Jordix - von Amman nach Akaba

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Welch beeindruckende Erlebnisse. Hättet Ihr die 50 Km noch drauflegen können zur nächsten Unterkunft, wenn Bedu nicht vor Ort gewesen wäre?
Hat die Bedu-Niederlassung eine Stromversorgung? Generator oder Solar?

Das Gesprächsprotokoll zur Zimmerbuchung ist genial
 
Der Bedu hatte gar nix... kein Strom... keine Heizung... wie früher halt. Irgendein uraltes Solarpanel klemmte an einer noch älteren Autobatterie und lädt die Telefone der Familie. Der Traktor war über fünfzig Jahre alt, der Pickup vermutlich auch, auf dem Gelände häuft sich Schrott von noch älteren Dingen an. War schon sehr rudimentär... ausgenommen das Badehaus mit funktionierender Toilette und Solardusche als Zugeständnis an die Gäste. Der Zustand innerlich zeugte allerdings auch eher davon, dass diese Einrichtung von der Familie selbst nicht verwendet, wahrscheinlich nicht mal betreten wird. Gekocht wird über dem Feuer, eine "Küche" oder "Möbel" im eigentlichen Sinne gibt es nicht.

Weiterfahren ist im Winter keine Option, die Tage sind zu kurz. Aber wenigstens einmal die "true beduin experience" statt den Luxuscamps im Wadi Rum kann man sich schon mal erlauben. War auf jeden Fall "a night to remember", leben möchte ich so nicht. Bin halt ein verweichlichter Westler.
 
13.01. 13:00 Eingang zum Wadi Rum, 850m


Die Sonne geht auf über Abu Sabuhs Beduinencamp. Von der "Romantik" aus alten Wüstenfilmen muss man sich dabei wohl verabschieden. Bei Tageslicht betrachtet, wohnt man eher auf einem staubigen Schrottplatz unter ner Plastikplane mit Ziegenhaaren drauf.


Trotzdem irgendwie hübsch.


Gegen die winterlichen Wüstentemperaturen hilft die Doppelpackung aus Klamotten und Decken. So war die Nacht eigentlich ganz kuschlig... wenn auch härter als selbst auf meiner dünnsten Isomatte. Das Frühstück ist dann auch eher sparsam: Zwei Eier, Brot, eine Paste zum dippen und eine Schale mit Gewürz. Kommt man damit durch die Wüste?!


Erst mal die Lage peilen: Bei den Bergen am Horizont beginnt Jordaniens zweitbekanntester Exportschlager nach Petra: Die Vorzeigewüste Wadi Rum.


Na dann.


Sieht irgendwie spannend aus, da will ich hin!


Weniger spannend: Der Ort Al Quwayrah am Kings Highway, den wir nach fünfundzwanzig Kilometern hübscher Halbwüste erreichen. Generell sind die Orte in Jordanien eher zum abgewöhnen: aussenrum vermüllt und innendrin ungemütlich zum gruseln. Einladende Cafés für eine Pause sind fast immer Fehlanzeige.


Wir suchen uns lieber etwas außerhalb einen Picknickfelsen... mit Kamelen.


Dann weiter, ...


... quer durch die immer eindrucksvoller werdende Wüste.


Glaube das Wadi Rum rückt langsam näher... und die Wasservorräte schwinden dahin.


Da kommt der kleine Coffeeshop an einer aufgelassenen Bahnlinie gerade richtig. Gibt sowieso nie genug Ausreden für einen Powernap, da nimmt man die mittlerweile angenehm warme Mittagswüstensonne gerne mit.
 
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@Goldkettle & @stuntzi Ihr macht alles richtig. Was für großartige Fotos Ihr da schießt bzw. aus Euren Filmen rausschnibbelt !!! Die Ausblicke sind einer besser als wie der andere. Für eine Nacht auf dem Schrottplatz würde ich mich nicht mal in Deutschland erwärmen können und derart kontaktfreudig wie Ihr wäre ich auch nicht. Weitermachen bitte. Gibt's schon Pläne für danach?
 
