Text folgt ;-)
Tag 11 Abyaneh -> Kashan:
Nach zwei Übernachtungen in Abyaneh wollen wir weiter, müssen wir weiter. Der angeknackste Ellenbogen von Isa muss untersucht werden. Also packen wir morgens unsere Räder auf der Terasse und gehen nach unten in den Speisesaal, wo das Personal offensichtlich sehr überrascht reagiert, mit uns haben sie nicht gerechnet und dachten, wir seine gestern abgereist. Pustekuchen! So wird schnell ein Frühstück zubereitet und wir stärken uns. Anschliessend auschecken und die Räder noch von der Terrasse holen.
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Und weiter geht es durch den Iran ...
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Die 1000 Höhenmeter bergab meistert Isa mit ihrem Ellenbogen gut.
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Auf der Abfahrt werden wir von einem Auto überholt, aus dem uns der Fahrer zuwinkt und Zeichen macht, dass wir anhalten sollen. Vor uns fährt er rechts ran, Isa im Rausch bergab braust einfach links dran vorbei, ich aber mache die Bremse raus und halte an. Ein Mann steigt aus dem Auto aus geht zum Kofferraum und drückt mir einen Arm voll frisch gepflückte Mirabellen in die Hand ... zumindest halte ich es dafür. Ich bedanke mich vielmals, steh aber etwas ungelenk mit meinem Rad da. Erläuft schnell zur Beifahrerseite und holt noch eine Plastiktüte raus, worin wir das Obst umfüllen. Der Mann klopft mir anerkennend auf die Schulter und er setzt dann die Fahrt mit seiner Frau fort. Beide winken mir fröhlich zu. Ich bin immer wieder begeistert von der Bevölkerung.
Auf der restlichen Abfahrt hole ich Isa ein und muss ihr erst mal von meinem Erlebnis erzählen. Am Ende der Abfahrt kommen wir an der Kreuzung an, an der wir vor 2 Tagen hoch nach Abyaneh abgebogen sind. Jetzt müssen wir nach links abbiegen, 50 km nach Kashan, vorbei an der Urananreicherungsanlage.
Unsere Fahrt wird aber nach ein paar Metern jäh gestoppt. Die Strasse ist gesperrt, flankiert von einem Polizeiposten und Leuten von der Strassenmeisterei. Wir versuchen in Erfahrung zu brinegn, ob wir da durch können. Leider wird dem negativ beschieden. Die Strasse sei für 2 Tage wegen einem Militärmanöver gesperrt. Mist! Das ist der kürzeste Weg nach Kashan und ins Krankenhaus. Mittlerweile kommt ein Auto an, dass wegen der Strassensperre drehen muss und wir kommen ins Gespräch. Der gute Mann kommt aus Teheran und kann sehr gut englisch. Nach kurzem Dialog meint er, dass er uns mitnehmen will, worauf ich ihm entgegne, dass sein Auto für zwei Räder zu klein ist. Neee, meint er, macht den Kofferraum auf und räumt erst mal ne große Kühlbos auf die Rückbank. Interessiert kommen die Männer vom Polizeiposten und schauen zu und wollen mit Isas Rad eine Runde drehen und lassen sich dabei fotografieren. Der Pkw-Fahre aus Teheran versucht mein Rad einzuladen, muss dann aber feststellen, dass sein Auto doch zu klein ist. In dem Moment kommt ein Pickup des Weges und muss auch drehen. Der Teherani ruft ihm zu und erkommt zu uns her gefahren. Nach kurzem Gespräch meint er, wir sollen die Räder auf den Pickup laden, er bringt uns nach Kashan. Mit Hilfe der Strassenmeisterei-Mitarbeieter werden die Räder auf dem Pickup verzurrt. Mittlerweile ist auch einer vom nahe gelegenen Miltärposten hergekommen, um sich das Treiben anzuschauen. Nachdem alles gepackt ist, gibt es noch ein Gruppenbild mit allen, die gerade da sind.
