Dieser Thread ist wirklich eine sehr gute Idee!
Daher möchte ich auch gern versuchen, einen eigenen Beitrag dazu zu leisten. Ich bringe eine gewisse Erfahrung im Bereich Erstversorgung mit, da ich Ex-BW-Sani bin und somit eine ganz gute Ausbildung im Bereich Erste Hilfe erhalten habe.
Das Thema Wundversorgung wurde hier noch nicht behandelt, daher würde ich mich nun mal diesem Thema annehmen. Da auch ich jedoch nur "geschulter Amateur" bin, darf man mich gerne berichtigen
Viele Bikeverletzungen ziehen ja durchaus heftige Verwundungen nach sich, daher ist es vielleicht keine dumme Idee, sich mal mit deren Behandlung vertraut zu machen.
Man kann hierbei zunächst unterscheiden in:
-Schwach blutende Verletzungen:
Darunter fallen z.B. kleine Schürfwunden und alles, was sich nur langsam rot einfärbt. Eine Erstversorgung ist hier in der Regel nicht notwendig, ggf. kann man mit Pflastern oder leichten Verbänden arbeiten, damit die Sauerei nicht zu groß wird. Trotzdem sollte man auch solche Wunden später säubern und desinfizieren. Ist man selbst dazu nicht in der Lage (Wasser allein reicht *nicht*!), sollte man einen Arzt aufsuchen. Falls kein ausreichender Impfschutz (Thetanus!!!) vorhanden ist, auf jeden Fall zum Arzt gehen.
-Stark blutende Verletzungen:
Hier geht es etwas ernster zur Sache. Eine derartige Verletzung kann anfangenn bei einer tiefen Schürf- oder Risswunde und kann sich bis hin zur Verletzung irgendwelcher lebenswichtigen Gefäße ziehen. Eine Erstversorgung ist hier wünschenswert wenn nicht sogar erforderlich. Bei allen stark blutenden Verletzungen sollte (ggf. später) ein Arzt hinzugezogen werden. Bei starken Blutungen gibt es verschiedene Strategien, die sich nach der schwere der Verletzung richten:
1. Verbinden
Zunächst sollte man es bei einer starken Blutung, die jedoch noch keine Lebensgefahr bedeutet (z.B. Blut rinnt in einem ca. 0.5cm Strom aus einer Kniewunde) einmal einen Verband anlegen. Wenn man ein Erste Hilfe Set dabei hat, ist das eigentlich ganz einfach. Man nimmt zunächst eine Kompresse (ein meist quadratisches Stück Zellstoff, meist einzeln verpackt) und drückt sie auf die Wunde. Dann nimmt man eine Mullbinde und wickelt sie um die Kompresse (am einfachsten ist es, die Binde kreisrund um die Kompresse und das verletzte Körperteil zu wickeln). Hat man ein fertiges Verbandspäckchen läuft das analog, die Kompresse ist da eben schon in den Verband integriert.
Reicht dies nicht aus, um die Blutung zu stillen, sprich ist der angelegte Verband sofort wieder so durchtränkt, dass weiterhin Blut rausläuft, kann man folgende Techniken anwenden (möglichst gleichzeitig):
2. Abdrücken
Wenn es jemanden so schlimm erwischt hat, dass er extrem stark blutet, gilt es zunächst einen Blutverlust zu verhindern. Dazu sollte man versuchen, die betrofenen Gefäße durch Abdrücken von der Blutzufuhr abzuschneiden. Abdrücken ist jedoch meist nur eine kurzfristige Hilfsmaßnahme. Abgedrückt wird im Idealfall immer ein Körperglied weiter oben, d.h. blutet jemand am Unterarm, drückt man am Oberarm ab. Zum Abdrücken gibt es vier wichtige Punkte am Körper, die sich jeweils am Oberarm bzw. -schenkel befinden. Man kann diese Stellen leicht finden, indem man es an sich selbst versucht. Nehmt Zeige- und Mittelfinger und tastet an eurem Oberarm. Zwischen Bizeps und dem anderen Muskel auf der Innenseite kann man in eine art Loch drücken. Dies ist die Stelle zum Abdrücken. Wenn man hier genügend Druck mit den Fingern anlegt, unterbricht man größere Teile des Blutflusses in den Unterarm. Im Selbstversuch macht sich dies durch ein leichtes Kribbeln in der Hand bemerkbar. (Achtung: im Selbstversuch immer nur sehr kurz Abdrücken!) Idealerweise kann man den Verletzten selbst abdrücken lassen, andernfalls einen Helfer hinzuziehen, der das übernimmt. Abdrücken dient nur der Unterstützung einer Wundversorgung! Längeres Abdrücken führt zu ähnlichen Konsequenzen wie Abbinden (s.u.)
