Gemoetrie und Position auf dem Bike

Registriert
7. April 2020
Reaktionspunkte
31
Hey Leute,
Das ist mein erster Beitrag, auch wenn Ich seit Wochen schon mitlese. Fetten Dank an der Stelle schonmal für die großartigen Infos in diesem Forum und alle die daran mitwirken! :daumen:

Kurz zu meinem Hintergrund: Ich bin 29 Jahre alt, 1,88cm groß, habe leichte Rückenschmerzen und schon seit (zuvielen) Jahren keinen Sport mehr gemacht. Ich habe mich dazu entschieden wieder mit dem Mountainbiken anzufangen, wie in Jugendtagen. In erster Linie um mich mal wieder körperlich zu betätigen aber auch nicht zuletzt da Ich weiß bzw. mich erinnere wieviel Spaß mir das biken in der Natur gemacht.

Also habe Ich mir fürs erste ein altes Mountainbike ausgeliehen. Das Teil ist mir definitiv ein bisschen zu klein, sowieso sehr alt und auch garnicht gut in Schuss. Damit fahre Ich selbsverständlich erstmal maximal Waldwege, da mir ja auch was ein meinem Leben und körperlicher Unversehrtheit liegt :D Dabei geht es aber auch erstmal darum wieder ein bisschen fitter zu werden, ein paar Muskeln aufzubauen, vorallem aber herauszufinden ob mir das biken wirklich immernoch soviel Spaß macht. Nicht dass Ich mir jetzt ein teures Bike kaufe und doch nicht dabei bleibe. Das wäre ja Blödsinn. :ka:

Nebenbei bin Ich fleißig am recherchieren für ein potenzielles "richtiges" MTB falls Ich tatsächlich wieder Blut lecke. Aufgrund meines sowieso nicht so sehr stabilen Rückens habe Ich mich daher natürlich auch mit der Geometrie der Bikes beschäftigt und dazu hätte Ich jetzt ein paar Fragen in Richtung horizontale Oberrohrlänge, Reach und Sitzposition.

Hier die Fragen:

1. Gehe Ich recht in der Annahme, dass die horizontale (also tatsächliche) Oberrohrlänge in etwa zeigt wie gestreckt/sportlich/aggressiv bzw. entspannt/gemütlich/aufrecht man auf dem Bike im Sattel sitzt und der Reach dasselbe zeigt nur eben für die Position in den Pedalen stehend und nicht sitzend?

2. Eine gesetrecktere Sietzposition scheinbar sowohl für schnelle (zBsp. XC) Bikes sinnvoll ist, weil man windschnittiger im Bike sitzt und mehr Vortrieb hat, aber auch für Trail/Enduro/Downhill Bikes weil es auch hier Vorteile wie Spurtreue und ruhiges Laufverhalten bringt?

3. Deshalb die Industrie gerade durch sogut wie alle Disziplinen immer längere horizontale Oberrohrlängen und Reach Werte bringt?

4. Eine Aufrechte Sitzposition (weniger horizontale Oberrohrlänge/Reach) besser für länger Fahrten und generell für meinen Rücken wäre, eine gestrecktere Haltung aber (aus oben genannten Gründen) besser zum Trails fahren ist?

5. Neben der Vorbaulänge (und natürlich horizontaler Oberrohrlänge und Reach), welche anderen Werte beeinflussen noch die maßgeblich die Sitzposition?

Mir ist bewusst dass alle möglichen Teile bzw. Maße einer Bike Geometrie das Fahrverhalten bestimmen und sich alle gegenseitig beeinflussen. Aber Ich gehe einfach mal davon aus, dass man sie aber durchaus als Anhaltspunkte für zBsp die Sitzposition heranziehen kann.

Ich würde sehr sehr gerne verschiedene Geometrien testen und Bikes probefahren, aber Ihr wisst ja alle dass das zurzeit leider nicht möglich ist...:heul:

Freu mich auf eure Antworten und eventuell ja auf eine spannende Diskussion über (aktuelle) Rahmengeometrien!
Beste Grüße
Juli
 
Also ich bin meine Rückenprobleme los geworden, und zwar durch gestreckte Sitzhaltung. Weil dann die Rumpfmuskulatur mitarbeitet und gestärkt wird. Man muss halt regelmäßig fahren und die schwierige Anfangsphase überstehen.
 
Scheint als ob die Geo tatsächlich nicht wirklich das Problem ist bei Rückenschmerzen. Vielen Dank schonmal für die Tipps! :)
Ich radel jetzt erstmal mit dem Bike das Ich habe und schaue wie sich das entwickelt mit meinem Rücken.
 