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Nachdem die Räder verzurrt sind, braust der Pickup von dannen! Uff!!! Ob wir unsere Raäder wieder sehen??? Wir steigen zu dem Teherani ins Auto und düsen dem Pickup hinterher. Als wir ihn vor uns sehen, bin ich wieder erleichtert. Ziemlich hohen Tempo fahren wir auf einer Parallelstrasse zur Autobahn, die auch gesperrt ist, Richtung Kashan. An jedem möglichen Abzweig steht die Polizei, etwas abseits i Gelände kann man ein bisschen was vom Militär sehen.
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Unterwegs verpflegen wir uns aus der Kühlbox des Teherani mit Getränken und Obst. Nach einer kurzweiligen Stunde Fahrt erreichen wir Kashan, wo an einem großen Kreisverkehr der Pickup mit den Rädern auf uns wartet. Wir laden ab und verabschieden uns herzlich, nicht ohne dass wir noch zwei Flaschen eiskalte Wasser geschenkt bekommen. Wir setzen uns am Kreisverkehr erst mal in den Schatten, denn die Sonne brennt schon ordentlich. Mit dem Smartphone versuche ich mich zu orientieren als zwei junge Männer herkommen und uns von ihrer Wassermelone erst mal zwei große Stücke runterschneiden und uns schenken. Im Gegenzug machen wir ein emeinsames Foto. Wir mampfen genüsslich die Wassermelone und ich suche auf dem Smartphone das Kamal-o-molk-Guesthouse, dass uns ein Taxifahrer in Abyaneh empfohlen hat. Mit dem Smartphone in der Hand navigiere ich uns dann durch enge Gassen da hin. Hineter einer unscheinbaren Tür verbirgt sich das Guesthouse mit einem schönen Innenhof, wo wir vom jungen Besitzer herzlich empfangen werden. Er hat gerade noch ein Zimmer frei, zwar ohne Bad, das ist uns aber Wurst. Der Besitzer spirch ein perfektes Englisch und erklärt uns auch den Weg zum Krankenhaus, nachdem wir ihm erklärt haben, welches Malheur uns passiert ist. Isa hatte auch das Krankenhaus von einem Kontakt in Couchsurfing.com empfohlen bekommen. Wir machen uns auf den Weg dahin durch das Labyrinth der Gassen.
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Dort angekommen, fragen wir am Tor nach der Notaufnahme, aber ausser Farsi wird hier keine andere Sprache gesprochen. Wir laufen auf etwas zu, dass wie Haupteingag aussieht, blöderweise sind auch alle Schilder in Farsi. Als wir durch die Tür in die gut gefüllte Eingangshalle eintreten, ruft es auch schon von links aus einem Büro/Behandlungszimmer. Ein Arzt in weissem Kittel. etwas über die 50 kommt humpelnd auf uns zu und führt uns an einer Schlange vorbei in sein Behandlungszimmer/Büro. "Ihr seid doch die zwei mit den Fahrädern?!" fragte er uns auf Englisch. Ich (und auch Isa) war erstaunt! Woher weiss er das??? Wie sich nach kurzem Gespräch herausstellt, hat Isas Couchsurfing.com-Kontakt uns bei ihm avisiert. Genial! Und ich dachte schon, im Krankenhaus sind wir verloren! Nachdem wir ihm alles erzählt haben, was und wie es passiert ist und ihm das Schreiben des Arztes aus Abyaneh geben haben, führt er uns zum Röntgen. Am Schalter der Röntgenabteilung sitzen 4 junge Damen, kichernd und befragen Isa nach ihrem Namen und ihrem Alter. Derweil nimmt mich der Arzt am Arm und geht mit mir raus zu einem anderen Gebäude und sagt mit, ich müsse erst mal zahlen. Oh Gott dachte ich mir, jetzt werden wir unsere Barreserven plündern müssen. An einer Schlange von Menschen drängen wir uns zum Kassenhäuschen vor. Er palawert was mit dem "Kassierer" und ich drückte ihm dann 500.000 in die Hand und bekam wieder etwas Geld und eine Quittung zurück. So, das Röntgen wäre mal bezahlt, knapp 5,50 €. Geht doch. Wir laufen zurück zur Röntgenabteilung, wo ich einen Durchschlag der Quittung abgebe und wir dafür die Röntgenunterlagen erhalten. Wir gehen damit zurück ins Behandlungszimmer und er holt noch einen jüngeren Kollegen dazu. Beide schauen sich dann das Röntgenbild an und murmeln untereinenader. Dann wollen wir die Diagnose wissen. "minor fracture" war die Antwort und sie kreisen was auf dem Röntgenbild ein, was wir nicht zu erkennen wissen. Naja, wird schon so sein. Er meinte, man müsse den Arm 10 Tage ruhig stellen und dann wird das wieder. Isas größte Sorge ist, dass sie danach eine Bewegungseinschränkung haben könnte, da nimmt ihr der Arzt aber die Sorgen.
