Erfahrungen Big Mountain - Alpenüberquerung

winzer-muc

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1. September 2003
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München
Hallo Leute,
hier nun ein kurzer Bericht zu unserer Alpenüberquerung mit dem Big Mountain I und dem MR 9 meiner Freundin.

Da ich kein sonderliches Leichtgewicht bin und meistens auch noch mit reichlich gefülltem Rucksack auf Touren unterwegs bin, ging offensichtlich mein letztes Fully zunehmend aus dem Leim. Insbesondere die Lagerung des Hinterbaus war nicht mehr ruhig zu stellen. Auf Grund dieser Erfahrungen beschloss ich, dieses Jahr ein solides Tourenbike zu erstehen, mit dem man sowohl gut bergauf als auch schnell bergab kommt. Nach reiflicher Überlegung und vergleich der unterschiedlichen Modelle kamen für mich eigentlich nur noch das Votec V8 sowie das Big Mountain in die engere Auswahl. Den Ausschlag für das Canyon Bike gab letztendlich der 1.5 " Steuersatz mit der Sherman, die mir einen zuverlässigen Eindruck machte.

Aus Gewichts- und Funktionsgründen wollte ich allerdings einen XT-Kurbel, meinen Flite Trans Am Sattel, eine 34-er Kassette und etwas leichtere Reifen. Hier fiel meine Wahl auf die Conti Vertical Protection zusammen mit Conti Latex-Schläuchen. Dadurch wog das Big Moutain nur noch so um die 17,5 Kg fahrfertig mit Flaschenhalter (im Rahmen Größe L geht eine 0,75 Flasche genau rein) und Radcomputern (Hac 4 und Ciclo Navic).

Nun zur eigentlichen Tour. Von Oberstdorf ging es über den Schrofenpass nach St. Anton. Bekannt ist diese Etappe in erster Linie für das Schiebe-/Tragestück bei den Eisenleitern auf dem Weg zum Pass (s. Bild). Bei trockenem Wetter war das ganze erwartungsgemäß kein Problem. Am nächsten Tag fuhren wir von St. Anton durchs Silbertal zur Heilbronner Hütte (s. Bilder) und anschließend weiter über Ischgl nach Landeck. Da wir bereits bei der Heilbronner Hütte ab etwa 2.000 m 3 Std. durch den Schnee liefen entschieden wir uns, die ursprüngliche geplante Route zu verlassen und anstelle des Fimberpasses und des Uina Tals über den Reschenpass ins Vinschgau zu fahren. Nach einem glücklicherweise glimpflich verlaufenen Sturz entschieden wir uns von Landeck nach Nauders den Postbus zu wählen (Grund für Nauders war in erster Linie die Pizzeria Almhof, mit ihrer hervorragenden Pasta, Gnocchi und Pizza, sowie dem abschließenden Kaiserschmarrn). Es folgte eine Überbrückungsetappe nach Naturns entlang des Vinschgau-Radwegs. Inzwischen verschlechterte sich das Wetter zunehmend und es gab immer wieder Schauer. Von Naturns radelten wir über die Naturnser Alm ins Ultental (s. Bild). Aus dem Ultental gings von St. Walburg über die Spitzner Alm nach Revo und weiter über Male nach Dimaro. Leider war die Pfadroute von der Spitzner Alm zum Brezjoch auf Grund des Wetters und der Kühe überwiegend unfahrbar. Irgendwann bei der Laureinalm konnten wir uns dann im strömenden Regen nicht mehr motivieren das Rad weiter zuschieben und sind dann auf die Strasse abgefahren.

Fortsetzung folgt
 

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Fortsetzung:

Von Dimaro kämpften wir uns dann durch den Wald nach Madonna di Campiglio. Wie man auf dem Bild erkennt, war das Wetter leider ziemlich mau, so dass wir uns die Auffahrt zum Refugio Graffer schenkten und direkt bis nach Tieno di Trento fuhren. Am letzten Tag ging es diretissima zum Gardasee. Auf der letzten Abfahrt haben wir es dann tatsächlich noch geschafft, einen falschen Abzweig zu nehmen und in einem Klettersteig zu landen. Dieser war wesentlich spektakuläre als er auf dem Bild aussieht, da ging es links 300 m senkrecht runter, darum auch das Stahlseil in das ich das Rad geklemmt habe.

