Als Mountainbiker im Deutschen Alpenverein (DAV) - austreten oder drinbleiben?

Da war der @GlobeT mal wieder im Interview:

https://open.spotify.com/episode/0oiPsxksOCXs1Tw2kei3Xm?si=Q7Mx39OSQFKz-Gdrb6i8vQ

Bergzeit schrieb:
Wanderer vs. Mountainbiker: Wem gehört der Trail?
Mountainbiken ist längst ein Breitensport geworden. Das Angebot legaler Trails wird jedoch immer kleiner. Wer ist Schuld daran und wie können sich Wanderer und Mountainbiker die vorhandenen Wege friedlich teilen? Darüber spricht Martin Stolzenberger mit Benjamin Trotter, Projektleiter "Bergsport Mountainbike: Nachhaltig in die Zukunft" vom Deutschen Alpenverein.


Biker Benjamin Trotter vom Deutschen Alpenverein erzählt, wie die rechtliche Lage aktuell für Mountainbiker ist und welche Lösungen es braucht, damit alle ihren Sport in den Bergen ausüben können.


  • Freizeitdruck in den Alpen: Hat Corona die Lage verschärft?
  • Neues Feindbild: E-Mountainbiker! Ist das gerechtfertigt?
  • Die rechtliche Lage: Was bedeuten die neuen Vollzugshinweise der bayerischen Regierung für Mountainbiker de facto?
  • Wie sieht es in anderen Ländern und Bundesländern aus?
  • Machen Mountainbiker die Wege mehr kaputt als Wanderer? Benjamin Trotter widerspricht.

"Sozial- und naturverträglich mountainbiken? Dazu braucht es keine neuen Trails oder Gesetze, sondern Aufklärung!" (Benjamin Trotter, DAV)
 
Soweit ich weiß ist Benjamin nicht mehr beim DAV... also ich korrigier mich im Bezug auf den Threadtitel: Sowei ich weiß arbeitet er nicht mehr beim DAV
 
Zuletzt bearbeitet:
für Wanderer gibt es in den Wanderkarten tausende Wege, die in den Karten einheitlich markiert sind:
rot durchgezogen = Badelatschenweg
rot gestrichelt = Wanderweg / Steig, kann steil sein, gutes Schuhwerk empfohlen
rot gepunktet = Klettersteig, Schwindelfreiheit, Trittsicherheit und gutes Schuhwerk erforderlich, tw. gefährlich

Ich würde mir das eigentlich so ähnlich für Mountainbiking wünschen:
grün durchgezogen = Radroute ohen Anforderungen an das Rad (S0)
grün gestrichelt = S1
grün gestrichpunktet = S2
grün gepunktet = S3

Dazu noch Symbole für Absturzgefahr. Kennt jemand den Lakaiensteig zum Soiernhaus? Der ist ja theoretisch fahrbar, aber so schmal und gleich daneben gehts senkrecht runter, daß ich da niemandem einen Versuch empfehlen würde (also da nur Absturzmarkierung und keine grüne Markierung drauf)

Damit könnte jeder entscheiden, ob er sich das zutraut, da zu fahren (würde vielleicht von vornherein ne Menge Leute abhalten), ohne Leuten mit besserer Fahrtechnik die interessanten Wege wegzunehmen. Genauso ist es doch bei den Wanderwegen heute auch: Jeder kann aufgrund der Karte SELBER entscheiden, ob er/sie sich den Weg zutraut. Und man sieht ja auch teilweise Wanderer mit sehr unangepasster Ausrüstung / Fähigkeiten da rumstolpern. Trotzdem kommt ja niemand auf die Idee, sämtliche Klettersteige zu sperren, nur weil da ein Verwaltungsfachbeamter, der noch nie wandern war, sich nicht vorstellen kann, daß man da laufen kann. Nein, da wird eine Einstufung gemacht, und dann kann sich jeder selber einschätzen.

Was spricht eigentlich dagegen, das so zu veröffentlichen?