Mit dem jüngeren Kollegen gehen wir in einen größeren Behandlungsraum, wo diverse "Arbeitsplätze" durch Vorhang abgetrennt sind, was aber das Personal nicht davon abhält doch den direkten weg zu nehmen. Naja, ander Länder andere Sitten. Der Arzt begutachtet nochmal den Arm und drückt mir einen Zettel in die Hand, zeigt aus dem Zimmer raus nach rechts und meint nur "Cash". Was? Schon wieder zahlen? Ich gehe in die angegebene Richtung und komme in die krankehausinterne Apotheke. Dort warte man schon mit einer vorbereiteten Tüte auf mich und ich darf umgerechnet nochmal 5,50 € zahlen. In der Tüte ist das Material, dass der Arzt braucht, also Splinth, elastische Binden und Diclofenac ... das ist für den Patienten. Zurückgekommen gebe ich ihm die Tüte und er mach sich ans Werk und legt Isa den Splinth an. Als er fertig ist, kommt er der ältere Arzt vom Anfang wieder, begutachte alles und begleitet uns zum Ausgang. Wir verabschieden uns von ihm herzlich und nach nicht ner Stunde sind wir wieder draussen, um 11 € ärmer aber um Erfahrungen und Begegnungen reicher!!!
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Zum Trost muss erst mal was Süßes her!!!
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Auf dem Rückweg vom Krankenhaus schauen wir uns noch ein paar Sehenswürdigkeiten, wie hier die Aqa Bozorg Moschee an.
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Zurück im Guesthouse empfängt uns der Besitzer mit großen Augen und erkundigt sich um Isas Befinden. Als wir so im Innenhof sitzen, kommt der Taxifahrer rein, den wir in Abyaneh getroffen haben und der uns das Guesthouse empfohlen hat, auch er mit großen Auge und will wissen, was passiert ist, als den Gipsarm sieht. Über den Guesthouse-Besitzer buchen wir für nächsten Tag ne Tour zum Fin-Garten, diversen traditionellen Bürgerhäusern, der unterirdischen Stadtzum Salzsee, zu den Sanddünen und zur Übernachtung in einer Karawanserei.
Später machen wir uns auf den Weg in den Basar, wo wir auch den Juwelierhändler treffen, der uns auf der Auffahrt nach Abyaneh angehalten hat. Er will uns unbedingt zu sich nach HAuse einladen zum Essen, aber wir erklätrren ihm, dass wir dafür leider keine Zeit haben, da wir für nächsten ta schon einvolles Programm haben. Er ist ein wenig enttäuscht, aber es ist leider so ...
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Im Basar gehen wir dann in einen alten Hamam, der mittlerweile ein Restaurant ist ... auf Empfehlung des Taxifahrers. Dort genhemigen wir uns nen köstlichen Tee, so wie Auberginen-"Pürree" und Dizi für mich. Lecker. Aber diesmal doppelt so teuer, wie in Abyaneh!
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Gut gesättigt kehren wir zurück ins Guesthouse und informieren die Heimat über Isas Ellenbogen und übermitteln das Röntgenbild zum Zweck der Ferndiagnose. Wir denken zwar nicht uber einen sofortigen Reisebabbruch nach, machen uns aber Gedanken über den weiteren verlauf, weil mit eingegipsten Arm fährt es sich schlecht. Aber erst mal ins Bett, es war ein erlebnisreicher Tag.