Hi,
ich habe zwei Opium 5 aufgebaut (beide Tour, XT-Mix) - schaut man die Preise/Ausstattungen der Komplettbikes an ist Selbstaufbau schon eine Alternative. Eins davon fahre ich seit einigen 1000km vor allem in den Alpen. Bin auch begeistert von der Funktion und dem Handling des Bikes. Gewicht ist bei so einem Gerät nicht an erster Stelle, aber man bildet sich schon immer ein, wie leichtfüssig es sich doch fährt. Das Fahrwerk arbeitet sehr harmonisch und nutzt den grossen Federweg gut aus ohne sich schwammig anzufühlen. Das Opium hat deutlich mehr Reserven, als ich im Moment mit meiner Fahrtechnik ausloten kann. Der Fox RP23 ist für meinen Geschmack leicht überdämpft (auch bei voll geöffneter Plattform). Werde da wohl mal beim nächsten Service versuchen etwas zu tunen. Das Design ist einfach zeitlos, hoffentlich gibt's das Bike auch in Zukunft ohne grosse Aufschriften. Die mitgelieferte Fox Talas vermittelt viel Sicherheit, spricht aber bei meinen aktuellen 70kg nicht so feinfühlig an, wie oft beschrieben wird (die Dual-Air-Gabeln von RS sind da sicher feinfühliger abzustimmen, haben aber weniger Reserven). Die Auswahl an Rahmengrössen ist ziemlich klein. Für sehr kleine Fahrer ist rasch einmal Ende, das S entspricht bei anderen Herstellern schon M.
Das eine der besagten zwei Bikes hat Spiel im Hauptlager - und zwar nicht in der Nadellagerhülse selbst, sondern die ganze Lagerhülse im Rahmen, wohl eine ungenaue Passung. Beim anderen ist die Sitzstrebe offensichtlich nicht sauber gerichtet und folglich nicht zwangfrei montierbar. Das führt dazu, dass sich die Lager zwischen Umlenkhebel und Sitzstrebe (bzw. weniger gravierend zwischen Kettenstrebe und Sitzstrebe) verspannen und sich die Schrauben dort regelmässig lösen. Die Gleitlagerhülsen im Hinterbau (ansich für diese Anwendung sehr gut geeignet) sind leider über Lack montiert, was nicht unbedingt den Eindruck grosser Präzision hinterlässt. Die Zugführung ist beim alten Modell wirklich nicht ideal gelöst, bei den neueren sind die Züge ja am Unterrohr und über das Hauptlager, was zwar optisch etwas gewöhnungsbedürftig daherkommt, dafür wohl technisch besser funktioniert. Alle im Framekit angebotenen Farben sind speziell, aber die Lackqualität ist dürftig (mindestens bei weiss-perlmut und rot-metallic), um nicht zu sagen miserabel: Beide Bikes haben Tropfnasen im Bereich der Dämpferaufnahme im Rahmendreieck und an den Ausfallern, dazu hatte das eine schon im Neuzustand einen Lackabplatzer an der Dämpferaufnahme. Bei beiden sind kleine Unreinheiten einlackiert (Haare, Fusel). Der Lack ist überhaupt nicht widerstandsfähig: Habe am Unterrohr und Tretlagergehäuse etliche Steinschlagspuren, wo der Lack grossflächig bis auf's Alu abblättert. Die Sitzstrebe ragt konstruktionsbedingt weit in den Kettenbereich rein und ist nicht besonders geschützt (ist auch schwer nachträglich zu realisieren). Die Folge ist, dass sie durch die schlagende Kette innenseitig blank geschrubbt wird. Ebenso arbeiten sich aufliegende Züge sehr rasch bis aufs Alu vor. Der Hinterbau verträgt nicht wahnsinnig breite
Reifen, habe einen Nobby Nic mit 2.25 auf schmaler Felge und zwischen Stollen und Sitzstrebe noch ein paar mm Luft, viel mehr als ein 2.35er mit passender Felge geht kaum. Auch mit 2.25 ist das wieder eine Stelle wo der Lack abgeschliffen wird (Steinchen, Matsch).
Das Sattelrohr ist nicht sehr masshaltig gearbeitet. Zwar lassen sich Sattelstützen sicher klemmen, aber durch den hintenliegenden Schlitz läuft Schmoder und Wasser regelmässig zwischen Stütze und Rohr, was dann zu einem nervenden Knarzen führt.
Fazit: Tolles Bike mit Schwächen im Detail. Habe vor der Wahl auch ein paar andere probegefahren, u.a. Speci, Trek, BMC, Liteville 301. Funktionell hat mich das Opium überzeugt, nachträglich hat sich daran wenig geändert. Würde mich dennoch freuen, die Leute bei MTB Cycletech würden die Qualitätskontrolle noch in den Griff bekommen.
Gruss
Excalibur