Ich mag die sich ausweitende Diskussion nicht, wo Gemeinden 2 spezielle Mountainbikewege ausplanieren, und dann denken, da müssen jetz alle langfahren und sonst nirgends. Das wird doch der riesigen Vielfalt an Bedürfnissen, die Mountainbiker an Wege gerade in den Bergen haben, überhaupt nicht gerecht! Aber: Durch eine solche Markierung könnte man natürlich SPEZIELLE MTB-Wege ausweisen, wenn man die (roten) Wanderwege woanders markiert. Dann könnten sich auf extra angelegten Wegen MTB und Wanderverkehr aus dem Weg gehen. Woanders geht das dann eben nicht, aber da sehen dann wenigstens beide Parteien, daß da auch mit der jeweils anderen Partei zu rechen ist.

Mein Grundsatz kurz zusammengefasst: Wenn man viele der existierenden Wege klassifiziert und in den Karten ausweist, dann kann sich auch der Verkehr viel besser verteilen, weil dann nicht alles auf denselben drei Routen rumballert...
 
! Aber: Durch eine solche Markierung könnte man natürlich SPEZIELLE MTB-Wege ausweisen, wenn man die (roten) Wanderwege woanders markiert. Dann könnten sich auf extra angelegten Wegen MTB und Wanderverkehr aus dem Weg gehen. Woanders geht das dann eben nicht, aber da sehen dann wenigstens beide Parteien, daß da auch mit der jeweils anderen Partei zu rechen ist.
Dieser Regelungsvorschlag ist mir hier schon mehrfach um die Ohren geflogen.
Die Lösung ist gut, aber wie bewegt man jetzt wen dazu, Wege fair auszuweisen.

Ein roter Weg ohne grüne Markierung ist?
  • noch nicht kartiert
  • vergessen worden
  • mutwillig einseitig betrachtet
  • gefährlich

Schwierig. Aber ein Plan.
 
Ich mein die Bewertung der Schwierigkeit ist halt auch komplexer als beim Wandern. Da brauchts dann am besten schon eine Website oder App wie Trailforks. Wenn ein Weg nass, oder verschneit oder vereist ist macht mir das zu Fuß kaum was aus, aber mit dem Rad kann das dann sehr schnell gefährlich werden. Auch erodiert ein gut erreichbarer und steiler Weg extrem schnell, wenn da alle mit blockierten Rädern runterbremsen...

Das Konzept sollte irgendwie so sein dass man die Masse in den Bikeparks und auf Flowtrials konzentriert, die leicht erreichbar sind und damit auch einfacher gepflegt werden können. Aber halt zusätzlich die Wanderwege freigeben und sinnvoll ergänzen, wo Bedarf ist bzw. es zu Konflikten kommen könnte. So ein Konzept wie in Davos ca. aber halt angepasst auf die jeweilige Region (muss nicht immer alles per Bergbahn erreichbar sein):

https://www.ride.ch/de/news/davos-baut-den-ersten-doppelspurigen-singletrail
 
Dieser Regelungsvorschlag ist mir hier schon mehrfach um die Ohren geflogen.
Die Lösung ist gut, aber wie bewegt man jetzt wen dazu, Wege fair auszuweisen.

Ein roter Weg ohne grüne Markierung ist?
  • noch nicht kartiert
  • vergessen worden
  • mutwillig einseitig betrachtet
  • gefährlich

Schwierig. Aber ein Plan.
Es gibt ja durchaus auch Wege, die kartiert, aber nicht als Wanderweg in der Karte markiert sind. Niemand käme auf die Idee, dass man da nicht wandern dürfe. Mir ging es ja erst einmal um die Ausweisung einer gewissen „Fahrbarkeit“, gleichzeitig hätte das bereits eine Lenkungswirkung, wenn man beispielsweise bei parallelen Wegen grün und rot trennte.
 
für Wanderer gibt es in den Wanderkarten tausende Wege, die in den Karten einheitlich markiert sind:
rot durchgezogen = Badelatschenweg
rot gestrichelt = Wanderweg / Steig, kann steil sein, gutes Schuhwerk empfohlen
rot gepunktet = Klettersteig, Schwindelfreiheit, Trittsicherheit und gutes Schuhwerk erforderlich, tw. gefährlich

