Das die Umwelt-, Natur- und Tierschutzorganisationen ein so kurzes Gedächtnis haben erstaunt mich.
Die Spur der Petitionen gegen Frau Puttrich zieht sich durch das Internet.
Immer mit dem selben Inhalt, Jagtrecht, Jagdmethoden Ausdehnung von Jagdzeiten - immer geht es um Begünstigung der Jagt. - nicht um Naturschutz!
www.google.de/#q=putrich jagdtgesetz
http://www.awm2009.de/petitionen/puttrichII.htm
https://www.openpetition.de/petition/online/tierschutz-gesetzesaenderungen-sind-am-grundgesetz-auszurichten-keine-gesetzgebungs-willkuer
http://martinafeldmayer.de/europaisches-urteil-zum-jagdverbot-grune-fordern-modernes-jagdrecht/
Auch mit dem aktuellen Vorstoß geht es weiter in diese Richtung.
Unsere Wälder haben sich verändert. Teils durch Kostendruck teils aber auch aus Vernunft. Nachhaltige Waldwirtschaft führt zurück zu natürlichen Strukturen im Wald. Wenn Unterholz, Buschwerk, unterschiedliche Baumarten in unterschiedlichsten Wachstumsstadien die Flächen füllen, führt dies zu eine deutlichen Zunahme der Artendiversität. Schädlings plagen werden eingedämmt, Freiflächen regenerieren sich selbst. Schön ist dies aktuell auf der Kahlschlagsfläche des Altkönig zu sehen, an dem Pionierpflanzen am Werk sind und die Grundlagen für einen zukünftigen Wald legen. 1*)
Für die Tiere des Waldes bedeutet die nachhaltige Struktur des Waldes Futter und die Möglichkeit sich zu versteckten.
Nachteilig ist diese Veränderung jedoch für die Jagt. Die Freiflächen durch Kahlschlag, Sturmschäden und Unterholzfreie Monokulturen boten ein freies Schussfeld. Besonders beliebt sind hier jedoch Äsungsflächen, da diese von den Tieren zur Nahrungsaufnahme aufgesucht werden müssen.
Auch wenn Tieren keine Intelligenz zugestanden wird, hat der Mensch in den letzten Jahren der Verhaltensvorsuchung anderes herausgefunden. Nicht alle Ergebnisse sind so erstaunlich wie die der Primatenforschung, dennoch müssen wir hier umdenken. Tiere können viel präziser differenzieren als wir bisher angenommen haben.
Das Bild in der Zeitschrift National Geographic , in dem die Schimpansen klagend hinter dem Zaun stehen und von Ihrem Artgenossen abschied nehmen hat mich tief bewegt.
http://www.nationalgeographic.de/reportagen/grundrechte-fuer-menschenaffen
Tiere die in Gruppen leben sind sozial viel stärker verbunden als wir bisher angenommen haben. Krankheiten, Todesfälle können diese Tiere Orten und Feinden klar zuordnen. Dieses Wissen war zum Überleben immer erforderlich. So haben Rehe gelernt, das das Fressen auf freien Äsungsflächen lebensgefährlich ist. Bei ausgiebiger Ansitzjagt auf solchen Flächen ziehen sich Rehe dann in den Wald zurück und schälen Bäume. 2*)
Andererseits haben Nationalparks in den USA die Erfahrung gemacht, das ein Jagdverbot die zuvor ängstlichen Tiere zutraulich gemacht hat, so dass ein weiteres Verbot eingeführt werden musste: Besucher dürfen wilde Tiere nicht füttern. Die Tiere haben schnell gelernt wer Ihnen nachstellt und wer keine Gefahr darstellt.
Auch die Duldung oder Wiederansiedlung von Bären und Wölfen hat die Populationen dort nicht beeinträchtigt. In allen Fällen hat sich ein Gleichgewicht in Abhängigkeit von Nahrungsquellen, Feinden und Krankheiten gebildet. Probleme ergeben sich, wenn in dieses Gleichgewicht eingegriffen wird. z.B. durch Winterfütterung. Da die Tiere diese Angebot annehmen sollen findet dort dann keine Jagt statt. Dies führt dann außerhalb der Fütterungszeiten zu Nahrungsmagel mit allen bekannten Problemen und Schäden im Wald. Als Problemlöser präsentieren sich dann wieder die Jäger.
Unterholz und natürliche Waldformen bieten den Tieren Schutz, nehmen den Jägern aber die Sicht und freies Schussfeld. Da ein Jäger sicherstellen muss, dass auch bei einem Schuss der daneben geht niemand gefährdet wird, muss das Handwerk der Ansitzjagt aus den tiefen der unübersichtlichen Waldpazellen verlagert werden.
Dies ist an vielen Orten des Taunus zu beobachten, wo direkt an oder in unmittelbarer Nähe von Wegen neue Ansitze gebaut wurden.
Um hier die für die Ansitzjagt notwendige Ruhe zu haben, sollen nun Waldbesucher von der Benutzung dieser Wege ausgeschlossen werden. Hier scheint man sich zunächst auf Montenbiker und GeoCacher eingeschossen zu haben. Schon jetzt ist klar, das wird den Jägern nicht reichen. So werden die Wanderer die heute noch applaudieren die nächsten oder übernächsten sein.
Waldbesucher, welche die Tiere nicht beeinträchtigen, den Wald auch nachweislich nicht schädigen, sollen weichen für diejenigen, die Tiere zum vergnügen verängstigen und töten?
1*) zu begrüßen wäre es wenn in diesem Naturschutzgebiet die Pionier-pflanzen nicht immer wieder für ein freies Schussfeld des nahestehenden Hochstands mit der Kettensäge frei geschnitten würde.
2*) Waldbesucher, die den Tieren nicht nachstellen werden nach kurzer Gewöhnung ignoriert. Autostraßen, laute Motorräder, lärmende Städte stören den Menschen weit mehr als die Tiere. - leider - es würde sonst viele Wildunfälle durch äsende Tiere am Straßenrand reduzieren.