Danach? Danach ist Jordanien leider zu Ende, sind keine hundert Kilometer mehr. Die Tour endet dann gleich mit, denn von den Nachbarländern macht mich keines so richtig an.
 
Ich durfte einige Zeit mit den Frauen in ihrem Zeltteil verbringen. Leider war die Verständigung sehr eingeschränkt, da mein arabisch nicht wirklich Fortschritte macht, und die Damen nicht wirklich Englisch konnten.

Ich hatte ein paar Fotos dabei, von München und von unseren Familien. Diese Fotos wurden sehr genau betrachtet und ausführlich kommentiert, natürlich auf arabisch. Vor allem die bayerische Tracht fand großen Anklang.

Alle gehen/gingen zur Schule. Meine Nachfragen nach weiterer Ausbildung wurde entweder nicht verstanden, aber mein Eindruck war, dass es nicht in Frage kommt, dass eine Frau alleine das Elternhaus verlässt, um beispielsweise zur Uni zu gehen. Alle arbeiten zu Hause, und wahrscheinlich heiratet man dann. Wie man einen Mann kennenlernt, keine Ahnung. Aber jedes Mal, wenn ein Auto vorfuhr, war die Aufregung groß, man schaute kurz in den Spiegel und es wurde viel gekichert.

Die Frauen leben streng getrennt von den Männern, nur die beiden kleinen Brüder dürfen reinkommen, @stuntzi hat keine der Frauen zu Gesicht bekommen. Die Mutter brachte einmal Tee, ansonsten wurden wir von den Brüdern bedient.

Abu Sabuh sagte: "I many kids, I no more work".
 
13.01. 15:00 Wadi Rum - French Fortress Trail, 1000m


Wadi Rum erreicht: Hier beginnt die Wüste jetzt wohl richtig. Und wie es sich für ordentliche Radler gehört, verlassen wir gleich zu Beginn den Jordan Cycle Trail auf der Hauptstraße und schwenken nach links auf eine Fahrspur durch den Sand.


Rote Felswandpassagen wechseln sich ab...


... mit weiten Ebenen.


Keine Höhenmeter... aber irgendwie faszinierend. Glaube durch ne coolere Wüste bin ich noch nie geradelt.


Die Felsberge stehen natürlich nicht nur für die Optik in der Gegend, sondern wollen dringend bestiegen werden.


Gut festhalten, ...


... sonst kippt das Ding.


Wadi Rum? Einfach genial... aber ich glaube ich wiederhole mich. Egal, diese Wüste macht total Laune.
 
Schade dass Jordanien so klein ist und ihr schon fast am Ende seid. Ich fand es sehr interessant was über Jordanien zu lernen, wobei die Gegend ja doch schon recht karg ist.
Ich weiß das der Zorro keine Bäume mag, aber hin und wieder ein bisschen was pflanzliches würde ich persönlich schon gut finden.
Vielen Dank fürs mitnehmen bis hierher ?
 
Nach Jordanien beginnt die Sinai- Halbinsel, da gäbe es als Tip das Katarinenkloster und natürlich viel Wüste.
 
Möglich wäre eine Fahrt mit der Fähre von Akaba nach Taba oder Nuweiba. Aber das wäre nochmal eine ganz andere Nummer als Jordanien. Es gäbe da (oder gab es zumindest vor zehn Jahren noch) freundliche und günstige Bedu-Strandcamps. Wir sind damals auch fröhlich in den Bergen rumgekraxelt. Ob ich das heute nochmal machen würde? Glaube damals war es da sicherheitstechnisch noch etwas entspannter. Hotelruinen gibt es auf jeden Fall bestimmt heute noch mehr.

Ins Rote Meer springen und etwas Strandfeeling wird wahrscheinlich eh noch drin sein, dafür muss man nicht nach Ägypten.

Eilat wäre ja auch noch eine Möglichkeit, aber ich glaube Israel ist gar kein Thema?
 
