Ich hoffe, ich breche damit keine Grundsatzdiskussion von Zaun: Wie differenziert sich ein teures Gravel, wie z.B ein
Backroad in der Topvariante für ca. 5,3K, zu (zB.) einen BMC BMC UnReStricted 01 One zu knapp 9K? Ist das der Aufpreis der Schweiz? Sind irgendwo so signifikant teurere Komponenten verbaut, dass die Differenz gerechtfertigt wird?
In meinen Augen gibt es viele Käufer, die vom Marketing "
gecatched" werden über die Frage: "Mit was kann ich mich eigentlich sehen lassen? Was muss man eigentlich haben? Was wird gefahren?" Dann gibt es andere Käufer, die sich ein hochwertiges Rad gönnen, um sich selbst zu belohnen und zu motivieren.
Zur Frage:
Wieviel muss man ausgeben?
Antworten:
Die beiden Notwendigkeiten an einem guten Rad sind:
1.) Der Pilot findet gesundheitlich verträglich bis gesundheitlich förderlich Platz auf dem Rad.
2.) Der Pilot benutzt es häufig, also gern.
Erste Notwendigkeit ist schwierig herauszufinden. Zweite Notwendigkeit ist höchst individuell (Farbe, Geruch, irgendein Anfassgefühl, Glück einen halbwegs passgerechten Billigsattel mitgekauft zu haben, Glück selbst seine Schaltung und
Bremsen warten zu können.)
Das hat doch nichts mit dem Preis zu tun?
Stimmt. Ich finde, der Preis ist vom Grundsatz vollkommen unerheblich.
Früher gab es hier im Forum so Phrasen, die zur Komponentenqualität ganz oft genannt wurden: "Bei der Schaltung liefert
Shimano mit der Deore/Tiagra schon gute Qualität." Das hat sich für mich, im Nachhinein betrachtet, mehr als bestätigt. Für hydraulische Scheibenbremsen gilt heute (und seit Jahren) das Gleiche.
Aber unschön an diesen plakativen Pauschalaussagen sind
a) die Vernachlässigung anderer Hersteller (mit teils besseren Lösungen) und
b) der Missbrauch durch sehr viele Anbieter, die ein Schaltwerk von
Shimano verbauen, das 2 Gruppenstufen hochwertiger angesiedelt ist, um dann mit einer XXX-Schaltung werben zu können.
Wo liegt der Mehrwert hochwertiger Räder?
Der Mehrwert liegt an Vielem und das ist eigentlich vom Marketing mehr als deutlich dokumentiert.
Die Frage ist, ob die/der/das KäuferIn das auch (schon) spürt?
Wer noch nicht viel fährt, sollte gucken, dass sie/er/es
1.) ein zuverlässiges Rad bekommt, das grunsätzlich passen sollte/kann/wird,
2.) herausfinden, wie sie/er/es zuverlässig gewartet bekommt (selbst/FreundIn/MontaurIn),
3.) nicht müde werden, die Schleife Fahren->Selbstbeobachtung->Problemanalyse->Optimierung->Testung regelmäßig zu durchlaufen,
4.) Weiterbilden, solange die eigene Motivation reicht - Fahrräder sind richtig tolle Maschinen.
Warum nicht gleich was "Rightiges"?
Wer einen nicht zu leichten/zerbrechlichen Rahmen mit einer Deore* oder Tiagra*/GRX400* Gruppe besitzt, aus das sie/er/es auch passt, kann damit allerhöchstwahrscheinlich >97% seiner/ihrer/seiner Leistung. Es gibt 'ne Menge fragwürdiger Youtube-Videos dazu.
Wer ein Rad aus einem passenden Rahmen mit brauchbaren, gut eingestellten und angemessen gewarteten Komponenten besitzt, hat meiner fragwürdig qualifizierten Meinung nach voll gewonnnen, denn sie/er/es kann trainieren und Erfahrungen sammeln. Das ist das Status Quo, den eine/ein/ein RadkäuferIn erreichen sollte. Danach trennen sich die individuellen Wege, aber alle Voraussetzung für jede Richtung sind ebestens erfüllt. Was will sie/er/es denn mehr? Ehrlich: Es werden nicht viele sein. Zuwenige für die deutsche Bike-Branche bis 2019.
Ganz kurze Antwort: Wenn Du fragst, warum es teure Räder gibt, oder wofür die gekauft werden, kauf was VERNÜNFTIGES, basta. Wenn Dir (noch) nicht transparent ist, wozu es Gravelräder für >4000Euro bis >8000 Euro gibt, mach Dich schlau. Aber für Dich ist das nichts: Entweder ist das überteuerter Mist, oder Du bist noch nicht bereit dafür. Beides sieht gleich aus. Ich würde dieses Jahr sicher (noch) kein Bike (ohne E-Antrieb) für mehr als 3000 Euro kaufen**. Aber manchmal schiele ich zu Liegerädern, und die sind einfach alle in einem höheren Preissegment.
* Es gibt auch
SRAM Apex,
SRAM Rival, Campagnolo Potenza, Campagnolo H11: Die sind auch alle genauso gut: In mancher Beziehung besser, in mancher Beziehung schlechter.
** Ich baue seit über 10 Jahren meine Räder selbst zusammen. Das ist ein wesentlicher Teil meines "Rad"-Hobbys. Also ich würde 2021 am Ende eher 3500Euro für ein Rahmenset mit den final verbauten Komponenten ausgegeben haben, wahrscheinlich. Auf dem Weg dahin hätte ich aber 20 verschiedene Teile aus meinem Bestand verbaut/getestet/für gut befunden/ersetzt und mir mein Rad nach meinen (aktuellen) persönlichen Bedürfnissen zusammen-gebaut/-gekauft.