Ich würde mir das eigentlich so ähnlich für Mountainbiking wünschen:
grün durchgezogen = Radroute ohen Anforderungen an das Rad (S0)
grün gestrichelt = S1
grün gestrichpunktet = S2
grün gepunktet = S3

Dazu noch Symbole für Absturzgefahr. Kennt jemand den Lakaiensteig zum Soiernhaus? Der ist ja theoretisch fahrbar, aber so schmal und gleich daneben gehts senkrecht runter, daß ich da niemandem einen Versuch empfehlen würde (also da nur Absturzmarkierung und keine grüne Markierung drauf)

Damit könnte jeder entscheiden, ob er sich das zutraut, da zu fahren (würde vielleicht von vornherein ne Menge Leute abhalten), ohne Leuten mit besserer Fahrtechnik die interessanten Wege wegzunehmen. Genauso ist es doch bei den Wanderwegen heute auch: Jeder kann aufgrund der Karte SELBER entscheiden, ob er/sie sich den Weg zutraut. Und man sieht ja auch teilweise Wanderer mit sehr unangepasster Ausrüstung / Fähigkeiten da rumstolpern. Trotzdem kommt ja niemand auf die Idee, sämtliche Klettersteige zu sperren, nur weil da ein Verwaltungsfachbeamter, der noch nie wandern war, sich nicht vorstellen kann, daß man da laufen kann. Nein, da wird eine Einstufung gemacht, und dann kann sich jeder selber einschätzen.

Was spricht eigentlich dagegen, das so zu veröffentlichen?

Ich mag die sich ausweitende Diskussion nicht, wo Gemeinden 2 spezielle Mountainbikewege ausplanieren, und dann denken, da müssen jetz alle langfahren und sonst nirgends. Das wird doch der riesigen Vielfalt an Bedürfnissen, die Mountainbiker an Wege gerade in den Bergen haben, überhaupt nicht gerecht! Aber: Durch eine solche Markierung könnte man natürlich SPEZIELLE MTB-Wege ausweisen, wenn man die (roten) Wanderwege woanders markiert. Dann könnten sich auf extra angelegten Wegen MTB und Wanderverkehr aus dem Weg gehen. Woanders geht das dann eben nicht, aber da sehen dann wenigstens beide Parteien, daß da auch mit der jeweils anderen Partei zu rechen ist.

Mein Grundsatz kurz zusammengefasst: Wenn man viele der existierenden Wege klassifiziert und in den Karten ausweist, dann kann sich auch der Verkehr viel besser verteilen, weil dann nicht alles auf denselben drei Routen rumballert...
Also ich versteh dich da voll und im Grundsatz bin ich ja auch bei dir.

ABER:

Alleine dass über so was wie Auszeichnung als Wanderweg und Auszeichnung als MTB-Weg diskutiert wird, ist schon ein Erfolg für diejenigen, die MTB eher raushaben wollen aus den Bergen. Das ist nämlich Teil deren Strategie.

Ein Weg ist erst einmal einfach ein Weg. Punkt. Einen Weg sollte nutzen können, wer das kann – soviel zu geeignet. Und natürlich gibt es dann bei der Nutzung Regeln zu beachten. Die gibt es auch bereits, und zwar für alle potentiellen Wegnutzer.

Eine kleine Anekdote dazu. Ich war dieses Jahr im Wallis und hab dort eine Einheimische irgendwo bei Gelegenheit darauf angesprochen, dass sie so tolle Wege fürs Biken hätten und dass ich es gut fände, dass man in der Schweiz auf Wanderwegen Biken dürfe und das fast alle akzeptierten. Da meinte sie lapidar zu mir: „Wieso Wanderweg? Das sind halt Wege. Die sind meistens nicht zum Wandern gemacht worden.“ Und recht hat sie, weil im Wallis unterhalb des Hochgebirges sehr viele Wege, die heute zum Wandern bzw. auch zum Biken ausgewiesen sind, auf Wege zurückgehen, die irgendwann Bauern zum Wirtschaften angelegt hatten.