1. Gehe Ich recht in der Annahme, dass die horizontale (also tatsächliche) Oberrohrlänge in etwa zeigt wie gestreckt/sportlich/aggressiv bzw. entspannt/gemütlich/aufrecht man auf dem Bike im Sattel sitzt und der Reach dasselbe zeigt nur eben für die Position in den Pedalen stehend und nicht sitzend?

2. Eine gesetrecktere Sietzposition scheinbar sowohl für schnelle (zBsp. XC) Bikes sinnvoll ist, weil man windschnittiger im Bike sitzt und mehr Vortrieb hat, aber auch für Trail/Enduro/Downhill Bikes weil es auch hier Vorteile wie Spurtreue und ruhiges Laufverhalten bringt?

3. Deshalb die Industrie gerade durch sogut wie alle Disziplinen immer längere horizontale Oberrohrlängen und Reach Werte bringt?

4. Eine Aufrechte Sitzposition (weniger horizontale Oberrohrlänge/Reach) besser für länger Fahrten und generell für meinen Rücken wäre, eine gestrecktere Haltung aber (aus oben genannten Gründen) besser zum Trails fahren ist?

5. Neben der Vorbaulänge (und natürlich horizontaler Oberrohrlänge und Reach), welche anderen Werte beeinflussen noch die maßgeblich die Sitzposition?
1. Die tatsächliche Oberrohrlänge wird durch den Winkel derselbigen etwas verzerrt. Wenn dann die sogenannte effektive Oberrohrlänge (effective top tube). Die wird aber auch durch den Sitzrohrwinkel beeinflusst, was die Sache wieder schwammiger macht. Reach und Stack geben eine Orientierung darüber, wie der Rahmen ausgerichtet ist, also ob hoch und kurz, tief und lang, hoch und lang oder tief und kurz. Zentrum ist das Tretlager, dessen Position fix ist und um das sich wortwörtlich alles dreht. Pedale sind nicht fix, da es unterschiedliche Kurbellängen gibt. Stack und Reach und dessen Verhältnis zueinander sind also aussagekräftiger über die Orientierung des Rahmens als andere Maße.

2. Du wirfst jetzt zwei verschiedene Dinge durcheinander. Bei Gravity Bikes, also alles was schnell und steil bergab geht, sitzt man eh nicht viel. Eine Sitzposition ist hier sekundär. Hier erzeugt langer Reach in Kombination mit flachem Lenkwinkel für eine sogenannte "forward geometry". Das Rad "greift" quasi nach vorn um besser bergab fahren zu können. Bei Rädern, wo man eher flacher auf Strecke fährt, gilt es den Fahrer auch schön flach und windschnittig zu halten. Das hast Du schon richtig erkannt.

3. Das ist zu stark vereinfacht. Es hat sich mittlerweile aber rumgesprochen, dass eine "forward geometry" durchaus vorteilhaft ist für schnelle Abfahrten in ruppigem Gelände und dabei eigentlich keine der vormals angenommenen Nachteile aufweist.

4. Aufrechte Sitzposition wird von den meisten Leuten als bequemer wahrgenommen, da man weniger mit Händen, Armen, Schultern und Nacken machen muss. Dafür drückt es mehr am Hintern. Ich persönlich bin ja der Auffassung, dass man seinen Rücken der Belastung anpassen sollte und nicht andersrum. Damit meine ich, Rücken und restlichen Körper gezielt trainieren.
In schwerem Gelände muss man nicht flach sein. Man geht eh laufend aus dem Sattel.

5. Ein wichtiges Maß für die Sitzposition ist das "rider compartment", also von Sattelmitte bis zu den Griffen, horizontal gemessen. Angenommen der Rahmen ist gekauft und somit nicht weiter veränderbar, sind jetzt Sattelstütze, Sattel, Vorbau und Lenker die maßgeblichen Komponenten. Kurbellänge sollte natürlich auch passen, hier geht es aber nur um Millimeter.

Hier ist jetzt erstmal wichtig den Sattel richtig zu stellen, dass man effizient und dauerhaft schmerzfrei pedalieren kann. Hat man die Position, kann man den Oberkörper danach ausrichten. Das ergibt dann die Griffposition. Mal ganz grob.

Es gibt professionelle Bikefitter, die einem entweder das eigene Fahrrad anpassen können, oder auch Deine optimale Position unabhängig vom Fahrrad ermitteln. Wenn man tatsächlich Probleme hat, ist das Geld und die Zeit sicher gut investiert.
 
