Sehr schön, Fotos und Berichte sind zahlreich vertreten, ich ergänze noch um meine Sicht der Dinge.
Vorneweg, Proper hat schon recht, grosser Mist war das. Da meldet man sich zur Teilnahme an einer Bunkertour an und was fehlt sind die Bunker. Stellt euch vor, wir stehen auf einem Bunker
nur wir haben platt musste ich mir öfter anhören.
Aber egal, war schon eine feine Sache. Der Bericht sollte eigentlich ausfallen weil Schlangen doch arg das Geschehen dominierten. Wer will denn so was noch lesen, im UST-Zeitalter?
Habe ich erwähnt, dass ich auch?
Ich bin mir sicher, alles Unheil nahm seinen Anfang als der ESK seine Teilnahme zurückzog. Für den Karma-Ausgleich sorgte eine Magenta-Sturmtruppe. Schnell, rücksichtslos und hinterhältig sind sie ja, nur an dem Schrecken verbreiten müssen sie noch arbeiten. Vielleicht wage ich mich mal an eine Magenta-Krawatte zum hellblauen Hemd, das symbolisiert bestimmt Sanftheit und Zugänglichkeit.
Die beste Linie auf dem Weg zum Startpunkt fand ich in der Spur des Magenta-Piraten. Was ich mit Kennerblick als frische Nobby Nic-Fährte identifizierte, führte mich fast trocken zum Bahnhof Strausberg-Vorstadt. Dort hatte die S-Bahn schon so Einiges ausgespuckt und nach dem im Touraufruf angekündigten Vorgeplänkel ging es auch endlich los in Richtung Garzau, Pyramide und Atombunker standen auf dem Plan. Der erste Plattfuss des Tages wurde noch wie ein tragisches Einzelschicksal verarbeitet. Schade nur, dass auf dem Weg zur Pyramide, einem überirdischen Bauwerk
davon gab es auf dieser Tour nicht viele, 4 Leute verloren gingen. Noch tragischer, dass dies niemanden in der Hauptgruppe so richtig auffiel, aber Team Telekom führte die Gruppe wieder ans Feld und vereint ging es weiter zum ersten Bunker des Tages.
Das Rechenzentrum der NVA machte nicht wirklich viel her und so musste jeder auf seine Art der langweiligen Sache Sinn geben. Ich nutzte die ausgesprochen uninteressante Architektur um ein altes Lieblingswort fotografisch umzusetzen.
Sachsen-Anhalt-Single-Ticket
Harnekop war die nächste Station, auf dem Weg dorthin wurde eine weitere Schlange gesichtet. Auf dem Bunkergelände steht die Zeit still, es gab Begrüssungsgeld, was natürlich umgehend für minderwertige Fahrradteile verplant wurde.
Als nächstes stand Prenden auf dem Programm und ich hatte alle Illusionen verloren, an diesem Tag noch einen Bunker zu sehen. Reini tarnte einen Schwächenanfall als Plattfuss und verschaffte der Gruppe vor Biesenthal eine Pause. Glücklicherweise hatte er mit dem Ersatzschlauch dann wirklich einen Schlangenzwischenfall und das Geraune von Dornen im Wald begann die Runde zu machen. Die sich steigernde Angst in der Gruppe wurde mit viel Spass und gespielter guter Laune übertüncht, aber bereits beim nächsten Plattfuss fielen alle Masken.
Hatte Team Magenta seinen Platten noch gefeiert, wurde beim nächsten Zwischenfall unter Androhung hier nicht wiedergebbarer Sanktionen der Schlangenort brutal geräumt. Und das alles nur, weil Axl nichts mitbekommen sollte. Die Nerven lagen blank.
Das Feld wurde beim Bifi-Händler in Biesenthal wieder vereint. Ach, und Reini war inzwischen beim dritten
Schlauch.
Der Mount Erich in Prenden wurde erstürmt und mit allem noch aufbringbaren Pathos wurde festgestellt, dass es schon etwas ganz besonderes sei, auf einem Bunker zu stehen.
Weiter ging es zum Bogensee-Ensemble. Die alte Villa und die FDJ-Kaderschmiede; feiner Sozialistischer Klassizismus, ein Nachbau Eisenhüttenstadts. Frank und Irene wohnen noch dort, wo wollen sie auch hin, aber ansonsten nur Spanner. Das obligatorische Siegerfoto Relikt des Kalten Krieges wurde erstellt. Mal ehrlich, in die Gebäude sollte wirklich eine unterfinanzierte European Business School. Berlin-Brandenburg wird das schon richten!