Das AA sagt:

Im Süden der Sinai-Halbinsel, das Gouvernorat Südsinai mit den Küstenorten Sharm el-Sheikh, Dahab, Nuweiba und Taba am Roten Meer, wird von unbegleiteten, individuellen Ausflügen und Überlandfahrten abgeraten. Dies gilt insbesondere auch für Fahrten zum Katharinen-Kloster und zum Berg Sinai.

  • Beachten Sie die Hinweise von Hotels und Reiseveranstaltern.
  • Unternehmen Sie Tauch- und Schnorchel-Touren, Bergwanderungen sowie Ausflüge in die Wüste nur in hierfür lizenzierter ortsansässiger Begleitung.
  • Buchen Sie Ausflüge nur mit hierfür lizenzierter ortsansässiger Begleitung.

Sinai ist wohl echt keine gute Idee mehr.
 
13.01. 17:00 Wadi Rum - Rais Camp, 900m


Die Schatten werden immer länger... die Wüste immer roter. Wir wandern...


... und rennen noch ein bisserl durch die Spaßdünen zwischen den Felstürmchen.


Bis zum gebuchten Camp heute Nacht wollen dann noch ein paar Kilometer geradelt werden. Bisher bewegen sich die Bikes absolut problemlos im Sand, die Bodenbeschaffenheit schwankt zwischen von befestigter Piste über sandige Jeeptracks bis zu betonharter Salzseekopie. Rollt prima.


Die Unterkunft heute? Ein bisserl Kontrastprogramm zur "real beduin experience" gestern bei Abu Sabuh. Im "Rais Camp" wartet ein Luxuskuppelzelt mit eigenen Badezimmer und Sternengucksichtfront.


Das wichtigste im jordanischen Winter: ein Heizlüfter. Gute Nacht... Kettle hat fertig.
 
Ach wie geil!

Da habt ihr zum Ende der Tour ja nochmal n richtiges Highlight erwischt was Landschaft und Unterkunft angeht!
 
Wo der Strom da wohl herkommt? Leitungen durch die Wüste?
 
14.01. 10:00 Wadi Rum - Lawrence Canyon, 900m


Mit der Sonne aufwachen: Im kalten Wüstenwinter macht das mehr Spaß hinter Plastik, in einer auf 25 Grad aufgeheizten Mars Bubble. Der Luxus währt leider nur eine Nacht, heute Abend wirds vermutlich wieder etwas bodenständiger.


So richtig der Bär steppt im Wadi Rum wohl ebenfalls nicht. Ausser uns sind nur noch zwei weitere Gäste im Wüstencamp, anderswo sieht's nicht anders aus. Gibt beinahe unendlich viele von diesen Camps, verteilt übers ganze Wadi Rum und je nach Geldbeutel eher luxuriös oder "true beduin experience". Zwischen April und Oktober sind die alle voll. Tagsüber bin ich ja ganz froh, wenn nicht die ganze Wüste mit Jeeptouren vollgestopft ist. Aber abends könnte ruhig ein bisserl mehr los sein.


Vom Camp sandln wir ein paar Höhenmeter bergauf und biegen dann in einen stattlichen Canyon ein.


Fette felsen fallen senkrecht vom Himmel ins Tal, bis zu dreihundert Meter ragen die Sandsteine aus der Ebene. Die Huaberbuam hätten hier sicher ihre helle Freude, ein bisserl geklettert wird im Wadi Rum auch. Schätze die Hälfte der unzähligen Knubbel ist noch unbestiegen, neue Wege liessen sich sowieso unzählige finden.


Sir Lawrence von Arabien war natürlich auch schon hier... hat glaub ich eine zusammengewürfelte Beduinenarmee durch die Wüste nach Akaba geführt und dort die Türken besiegt... oder so ähnlich. Muss mir den Film mal wieder anschauen, der war gut.


Na dann... radln wir mal weiter auf Lawrence Spuren...


... durch die wilde Wüste, immer nach Westen in Richtung Akaba!


Sand Overkill Error: Wo ist mein Kamel?
 
