Dynamo auf Zwift

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Hi,

ich beschreib mal mein Leiden vorab: Ich mag Zwift, so wie tausend andere auch. Und ich fahr das auf ner "klassischen" Rolle (also Hinterrad wird bewegt) und lass meine Leistung über einen Powermeter an Zwift weitergeben. Soweit normal.

Vorab-Sermon also erledigt, meine Frage ist die:
Wenn mein Hinterrad so sehr kontinuierlich über lange Zeit bewegt wird und die Leistung, die auf dem Pedal gemessen wird der einzige Parameter ist, der mich interessiert, dann würde doch ein Dynamo am Hinterrad angebracht für mich keinen negativen Effekt haben, egal wie stark der bremst - oder? (bis zu nem gewissen Grad, aber ich fahr durchaus mal 2 Stunden mit kontinuierlich 250 Watt durch, also darf der schon ganz schön bremsen)
Ich stelle mir das jetzt naiv vor mit nem klassischen Dynamo am Hinterrad das an irgendeinen Konverter (Forumslader z.B.) angeschlossen ist, der dann über USB direkt "Energie" zur Verfügung stellt an was auch immer aufgeladen werden muss.

Was wären die empfehlenswertesten Bestandteile und was könnte ich denn in einem Beispiel wie oben (150 Watt kontinuierlich x 2 Stunden (die 100 Watt Differenz werd ich ca. benötigen um das Rad zu drehen)) damit in einer Einheit realistisch aufladen?

Danke Euch
 
Hilfreichster Beitrag geschrieben von MadCyborg

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Am Hinterrad kommt ja bei Dir eigentlich nur der Velogical Drehstomgenerator (in Kombination mit der Elektronik von Velogical oder dem Forumslader für Velogical) oder ein PedalCell Generator in Frage.
Wieviel Energie die bereitstellen hängt natürlich von der Drehzahl des Hinterrades ab.
Messungen zum Velogical und zum Pedalcell inkl. Output am USB Ausgang findest Du in der aktuellen Ausgabe der Fahrradzukunft.de:
https://fahrradzukunft.de/30/steckdose-unterwegs-8/
 
Hilfreichster Beitrag geschrieben von MadCyborg

Hilfreich
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Wenn mein Hinterrad so sehr kontinuierlich über lange Zeit bewegt wird und die Leistung, die auf dem Pedal gemessen wird der einzige Parameter ist, der mich interessiert, dann würde doch ein Dynamo am Hinterrad angebracht für mich keinen negativen Effekt haben, egal wie stark der bremst - oder?
Jupp. Wenn du nach am Pedal (oder Spider, oder Kurbel, oder Nabe) gemessener Leistung fährst, ist egal, ob du dein Hinterrad durch Rolle, Dynamo, oder beides zusammen bremst.

Allerdings: Wozu? Ich kann zwar verstehen, dass man es schade findet, die abgegebene Leistung einfach zu verheizen. Aber die mehrfache Wandlung macht den WIrkungsgrad zur Sau und obendrein kostet der Spaß ja auch Geld.
Mal angenommen, man schafft für 50 € Technik an, die 10 W Ausgangsleistung zum Laden schafft, dann müsste man damit rund (weil ein Steckernetzteil natürlich auch nicht 100 % Wirkungsgrad hat) 100 Stunden fahren, um auf eine Kilowattstunde zu kommen. Nach 100 Stunden hat mal also eine kW/h Steckdosenstrom gespart, was keine 50 Cent sind. Selbst wenn man 50 Cent je kW/h zahlen würde, müsste man also 100x100=10000 h fahren, um die Investition in die Technik rauszuholen. Bei 2 Stunden am Tag sind das mehr als 13 Jahre lang jeden Tag 2 Stunden.
Als Spielerei, Lernprojekt oder wenn man was zum Ausschlachten sowieso rumliegen hat, dann kann man das machen. Oder wenn man seine Rolle in der Waldhütte ohne Strom aufstellt. Ansonsten ist das relativ sinnlos, weil man die Investition in die Technik einfach ewig nicht reinholt.

Noch Grundsätzlich zu Akkukapazitäten: Große Smartphones haben deutlich über 10 Wattstunden, Laptops irgendwas zwischen 30 und 70 (kommt auch da natürlich sehr auf die Größe an, es gibt garantiert auch noch mehr und weniger). Theoretisch könntest du diese Geräte also in deiner Sitzung vollladen. Praktisch halt nicht unbedint, zum einen wegen der Wirkungsgrade, zum anderen wird die Ladung zum Schluss langsamer, nur rund 80% kann man mit relativ viel Leistung laden.
 
Allerdings: Wozu?
Ich hab absolut keine Ahnung von der ganzen Physik/Elektronik dahinter. Aber findest Du es nicht pervers, dass Zehntausende
  • jeden Tag zu jeder Zeit konstant teilweise hohe Leistung bringen,
  • das irgendwie unter Laborbedingungen machen,
  • 90% der Nutzer zum Ausgleichen der entstandenen Wärme-Energie einen Ventilator anmachen, der wiederum Strom zieht, von dem Gerät, dass Zwift abspielt, den elektronischen Powermetern und der eventuellen Zweitunterhaltung auf dem Second Screen ganz zu schweigen
  • den Nutzern (oder zumindest der Kernzielgruppe) der Preis ganz offensichtlich völlig egal ist, sonst wären ja nicht alle Wahoo Kickr ausverkauft und die ganzen Gimmicks die es dazu gibt sondern günstigerre Lösungen würden genutzt werden
  • jeder von "nachhaltig" und "ökologischer fussabdruck" und co redet
Also gar kein zwanghafter Talk, ich sitz nur manchmal auf dem Rad und denk mir wie dumm (im ökologischen Sinn) das ist, was ich da gerade mache. Und das wäre ja völlig okay, nur mit mir zusammen machen das zeitgleich zehntausende andere auch.

