Bericht Transalp Joe-/Albrechtroute

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1. Juli 2008
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Hallo Leute,

wir haben es geschafft und sind unsere erste Transalp gefahren! Im Folgenden würde ich euch in einem kurzen Bericht unsere Erfahrungen schildern, vielleicht sind sie ja für den ein oder anderen hilfreich.

Wir waren zu viert vom 29.07 bis zum 04.08 unterwegs.

Anreise: Mit dem Zug OLA von München nach Oberstdorf. Von dort aus sind wir bis nach Einödsbach gefahren (30 Min., 13km) und haben im dortigen Gasthof genächtigt und gegessen. Wirklich sehr zu empfehlen. Sehr nette Wirtsleute, leckeres Essen und das Matratzenlager war auch ok. Es gibt auch Zimmer, die aber alle weg waren. Dafür haben wir nur 20 Euro mit einem super Frühstück gezahlt. Als Startort für mich perfekt.

Tag 1: Einödsbach - Kristberg
Frisch gestärkt ging es bei wolkigem Wetter und Gewittervorhersage den Schrofenpass hinauf. Anstieg steil aber bis zum Pass komplett fahrbar. Danach war schieben und tragen angesagt, was aber bei dem Pass keinen gestört hat. Trittsicher sollte man sein, aber ingesamt alles safe. Oben ging es den direkten Weg auf dem Wanderweg bergab. Für uns nicht zu 100% fahrbar, da wir uns erst "einfahren" mussten.
Oberhalb von Warth überrasche uns dann der Regen. Die Wolken hingen tief und der Regen prasselte herab. Gut, dass wir Regensachen hatten! In Lech haben wir uns aus diesem Grund dann gegen die Auffahrt zur Freiburger Hütte entschieden und haben den Talweg bis nach Dalaas über den Flexenpass (Straße) genommen. Kurze Rast in Klösterle in der Bäckerei und dann den langgezogenen Anstieg rauf zum Kristbergsattel. Übernachtet wurde im Panoramagasthof Kristberg. An der Tür wurden wir bereits freundlich empfangen und uns direkt der Korb für die schmutzige und nasse Wäsche in die Hand gedrückt. Zimmer top mit Dusche auf dem Gang. Dann gab's das Verwöhnmenü, dass es in sich hatte. Fast schon zu luxuriös für eine Transalp. 4 Gänge, extrem lecker und die Wirtsleute super freundlich. Wir haben sogar noch Nachschlag bekommen und 2 Desserts weil wir hungrig waren. Der Gasthof Kristberg war für mich übernachtungstechnisch das Highlight!!

Tag 2: Kristberg - Bodenalpe
Frühstücksbüffet mit frischem Rührei und Speck aus der Pfanne, große Auswahl und die Aufforderung wir sollten doch was mitnehmen! Wahnsinn!
Anschließend ging es kurz bergauf und dann auf Trails durch den Wald in Richtung Hasahüsli, dass noch geschlossen hatte. Vom Hasahüsli dann auf Forstweg ins Silbertal bis aus dem Forstweg ein Trail wurde. Die ersten 300m fahrbar, war dann 1,5 Stunden tragen in der Ebene über Stock und Stein angesagt. Ganz ehrlich: Das muss ich nicht nochmal haben, da extrem nervig und vor allem sehr zeitraubend. Landschaftlich zwar schön, aber der Weg von St. Anton über das Verwalltal rauf ist genauso schön und komplett fahrbar.
Nachdem wir knapp unterhalb der Schönverwallhütte ins Verwalltal eingebogen sind, ging es auf dem bekannten Weg bergauf. Ab der Brücke über den Bach war dann wieder tragen (bergauf) bis kurz vor die Heilbronner Hütte angesagt. Bei dem Panorama aber kein Problem.
Rast auf der Heilbronner Hütte und dann auf Schotter bergab. Wir haben noch den verblockten Felstrail zur Alpe Verbella mitgenommen. Für uns super, würde ich aber nur guten Fahrern empfehlen, da man sonst eher schiebt als fährt. Als Alternative einfach auf dem Schotterweg bleiben. Anschließend sehr schöner und einfacher Trail zum Kopsstausee und auf Asphalt bis Ischgl. Von Ischgl dann nochmal auf Asphalt 450hm zur Bodenalpe.
Dort angekommen gab es dann große Ernüchterung. Wir wurden sehr unfreundlich empfangen, mussten ungeduscht an den Esstisch, da es bereits 20min. nach der Essenzeit (18:30) war und ein Wäscheservice wurde zunächst mit "die Maschine läuft schon" abgelehnt. Es ging dann doch noch aber die Art und Weise der Wirtin hat uns echt die Laune verdorben. Die Zimmer waren wirklich sehr schön, das kann man nicht anders sagen, essentechnisch war es die gesamte Woche mit Abstand das schlechteste, sowohl was Frühstück als auch Abendbrot betrifft. Sehr sehr einfach und lieblos! Wir konnten nicht nachvollziehen warum die Unterkunft bei Transalpern so beliebt ist. Im Vergleich würde ich die Heidelberger Hütte dann doch vorziehen, auch wenn hier natürlich die Zimmer nicht so schön sind.

