Deuter Transalpine 2016 vs. 2017

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Transalpine 32EL (2015) vs. Transalpine 32EL (2017)
Deuter hat für 2017 den Transalpine Rucksack ordentlich überarbeitet nachdem er seit 2010 unverändert im Handel war. Ich wollte ursprünglich wegen dem Wegfall der Multifunktionshalterung direkt das 2016er Modell kaufen habe dann aber doch den 2017er bestellt und das Vorgängermodell von einem Freund ausgeliehen sodass wir beide Rucksäcke voll bepackt miteinander vergleichen zu konnten.

Die wichtigsten Änderungen für 2017 sind...


1) Der Rucksack ist jetzt insgesamt weniger "bauchig" bei gleichem Volumen.

Das war aber bisher mein größer Kritikpunkt am alten Modell. Packte man den alten Alpencross randvoll wurde er immer mehr zu einer "Birne" die wild hin und herschaukelte wenn es zur Sache ging, zudem gab es keine Möglichkeit das Bodenfach zu komprimieren. Die Bilder verdeutlichen das Problem:

Deuteralt.jpg




Für 2017 baut der Rucksack am Boden nicht mehr so tief, dafür ist er oben etwas breiter und insgesamt 2cm länger, das Volumen ist gleich geblieben.


Links das alte Modell, rechts das Neue:

1_Vergleich_seitlich.jpg


Voll bepackt ist der Unterschied beim Tragen deutlich zu spüren und auch auf den Photos gut zu erkennen. Links das alte Modell, rechts das Neue:

2_Vergleich_aufrecht.jpg


Messwerte Transalpine 32EL 2015
Höhe (Boden - Oberkante) = 54cm
gepackte Tiefe (Boden - Oberseite mit Schneidbrett) = 32cm

Messwerte Transalpine 32EL 2017
gepackte Höhe (Boden - Oberkante) = 56cm
gepackte Tiefe (Boden - Oberseite mit Schneidbrett) = 27cm


Für mich war die weniger bauchige Form der Hauptgrund das neue 2017er Modell trotz der fehlenden Multifunktionshalterung dem alten Modell vorzuziehen. Nur zur Verdeutlichung: Ich würde den alten Transalpine nichtmal nehmen wenn er die Hälfte des Neuen kosten würde.

2) Die geniale "Multifunktionshalterung" wurde durch eine reine Helmhalterung ersetzt

Ich spanne den Helm aus Gewohnheit immer über die Schulterträger und habe die Multifunktionshalterung dafür für viele andere Sachen verwendet wie Jacken, ISO Matten oder sogar Weinflaschen. Den Teufel muss Deuter geritten haben diese Halterung, die wahrscheinlich genialste Funktion des Rucksacks einfach so zu entfernen. Wenn ich mich aber so umsehe montieren die meisten Leute eh nur den Helm dort und dafür ist die neue Halterung dann wieder besser geeignet.

3) Änderungen am Hüftgurt
  • Die Hüftflossen setzen direkt an den Airstripes an. In der Praxis kein Unterschied feststellbar.
  • Der Hüftgurt setzt jetzt über zwei Riemen zusätzlich außen an der Rückenpartie an (wie bei den ACT Wanderrucksäcken) wodurch der Rucksack bei voller Ladung theoretisch besser gegen seitliches schaukeln stabilisiert wird. Der neue Rucksack wackelt tatsächlich weniger, aber eher aufgrund der geringeren Tiefe.
  • Die beiden Hüfttaschen sind etwas größer und angenehmer zu öffnen.

4) weitere Unterschiede
  • Die obere Wertsachentasche wurde größer gemacht. Deutliche Verbesserung, dieses Fach war bei mir immer chronisch überfüllt.
  • Die untere Zipptasche am Bodenfach wurde entfernt. Wie gewonnen, so zeronnen. Wohin jetzt mit der Bike-Beleuchtung?
  • Die seitliche "Kartentasche" wurde in "Handytasche" umbenannt und ist jetzt leichter erreichbar da der Zipp etwas weiter unten/außen angenäht ist. Deutliche Verbesserung

Ist der Transalpine 32EL für Leute unter 1.85 zu lang?
Es gibt wahrscheinlich nicht störenderes als wenn ein voll bepackter Rucksack bei einer Anbremsung an einer extrem steilen Stelle nach vorne ruscht und plötzlich hinten am Helm anstößt. Wer mal mit einem Trecking Rucksack unterwegs war kennt das vielleicht, in der Ebene alles super aber dann plötzlich im Steilen muss man mit dem Nacken gegen den Rucksack ankämpfen - ein absolutes K.O. Kriterium!

