Around Annapurna - Ein atemberaubendes Erlebnis

Bin gerade zuhause angekommen und will mich mal in die Berichterstattung einklinken.

Ähnlich wie MoneSi habe ich eine äusserst unruhige Nacht, irgendwie döse ich nur oder schlafe mal für 5 Minuten ein um wieder aufzuwachen. Das meine Zimmerkollegen mehrmals des nachts auf die Toilette (oder eben auch nicht, wie man im Nachgang erfährt) rennen, stört mich keineswegs. Nur einmal denke "Ups, da hat es aber eben jemand eilig!" Naja, bis man sich aus zwei Schlafsäcken auch rausgeschält hat ... ;)
In Summe schlafe ich sehr wenig und habe morgens wieder ein Mordskopfweh .. also zwei Ibuprofen rein, nach einer Abwägung, denn Kopfschmerz ist ein Leitsymptom für Höhenkrankheit .. :eek: Ein Teil der Klamotten hatte ich über Nacht im Schlafsack, so daß sie jetzt beim Anziehen nicht eiskalt sind. Tasche packen und abgeben und rein in die ungeheizte Gaststube zum Frühstück ... zum vermeintlichen. Warum? Könnt ihr bei MoneSi lesen. Egal, habe eh kaum Hunger, die zwei Toastbrotscheiben bekomme ich nur mit hängen und würgen runter, die Betonung liegt auf "würgen", da der Tee zum Nachspülen fehlt und Honig als Brotaufstrich sich als sehr zähflüssig erweist. Das georderte Omelette geht fälschlicherweise an einen anderen Kollegen aus der Truppe ... egal, krieg eh kaum was runter! Ob die Kalorien für den Aufstieg reichen? Mh, hab ja noch etwas Gel dabei. Ups, hoffentlich friert das bei den Temperaturen nicht ein!
Bevor es losgeht muss ich nochmal auf die Toilette, ich kann es leider nicht verhindern und muss da durch. Also rein in die "gute Stube", die nach einer solchen Nacht (oft frequentiert) ziemlich besch ... eiden aussieht. Das Wasser zum Spülen ist über znahezu Nacht gefroren, wenn überhaupt noch welches da ist ... na Super. Ich schalte einige Sinne weitestgehend aus und versuche mich auf das wesentliche zu konzentrieren. So, erst mal die Daunenjacke ausziehen und aufhängen, dann das Langarmtrikot, hm, es gibt nur wenige Möglichkeiten, die Sachen SICHER aufzuhängen. Jetzt die Taschen von den Shorts leermachen, nicht das was in die Toilette plumpst, GPS raus, Geldbeutel raus, Feuchttücher raus, Hosen runter. Als nächstes die lange Trägerhose und dann die kurze Radhose (auch Trägerhose), dabei tunlichst darauf achten, dass ja nichts den Boden berührt! Ok, leicht in die Hocke gehen und durch die Beine mal nach hinten schauen ... autsch, die Träger der Hosen noch aus dem "Zielbereich" fernhalten ... jetzt kann man völlig unentspannt "sein Geschäft" verrichten. Uh, das wird mit der Zeit aber "arschkalt". Also, "abbuzze" und die Klamotten in umgekehrter Reihenfolge wieder anziehen (war ja klar). Spülen? Ist schwierig, das Spülwasser ist ja eingefroren. Was ne Kacke! nach einer gründlichen Handdesinfektion kann ich jetzt erleichtert zum Start antreten.


eingefroren von *lomo* auf Flickr

Puh, in der Kälte müssen wir dooferweise noch warten, es gibt Probleme mit Ramesh, der arme Kerl hängt in den Seilen, hat sich den Magen verdorben. Mit schummrigen Stirnlampenlicht versuchen wir uns den Weg in die Höhe zu bahnen. Meine Füße und Hände sind eiskalt!!! Auf Höhe des Helilandeplatz hole ich wenigstens die Hände wieder ins Leben zurück ... die Füße kommen dann später von alleine ... denke ich mir so. Langsam wird es hell und ich kann die Stirnlampe ausmachen. Ich gebe ein wenig Gas und kämpfe mich durch die Gruppe nach vorne ... in beschaulichem Tempo. Ramesh versucht immer irgendwie die Direttissima zu gehen und klappt öfters unter dem Rad zusammen ... der arme Kerl.

