Ich verstehe den Sinn von diesem Radius ums Tretlager nicht, denn meine eigene bescheidene Erfahrung spricht komplett dagegen - bei langem Reach komme ich mit hoher Front gut klar, bei kurzem Reach mit tiefer Front.
RAD & RAAD im hier verwendeten Sinn sind absolut equivalent mit Stack & Reach. Beide Größenpaare lassen sich jeweils direkt und eindeutig aus dem jeweils anderen berechnen. Stack & Reach sind die Katheten in einem rechtwinkligen Dreieck, RAD ist die Hypothenuse und der RAAD ist einer der Kathetenwinkel (der andere ist 90 minus RAAD). Gilt übrigens genauso für die tatsächlichen Werte von RAD und RAAD sowie von Real Reach und Real Stack, also dem Stack und Reach, der sich aus der Griffposition ergibt, was letztlich die entscheidenden Werte sind.
Einen Vorteil in der Angabe von RA(A)D kann man darin sehen, dass diese Wertepaare etwas (!) mehr direkte Einschätzung erlauben (es gilt die allgemeine Einschränkung hinsichtlich der Rahmenwerte vs. der tatsächlichen Werte letztlicher Griffposition).
Was du oben beschreibst - langer Reach plus hoher Stack passt genauso wie kurzer Reach und niedriger Stack - würde bedeuten, dass dir ein gewisser RAAD liegt. Sprich deine genannte Erkenntnis drückt sich bei Verwendung von RA(A)D in einem Wert aus anstelle von einem Wertepaar. Etwas einfacher.
Aus Zeitgründen möchte ich das hier jetzt nicht im Detail ausführen, aber es dürfte doch auch oberflächlich betrachtet einsichtig sein, dass ein bestimmter RAAD zu gewissen Körperproportionen passt, also insbesondere das Verhältnis aus Arm-, Bein- und Oberkörperlänge.
Dazu kommt, dass RAAD im Fahrzustand 100% abhängig vom Gefälle ist, der Winkel dreht ja mit dem Untergrund mit. Ein persönlich präferierter RAAD Bereich wird also auch vom typischen Anwendungsbereich abhängen (der aber eben bei vielen typisch ist).
RAD im Gegensatz muss natürlich vom Bereich her zu den absoluten Körpermaßen passen, lässt aber anders als RAAD imho mehr Spielraum, was zu einem Fahrer typischerweise passt, gibt aber dann die Charakteristik des Bikes einigermaßen wieder. Kleiner RAD im Bereich (!) dessen, was grundsätzlich zur Größe des Fahrers passt, ergibt ein eher verspieltes Rad mit reaktivem Handling, großer RAD (natürlich wieder relativ) spricht für Laufruhe.
Problem bei dem Ganzen ist, dass eben nicht der Rahmen, sondern der Aufbau entscheidend ist und Rahmendaten allein da kein klares Bild geben. Was allerdings interessant ist: Manche Adaptionen im Aufbau, insbesondere die Anzahl der Spacer unter dem Lenker, verändern vor allem den RAAD, andere wie Vorbaulänge oder auch Lenker-Backsweep verändern vor allem den RAD. Sich dessen bewusst zu werden kann hilfreich sein, wenn man die obigen Ausführungen zu RAD und RAAD ernst nimmt.