Kamel ist wohl out. Drahtesel ... CarbonPferdchen sind jetzt gefragt.
Gerüchten zufolge sollen die aber besser über Sand rollen, wenn man die so füttert, dass sie ganz fette Reifen bekommen ;-)

Was ihr hier abliefert, ist mal wieder aller erste Sahne. Und durch die Gegend auch wieder recht abenteuerlich und inspirierend für uns normalos.

Ich habe auch noch mal Flüge gecheckt - und Google findet reichlich sehr günstige Flüge in den Süden. Teils ab 20-30€. (Dann aber eher nach Spanien oder Sizilien oder Mallorca.) Ich wundere mich immer, wie das geht. Spätestens zusammen mit den Biketransportkosten können die dann aber auch das Kerosin bezahlen.
Aber so richtig viel Zeit für Urlaub bekomme ich eher nicht zusammen - und freue mich daher über virtuellen Reisen mit euch, die das Gefühl vermitteln, hautnah dabei zu sein

Ein Glück, dass ihr die letzten 1000 Hömes immer in 2 Stunden schafft und noch bei Tageslicht eine Unterkunft erreicht. Ihr müsst echt fit geworden sein (egal, ob mit Beinen oder Daumen )
 
PS: ich lese natürlich immer brav mit, hab nur eher nix zu Schreiben.
Schade, dass der Trip zuende geht. Da bleibt dann mehr zeit selbst zu biken. Bei warmen 5-10°C - nur nasser, als bei euch
 
14.01. 13:00 Wadi Rum - Little Arch, 1000m


Durch den Sand...


... und rauf die Felsen.


Manche von den lustigen Sandsteineumeln sind quasi radlbar.


Sieht wegen der geringen Kontraste in der Wüste kaum so aus, aber fünfzig Meter sinds schon bis zum Boden.


Wadi Rum?


Da geht noch was... wollte schon immer mal über so nen Bogen fahren.


Geil .
 
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14.01. 18:00 Wadi Rum - Desert Rose Camp, 1100m


Kettle hatte natürlich auch Spaß auf dem dünnen Bogerl... man muss ja nicht jeden Blödsinn nachmachen. Ist möglicherweise gesünder.


Das Ding war sowieso eine Sackgasse. Also wieder zurück...


... und runter auf den Wüstenboden der Tatsachen.


Die Nabatäer haben hier natürlich auch schon ihre Spuren hinterlassen. Warum man allerdings die paar Felskritzeleien besuchen sollte, wo nebenan in Petra ne ganze Stadt aus den Bergen geschnitzt ist, erschließt sich mir nicht ganz.


Aber wir sind ja schließlich auch zum radln hier. Also wird auch geradelt.


Ein paar Kilometer sinds schon noch, bis zum nächsten Camp. Und falls irgendwie noch möglich, wird die Wüste mit jedem Meter eindrucksvoller.


Auch wenn wir unterwegs ausser an wenigen Hotspots eigentlich keinen Menschen begegnen: Einsam und allein fühlt man sich im Wadi Rum nie. Quasi alle zwanzig Minuten taucht hinter einer Ecke das nächste Beduinencamp auf. Und natürlich ist der ganze wilde Sand mit Jeepspuren in jeder Richtung markiert. Ist vermutlich auch ganz gut so, sonst würde man sich mit dem Radl doch recht schwer tun. Auch so sind die wenigen Kilometer einer Wadi-Rum-Tagesetappe mühsam erarbeitet. Sand ist halt anstrengend, auch wenn man's fahren kann.


Unsere Heimat für heute Nacht: das Desert Rose Camp auf einer kleinen Anhöhe zwischen Felsen und Sand.


Nicht mehr ganz der Luxus von gestern, aber für ein "Zelt" immer noch ziemlich angenehm.


Auf einen coolen Tag das erste Bier des Trips. Alkohol ist in Jordanien kaum verbreitet... mit 300% o.ä. besteuert und damit unglaublich teuer. Das Miniflascherl hier kostet über 6 Euro... und zwar nicht nur im Wadi Rum sondern überall.


Glaube wir bleiben lieber beim Tee. Gute Nacht.
 
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