Bei uns gibt es zwar vielleicht mehr reine „Wanderwege“, aber viele gehen halt auch auf Jagdsteige oder Wirtschaftswege zurück. Wieso das dann exklusiv Wanderwege sein sollen, erschließt sich mir nicht. Natürlich kann es in bestimmten Fällen Ausnahmen geben, wenn etwa bei absoluten Hotspots z.B. bei einer Bergbahn dann während des Seilbahnbetriebs mal ein Hauptweg für Fußgänger reserviert wird, macht das ja eigentlich auch für Biker Sinn, denn wer will da schon fahren, wenn es zugeht wie am Stachus. Genauso natürlich andersherum bei explizit fürs Abfahren angelegten Biketrails, die sollten dann auch fürs Abfahren auf Bikes reserviert sein. Aber das sind halt echt Ausnahmen in absoluten Touristen-Hotspots.

Und zum Thema Auszeichnung von Wegen: Das gibt es doch. Bei Komoot sind viele Wege mit Singletrail-Einstufungen hinterlegt, Trailforks setzt sich bei uns immer mehr durch (ob man das jetzt gut finden will oder schlecht). Ich würde mir wünschen, bei uns gäbe es sowas wie vttrack.fr in Frankreich. Ob es da eine „offizielle“ Einschätzung braucht? Viele Wanderwege-Einschätzungen gehen ja auch auf Kartenhersteller wie Kompass zurück und sind nicht offiziell (zB gibt es im Bayern Atlas im Overlay auch einfach nur Wanderwege ohne weitere Einschätzung). Und die Einschätzung hinsichtlich MTB ist da sicherlich nochmal deutlich kontroverser. Da bin ich der Meinung, solche Tools wie dieses Trailviews, was es jetzt auf Komoot gibt, sind deutlich hilfreicher, wenn mal ausgereift, weil da kann sich dann jeder selbst ein Bild vom Weg und der Eignung machen.

Aber wie gesagt, soll keine Fundamentalkritik an deinem Standpunkt sein. Deine Intention verstehe ich und teile ich vollkommen.Nur glaube ich, dass ein Übertragen des bisherigen „Wander-Status-quo“ aufs Mountainbiken allein schon deshalb scheitern wird, weil die Zukunft sicher anders sein wird, auch für Wanderer. Von der Agenda irgendwelcher DAV Oberen und dann von Jägern etc. ganz zu schweigen.
 
@Schnitzelfreund
Das einzige, was eine Kennzeichnung (vor Ort) bringen würde, wäre die Transparenz, dass es sich nicht um einen reinen Wanderweg handelt.

Das wäre eben mehr ein Thema für Hotspots. Und da habe ich ja schon ähnliche Gedanken gehabt.

Erosion verändert die Schwierigkeit für S0 ganz schnell.
Ab S2 ist es vermutlich nicht so relevant. Hier ist es dann eher der Unterschied nass/ trocken.
 
@Schnitzelzauber , deine Ideen in Ehren, aber sooo einfach ist das nicht.

für Wanderer gibt es in den Wanderkarten tausende Wege, die in den Karten einheitlich markiert sind:
Wer bestimmt, was wie kategorisiert ist? Das ist ja wieder subjektiv. (Nebenbei, deine Einteilung ist mir nicht so geläufig. Vielleicht verwende ich die falschen Karten).

Ich würde mir das eigentlich so ähnlich für Mountainbiking wünschen:
Du hast ja ganz richtig erkannt, dass es die Singletrail-Skala gibt. Nur ist die nur ein Teil der Einteilungen. Erst mal, es ist eine rein fahrtechnische Einteilung. Die Möglichkeit, z.B. eine Stelle einfach zu überspringen, existiert dort nicht. Deswegen haben auch die anderen Klassifizierungen sehr wohl ihre Berechtigung, weil sich sich ergänzen. Mir sind noch bekannt das Trail Grading System, das von der IMBA (mit das Bekannteste), und das vom CAI (wird in Italien häufiger verwendet).

