kein Problem, mach doch !!!
Na dann will ich wenigstens noch erzählen, was ich heute dort erlebt habe.
Zumindest hoffe ich doch, dass man auch ohne Unterschrift kostenlos reinkommt.
Als ich da ankam, war der Kassenraum knackevoll mit Leuten, die sich um die Unterschriftenlisten drängten. Am Eingang und an der Preistafel nochmal deutlich der Hinweis:
"Am heutigen Unterschriften-Aktionstag zur Erhaltung des Wildparks Johannismühle in seiner derzeitigen Form, erhalten Sie kostenlosen Eintritt." Keine Bedingungen angegeben. Leider auch keinerlei Informationen, worum es überhaupt geht. Keine Infotafel, kein Plakat, keine Flyer, keine Argumente, keine Gegenargumente - nix. Fakten - Fehlanzeige. Aber das interessiert den heutigen Normalbürger ja auch nicht mehr. Hauptsache, man kann sich über "die da oben" aufregen. Am besten gemeinschaftlich.
Ich also schnurstracks zur Tür in Richtung Wildpark, als ich von der Dame an der Kasse in typisch brandenburgischer "Höflichkeit" angekreischt werde, wo ich denn hinwolle. Blöde Frage, denn an der Tür stand, wohin es dort ging. Nachdem ich ihr mein Interesse am Besuch des Wildparks bekundet hatte, meinte sie, kommt nicht in Frage, Eintritt nur gegen Unterschrift! Es entspannte sich eine etwas lautere Konversation quer durch den Raum vor versammelter Mannschaft. Mein Verweis auf das Werbeversprechen auf deren Internetseite, wo von Bedingungen nicht die Rede ist (es wird lediglich um eine Unterschrift "gebeten"), wurde damit beantwortet, dass heute ausnahmslos alle unterschrieben hätten und ich der Erste und Einzige wäre, der auf die Idee gekommen sei, dort ohne Unterschrift reinzugehen. Klare Ansage: Geld oder Unterschrift! Dann war auch schon der Geschäftsführer zur Stelle. Mit dem verlief das Gespräch zwar etwas sachlicher, reinlassen wollte er mich aber auch erst, nachdem ich mit sofortiger Anzeige wegen irreführender Werbung, Erpressung und Nötigung

gedroht habe. Er meinte, es wäre Tag der offenen Tür, aber nur für die, die bezahlen oder unterschreiben. Das wäre doch wohl klar. Na jedenfalls ließ er mich dann doch rein, nicht ohne mir vorher noch klar zu machen, für was für einen miesen Typen er mich hielt. Das ärgerte mich besonders, da es mir ja eigentlich nicht darum ging, dort den Zoo kostenlos zu besuchen. Mich hätten mal die Argumente interessiert, warum der Wildparkbetreiber (entgegen der Gesetzeslage) anders als andere private Veranstalter behandelt werden soll. Und das, ohne dass von mir vorher eine Unterschrift erpresst wird. Für 14 Uhr hatte sich der RBB angekündigt. Habe ich aber nichts von gesehen.* Auch keine Vertreter der Forstbehörde. Ich frage mich, welche Aktionen dieser Aktionstag eigentlich beinhaltete.
Wer keine Lust hat, die
Zeitungsartikel zu lesen: Laut Brandenburger Waldgesetz gibt es ein freies Betretungsrecht des Waldes. Dieses ist eingeschränkt, da der Wildpark eingezäunt ist. Da der Pachtvertrag nach 20 Jahren jetzt ausgelaufen ist, will die Forstbehörde wieder einen gesetzestreuen Zustand herstellen. Das heißt, der Zaun muss weg. Oder die Fläche gilt nicht mehr als Wald, sondern als Zoo oder was-auch-immer. Da Wald aber nicht einfach so verschwinden darf, muss ersatzweise an anderer Stelle Wald neu geschaffen, also aufgeforstet werden. Die Kosten dafür - der Geschäftsführer nannte mir 300.000,- EUR - kann der Wildpark nicht aufbringen. Also soll alles so bleiben wie es ist. Das (unterstellte) öffentliche Interesse am Wildpark sei höher einzustufen als das gesetzlich verbriefte freie Betretungsrecht.
Ich finde ja, die Waldumwandlung sollte stattfinden und die Kosten für die Ersatz-Aufforstungen sollte das Land bezahlen, sofern wirklich öffentliches Interesse am Park besteht, aber das konnte an diesem "Aktionstag" der offenen, geschlossenen Tür ja gar nicht diskutiert werden. Und das das alles Steuermittel kostet, war den braven Schäfchen, die sich da in die Unterschriftenlisten eintrugen wahrscheinlich auch nicht klar.
Übrigens ist mir aufgefallen, dass der Wald dort unter der vielfach höheren Anzahl an Wildtieren erheblich leidet:
Flaggen auf Halbmast.
Dass der Betreiber um das Überleben kämpft und mit der Aktion möglichst viele Leute mobilisieren möchte, ist doch verständlich.
Ja klar, aber das heute war aus meiner Sicht total unprofessionell. Ich hoffe, dass er sich bei seinen Verhandlungen mit dem Ministerium geschickter anstellt. Ich habe mich an der Aushöhlung des freien Betretungsrechts nicht beteiligt und nicht unterschrieben. Trotzdem wünsche ich dem Waldzoo alles Gute.
*Muss ich wohl verpasst haben:
http://www.rbb-online.de/brandenburgaktuell/archiv/20170115_1930/nachrichten-zwei.html