Ich (1.80m mit relativ langen Beinen/kurzer Oberkörper) bin mit dem randvollbepackten 2015er 32EL daher mehrere steile Stufen bergab gefahren um zu testen wieviel Luft zwischen Oberkante und Helm ist. Ein Freund hat mich beobachtet und selbst an der steilsten Treppe waren noch mind. 15cm Platz zwischen Helm und Rucksack, es bestand nie auch nur die Gefahr eines Anstoßen. Tatsächlich ist ein Deuter Attack 28 oder Evoc Explorer Tour 30L genauso lang wie der 2015 32EL (jeweils 54cm, selber gemessen) und für die gibt es keine offiziellen Größenbeschränkungen. Mein voll bepackter Transalpine Pro 28 von 2015 ist ebenfalls 53cm lang, ebenso mein 9 Jahre alter Transalpine 30.
Nun das neue 2017er Modell ist zwar nochmals 2cm länger (56cm), Fahrern ab ~175cm würde ich den 32EL dennoch bedenkenlos empfehlen, wer kleiner ist sollte besser testen oder gleich den 30 oder 25 nehmen.

Hat der 32EL einen signifikanten Größenvorteil gegenüber dem normalen 30?
Rein rechnerisch auf das Gesamtvolumen bezogen ist der Transalpine 32 "nur" 6% größer. Hört sich nicht nach viel an oder?
Der relative Größenvorteil bezogen auf die Restkapazität ist aber weithaus höher, denn um einen AlpenX überhaupt fahren zu können brauche ich ein Gepäck von ca. 25 Litern. Der 32EL hat dann bezogen auf dieses "Mindestgepäck" 40% mehr Restvolumen als der 30. In der Praxis bedeutend dass entweder den Rucksack "entspannter packen" zu können oder mehr mitzunehmen. Das zusätzliche Volumen ist besonders für Kurzurlaube interessant bei denen der Transalpine bisher eher an sein Limit kommt.

Relative Größenvorteile sind übrigens kein mathematischer Schmäh sondern kommen im Alltag öfters vor, ein 29er Laufrad ist auch nur 6,5% größer als ein 27.5, ein 2m Mann ist auch nur 8% größer als ein 185cm, dennoch erscheint der Unterschied je nach Situation weitaus signifikanter als die Zahlen vermuten lassen.

Wofür wird der Rucksack verwendet?
Alpencross: Bisher habe ich dazu den Transalpine 28 Pro verwendet, der 32 sollte sich mit +4 Liter mehr Volumen aber deutlich entspannter packen lassen.
Wandern: Auch beim Wandern schlägt sich der Alpencross ganz gut, der Transalpine Pro 28 ist dafür weniger gut geeignet wegen der vorgebogenen Rückenplatte.
Reise: Ich habe den alten Transalpine 30 in der Vergangenheit öfters für Städereisen und Kurztrips verwendet. Der Vorteil gegenüber einem klassischen Wanderrucksack ist dass sich der Rucksack weit öffnen lässt und besser strukturiert ist, es gibt ein eigenes Fach für Wertsachen, Schlafsachen, Elektronik. Ich habe die Erfahrung gemacht dass sich der Transalpine 30 vollgepackt besser trägt als ein 3/4 gepackter ACT Trail Pro 40.


Alternativen zum Deuter Transalpine 32EL

Transalpine 28 Pro (2015 gekauft)
Als Ersatz für meinen alten Transalpine 30 gekauft. Wurde seitdem auf 2 AlpX und zahlreichen Tagestouren eingesetzt. Für das Volumen enorm schwer, dafür sehr gutes Tragesystem welches allerdings aufgrund der gebogenen Rückenplatte nur fürs Radfahren geeignet ist, bei aufrechten Tätigkeiten mit geraden Rücken (Wandern) bildet sich ein "Hohlkreuz" und der Rucksack liegt nicht flächig am Rücken auf. Daher nicht so universell einsetzbar, zum Wandern und reisen musst nach wie vor "der Alte" herhalten.
Es gibt ein eigenes Trinkblasenfach in der prima ein Rückenprotektor passt und ein kombiniertes Wertsachen/Werkzeugfach, dieses ist aber nur sinnvoll nutzbar wenn der Rucksack voll gepackt ist, weil sonst "in der Luft hängt". Anstatt das Werkzeug einzeln in die kleinen Netztaschen hineinzupoppeln habe ich mittlerweile aber eine kleine Werkzeugtasche. Sehr schlechte Komprimierung, halb gepackt fühlt sich der Rucksack ein wenig schlabrig an. Die Taschenaufteilung vom normalen Deuter Transalpine gefällt mir mittlerweile auch besser.