Was keiner dieser Kategorien abdeckt, ist die Ausgesetztheit bzw. die Absturzgefahr. Dazu bräuchte man eine weitere, parallel dazu klassifizierte Skala. Im Lehrbuch "Mountainbiken" vom DAV (ich habe eine Ausgabe von 2006) wird das sogar noch weiter ergänzt, so dass drei Einteilungen aufgeführt werden: fahrtechnische Schwierigkeit, konditioneller Anspruch, Gefährlichkeit einzelner Stellen bzw. Streckenabschnitte (im Buch Seite 54 bis 56). Spätestens jetzt wird es unübersichtlich, alle Informationen in einer (1) Karte darstellen zu wollen.

Immerhin gibt es in Europa viele freiwillige engagierte Biker, die diese Informationen zusammentragen: Auf OpenStreetMap für die Singletrail-Skala (zu sehen z.B. auf CyclOSM), und auf Trailforks für die IMBA-Einteilung. Aber auch da ist häufig eine subjektive Ansicht problematisch und nicht immer 100% verlässlich. Es gibt auch die SuperTrailMaps, aber obwohl die redaktionell bearbeitet waren und die Aufnehmenden geschult wurden, sind da ziemlich große Unterschiede raus gekommen (wenigstens meine Erfahrungen damit).

Kennt jemand den Lakaiensteig zum Soiernhaus? Der ist ja theoretisch fahrbar, aber so schmal und gleich daneben gehts senkrecht runter, daß ich da niemandem einen Versuch empfehlen würde (also da nur Absturzmarkierung und keine grüne Markierung drauf)
Und dann bist du wieder im subjektiven Bereich. Ich fahre öfters auch Stellen, die absturzgefährdet sind, weil ich weiß, dass ich sie drauf habe. Also nach deiner Einteilung doch bitte die grüne Markierung drauf. Nebenbei, den Lakaiensteig kenne ich nicht, bin aber früher öfters den Weg von der Schöttelkarspitze runter gefahren. Für manche völlig unfahrbar ... .

Ich mag die sich ausweitende Diskussion nicht, wo Gemeinden 2 spezielle Mountainbikewege ausplanieren, und dann denken, da müssen jetz alle langfahren und sonst nirgends.
Das ist ja einer der Punkte, die mit dem DAV-Projekt befürchtet wurden (wurde nie so kommuniziert, aber eben auch nicht dementiert, siehe die vielen Seiten in diesem Thread). Deshalb ist ja auch der Threadtitel
"Als Mountainbiker im Deutschen Alpenverein (DAV) - austreten oder drinbleiben?"

Dann könnten sich auf extra angelegten Wegen MTB und Wanderverkehr aus dem Weg gehen. Woanders geht das dann eben nicht, aber da sehen dann wenigstens beide Parteien, daß da auch mit der jeweils anderen Partei zu rechen ist.

Mein Grundsatz kurz zusammengefasst: Wenn man viele der existierenden Wege klassifiziert und in den Karten ausweist, dann kann sich auch der Verkehr viel besser verteilen, weil dann nicht alles auf denselben drei Routen rumballert...
... und dann bist du ansatzweise am ATS-Projekt vom Landkreis Miesbach. Dort ist das Ziel, einige Wege für MTB auszuweisen, zu pflegen und zu beschildern. Es wird dafür die bestehende Infrastruktur verwendet, das Ziel ist, die Massen der Biker auf einige gut geeignete (und eben auch gepflegte) Wege zu schicken und damit eine gewisse Lenkungsfunktion zu erzielen. Wichtig bei dem Projekt ist, dass alle anderen Wege selbstverständlich weiterhin befahren werden können.