Nicht nur Sattelposition, sondern auch Sattelneigung ist wichtig. Meine Erfahrung:
-zu weit nach vorne geneigt: kostet Kraft, macht Handprobleme
-zu weit nach hinten geneigt: macht evtl. Rückenprobleme
Bei Rennradlern sind jetzt sehr weit nach vorne geneigte Sättel in Mode. Aber dieser Typ Mensch ist für mich sowieso ein großes Rätsel. Kann sein daß das vorteilhaft ist wenn man sowieso permanent Druck macht.
 
Stabi-Übungen und so machst Du schon?
Nee bisher mache Ich garnix außer ca alle 2 Tage ne kleine Feierabendtour zu fahren. Aber Stabilitätsübungen klingen doch sehr sinnvoll, da gibts einige Tutorials bei Youtube hab Ich gesehen.

1. Die tatsächliche Oberrohrlänge wird durch den Winkel derselbigen etwas verzerrt. Wenn dann die sogenannte effektive Oberrohrlänge (effective top tube). Die wird aber auch durch den Sitzrohrwinkel beeinflusst, was die Sache wieder schwammiger macht. Reach und Stack geben eine Orientierung darüber, wie der Rahmen ausgerichtet ist, also ob hoch und kurz, tief und lang, hoch und lang oder tief und kurz. Zentrum ist das Tretlager, dessen Position fix ist und um das sich wortwörtlich alles dreht. Pedale sind nicht fix, da es unterschiedliche Kurbellängen gibt. Stack und Reach und dessen Verhältnis zueinander sind also aussagekräftiger über die Orientierung des Rahmens als andere Maße.

2. Du wirfst jetzt zwei verschiedene Dinge durcheinander. Bei Gravity Bikes, also alles was schnell und steil bergab geht, sitzt man eh nicht viel. Eine Sitzposition ist hier sekundär. Hier erzeugt langer Reach in Kombination mit flachem Lenkwinkel für eine sogenannte "forward geometry". Das Rad "greift" quasi nach vorn um besser bergab fahren zu können. Bei Rädern, wo man eher flacher auf Strecke fährt, gilt es den Fahrer auch schön flach und windschnittig zu halten. Das hast Du schon richtig erkannt.

3. Das ist zu stark vereinfacht. Es hat sich mittlerweile aber rumgesprochen, dass eine "forward geometry" durchaus vorteilhaft ist für schnelle Abfahrten in ruppigem Gelände und dabei eigentlich keine der vormals angenommenen Nachteile aufweist.

4. Aufrechte Sitzposition wird von den meisten Leuten als bequemer wahrgenommen, da man weniger mit Händen, Armen, Schultern und Nacken machen muss. Dafür drückt es mehr am Hintern. Ich persönlich bin ja der Auffassung, dass man seinen Rücken der Belastung anpassen sollte und nicht andersrum. Damit meine ich, Rücken und restlichen Körper gezielt trainieren.
In schwerem Gelände muss man nicht flach sein. Man geht eh laufend aus dem Sattel.

5. Ein wichtiges Maß für die Sitzposition ist das "rider compartment", also von Sattelmitte bis zu den Griffen, horizontal gemessen. Angenommen der Rahmen ist gekauft und somit nicht weiter veränderbar, sind jetzt Sattelstütze, Sattel, Vorbau und Lenker die maßgeblichen Komponenten. Kurbellänge sollte natürlich auch passen, hier geht es aber nur um Millimeter.

Hier ist jetzt erstmal wichtig den Sattel richtig zu stellen, dass man effizient und dauerhaft schmerzfrei pedalieren kann. Hat man die Position, kann man den Oberkörper danach ausrichten. Das ergibt dann die Griffposition. Mal ganz grob.

Es gibt professionelle Bikefitter, die einem entweder das eigene Fahrrad anpassen können, oder auch Deine optimale Position unabhängig vom Fahrrad ermitteln. Wenn man tatsächlich Probleme hat, ist das Geld und die Zeit sicher gut investiert.
Wow, vielen Dank für die ausführlichen Antworten! :anbet: Das hat definitiv ein bisschen Licht ins Dunkle gebracht!
Nicht nur Sattelposition, sondern auch Sattelneigung ist wichtig. Meine Erfahrung:
-zu weit nach vorne geneigt: kostet Kraft, macht Handprobleme
-zu weit nach hinten geneigt: macht evtl. Rückenprobleme
Bei Rennradlern sind jetzt sehr weit nach vorne geneigte Sättel in Mode. Aber dieser Typ Mensch ist für mich sowieso ein großes Rätsel. Kann sein daß das vorteilhaft ist wenn man sowieso permanent Druck macht.
Alles klar, auch darauf werde Ich achten. Danke für den Tipp
 
Zurück