Mein Fazit nach etwa 850 Km und 19.000 hm: Das Big Mountain hat sich als Tourenbike voll und ganz bewährt, weniger Federweg will ich auf Touren nicht mehr haben. Super begeistert bin ich auch von der Verwindungssteifigkeit von Rahmen und Gabel. Die Gabel ist wirklich spitzte, sie spricht sehr feinfühlig an, wippt abgesenkt so gut wie nicht, und es gibt absolut kein schleifen. Für den Rahmen gilt das gleiche, er ist wirklich ausgenommen steif und verfügt insbesondere bergab über immense Reserven. Auch tiefe Rinnen und Löcher die beim Downhill unvermutet auftauchten verloren ihren Schrecken. Lediglich die Lackqualität ist nicht so toll, hier sind schon relativ viele Lackabplatzer, auch an Stellen wo es sicherlich keinen Steinschlag gibt. Es sieht fast so aus, als wäre etwas viel Härter im Lack, Opel hatte mal so ein Problem, das sah ähnlich aus. Die Vertical Reifen haben sich meiner Meinung nach voll bewährt, ich hatte ein wesentlich sichereres Gefühl wie mit den Conti Explorer die ich seit etlichen Sätzen fuhr. In Kombination mit Latex-Schläuchen hatte ich keinen einzigen Plattfuss. Inzwischen fühle ich mich aber physisch und psychisch stark genug wieder die ursprünglich verbauten Maxxis Reifen und Schläuche zu fahren, die in einer ganz anderen Kategorie fahren. Erstaun war ich von den sehr guten Bergauf-Qualitäten des Big Mountains. Mit abgesenkter Gabel gab es wirklich keinen Anstieg den ich nicht hinaufkam, aber mit einem meiner alten Bikes geschafft hätte. Ansonsten gilt wie Manitou es trefflich formuliert hat: ?Es gibt kein SCHWER, es gib nur SCHWACH?. Bei meinen ersten Touren hatte ich allerdings ein sehr ausgeprägtes Hungergefühl, welches ich mit meinem Zaskar bei den entsprechenden Touren nicht hatte. Das kann natürlich auch nur Einbildung sein. Richtig störend empfand ich das Gewicht eigentlich nur beim Tragen. Trotz der klassischen Rahmenform bekommt man das Rad nicht richtig in den Griff und die Schwinge ist tatsächlich sehr scharfkantig, da habe ich mir auch einige blaue Flecken am Knie geholt, da die gesamte Konstruktion recht ungewohnt breit baut. Insgesamt empfinde ich das Rad auch bei hohen Geschwindigkeiten als sehr spurstabil, solange man sitzt. Sobald man aufsteht und das Gewicht weiter nach vorne verlagert wird es ziemlich nervös. Dies kann natürlich auch an dem sehr kurzen Vorbau liegen, da fehlt mir der Vergleich. Als echtes Ärgernis muss man bergab natürlich die Sitzposition bezeichnen. Durch das aufrechte sitzen und den breiten Lenker hat man ungefähr die Aerodynamik eines Garagentores und bei 85 Km/h war bei der Abfahrt ende, mehr ging trotz heftigstem strampeln einfach nicht, obwohl das Rad eine sehr gute Straßenlage hat ;-). Die Bremsen sind klasse, die verzögern spitze. Vermutlich als Tribut an das schlechte Wetter musste ich schon den ersten Satz Beläge ersetzten, die waren fast bis aufs Eisen runter.

Für Fahrer die nicht sonderlich zierlich sind und keine Rennambitionen haben ist das Big Mountain sicherlich eine interessante Alternative. Alle Touren die man mit einem ?normalen? Enduro- oder Allround-Bike hochkommt, schafft man ebenso problemlos mit dem Big Mountain. Ein bisschen mehr Zeit braucht man dann allerdings schon an den Anstiegen.

So, dass soll es gewesen sein, ich hoffe ich konnte Euch ein paar Vor- und Nachteile des Big Mountians aufzeigen.
Liebe Grüße
Markus
 

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Hi Markus,
Dein "kleiner" Bericht ist einfach nur super. :daumen: :daumen: :daumen:

Hätte nie gedacht, daß das BM so gut im Uphill geht!!

Wahrscheinlich bist Du die 85 Sachen auf Schotter gefahren, oder :D

Also weiterhin viel Spaß damit .

Gruß

Stonebike
 
Da kann ich nur sagen: RESPEKT!! :daumen:
Was Votec für das V8 vorschlägt hast Du mit dem BM umgesetzt. Einen Alpencross. Ich bezeichne Dich mal als "gestört" (nicht böes gemeint), kein normaler Mensch kommt auf die Idee mit einem FR Bike über die Berge zu Fahren ;)
Bericht war auch sehr gut.
Gruß, Ramin
 
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