Ich hoffe, du siehst, dass es nicht so einfach ist, und dass ein Teil bereits umgesetzt ist/wird (STS in OSM, Trailforks). Was sicher nicht geht (wenigstens bei mir (Landkreis Miebach und Umgebung), ist eine weitgehende parallele Streckenführung. Es gibt sehr viele Wege, noch mehr Wegenutzer, und viele zusätzliche Strecken wäre eine weitere Belastung für die Natur und die Landschaft (was aber möglich sein muss, sind kurze, wichtige neue Wegstrecken, z.B. um Lücken zu schließen (und das kollidiert wiederum mit den Vorgaben vom DAV, auf keinen Fall neue Wege anzulegen)). Vieles von deinen Gedanken kommt mir auch sehr Deutschland-zentriert vor. Ich war ziemlich überrascht, wie viele MTB-Webseiten es in Italien gibt, mit Streckenbeschreibungen, Klassifizierungen, Tracks und alles, was man sich wünschen kann. So etwas kenne ich von D nicht. Ich meine, dass mit den jetzigen Voraussetzungen schon viel erreicht ist, und würde es bevorzugen, diese weiter auszubauen (siehe Freiwillige, die OSM und Trailforks befüllen). Was aber nirgends sauber gelöst ist, ist die rechtliche Seite. Gerade im Landkreis MB gibt es Verordnungen, die MTB verbieten, und das ist in keiner großen Seite so zu sehen. Da gibt es auch immer wieder Probleme damit.
 
Kurz als Info. Die IMBA EU hat kürzlich ein Trail Grading System als europäischen Vorschlag vorgestellt.
https://itrs.bike/In der Anleitung werden die Kriterien genauer ausgeführt.
https://itrs.bike/downloads/
Es bleibt aber abzuwarten in wie weit sich das durchsetzt. Für touristisch ausgewiesene Strecken, oder für eigens gebaute Strecken, könnte ich mir vorstellen, dass zukünftig danach bewertet wird.
 
Es gibt ja durchaus auch Wege, die kartiert, aber nicht als Wanderweg in der Karte markiert sind. Niemand käme auf die Idee, dass man da nicht wandern dürfe. Mir ging es ja erst einmal um die Ausweisung einer gewissen „Fahrbarkeit“, gleichzeitig hätte das bereits eine Lenkungswirkung, wenn man beispielsweise bei parallelen Wegen grün und rot trennte.
Vor allem hätte es Konflikte zur Folge: "Hier ist mein Weg, hier darfst Du nicht sein".
Egal ob das tatsächlich so gemeint ist...
Kurz als Info. Die IMBA EU hat kürzlich ein Trail Grading System als europäischen Vorschlag vorgestellt.
https://itrs.bike/In der Anleitung werden die Kriterien genauer ausgeführt.
https://itrs.bike/downloads/
Es bleibt aber abzuwarten in wie weit sich das durchsetzt. Für touristisch ausgewiesene Strecken, oder für eigens gebaute Strecken, könnte ich mir vorstellen, dass zukünftig danach bewertet wird.
Ist das mit der OSM-Communitiy abgestimmt? Wie soll das dort dargestellt/gemappt werden?
Falls man sich darum noch keine Gedanken gemacht hat, wird es aßer direkt vor Ort an speziellen Anlagen nicht genutzt werden.
Die Schwierigkeit, "normale" Wege und spezielle gebaute Strecken zu unterscheiden löst es auch nicht.
 
Ist das mit der OSM-Communitiy abgestimmt? Wie soll das dort dargestellt/gemappt werden?
Falls man sich darum noch keine Gedanken gemacht hat, wird es aßer direkt vor Ort an speziellen Anlagen nicht genutzt werden.
Die Schwierigkeit, "normale" Wege und spezielle gebaute Strecken zu unterscheiden löst es auch nicht.
Es gibt ja 4 Faktoren in dem System
Wegschwierigkeit
Ausdauer
Ausgesetztheit
Abgelegenheit

Relevant für OSM ist vor allem die Wegschwierigkeit. Da orientiert sich die IMBA ziemlich genau an der bisherigen Singeltrail Skala, wie man den Downloads entnehmen kann. Das war durchaus beabsichtigt hier keine neue Standarts zu schaffen.

Von daher sehr ich persönlich kein Problem, wenn im OSM Bereich weiterhin mit der Singletrailskala gearbeitet wird. Ich denke das IMBA Modell wird nicht auf alle Wege übertragen werden, sondern soll eine Hilfestellung sein touristische Angebote zu klassifizieren.
 