Am High Camp angekommen stelle ich das Rad ab und laufe erstmal Ramesh entgegen, der schon wieder mit zwei Rädern unterwegs ist und entlaste ihn ein wenig. Wir gönnen uns auf 4800 m erstmal eine Teepause bevor es wieder raus auf den Trek weiter in die Höhe geht.


in Richtung Thorong La von *lomo* auf Flickr


ein bissel kann man den Weg erkennen von *lomo* auf Flickr


weiter bergauf von *lomo* auf Flickr


auf dem Weg nach oben von *lomo* auf Flickr

Es ist nicht ganz einfach, aber jeder hat offensichtlich sein Tempo gefunden. Es geht 30, 40 m (?) vorwärts, dann muss ich wieder stehenbleiben und tief durchatmen. Gut. Weiter geht es mit Elan .... ca. 20 m. Wieder erholen und durchatmen. Los, hopp, auf, weiter! Also gut, loslaufen und Geschwindigkeit aufnehmen ... boah, nach dem zweiten Schritt geht die Leistung schon wieder in den Keller. Und warum verdammt nochmal komme ich nicht an meinen Vordermann ran??? In steileren Serpentinenpassagen bleibt man man nach ca. 5 m Wegstrecke in jeder Serpentine stehen ... ich glaub, das dauert heute ein wenig länger! ;-) Worschd! Wir machen erstmal eine Teepause auf knapp über 5000 m ... Wahnsinn!


noch ne Pause von *lomo* auf Flickr

Rechts, neben der Toilette vorbei, zeichnet sich der weitere Weg ab ... bergauf natürlich ;-)


nuff von *lomo* auf Flickr
 
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Re: Around Annapurna - Ein atemberaubendes Erlebnis
es geht weiter !!!:hüpf::daumen::daumen::daumen:

ich glaube, die Höhe muß man wohl erleben, um die Leistung einorden zu können - KOMPLIMENT nachträglich.



(gestern abend bei servusTV: ein Bericht über drei Norweger - Skiabfahrt Everest-Nordflanke, mit Filmchen vom Skifahren vorher auf ca. 6500 m :eek:)
 
...nach 2 tagen sch...und:kotz: dem super bericht und den zum träumen anregenden bildern...meine entscheidung ist gefallen..."isch bleib in de palz enn heggeschisssser".
 
...sch... thema aber wird bei der kälte dünnsch.... schnell genug zu eis oder muss man mit problemen rechnen...denn so tief kann sich ein alter sack nicht mehr bücken um das kleine loch zu treffen...vorsicht streufeuer!!!! so schluss jetzt mit dem sch...thema...zeigt mir bilder um mich von meinem leiden abzulenken...
 
Ob Durchfall gleich "Streufeuer" bedeutet kann ich leider nicht beurteilen, da ich von "ich habe Magen" verschont geblieben bin.
Ich weiß auch nicht, ob jemand das Thema weiter ausarbeiten will ...
 
Hurra!!! Es geht weiter! :daumen:

Aber die Spannung bleibt erhalten - den Pass erreicht ihr hoffentlich heute Abend. (?)



@Quente: Du willst doch wohl hier keine Dünnpfiff-Bilder sehen, oder hab ich das falsch verstanden?
Im Zweifelsfalle versuchen, das Zeug langsam raus zu lassen, dann kann man vielleicht sogar auf dem Strahl sitzen, bei der Kälte... ;)
 
Müsst ihr hier dieses Thema so breittreten?;)

Sehr schöner Bericht, weckt Fernweh:) Hat eigentlich auch wer versucht die verblockten Stellen das Rad aufm Buckel hochzutragen?
 
An der Textstelle "Ramesh des öfteren unter dem Rad zusammen klappt" dachte ich schon, dass der Kerl das Rad in gewohnter Manier auf dem Kopf trägt.
Die meisten Stellen sehen da zumindest auf den Bildern gut schiebbar aus und ich glaube mir würde in der Höhe die Luft fehlen das Rad auf den Buckel zu wuchten. Mal lesen, was die Experten dazu meinen.
 
