interessante Speichen

hmmm...

1. habe noch nie gewichtsangaben von asiatischen firmen gesehen, die gestimmt haben

2. hat DT seine Ti-speichenproduktion aufgegeben weil sie (zitat) "zu weich und dehnbar waren". ich würde bei SS-speichen wie den revos bleiben
 
hab noch nie gutes von titan speichen gehört.
mein boss is mal welche gefahren, hat alle 2000km einige speichen wegen bruch tauschen können.

ja mit den gewichtsangaben is das so ne sache. die italienischen stimmen da auch oft nicht. :mad:
 
hmmmm hab ich irgendwo schon mal gesehen, liegt aber vor meiner zeit.... vom gewicht her sicher uninteressant, da der kunstoff sicher keine zugfestigkeit bringt. also wirds wohl eine 1,8er oder 2,0er speiche sein mit zusätzlichem gewicht. und hässlich sind sie auch :rolleyes:
 
Hi,

hatte mir mal einen Laufradsatz mit den Fiber Flight Speichen gebaut. Die Metallendstücke zum Reinschrauben waren (angeblich) aus Titan. Mir sind schon beim Einspeichen ein paar Gewinde überdreht. Das Einspeichen hat ewig gedauert, auch das Zentrieren war so eine Sache. Leicht waren sie schon. Habe die Speichen noch, werde sie mal wiegen.
 
Speichen sind wahrscheinlich am Fahrrad die letzte Anwendung, bei der mit Elementen aus Stahl der beste Kompromiss aus Leichtbau, Belastbarkeit und Langlebigkeit erreicht wird.

Von Titanspeichen ist aus dem ganz einfachen Grund abzuraten, weil Titanwerkstoffe bei
einer Vergütung (die für ein vernünftige Festigkeit gebraucht wird), eine Volumenvermin-
derung eintritt (Martensitische Phasentransformation). Dies führt dazu, dass Bauteile bereits ohne die geringste Beanspruchung eine spezifische Zugvorspannung aufweisen.
Dass es nicht günstig sein kann, weitere Zugspannung zu addieren, will einleuchten.
(Das "Kugelstrahlen" von Titan- und Alubauteilen dient einfach dazu, die Oberflächen
homogen "zusammenzuhämmern. Die Umformung bedingt eine Verfestigung und
Oberflächenelemente drücken gegeneinander - Druckvorspannung, in diesem Fall als
präexistierende Vorspannung eines Bauteils.)

Wer schon mal ein Stahteil gehärtet hat, weiss, das es nach dem Härten "etwas größer" war.
Dies hat eine günstige Druckvorspannung zur Folge. Speichen sind aber natürlich nicht
gehärtet! Ein anderer Grund ist, dass Stahl überragende Dauerschwingwerte besitzt.
Jedes Rad wird mit jeder Umdrehung mit einer gewissen Grunddynamik belastet, speziell
bei Hinterräder kommen durch Drehmoment und Asymmetrie weitere Faktoren hinzu. Bei Vorderrädern sind es nur Bremskräfte, die völlig anders zu bewerten sind.

Aluminium - wie MAVIC das propagiert - ist auch alles andere als ideal. Aluminium ist
kerbempfindlich. D. h., die Kratzer in der Speiche vom Pedal Deines Nachbarn am Start
werden früher oder später den Bruch des Bauteils zur Folge haben. Außerdem liegt bei
Alu die Grenze der Dynamik, die keine bedeutenden Ermüdungserscheinungen erwarten
lässt, im Vergleich zu Stahl oder Titan sehr niedrig.
Mavic hat übrigens Zicral für ihre Speichen nicht (neu) erfunden - hochwertige Skilanglauf-
stöcke konnte man schon 1982 in diesem Werkstoff kaufen...
Für Rennräder kann man's durchgehen lassen - für Scheibenbremsräder ist es eine
technologische Geisterfahrt!

Bei Speichen aus Fasern steht man vor dem Problem der Verbindungen an Felge oder
Flansch. Bislang gibt es keine vielversprechenden Ansätze, Fasern und Metallver-
schraubungen sinnvoll zu verbinden. Daneben sind Carbonfasern sehr unelastisch und
Aramidfasern eher zu elastisch.