Transalpine 30 (2009 gekauft)

Wurde auf 4 AlpX und unzähligen Touren und Urlauben verwendet. Etwa 3cm kürzer, dafür gefühlt deutlich weniger Volumen (es war unmöglich den Inhalt des 32EL in den 30 umzupacken). Vom Material her subjektiv robuster, von der Taschenaufteilung symphatischer und wegen des geraden Rückens deutlich universeller einsetzbar als Transalpine Pro 28.

Deuter Attack 28 (bestellt aber wieder zurückgeschickt)
Sehr schwerer Rucksack, mit Rückenprotektor. Etwas weniger Volumen als der Transalpine Pro 28. Als Tagesrucksack etwas zu groß, als AlpX/Reiserucksack wieder zu klein. Rückenssystem liegt subjektiv deutlich schlechter auf als bei Transalpine. Kantige Metallschnalle vorne sieht zwar cool aus, ist aber unpraktisch zu schliessen und schneidet ein. Helmhalterung mit der Haptik eines Insektengitters. Der Transalpine Pro 28 mit Rückenprotektor im Trinkblasenfach trägt sich da deutlich besser. Habe ihn etwas enttäuscht wieder zurückgeschickt.

Evoc Explorer 30 (mit fester Kaufabsicht 2017 im Shop probegepackt)
Mein ursprünglicher Favorit. Optisch top, ähnlich viel Volumen wie Transalpine 30 aber leider keine praktischen Netztaschen seitlich um Protektoren, Schlapfen oder Pumpe mitzunehmen.
Das Werkzeugfach vorne ist zwar gut gemeint aber eher unpraktisch da bei vollem Hauptfach unter Druck vollkommen ausgedellt. Im Stehen bildet sich unten in der Lendengegend an der Abschlusskante des Tragesystems eine Reib/Druckstelle daher für Wandern oder Aktivitäten bei denen der Rucksack aufrecht getragen wird nicht geeignet. Eine zweite Hüftgurttasche fehlt. Bessere Kompression als bei Deuter.

Osprey Escape 32 (im Shop mit Kaufabsicht 2015 probegepackt)
Auf dem Papier gut, in der Praxis ein totaler Reinfall. Der Rucksack ist (wie alle Rucksäcke bei Osprey) viel zu weich da extrem auf Leichtbau getrimmt und fühlt sich bereits mit 6kg Gepäck überladen an. Welchen Sinn macht ein leichter Rucksack mit viel Volumen wenn man ihn dann nicht voll beladen kann? Da helfen auch viele durchdachte Details nicht weiter. Schwer vorzustellen dass jemand diesen Rucksack kauft wenn er vorher einen Transalpine probieren konnte.


...So, ich hoffe das Anderen damit bei ihrer Kaufentscheidung geholfen ist!
 

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Hilfreichster Beitrag geschrieben von rmaurer

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Sehr informativ und lesenswert :daumen:

Hab nur eine kleine persönliche Frage.
Sammelst du Rucksäcke oder wie kommt es dass du so viele Rucksäcke testen kannst?
 
Ich habe in 8 Jahren 3 Transalpine Rucksäcke gekauft, den 32EL eigentlich nur weil der "28 Pro" den alten 30 Liter von 2009 nie ganz ersetzen konnte. Der 2009er Transalpine wurde bereits 1x repariert und wird bis heute verwendet!
 
Habe mir das Modell 2019 gekauft aber verwende es nur im Alltag. Es hat m.E. gegenüber dem "alten" Modell folgende Nachteile: 1) Im Kopfbereich zu hoch gebaut -> die am Hinterkopf "tiefergezogenen" Schutzhelme der neuen Generation berühren den Rucksack bei ruppigen Abfahrten. 2) Keine Möglichkeit zum fixieren von Gegenständen (z.B. Schoner, Räder, Rahmen) mittels Spannriemen. -> Dies war der Hauptgrund für den Kaufentscheid zugunsten von Deuer (anstelle von Evoc).
Vorteile: 1) Mehr Fächer 2) Alltagstauglich 3) Helmfach (das ist mein allerneusten Modell m.E. nochmals verschlechtert worden.
Falls jemand weiss, wo die "alten" Modelle (vor 2019) noch erhältlich sind (als Neuware). Wäre ich froh für einen Hinweis.
 
... ich habe den 2017/18er 24L Transalpine und hatte letztens ein echtes Problem mit der roten Schlaufe, die hatte sich am Einstellrädchen meines Helms verhakt. Auf dem Trail bei der Abfahrt im längeren technischen Steilstück eine echte Schrecksekunde, da ich auch nicht mehr anhalten konnte. Seit dem die Schlaufe immer in den "Durchgang" zur Trinkblase unter den Schlauch gefädelt. Wenn man den Kopf nicht drehen kann ist das schon doof.
 
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