Dieser Bericht wurde am vergangen Donnerstag in der badischen Zeitung veröffentlicht
Der Westweg wird 2007 zur Paradestrecke Abo
Variable Wegeführung, Aussichtspunkte, Hinweistafeln, Grillplätze und Hängebrücken: Ehrgeizige Ziele von Schwarzwaldverein und Forstdirektion
Von unserem Redakteur Gerhard Kiefer
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Westweg-Markenzeichen: die rote Raute
FREIBURG. Der Westweg von Pforzheim nach Basel, der bekannteste Wanderweg des Schwarzwalds, soll zu einer über Deutschland hinaus bekannten Attraktion ausgebaut werden und schon von Mitte 2007 an zusätzliche Gäste anlocken. Denn dann soll er als Qualitätswanderweg mit dem Anspruch eines Premium-Angebots jenen, die auf ihm wandern, sogar noch mehr Landschaft und Infrastruktur bieten als der (noch) berühmtere Rennsteig in Thüringen.
Eugen Dieterle, der Präsident des Schwarzwaldvereins, hat bislang 33 Städte und Gemeinden am Westweg für eine Aktionsgemeinschaft gewonnen. Sie engagiert sich mit dem Schwarzwaldverein und der Freiburger Forstverwaltung für dieses ehrgeizige Ziel. Die Partner speisen einen Fonds, der die Kosten dieser Aufwertung finanziert. Zahlreiche Grundstücksbesitzer sollen den Erfolg der Aktion dadurch ermöglichen, dass sie eher weniger Wald anpflanzen und so langfristig auf einen Teil ihres Ertrages verzichten.
Zumindest sollen sie nicht alle Schneisen
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Der Westweg durch den Schwarzwald am Tannenkopf
wieder umgehend zuwachsen lassen, die der Jahrhundertorkan Lothar am zweiten Weihnachtsfeiertag 1999 in den Schwarzwald geschlagen hat. Zum Schock und zum Schaden der geschädigten Forstbesitzer, aber zur Freude vieler Menschen, denen sich seither mitten im Schwarzwald ganz neue beeindruckende Ausblicke bieten. Alle Erfahrungen der Tourismusveranstalter belegen, dass die Gäste nur ungern stundenlang durch uniformen finsteren Schwarzwald marschieren. Sondern dass sie immer wieder Ausblicke haben wollen hinauf zu den Gipfeln, hinunter ins Tal und in die Ferne.Da sind sich der Freiburger Forstpräsident Meinrad Joos und der Präsident des Schwarzwaldverein einig. Eugen Dieterle bekräftigt sogar, er würde bestimmt nicht tatenlos zusehen, wenn die Schneisen jetzt einfach wieder zuwachsen .
Der Westweg wird zum Top-Weg , freut sich Dieterle schon jetzt. Der 67-Jährige aus Oberwolfach steht seit 15 Jahren an der Spitze des Schwarzwaldvereins. Landschaftliche
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Vielfalt, eine lückenlose Infrastruktur und sogar eine Spur Abenteuer sollen alle begeistern, die auf dem künftigen Westweg wandern: Wiesen und Wälder, freie Blicke in die Landschaft, Feuerstellen oder Grillplätze, das Durchqueren eines Baches, eindrucksvolle Naturdenkmale und vielleicht sogar da oder dort eine Hängebrücke. Und nicht zuletzt führe dieser Weg ja durch eine reiche Kulturlandschaft, betont der Präsident des Schwarzwaldvereins. Thementafeln zu Geschichte und Kultur der jeweiligen Landschaft sollen den Westweg sogar zum Themenweg machen.
Zum Projektmanager hat Eugen Dieterle Hans-Georg Sievers ernannt, den Wege-Referenten in der Zentrale des Schwarzwaldvereins in Freiburg. Nach seinem Konzept erhält der Westweg an einzelnen Stellen Parallelwege, die sich leichter als der vorhandene Weg gestalten lassen. Schmale Abschnitte, die nur den so genannten Gänsemarsch erlauben, sollen sich abwechseln mit Wegen, auf denen man zu zweit nebeneinander gehen kann, und breiten Passagen, die ganze Gruppen aufnehmen.
Das Interesse der Anrainer-Gemeinden an dieser Aufwertung des Westwegs resultiert vor allem aus der Chance, mehr Gäste zu gewinnen und vor allem mehr Übernachtungen. Dieterle taxiert, dass zwischen Pforzheim und Basel schon derzeit 70 bis 80 Beherbergungsbetriebe vom Westweg profitieren. Von der zumindest zeitweise bewirtschafteten Hütte bis zum besternten Hotel, von den Jugendherbergen bis zu den Naturfreundehäusern.
Nur der Frankenweg ist
länger als der Westweg
Junge Menschen oder auch ältere, die immer noch auf Abenteuer stehen, sollen in einfachen, auf einer Seite offenen Hütten sogar im Schlafsack übernachten können. Zertifiziert wird der Premium-Wanderweg nach den bundesweit einheitlichen Richtlinien des Verbandes Deutscher Gebirgs- und Wandervereine.
Vermarktet wird diese neue Attraktion des Schwarzwalds vor allem von der neuen Schwarzwald-Tourismus-GmbH, die seit 1. Januar 2006 erstmals für den gesamten Schwarzwald wirbt und europaweit und sogar in Übersee auf die Schönheiten des höchsten deutschen Mittelgebirges aufmerksam macht. Eugen Dieterle zufolge werden vor allem über die von Christopher Krull gemanagte GmbH bis einschließlich 2008 rund 700 000 Euro investiert, um diesen neuen Premiumweg bekannt zu machen. Die Hälfte der Kosten trage das Land.
Bislang gibt es in Deutschland nur acht zertifizierte Wanderwege und von denen ist nur der Frankenweg länger als der Westweg. Und den bekannten Rennweg in Thüringen den fürchtet Präsident Eugen Dieterle als Konkurrenten schon gar nicht, denn der Westweg werde seinen Gästen deutlich mehr bieten.
Also fahrt den Weg noch bevor er als Waldautobahn ausgebaut ist, und sich nur noch Oma und Opa Rotsocke auf ihm befinden. Wenn die mehr Touristen im Schwarzwald wollen dann sollen die mal die Singletrails für die MTBler freigeben und die schönen Trails in Ruhe lassen.
Gruß Holger