Heute Nachmittag bin ich losgezogen, um an der Waadtländer Riviera die Narzissen zu schauen. Da ich dieses Jahr schon 2-3 Mal der Rhone nach an den Léman gepurzelt bin und anderthalb Tage Zeit habe, sah ich den Pas de Cheville vor - einen recht schönen Wandermurkspass.
Folgende Fragen waren bei der Abfahrt offen: wie siehts auf 2038 müM mit Schnee aus, und wie ist meine Fitness? Obwohl mir gewisse Mitleser eine Schwarzenegger-ähnliche Konstitution zutrauen (
bzw. zutrauten), hat mir am Mittwoch die Yogalehrerin gezeigt, wo der Bartli den Most holt, bzw. wo nicht: bei meinen Bauchmuskeln. Aber egal, vielleicht würde ja im Verlauf der Tour der Muskelkater wundersamerweise verschwinden.
A propos Schwarzenegger: kürzlich stand in meiner
Lieblingszeitung, dass er jetzt auch ein "Budl" hat. Zitat: "Es ist kein Vergnügen. Aber man kommt damit klar." Diese Aussage trifft auch auf die erste Steigung der Tour zu: oben angekommen, schaue ich mal kurz, ob sich die Räder des Cutthie wirklich drehen. Da der Test ein normales Drehverhalten ergibt, ist die Fitnessfrage bereits beantwortet, und ich könnte eigentlich umkehren. Aber ihr wisst ja, mein Berner Schädel ist mindestens so hart wie Noldi's Muckis
So, jetzt aber genug gefrotzelt, denn wir biegen ins Val Triqueut ein, diesen Tempel von grünen Waldern und grauen Wänden:
Ich liebe die löchrigen Tunnels auf dem Weg nach Derborence!
Aus einem der Löcher heraus kann ich dem Bartgeier zuschauen
Sein Anblick bewegt mich, über die Leitplanke zu klettern. Das wiederum bewegt den Bartgeier, über mir noch 1-2 Runden mehr zu drehen: vielleicht ergibt sich ja noch eine leckere Mahlzeit
Aber alles geht gut, und ich erreiche das Restaurant beim Lac de Derborence. Der Wirt meint, dieses Jahr seien schon Leute über den Pas de Cheville, es habe aber noch Schnee, und mit dem Velo sei's entsprechend ein Seich. Und wie so oft ist über der Waadt - d.h. Richtung Pass - Seichwetter. Daher blase ich die Narzissen ab und wandere noch um den See.
Derborence ist ein spezieller Ort. Wie wir gesehen haben, ist der Zugang sehr schwierig. Dass das Tal nach den Bergstürzen von 1714 und 1749 als verflucht galt und gemieden wurde, macht das ganze mythisch-mysteriös. Der Berg, von dem die Felsmassen heruntergedonnert sind, wurde nach den Katastrophen von "Sex des Champs" (
Fels der Felder) in "Les Diablerets" (
Teufelsberge) umbenannt. Die Ereignisse inspirierten zum Film
Derborence (momentan frei auf
Playsuisse).
Derborence
Der Wirt hat mir noch vorgeschlagen, auf der anderen Talseite herunterzufahren. Der Weg ist zwar seit längerem wegen einer Rüfe gesperrt, aber gemäss ihm kann man den unpassierbaren Abschnitt nach Motèlon umgehen, in dem man von Servaplane westwärts 100 Hm auf einem Weglein den Wald hochkraxelt.
Ich lass es bleiben und bin froh: der Weg muss noch um einiges krasser sein als das Tunnelsträsschen - die Abhänge, durch die er durchführt, sehen jedenfalls spektakulär aus!
Noch ein Tunnelausblick...
...und ein letzter Blick zurück...
...und dann bin ich wieder zu Hause.
Karte.
