Nun auch noch meinen Senf dazu:
Der Jakobsweg ist auf seiner Originalroute mindestens so anspruchsvoll wie eine Alpenüberquerung.
Ich fahre ihn zusammen mit meiner Frau seit vier Jahren in wöchentlichen Teilstücken "ab der eigenen Haustür" - in unserem Fall, ab München.
Es ging über den "Münchner Jakobsweg" (München-Bregenz), die "Via Jacobi" in der Schweiz (Einsiedeln-Genf), die "Via Gebennensis" (Genf-Le Puy-en-Velay) und die "Via Podiensis" (Le Puy-en-Velay-St. Jean Pied-de-Port) quer durch Frankreich bis zum Fuß der Pyrenäen.
Heuer folgt im Juni unser 14tägiges "Schlußstück" auf dem "Camino Frances" (von St. Jean Pied-de-Port nach Santiago de Compostela) quer durch Spanien, der vielen als der
eigentliche Jakobsweg gilt.
Da es DEN Jakobsweg ohnehin nicht gibt, genausowenig, wie DIE Motivation dafür, kann man auch wenig Ratschläge erteilen, mit WELCHEM Rad man das fahren sollte und auf WELCHER Strecke, oder WO STARTEN?
Das muss jeder für sich selbst entscheiden.
Für uns waren folgende Parameter vom ersten Moment an klar:
Wir wollen nicht nur das spanische Schlußstück fahren (800 km), sondern alles, also ab der eigenen Haustür.
Wir wollen ausschließlich auf dem GR65 (Jakobsweg) fahren, mit der Konsequenz, dass da geschoben werden muss, wo nicht mehr gefahren werden kann.
(Von dieser Konsequenz bin ich einmal, meine Frau etwas öfter, in Frankreich abgewichen, in einem Steilstück bergauf, wo der Wanderweg sich 300 Höhenmeter in einer Steilflanke aus einem Flusstal (bei Conques) bergauf zog, wo parallel dazu eine bequeme Teerstraße ohne viel Umweg ebenfalls auf die Anhöhe führte).
Wir wollen Mountainbiken, mit der Konsequenz, dass Gepäck nur auf dem Rücken zu transportieren ist.
Am Bike befand sich ausser einer Trinkflasche und einem Satteltäschchen nichts (und schon das Satteltäschchen war in ruppigen Bergabpassagen äusserst störend, da es beim Einfedern des Hinterbaus gerne mit dem
Reifen Bekanntschaft machte...).
Uns geht es nicht ums Kilometerfressen, sondern um die fahrtechnische Herausforderung, der wir uns möglichst auf dem Bike fahrend stellen wollen.
Speziell die Passage durch Frankreich (Via Gebenennsis, Via Podiensis) stellt vom Trailanteil jede Alpenüberquerung, die ich bis jetzt gefahren bin, locker in den Schatten.
Wir fahren moderne, vollgefederte Mountainbikes, mit Scheibenbremsen und vernünftiger Federungs-Geometrie, wie man sie auch auf Alpenüberquerungen verwendet.
Nochmal: es gibt kein RICHTIGES oder FALSCHES Jakobsweg-Biken!
Jeder, der mit Gepäcktaschen am Trekkingrad unter Einbeziehung von alternativen Teerstrassen fährt, macht es genauso richtig.
Man braucht auch keine religiöse oder spirituelle Motivation vorweisen, umgekehrt schadet sie aber auch nicht.
Man sollte vielleicht soweit OFFEN sein, andere Erfahrungen als auf einer Alpenüberquerung zuzulassen, als da wären:
Nicht zwingend eine Höhenmeter- und Kilometer-Statistik am Abend nach Ende der Tagesetappe in sein iPhone abzuspeichern, sondern einfach mal nur so das Erlebte wirken zu lassen.
Man zückt halt nicht beim Betreten der Alpenvereinshütte seinen Mitgliedsausweis, um eine Übernachtungsermässigung zu bekommen und das Recht auf ein "Bergsteigeressen" einzufordern, sonder man lässt den
gardien oder
hospitalero den Pilgerpass abstempeln, nachdem der einen vielleicht freundlich zum Mitsingen beim Abendessen aufgefordert hat. Oft darf man auch beim Salat schnippeln mithelfen oder hinterher beim Abwasch machen. Gezwungen wird aber keiner.
Keine Angst: keiner MUSS BETEN, wo er nicht will, aber es schadet auch mal nichts, mitzuerleben, wie es ist, wenn andere am Tisch das Bedürfnis dazu haben, es zu tun.
In DIESEM SINN ist der Jakobsweg dann tatsächlich was anderes...
...und für viele hier, die velleicht bisher nur Alpencross' kannten, eine ECHTE HERAUSFORDERUNG!!!
Hier mal ein paar Bilderlinks, wo man sehen kenn, wie das dann mit dem MTB so ausschaut auf dem Jakobsweg...
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Münchner Jakobsweg ...
Via Jacobi ...
Via Gebenennsis ...
Via Podiensis ...Camino Frances