Von Schrottgorod führte ein sehr abwechslungsreicher Weg zum Liepnitzsee, dem Endpunkt der gemeinsamen Ausfahrt. Noch ein letztes Mal versorgt, der obligatorische Griff zum Reifendruck wies auf leichten Luftverlust hin.
Sowas, was nun? Aber wenn ich eines beim Besuch der Jugendhochschule "Wilhelm Pieck gelernt hatte, das Fehlerdiskussionen nicht weiterführen und immer nach vorne diskutiert wird. Der Ersatzschlauch war längst an Reinis Rad verbaut worden, dort umgehend platt gemacht und schon wieder draussen, ich hatte nicht platt. Basta!
Rennschnecke drängelte, hatte ihren bereits geschilderten Bizarro-Bremsflankenvorfall und meiner Erkenntnisresistenz entwich auf dem Weg nach Bernau zusehends die Luft. Die Geschwindigkeit lies zu wünschen übrig und das erste Mal Nachpumpen war angesagt. Selber Schuld, ich hätte mir ein Beispiel an Chris nehmen sollen, der hatte 7
Schläuche beim Brocken Rocken dabei.
Ich möchte an dieser Stelle, allen Schlangenopfern der Expedition mein Mitgefühl und meine Solidarität ausdrücken. Ich weiss, wie man sich fühlt. Group Hug, alle miteinander! Axl versteht uns nicht.
Andererseits sind das auch die Bewährungssituationen für Kader: Höchste Wachsamkeit und Klarheit, tschekistisch kluges und umsichtiges Handeln sowie ein Höchstmaß an Einsatzbereitschaft und Disziplin zur Gewährleistung einer hohen Geschwindigkeit in Verbindung mit 10minütigen Pumpzyklen sollten die Heimfahrt sichern.
Bernau bis Blumberg lief eigentlich ganz gut, Tempo wurde bei 35 gehalten
wenn ich mal wieder einen Höllentourist treffe, werde ich einfach mal anfragen ob es ein internationales Rufsignal zum aggressionsfreien Schwuckenüberholen gibt. Das muss geklärt werden, ich hatte nämlich ab "Kilometer 2" Bernau-Blumberg einen unverhältnismässig böse dreinschauenden Lutscher am Hinterrad. Als ich mit wieder mal grausam quietschendem Antrieb und Abrollgeräuschen eines Fat Albert zum Überholen des GA1ers ansetzte, war mir allerdings schon klar, dass diese Provokation nicht folgenlos bleiben konnte.
Für Erklärungen blieb keine Zeit und etwas Motivation tat gut. Mir war schon klar, dass der Kollege sicher schneller konnte, nur der Trainigsplan im Laptop irgendwas anderes vorschrieb, aber warum so unentspannt? Ich trug noch nicht mal Magenta, die Signalfarbe für Führungsarbeit.
In Blumberg noch einmal gepumpt und über die Felder nach Hause. Getreu dem Motto der Tour stand noch ein Abstecher zu einer Ruine auf dem Programm. Etwas abseits, hinter magentafarbenen, unreifen Kirschen verstecken sich die Reste des Flughafentowers Ahrensfelde. Ein alliierter, oder wie der Ossi zu sagen angehalten war, ein anglo-amerikanischer Bombentreffer ist für den jetzigen Zustand verantwortlich. Was für eine Verschwendung von Ressourcen, denn der Flughafen war nur auf die Felder gemalt, der Tower war das einzig Echte. Scheinflughafen für Werneuchen, das.
So, Bildungsauftrag erfüllt, heroisch die Schlange im Zaum gehalten, Schwucke geärgert, nette Tour mit feinen Leuten, das war es dann nach 160km.
Magenta macht vor nichts halt. Zeitstrafe für die nächste Tour!
Kampf der Systeme
Bilder (Slideshow):
http://www.flickr.com/photos/will1973/sets/72157600606708079/show/
Bilder (Vorschau):
http://www.flickr.com/photos/will1973/sets/72157600606708079/detail/
Bilder (Geotagging):
http://www.flickr.com/map/?&user_id=8446422@N07&set_id=72157600606708079&map_type=hyb