Tag 3: Bodenalpe - Buffalora
Nach besagtem einfachen Frühstück ging es bergauf in Richtung Fimbapass. Nach knapp 2,5 Stunden war dieser bezwungen und wir schlängelten uns auf dem Hammertrail bergab. Nur vereinzelt musste abgestiegen werden, 95% wurden gefahren. Der Trail war in Top Zustand und trocken, einfach hammer!! Nach 2 Snakebites haben wir eine etwas längere Pause an dem kleinen Hof in Griosch gemacht. Es gab super leckere Spaghetti mit Pesto und Kräutern aus dem eigenen Hochalpinen Garten - super und nur zu empfehlen. Im Anschluss setzte sich der Weg über Hof Zuort über die Hängebrücken (Wackelig aber super schön) bis zum Kurhaus Val Sinestra fort. Bis zur 2. Brücke alles super fahrbar, danach war auf Grund von sehr hohen Wurzeln teilweise schieben angesagt. Wenn dann aber immer nur kurze Stücke. Wer unter Zeitdruck steht sollte diesen Weg eher nicht nehmen, es zieht sich!
Weiter auf dem Forstweg bis Scoul und von dort direkt rauf in Richtung S-Charl. Der Weg ist auf Asphalt super fahrbar, zieht sich aber über eine lange Strecke hin, dafür ist er nicht so steil. In S-Charl war dann nochmal eine Pastapause notwendig, nachdem die Zeit schon weit fortgeschritten war. Weiter über die Alp Astras rauf bis zum Pass da Costainas. Jetzt wollten wir einfach nur noch ans Ziel und der Weg führte uns über die Alp Champatsch (Steil!) und die Alp da Munt auf die Ofenpassstraße. Ein kurzer letzter Anstieg und dann noch 5 km bis zum Gasthaus Buffalora rollen. 2 von uns nahmen noch den Trail parallel links der Straße, den man wirklich nicht verpassen sollte - ein Traum dort der untergehenden Sonne auf einem flowigen Pfad entgegen zu fahren. Um halb 9 erreichten wir das Gasthaus Buffalora und im Gegensatz zur Bodenalpe wurden wir super freundlich empfangen, es gab reichlich leckeres Essen und alkoholfreien Apfelwein. Müde und abgekämpft fielen wir ins Bett. Gasthaus Buffalora auch eine warme Empfehlung!!!

Tag 4: Buffalora - Grosio
In der warmen Morgensonne musste zunächst ein 200hm Schiebestück überwunden werden. Anschließend ging es fahrenderweise bis rauf auf den Passo del Gallo wo wir merkten, dass wir unsere kopierten Karten verloren hatten - ab jetzt musste es das GPS richten. Über die Alp del Gallo führte dann ein einfacher aber wunderschöner Weg mit Blick auf den Lago di Livigno in Richtung Lago di San Giacomo. Traumhaft!!! Pausiert haben wir am Rifugio San Giacomo von woaus wir in einer Stunde Arnoga und in einer weiteren Stunde den Passo Verva erreichten. Der Anstieg zum Passo Verva ist zwar nicht allzu lang, aber dafür umso steiniger und steiler, da braucht es Bumms in den Beinen.
Bergab in Richtung Grosio führt dein ein extrem grobschottriger Weg - das macht keinen Spaß und ist nicht ungefährlich, also war Vorsicht geboten! Nachdem alle heil unten angekommen waren suchten wir unsere Unterkunft das B&B Villa Verde auf. Dort empfing uns "Mutti" ;) schon herzlich und zeigte uns unsere Zimmer, die in ihrem privaten Wohnbereich lagen. Das ist sicher nicht jedermanns Sache. Wäsche waschen war hier sogar kostenfrei möglich. Den Abend ließen wir bei Pizza, Pasta und italienischem Eis ausklingen.