Na, Ramesh hat nicht immer das Rad auf dem Kopf getragen. Das "zusammenklappen" war dann auch dem losen Untergrund geschuldet in Kombination mit der kurzzeitigen Schwäche.
Ich persönlich versuche so lange als möglich das Rad zu schieben, ist für mein Empfinden bequemer. Nur wenn der Weg entsprechend exponiert, ausgesetzt oder verblockt ist, trage ich das Rad auf dem Rücken ... und das war äußerst selten der Fall.
 
Nach einer kurzen Teepause beim Teehäuschen, schnappen wir uns wieder unsere Räder und nehmen die letzten ca. 300 hm in Angriff. Die Energie, die wir in der Pause wiedergewonnen haben, ist rasch wieder aufgebraucht. Es ist wirklich erstaunlich, wie oft man gezwungen ist, anzuhalten und nach Luft zu japsen.
Ich habe 2 Männer im Schlepptau, was dazu führt, dass ich, obwohl ich das dringende Bedürfnis habe, anzuhalten, weil ich bereits meinen Pulsschlag in den Ohren höre und nach Luft ringe, mich zwinge, immer noch ein paar Schritte mehr zu gehen. Man hat ja seinen Stolz und der Gedanke "boah, so kommen wir ja nie an!" soll bei den beiden erst gar nicht reifen. Allerdings reicht's meistens nur für 3-5 Schritte mehr, dann ist aber wirklich Schluß! Puh!
So arbeiten wir uns also Meter für Meter, Schritt für Schritt und Verschnaufpause für Verschnaufpause weiter nach oben und immer näher an den Pass ran.


zum Thorong La by PantherKuh von *monesi* auf Flickr


zum Thorong La by PantherKuh von *monesi* auf Flickr


zum Thorong La by PantherKuh von *monesi* auf Flickr

Manchmal haben wir sogar Gegenverkehr und ich erwische mich, wie ich neidisch denke "die haben's gut, die haben die Quälerei schon hinter sich!"


zum Thorong La by Toralf von *monesi* auf Flickr

Nach einer gefühlten Ewigkeit aber taucht vor unseren Augen das ersehnte und hart erkämpfte Ziel auf. Meine beiden Begleiter hinter mir stecken mich mit ihrer Begeisterung an und ich bewege mich im Schneckentempo mit einem breiten Grinsen im Gesicht auf das Schild mit den vielen Gebetsfahnen drumherum, das ich bisher nur von Bildern kenne, zu.


Thorong La von *monesi* auf Flickr

Entgegen meiner anfänglichen Befürchtungen sind wir fast alleine hier oben. Hatte es doch was Gutes, dass das Frühstück heute früh nicht beikam! :)
Wir haben also alle Zeit der Welt für die obligatorischen Pass-Bilder! :D


Thorong La von *monesi* auf Flickr


Thorong La by PantherKuh von *monesi* auf Flickr


Thorong La lomo von *monesi* auf Flickr


Thorong La by PantherKuh von *monesi* auf Flickr

Und der Aussicht


am Thorong La von *monesi* auf Flickr

Ich muß lachen, als einer der beiden Männer, die ich im Schlepptau hatte den anderen schildert, dass er hinter mir lief und immer dachte "boah, hoffentlich hält sie bald an, ich brauch Luft!!":lol:

Es ist zwar nicht stürmisch, aber es windet langsam doch unangenehm frisch :D


es zieht! by PantherKuh von *monesi* auf Flickr

weswegen wir uns irgendwann, nach einem letzten beeindruckten Blick zu den umliegenden Bergen auf die Räder setzen


soo gewaltig by PantherKuh von *monesi* auf Flickr

um in den vor uns liegenden, epischen (2650 hm) Downhill zu starten, von dem Peer im Vorfeld schon völlig begeistert geschwärmt hat.