Da orientiert sich die IMBA ziemlich genau an der bisherigen Singeltrail Skala, wie man den Downloads entnehmen kann.
Es ist immer wieder interessant, wie unterschiedlich das gleiche Dokument interpretiert werden kann. Ich lese daraus, dass es sich eben nicht an der STS orientiert. Es kommen zwar einige Kriterien darin vor (z.B. saubere Linienwahl, Hinterrad versetzen, Trial Fähigkeiten), aber genauso kommen andere Kriterien vor, die in der STS nichts verloren haben (Bunny Hop, Sprünge und Drops, Downhill, Freeride, Slope Style).

Ich sehe in diesem Entwurf deshalb die Schwierigkeit, was für eine Art von Trail überhaupt klassifiziert wurde. Nehmen wir "Expert": Habe ich eine Enduro- bzw. Downhill-mäßige Strecke, die Sprünge und Drops enthält, oder habe ich einen technischen "Basteltrail", der enge Kurven incl. Hinterrad versetzen erfordert? Beides wäre möglich, aber je nach Präferenz des Lesers könnte der Trail ein Volltreffer oder ein Fiasko sein. Ich wäre dafür ein Kandidat: S3 (also technisch) wäre für mich ein Volltreffer, eine Strecke mit wiederholten größeren Sprüngen und Drops ein Fiasko.

Ich sehe die Klassifizierung eher als Versuch, die sich ergänzenden Systeme IMBA und STS zu fusionieren unter Verlust der Wegecharakteristik. Das kommt auch in dem "Vergleich" der Systeme heraus: Ob jemand einen S4 fahren kann oder im Bikepark alles fahren kann (beides unter "Extreme"), da sind solche Welten dazwischen, das ist einfach nicht zu vergleichen.
 
Ich sehe die Klassifizierung eher als Versuch, die sich ergänzenden Systeme IMBA und STS zu fusionieren unter Verlust der Wegecharakteristik. Das kommt auch in dem "Vergleich" der Systeme heraus: Ob jemand einen S4 fahren kann oder im Bikepark alles fahren kann (beides unter "Extreme"), da sind solche Welten dazwischen, das ist einfach nicht zu vergleichen.
Ich muss über den Ansatz des ITRS nochmal gründlich drüber nachdenken; das scheint mir für die Interessen der Radfahrenden, die sich nicht auf speziell für das Radfahren angelegten Wegen bewegen eher wenig hilfreich.
Mir schwebt ja immer noch eine Berücksichtigung der Interessen der Radfahrer (ich habe das mal in ein Dreieck mit den Ecken "Genuss", "Sport" und "Action" verortet) vor.
 
ich habe das mal in ein Dreieck mit den Ecken "Genuss", "Sport" und "Action" verortet
Auch ein interessanter Ansatz.

Was für mich aus der Diskussion über Klassifizierungen wieder klar wird, es gibt nicht "den" Mountainbiker, mit "diesen" Erwartungen bzw. Wünschen. Entsprechend muss jeder Versuch, ein beschränktes Angebot als Alleiniges zu erstellen, scheitern. Es war aber Ziel vom DAV-Projekt, nur eine sehr reduzierte Auswahl an Strecken zu ermöglichen.
 
Ich wäre dafür ein Kandidat: S3 (also technisch) wäre für mich ein Volltreffer, eine Strecke mit wiederholten größeren Sprüngen und Drops ein Fiasko.
Ihr gleitet ja fast schon in technisch-philosophische Trail Betrachtungen ab. Weiter ins Extrem gesponnen, bräuchte jeder seine eigene Skala, weil ja jeder ein wenig andere Fähigkeiten und Erwartungen hat. Für mich tuns die vorhandenen, zumindest in der Hinsicht, dass ich eine Idee zur Schwierigkeit und Fahrbarkeit der Strecke bekomme. Der Rest ist Erfahrung aber auch eine gewisse Unsicherheit, die es ja gerade spannend macht. Btw. jeder der sich ohne eine gewisse vorhandene Fahrtechnik auf einen S2 und höher begibt, hat eh nix verstanden ...
 