Was Du sagst ist also, dass es mehr oder weniger nur 1 vorhandene (und eventuelle geringfügige Abweichungen davon) Technologie zu diesem Thema gibt und deren Effizienz is miserabel -richtig?

Ich weiß, das ist sechste Klasse aber könntest Du mir trotzdem so einen kleinen Anschub geben, von was wir da reden und wie man das ausrechnet?
Meine Leistung sind also
200 Watt x 2h = 1,44MJ
Und dann 1,44MJ x Wirkungsgrad 1 x Wirkungsgrad 2 x Wirkungsgrad n = Ergebnis


So etwa oder?
 
Aber findest Du es nicht pervers
Naja, geht so. Es ist eben so, dass es keinen Sinn hat. Wenn diese Zehntausende im Sommer draußen rumfahren, verpufft die Leistung eben im Luftwiderstand, statt in der Rolle. Sport ist insofern einfach ineffizient - viel Leistung ohne Arbeitsergebnis.
Die einzige ansatzweise sinnvolle Nutzung, wäre m.M.n. tatsächlich, den ohnehin benötigten Ventilator direkt anzutreiben. Das würde mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen. Allerdings steht man auch da vor dem Problem, dass die Technik erst mal irgendwo herkommen muss.

Das ganze krankt nicht so sehr an den Wirkungsgraden, sondern daran, dass erst mal Technik her muss. Diese Technik hat auch eine Energiebilanz (Entwicklung, Herstellung, Auslieferung,...). Du musst also nicht nur kW/h an Strom einsparen, um deine finanzielle Investition wieder rauszuholen, sondern auch um die Herstellung der Technik zu kompensieren. Jenachdem was genau man sich da einbaut, ist die CO2-Kompensation dann auch langwierig bis nicht zu schaffen.

Zu Leistung und Wirkungsgraden: Eher 7. oder 8. Klasse. Rechne einfach in Wattstunden.
200 W * 1 h = 200 Wh
200 W * 5 H = 1 kWh (bei Greenpeace Energy bekommt man 1 kWh zu einem Arbeitspreis von rund 30 Cent)

Wann du 100 W mit 95 % abnimmst, werden also aus 100 W am Reifen zu 95 W elektrischer Leistung am Dynamo. Ein Fahrraddynamo hat aber nich 100 W, sondern "eine Hand voll". Mit Fahrradtechnik kommt man also nicht weit, wenn man 100 W umwandeln möchte.
Eine Schnellrecherche ergibt, dass man für 100 € durchaus einen 100-W-Generator (für Windräder) kaufen kann, vielleicht gehts direkt aus China noch günstiger. Der muss natürlich irgendwie an deinen Antrieb geflanscht werden, was Geld kostet. Dann spuckt er irgendeine unstabiliserte Spannung aus, die erst mal in einen Wandler muss. Im Idealfall macht der direkt 5 V (zum Laden von USB-ladbaren Geräten). Sowas kostet noch mal Geld. Aber was möchte man mit 100 W an 5 V? 10 Handys gleichzeitig laden? Ergo bräuchte man eigentlich einen Wandler, der USB-PD unterstützt, damit könnte man relativ viel von den 100 W in einen Laptop schubsen.
Man kann aber natürlich die 12 V vom Generator erst mal auf 230 V wandeln und dann dort anschließen was man braucht. Dann hat man aber wieder ein wirkungsgradbehaftetes Glied in der Kette.

Beispielhaft:
200 W am Pedal
Kettenanbtrieb mit 97%: 194 W an der Nabe/Generator
Generator mit 90 %: 175 W auf 12 V Ebene
230 V Wandler mit 90 %: 157 W
Damit erzeugst du pro Stunde Strom im Wert von: 30 Cent * 157 W / 1000 W = 4,7 Cent.
Das sind noch immer mehr als 2000 Stunden, nur um den Generator finanziell abzudecken. Der andere Kram ist da noch nicht bezahlt.

Das ganze wird nur zum Teil durch Wirkungsgrade verhagelt. Strom ist einfach unheimlich billig, selbst in Deutschland. Es hat schlichtweg keinen Sinn, eine Infrastruktur vorzuhalten, die die mickrige Leistung eines Menschen in elektrische Leistung umwandelt. Die einzige Ausnahme ist hier der Inselbetrieb. Eine Insel ist man, wenn man mit dem Rad draußen rumfährt und Licht braucht, wenn man sonst wie lange "off grid" durch die Wüste fährt. Dort wo man Strom nicht aus der Steckdose für 30 Cent je kWh kaufen kann, ist er buchstäblich unbezahlbar. Und ggü. unbezahlbar ist dann so ein Velogical-Teil für 200 Latten doch recht günstig.
 
Wow. Das ist mal hilfreich und ausführlich: Danke Dir! 4,7 cent ist ja wie bei Fiverr.

Ich geh mal zum Elektriker ums Eck und frag - mit meinem neu erworbenem Wissen - nach, ob er mir was helfen kann. Aber erst mal verpuff ich jetzt bisschen Energie auf der Loipe ganz ohne Ventilator
 
Da hab ich leider nicht die "Kapazität" für, vielleicht reicht's ja für so ne Winkekatze
giphy.gif
 
Nimm doch eine Autolichtmaschine und treib die über einen Zahnriemen an. Die Energie dann in einer Batterie speichern und irgendwann dann über einen Wechselrichter zum was was ich nehmen.
 
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