Fazit: leichter als mit verjüngten Stahlspeichen gehts eh kaum; ich empfehle eine Ein-
speichung mit DT Revolution vorne und hinten links, für hinten RECHTS auf jeden Fall
2,0-1,8-2,0 nehmen. Ein paar Gramm mehr sehr sinnvoll investiert!.
Warum? Die ausgeprägte Asymmetrie von Hinterrädern bedingt sehr ungleiche Speichen-
spannungen rechts und links. Durch die unterschiedlichen Durchmesser der HR-Speichen wird bei entsprechend unterschiedlichen Spannungen eine homogenere Dehnung erreicht . Dies verhindert, dass die rechten Speichen bei einem harten Schlag komplett spannungsfrei werden und sich beim "Herunterfahren" vom Hindernis schlagartig wieder spannen und im Flansch dann sehr unsanft ihr Widerlager finden. Nach einigen Dutzend Wiederholungen ist dann Feierabend für jene Speiche. :(
 
speichenprof schrieb:
Speichen sind wahrscheinlich am Fahrrad die letzte Anwendung, bei der mit Elementen aus Stahl der beste Kompromiss aus Leichtbau, Belastbarkeit und Langlebigkeit erreicht wird.
(...)

Grundgütiger, ein Doktor der Materialkunde! Lass mich raten, du arbeitest in der Entwicklungsabteilung von Sapim oder DT Swiss... ?
Ich studiere derzeit Maschinenbau, aber eine derart detaillierte Auskunft hätte ich zumindest so aus dem Stegreif nicht geben können! Respekt!
 
speichenprof schrieb:
Von Titanspeichen ist aus dem ganz einfachen Grund abzuraten, weil Titanwerkstoffe bei
einer Vergütung (die für ein vernünftige Festigkeit gebraucht wird), eine Volumenverminderung eintritt (Martensitische Phasentransformation).

Sicher, dass Titanspeichen vergütet werden? Kann man die nicht auch spannungsarm glühen, damit die "Vorsspannung" wegfällt, oder einfach nur schmieden wie Stahlspeichen?
Gibt es bei Titan wirklich die gleichen Gefügetypen wie bei Stahl? Welche Elemente der Legierung stellen denn da das Gegensdtück zum Kohlenstoff? Und ist Martensit für Speichen wirklich geeignet - ich hätte gedacht das wäre zu spröde.

Naja, eigentlich fand ich es nur interessant, dass sich mal wiede einer an das Thema ranwagt.
 
Natürlich wäre ein martensitisches Gefüge absolut ungeeignet, weil völlig spröde.
Titanspeichen werden auch nicht vergütet, es handelt sich hierbei lediglich um eine
allgemeine Problematik von Titanwerkstoffen. Und eine gewisse Grundfestigkeit ist
Voraussetzung für eine Speiche. Die Festigkeit wird aber unter anderem durch Umformen
erreicht.
Und natürlich haben Stahl und Titan auch keine vergleichbaren Gefüge.
Aber auch bei Titan gibt es sehr unterschiedliche Kristallisationstypen. Alpha-, Beta-, Alpha/Beta-, near Beta-Alloys... aber da müßte ich auch erst wieder nachlesen, welcher
Typus wie reagiert....

Für mich zählt Titan zu den interessantesten Werkstoffen überhaupt - nur muss man
einfach sehen, dass fast jeder Werkstff einen Haken hat. Und für die Anwendung als
Vorspannelement eignet sich Titan nicht gut. Bin übrigens weder von DT noch von Sapim...
 
Momentan sehe ich auch noch keine echte Alternative zu Stahl, aber ich finde es gut, dass es Leute gibt, die sich mit Alternativen befassen. Und es dauert bestimmt nicht mehr lange, bis es funktionierende Speichen aus irgendwelchen Fasern oder Faser-Metall-Verbunden gibt, die ihre Vorteile gegenüber Stahl dann auch ausspielen können. Bei Spinergy oder Mavic konnte ich diese Vorteile jedenfalls bislang noch nicht sehen.

Bei Titan ist ein großes Problem, vor allem im hochlegierten und vergüteten Zustand, ja auch die extrem sinkende Dauerschwingfestigkeit, die dann teilweise nicht mal mehr bei 30% der Zugfestigkeit liegt.

Also warten wir ab was die Zukunft bringt.
 
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