Für mich tuns die vorhandenen
.. mit Betonung auf "die vorhandenen", also dass es mehrere, sich ergänzende Klassifikationen gibt. Ich sehe das genauso. Es gibt inzwischen viele taugliche Einstufungen, warum dann noch eine weitere erfinden? Gut, der Ansatz mit Ausgesetztheit, Wildheit und Kondition hat so wohl noch niemand versucht zu integrieren. Und dass Mitdenken immer nötig ist, sollte jedem klar sein: Ein Weg kann trocken einfach sein, nass extrem schwer bis unfahrbar.
 
Muss eigentlich heutzutage alles klassifiziert und eingeteilt sein? Wir wir die ersten Touren in den Bergen gefahren sind, haben wir die nur die Topokarten gehabt. Gefahren wurde nach dem Motto "Versuch macht kluch"
Jetzt braucht jeder alles perfekt erläutert, beschildert und mit möglichst wenig Aufwand für Planung und Selbstdenken
 
.. mit Betonung auf "die vorhandenen", also dass es mehrere, sich ergänzende Klassifikationen gibt. Ich sehe das genauso. Es gibt inzwischen viele taugliche Einstufungen, warum dann noch eine weitere erfinden? Gut, der Ansatz mit Ausgesetztheit, Wildheit und Kondition hat so wohl noch niemand versucht zu integrieren. Und dass Mitdenken immer nötig ist, sollte jedem klar sein: Ein Weg kann trocken einfach sein, nass extrem schwer bis unfahrbar.
Ich sehe das ähnlich, dass es nicht zwingend Bedarf und eigentlich auch keinen Sinn gibt, die Bewertung von natürlichen und speziell angelegten Wegen zu vereinheitlichen. Bei Wegen, wo relevante Sprünge für höhere Einschätzungen enthalten sind, muss ja auch irgendwie sicher gestellt sein, dass nicht Wanderer auf dem Weg mit ernst zu nehmender Wahrscheinlichkeit entgegenkommen (jedenfalls darf der Weg nicht als Wanderweg ausgezeichnet sein und im besten Falle gibt es bergauf genügend Warnschilder und eventuell auch Absperrungen etc). Von dem her sind die beiden Anwendungsfälle auch ganz klar unterschieden.

Ob es jetzt eine Skalierung braucht, die Abgeschiedenheit und konditionelle Ansprüche inkludiert, ist für mich auch fraglich. Da reicht ja ein Blick in die Karte. Das spricht schon sehr dafür, dass die Skalierung vor allem für stark touristische Angebote gedacht ist, wo dem Kunden alles möglichst einfach auf dem Tablett serviert werden soll. Wer auch nur ein wenig selbst plant, schaut ja eh in die Karte. Die Exponiertheit macht dagegen sehr viel Sinn, weil die mit einem Blick in die Karte oft nicht genau abgeschätzt werden kann. Da finde ich das System, das in Frankreich weit verbreitet ist mit einer S(chwierigkeit) Stufe und einer E(xposition) Stufe sehr gut. Gibt es ja sehr ähnlich auch beim Klettern (woher das Biker wohl auch übernommen haben).

Davon ab, ist der DAV in diesem System mit involviert oder warum wird das hier diskutiert? Eventuell sollte man für diese Diskussion einen eigenen Thread starten, könnte es wert sein.
 
Ist doch schön, dass man nicht Fehler anderer wiederholen oder viel Zeit aufbringen muss, um aus Versuch klug zu werden. Nennt sich Entwicklung
Zumal das ja auch Konfliktpotential herausnimmt. Wenn viele erst durch Versuch kluch werden müssen und deshalb dann ihr Bike über unfahrbare, enge Wege zerren, die von vielen Wanderern, frequentiert werden, dann ist da Ärger irgendwo auch verständlich. Von dem her wäre es ja auch für Wanderer, die partout keine Biker sehen wollen, hilfreich eine entsprechende Klassifizierung zu sehen. Gibt genug Wege, wo man vor Mountainbikern relativ sicher sein kann.
 
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