Tag 5: Grosio - Pezzo
Nach einem reichhaltigen und sehr leckeren Frühstück im B&B Villa Verde starteten wir in unsere "Angstetappe" Es sollte 1900hm am Stück bergauf bis zum Passo del Alpe gehen. Die 300hm bis La Prese waren schnell gemacht und auch die asphaltierte Straße ins Val Rezzalo ließ sich super fahren. Der Abschnitt hinter Frontale auf dem Plattenweg war dann aber brutal. Steil und die Rillen zwischen den Platten rauben einem ordentlich Kraft. Da war beißen angesagt! Als Belohnung gab es oben Mittag auf La Baita bei Alessandro und seinem Team. Leckere Spaghetti und selbstgemachter Kuchen - hmmmm. Gleichzeitig flickten wir die Kette, die beim Anstieg einem von uns Riss. Im Zweifel würde ich nach der Erfahrung immer mit einer halbwegs neuen Kette auf Transalp gehen.
Das letzte Stück zum Passo del Alpe war dann auch wieder sehr steil und schottrig. Fahren war nicht überall möglich, das letzte Stück zum Pass schiebt wohl jeder Transalper. Oben genossen wir die wahnsinns Aussicht auf das Gavia Massiv. Landschaftlich ein Traum und sehr abgeschieden. Auf dem Trail rechts des Baches ging es bergab, wobei nicht alles fahrbar war da z.T. sehr verblockt und akute Schaltwerkverlustgefahr bestand.
Die letzten 300hm bis zum Gavia Pass waren dann nicht mehr der Rede wert. Als Abkühlung sprangen wir kurz in den See - puhh sehr kalt und scharfe Steine also Vorsicht, ich hatte danach einen Schnitt in der Fußsohle.Auf dem Gavia Pass bergab erlebten wir dann wieder ein einmaliges und atemberaubendes Panorama auf der engen Passstraße. In einer der Kurven bogen 2 von uns noch auf ein kurzes Schiebestück und wurden dann noch mit einem Trail Richtung Pezzo belohnt. War nochmal ganz nett aber kein Muss. Ankunft bei Yuri: Grandios! Der Junge ist wirklich auf Zack! Wir hatten super Zimmer und die einzige Pizzeria Da Giusy hatte hervorragendes Essen im Angebot. Insgesamt haben wir für diesen Tag gar nicht so lange gebraucht wie vermutet.

Tag 6: Pezzo - Madonna di Campiglio
Am Morgen gab es hervorragendes Frühstück bei Yuri und nach herzlicher Verabschiedung machten wir uns auf den Weg in Richtung Montozzo. Der Aufstieg bis zum Rifugio Bozzi hatte es wirklich in sich. Steil und mit grobem Schotter belegt führt der Militärweg nach oben. Oben angekommen brauchten wir erst einmal eine Pause und besichtigten die alten Stellungen.
Nach supersteilen 100hm zur Montozzoscharte führte dann der schönste Trail den ich je gefahren bin in Richtung Lago di Pian Palú. Wir nahmen unterwegs die Abzweigung nach rechts und wurden mit einem flowigen Pfad belohnt. Kurz vor der Staumauer haben wir den Trail zum Forte Barbadior noch mitgenommen, der allerdings ein steiles Schiebestück über 50hm beinhaltet. Trotzdem sehr zu empfehlen!
Anschließend ging es in Kolonne und mit Highspeed auf der Straße bis Dimaro wo nach kurzer Rast der letzte Anstieg nach Madonna in Angriff genommen wurde. Durch den Wald fuhr es sich wirklich gut und geschützt vor der z.T. drückenden Hitze. Untergekommen sind wir im Hotel Arnica mit sehr schönen Zimmern. Die Pizza am Abend war obligatorisch.