3. Druckverband:
Die wohl wichtigste Technik der Wundversorgung, da sich hiermit ein großteil der stark blutenden Verletzungen in den Griff bekommen lässt. Der Druckverband startet genau wie der reguläre Verbant mit Kompresse und Mullbinde. Jedoch nimmt man nun, nachdem man die Mullbinde 2-3 mal herumgewickelt hat, ein halbwegs festes Objekt als Druckpunkt hinzu. Optimal hierfür ist eine zweite, verpackte Mullbinde. Man legt das Objekt (Druckerzeuger) direkt auf die Stelle, an der sich die Wunde befindet. Nun wickelt man die Mullbinde weiter um den Druckerzeuger. Dabei darauf achten, dass die Mullbinde stramm angezogen ist. Zusätzlich kann man die Mullbinde bei eingien Umwicklungen genau über dem Druckerzeuger um 180° drehen um den Druck auf die Wunde weiter zu erhöhen. Sind die letzten 30cm der Mullbinde erreicht, diese in der Mitte durchreissen, die beiden Enden nochmal herumwickeln und den Knoten möglichst genau auf der Druckerzeugerstelle machen.
4.Abbinden:
Dies sollte die allerletze Möglichkeit sein, da die Folgen durchaus verherend sein können. Eine Abbindung stoppt den Blutfluss komplett, daher fängt jegliches Gewebe nach der Abbinndung an, kurze Zeit später abzusterben.
Eine Abbindung, die einmal gesetzt wurde, darf daher auch nur von einem Arzt wieder geöffnet werden.
Eine Abbindung kann man wie folgt vornehmen:
- Arm: man formt aus einem Seil/Gürtel/wasauchimmer eine U-Form. Diese legt man um den Arm und schiebt die beiden losen Enden durch die Unterseite des U. Nun zieht man die losen Enden so fest an, wie man kann, wickelt einen links und einen rechts um den Arm und verknotet sie.
-Bein: Man legt einen lockeren Ring aus einem Seil o.ä. um den Oberschenkel. Nun steckt man einen langen, stabilen Gegenstand (beim Bike bietet sich z.B. eine Sattelstütze an) in den Ring. Diesen Gegenstand dreht man nun, um die Spannung des Rings zu erhöhen. Ebt die Blutung ab, kann man mit einer Zweiten Schnur den Gegenstand in seiner momentanen Lage befestigen.
ACHTUNG: Eine Abbindung sollte immer letztes Mittel sein! Normalerweise machen nur abgerissene Gliedmaßen eine Abbindung erforderlich. Wenn man gezwungen ist, abzubinden, unbedingt Uhrzeit notieren, damit der Arzt nacher bescheid weiss.
Generell ist zu bemerken:
-Der menschliche Körper enthält ca. 5L Blut. Ein Blutverlust > 1.5L ist meist schon lebensgefährlich
- Die Wahl der richtigen Erstversorgung immer vom Verletzungsbild abhängig machen. Wer nicht droht zu verbluten, braucht auch idr. erstmal keine Erstversorgung.
- Notruf absetzen sollte einer der ersten Dinge sein, die am Unfallort passieren müssen.
- Bei der Versorgung soweit möglich immer Handschuhe tragen.
-Blutende Körperteile nach Möglichkei immer versuchen hoch zu lagern unm den Blutaustritt zu minimieren.