Ich war heute bei Liteville und habe sowohl das 901 in der 170er und der 200er Variante für jeweils eine Stunde getestet. Habe da eine recht schöne Strecke mit Up- und Downhillpassagen gefunden. Bergauf sind es vielleicht 150 hm gewesen. Ich war bisher kein unbedingter Litevillefan. Die Marke war für mich eine unter vielen. Nachdem mir aber mein MTB gestohlen wurde, bin ich aktuell auf der Suche nach einem neuen und dann hats mich eben auch ins Allgäu verschlagen.
Hier mal meine Eindrücke:
Als erstes kam das 170er mit Fox 36 Talas R dran.
Das Bike sieht in echt fast noch wuchtiger aus, als in den Magazinen abgebildet. Beim Hochheben kommt das erste Aha-Erlebnis. Man fragt sich, ob da Styropor verarbeitet wurde. Das Gewicht ist echt der Hammer. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das Bike wirklich nur um die 13 kg gewogen hat. Es war wohl eher noch leichter. Wenn man sich draufsetzt, dann fällt einem sofort die niedrige Lenkzentrale auf. Das Bike kann man mit ziemlich viel Sag fahren. Ein gutes Drittel des Federwegs war es bestimmt. Dann ging es los. Erst auf Teer bergauf, dann über Kuhweiden auf nen handtuchbreiten, grasigen, wurzeligen Trail. Der war links und rechts mit Elektrozäunen eingegrenzt, was die Sache spannend machte.

Zum Schluß ging es auf nen ziemlich verblockten, gerölligen Karrenweg steil durch den Wald. Gute 25% Steigung waren wohl dabei.
Das Bike macht bergauf einen extrem guten Eindruck. Wenn ich es nicht besser gewußt hätte, dann hätte ich eher auf ein Tourenbike getippt. Bergauf ist nur ein dezentes Wippen spürbar, der Vortrieb ist gigantisch und die Bodenhaftung des Vorderrades mit abgesenkter Gabel an Steilrampen kann man fast mit nem Racefully vergleichen. Als ich dann oben war, ging es wieder auf dem gleichen Weg zurück. Hier kam aber für mich ne leichte Ernüchterung. Durch die niedrige Lenkzentrale wirkte das Bike speziell im verblockten Gelände etwas nervös. Überschlaggefühle an hohen Stufen kommen wohl ziemlich schnell auf. Das Bike blieb auf diesem Trail aber beherrschbar und der Federweg machte sich auch positiv spürbar. In Kurven mit viel Speed merkt man, dass man wegen der niedrigen Front enorm viel Druck auf das Vorderrad bringt. Ich muß jetzt aber dazu sagen, dass ich das Bike lediglich in der Einstellung mit dem steilen Lenkwinkel gefahren bin. Wenn man hier umstellt und einen Lenker mit mehr Rise verbaut, dann kann man da bestimmt noch viel machen.
Als ich wieder unten war schnappte ich mir die 200er Version mit nicht absenkbarer Totem Coil mit 180mm Federweg. Sag war ähnlich wie beim ersten Bike und das Setup war diesmal mit flachen Lenkwinkel eingestellt. Das macht auch deutlich einen Unterschied. Auf diesem Bike hatte ich von Anfang an das Gefühl im Bike zu sitzen. Die Lenkzentrale kam mir gar nicht mehr so niedrig vor. Ich machte mich dann wieder auf die bekannte Strecke. Das Wippen war etwas stärker als bei der 170er Version. Die Propedalfunktion brauchte ich aber trotzdem nicht. Ich fuhr die ganze Zeit mit Minimum. Der Vortrieb war immer noch sehr gut. Das geschätzte Mehrgewicht von drei Kilo machte sich bergauf aber schon bemerkbar. Was aber für mich wirklich an ein Wunder grenzte war das Vorderrad. Selbst mit nicht absenkbarer 180er Gabel wollte es auch im steilen Gelände einfach nicht steigen. Erst an den steilsten Rampen mußte ich passen und schieben. Ich kenne wirklich kein anderes Bike das mit so ner Gabel so gut klettert. Bergab war ich dann auch mehr als zufrieden. Die 200 mm Federweg hinten bügeln alles platt und die Front passte jetzt auch (fast). Mit nem Lenker mit 2 cm mehr Rise ist es für mich dann aber wirklich perfekt.
Die Totem Coil funktioniert bergab übrigens auch klasse. Überhaupt kein Vergleich zur "luftigen" Fox 36. Aber mal soll ja auch keine Äpfel mit Birnen vergleichen.
Der Ausflug hat sich für mich wirklich gelohnt. Das Team vom Liteville ist super nett und ich habe wohl mein neues Bike gefunden. Ich werde mir das 901 als 200mm Version bestellen. Ich bin mir sicher, dass es für mich die eierlegende Wollmichsau wird. Verbauen werde ich vorne ne absenkbare 2007 MZ 66 RC2 ETA mit 180 mm Federweg. Da kann ich vorne nen höheren Lenker verbauen und werde trotzdem noch besser bergauf kommen. Dann klappt es bestimmt mit nem Alpencross und dem Bikepark.
Das Testbike (200mm) hat ein Litevillemitarbeiter für mich nochmal gewogen. Mit
Shimano Plattformpedalen, Kettenführung, Pulverbeschichtung (250g Mehrgewicht) und div. schwereren Vorserienrahmendetails wog das Bike knappe 16 kg.
Der Preis wurde für den Rahmen aber nochmal angehoben. O-Ton Liteville 23irgendwas.
Zur kontrovers diskutierten Tretlagerhöhe. Ich empfand das Tretlager als absolut passend. Durch den enormen Sag sinkt das Bike ja nochmal ab und tiefer dürfte es dann echt nicht mehr sein.