Tag 7: Madonna di Campiglio - Torbolé
Heute sollte es schnell gehen. Das super gute Frühstück im Hotel verdrückten wir zügig und machten uns auf den Weg zum Bärenpass. Nach anfänglichem seichtem berauf wurde der Weg ab dem Lago d'Agola schnell unfahrbar und schieben bis zur Passhöhe war angesagt. Von hier hatten wir aber eine Wahnsinns Aussicht auf die Adamello Gletscher. Toll! Nach erreichen des Passo del Gostro ging es mit Höchstgeschwindigkeit bergab bis Stenico wo wir uns nach kurzer Pause dazu entschieden den Weg durch's Val di Lomasone zu nehmen. Zum Großteil war er toll zu fahren, die beiden steilen Anstiege auf dem Römerpfad (schieben!) haben aber noch einmal Kraft gekostet. Dafür gab es dann von San Pietro aus aber einen tollen Blick auf den See. Die Straßenvariante über den Passo Ballino wäre aber sicher einfacher und vor allem schneller gewesen.
Abschließend bergab und an der Bar ala Sega in Klamotten ins Wasser gehüpft. War das ein Moment!!! Unbeschreibliches Glücksgefühl es geschafft zu haben! Die belohnenden 2 Weißbier gingen dann nach der 1-wöchigen Abstinenz ganz schön in den Kopf :lol:. Das chillen an der Bar hatte auf jeden Fall den absoluten Urlaubscharakter.
Unterkunft in Torbolé war die Villa Stella. Schönes Bikerhotel in dem wir gern noch einen Tag länger geblieben wären.

Rückfahrt:
Nachdem wir mangels freier Radplätze den Zug um 9:40 ab Rovereto nehmen mussten, und keine Lust auf Stress hatten, haben wir uns am Ankunftstag in Torbolé kurzfristig noch einen Bikeshuttle organisiert, der uns für 15 Euro pro Nase nach Rovereto gebracht hat. Dort kurz gewartet und dann entspannt mit dem EC bis nach München. Ohne reservierten Fahrradplatz ist die Mitnahme aber nicht möglich, also vorher von Deutschland aus mitbuchen!

Fazit:
Der Traum von uns Vieren, einmal mit dem Rad auf eigene Faust die Alpen zu überqueren ist in Erfüllung gegangen. Wir hatten an 6 von 7 Tagen perfektes Wetter, keine Stürze, nur kleine Pannen, mit Ausnahmen sehr gute Unterkünfte in denen man wirklich entspannen konnte und eine super Truppe! Ich würde es so jederzeit wieder machen. Die Route war ein Traum, sicher mit ein bisschen mehr schieben, dafür hatten wir auch einen für eine Transalp sehr hohen Trailanteil, was mir persönlich wichtig war. Nichts hasse ich mehr als sich stundenlang bergauf zu quälen und dann alles auf Schotter oder Asphalt wieder zu vernichten. Die Trails waren zudem anspruchsvoll aber nicht überfordernd, bis auf Ausnahmen war fast alles fahrbar. Ich würde auch jederzeit wieder die Komfortvariante mit Doppelzimmern im Tal wählen. Ein Matratzenlager nach einem Regentag oder nach 12 Stunden im Sattel mag ich mir nicht vorstellen. Was ich aber auch festgestellt habe: Man muss auf alles vorbereitet sein. Wir hatten Ersatzteile (Speichen, Nieter, Kabelbinder etc.) und Werkzeug, Regenklamotten, warme Klamotten etc dabei und haben fast alles gebraucht. Verzichten kann man beim nächsten mal auf die zweite Garnitur Radklamotten wenn man Wäscheservice hat oder das Wetter so gut ist, dass man selbst wäscht und es noch trocknet.
Was ich nur noch einmal bestätigen kann ist, dass eine gute Vorbereitung den Spaß wirklich erhöht. Je fitter man ist desto "lockerer" fährt man die Transalp und desto größer ist auch der Spaß, selbst an steilen Anstiegen. Ich bin vorher in 3 Monaten ca. 2000km in der norddeutschen Ebene und inkl. einer 3-Tagestour im Harz gefahren und habe mich wirklich bis zum letzten Tag gut gefühlt.
 
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Glückwunsch zur Tour und zu der sehr schönen Tourbeschreibung!
Ich bin letztes Jahr eine sehr ähnliche Tour gefahren und war auch begeistert (siehe Bildbericht Transalp ein paar Threads weiter unten...)

Viele Grüße
Patrick
 
Bodenalpe - Dito! Waren auch sehr entäuscht vom Essen, vor allem das magere Frühstück:(.

Spagetti mit "Sommerwiesenpesto" :D hatten wir auch, das war wirklich megalecker, dazu nen frischen Holdunderdrink - außergewöhnlich.

Aufstieg zum Passo Verva fand ich auch extrem hart, gerade am Nachmittag in drückender Hitze. Der Downhill nach Grosio war am Anfang wirklich ziemlich Kamikaze, aber ab Eita war er dafür einer der flowigsten Trails unserer Transalp (bis Grosio Albrecht-Route, dann individuell weiter).
 
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