da geht's runter von *monesi* auf Flickr
 
Die ersten Meter der Abfahrt sind leicht zu fahren, aber es geht gleich gut bergab und das Tempo ist relativ hoch. Ich fühle mich merkwürdig...irgendwie bin ich nur Passagier. Ich habe kein Gefühl für die Geschwindigkeit, mit der ich unterwegs bin, die Lichtverhältnisse machen mir zu schaffen (ist mir vorher gar nicht aufgefallen), ich habe Schwierigkeiten, mich zu konzentrieren.
Offensichtlich macht sich die dünne Höhenluft auch auf der Abfahrt bemerkbar.
Ich bremse, halte kurz an, um mich zu sammeln und setze die Fahrt bewußt in gemäßigterem Tempo fort. Das fehlte jetzt gerade noch, dass ich den Pass geschafft habe und mich dann direkt dahinter blöd ablege und verletze.
Nach den ersten paar hundert Metern wird der Untergrund auch immer anspruchsvoller. Das scharfkantige Geröll ist lose und bietet kaum Halt, die Reifen sind schnell am Limit. Auf dieser Art Terrain fühl ich mich ziemlich unwohl und nach nicht allzu langer Zeit finde ich mich auch schon 2 m unterhalb des eigentlichen Weges wieder. Grummel! Naja, nix passiert...weiter geht's.


Abfahrt Thorong La von *monesi* auf Flickr


Abfahrt vom Thorong La by Toralf von *monesi* auf Flickr


Abfahrt Thorong La von *monesi* auf Flickr


Abfahrt vom Thorong La by Toralf von *monesi* auf Flickr


Abfahrt vom Thorong La by Toralf von *monesi* auf Flickr

Nach ca. 300 oder 400 hm Abfahrt gönnen wir uns in einem kleinen Teehaus eine kurze Verschnaufpause bei einer Tasse heißem Tee und ner Tüte Studentenfutter. Ich habe das Gefühl, dass darüber alle ein wenig erleichtert sind und sie uns allen gut tut.
Selbst Ramesh, der sich bis zum Pass wirklich, für seine Verhältnisse, ungewöhnlich gequält hat, wirkt nun schon wieder etwas lebhafter.

Die nun folgende Strecke ist für mich deulich einfacher zu fahren, da das Terrain mehr dem im Pfälzerwald ähnelt. Immernoch stark verblockt, aber wenigstens nicht mehr so rutschig. Super!
Wir treffen nun auch immer häufiger auf die Trekker, die heute morgen um einiges früher gestartet waren, als wir und sich nun ebenfalls im Abstieg bewegen. Viele sind ganz aus dem Häuschen bei unserem Anblick und zücken schnell die Kameras.


schmale Brücke by Toralf von *monesi* auf Flickr


Aussicht by Toralf von *monesi* auf Flickr
 
Ich funk mal dazwischen, aber im wesentlichen hat MoneSi ja eindrucksvoll geschildert, wie die letzten Höhenmeter sich bis zum Pass gestaltet haben. Ich muss noch mal in mein Tagebuch schauen, da steht nur kurz "Jippieh! Ich bin am Arsch, aber glücklich. Mir fliessen ein paar Tränen!"


congratulation for the success von *lomo* auf Flickr

Wir sind endlich oben ...


WIR haben es geschafft von *lomo* auf Flickr

.. und geniessen den Ausblick auf die andere Seite.


Blick in Richtung Abfahrt von *lomo* auf Flickr


auf dem Weg nach unten von *lomo* auf Flickr

Auf der Abfahrt erscheint es mir ähnlich wie MoneSi, also von den Symptomen her, ein ganz leichte Benommenheit. Trotzdem kann man es im oberen Bereich, der sehr flüssig ist, gut laufen lassen. Zwischendurch immer mal wieder Stopps zum erholen und fotografieren.


Zwischenstopp von *lomo* auf Flickr

Weiter unten wird das Gelände wieder steiler und es mischen sich immer mehr Kehren dazu. In diesem Bereich überholen wir auch viele Wanderer. Endlich machen wir mal eine Teepause und sitzen bei angenehmen Temperaturen in der Sonne. Ich döse dabei fast ein ... :-)
 
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