gut ausgegangen. Es wird später Nachmittag und ich halte schon mal Ausschau nach einem Übernachtungsplatz.
Auf der Karte ist in nicht allzu großer Entfernung ein Refugio eingezeichnet. Von aussen macht das Teil einen guten Eindruck, aber ein Blick ins Innere lässt die Begeisterung in puren Ekel umschlagen.
Ich überlasse das Refugio seinem aktuellen Besitzer und lobe mir doch da mein Zelt.
Ich will wenigstens noch mein Wasser auffüllen, aber bis auf einen kleinen Rinnsal kommt auch hier nichts aus dem Hahn.
Ich rolle weiter. So schön die Berge auch sind, blöd nur, wenn es nirgendwo eine gerade Fläche zum Zelt aufbauen gibt.
Die Karte zeigt einen See und da sollte sich doch was machen lassen. Mittlerweile ist die Landschaft immer schroffer und es geht weiter Berg hoch. Wieder vergeht eine Stunde und ich erreiche mein Ziel
Vom See ist nicht mehr zu sehen und stattdessen ist da jetzt eine große Steppe. Perfekt zum Zelten.
Aber Moment, da führt ja noch ein Wanderweg zu einer Felsformation.
Ich schalte in den kleinsten Gang und kurbel auch noch das letzte Stück hoch. Die Mühe wird belohnt, denn hinter ein paar Felsen wartet ein 1a Zeltplatz auf mich.
Während ich das Zelt aufbaue, setzt die Dämmerung ein und da ich mittlerweile auf 2300 Metern bin, wird es auch schnell empfindlich kalt. Nach dem Abendbrot kraxel ich so weit auf die Felsen, bis ich wenigstens einen Balken Netzempfang habe und kann dem Kindern noch gute Nacht sagen. Dann geht's es auch für mich in die Falle. Auf 1000 Metern ging es heute los und es endete auf 2300 Metern. Strava sagt es waren 58KM und 1780 Höhenmeter. Verrückt und das soll Urlaub sein.
Hasta pronto
Ampel