Hier eine Geschichte, die deinen Vibe aus Nostalgie, Humor und ein bisschen Herzschmerz einfängt:
Von meinem Konfirmationsgeld kaufte ich mir mit 13 mein erstes Mountainbike – ein Ghost FSP one. Ein Rad so hässlich, dass selbst die Farbe nicht wusste, ob sie rot, orange oder einfach Rost sein wollte und einem starken Mangel an Federweg. Aber für mein jüngeres Ich war es das coolste Bike der Stadt. Ich hatte keine Ahnung, was ein Mountainbike wirklich braucht, um damit ordentlich zu schreddern, zu aber das interessierte mich nicht. Für mich war es die Eintrittskarte in eine Welt voller Abenteuer, blauer Flecken, blutiger Schienbeine, und zahlreichen Prellungen - Schmerzen waren nie schöner.
Die Sprünge wurden weiter, die Trails schneller, und die Grenzen meines Cross-Country-Bikes… naja, sagen wir, sie waren schnell erreicht. Trotzdem: Nach der Schule gab es für uns nichts anderes. Während andere Hausaufgaben machten, studierten wir stundenlang den Bike Workshop-Katalog, konfigurierten uns in unseren Köpfen die ultimativen Downhill-Maschinen und träumten davon, wie es wäre, das „richtige Material unterm Arsch“ zu haben.
Das Problem war nur: Geld kam in homöopathischen Dosen. Ein bisschen Geburtstag, ein bisschen Weihnachten, ein paar Münzen vom Zeitungen austragen – und so schraubten wir ständig an unseren Rädern herum. Mit jeder neuen „Verbesserung“ wurde die Geometrie des Ghost FSP one abstruser, bis es aussah wie Frankensteins Downhill-Maschine mit geschweißtem Hinterbau. Rückblickend frage ich mich, wie wir damit 12-Meter-Roadgaps überlebt haben. Allein der Gedanke daran lässt mir heute noch den Magen flau werden.
Und doch: Es war eine der schönsten Phasen meines Lebens. Dieses Gefühl von Freiheit, dieses "Nach der Schule gibt’s nur noch Trails"-Mantra, das uns antrieb. Später kam noch ein Ghost Northshore FR 600 dazu, mit dem wir durch die Bikeparks der Republik ballerten. Und nebenbei verfolgte man die Erfolge von Werksfahrer Marcus Klausmann. Für mich fühlte sich das an wie der 135. Meistertitel für einen fünfjährigen Bayern-Fan: immer gleich, immer groß, immer Euphorie pur. Und irgendwie immer stolz ein "Ghost" zu fahren, was leichter fiel als sich als Bayern Fan zu outen.
Heute treffe ich mich noch ein paar Mal im Jahr mit den Jungs im Harz. Wir fahren immer noch, lachen immer noch – aber das Material unterm Arsch erinnert uns daran, dass wir älter geworden sind. Dieses jugendliche Gefühl von „alles ist möglich“ fehlt. Als ich den Artikel gesehen habe dachte ich: Für ein echtes Revival bräuchte wäre das Poacha der perfekte Zeitsprung zurück – kurz vor der Midlife-Crisis noch einmal das Hochgefühl von damals.
Weil ganz ehrlich: Sportwagen kann ja jeder. Aber 12 Meter fliegen auf einem heute nicht mehr so hässlichen Ghost – das bleibt für immer.
Schöner Gedanke!
