(K)Ein Rahmenbauer und solche die es vielleicht auch mal probieren wollen

Lord Shadow

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Nach Jahren des Herumschleichens um das Thema, habe ich diesen Winter entschieden, dass es endlich losgehen soll: Ich will meine eigenen Rahmen bauen, obwohl ich keine Ahnung von der Materie habe. In der Schulzeit und am Anfang des Studiums habe ich mein Geld zwar als Fahrradmechaniker verdient und das auch ganz ok gemacht und irgendwann in meinen Zwanzigern habe ich ein Auto restauriert, aber so richtig Ahnung von Metallverarbeitung und vor allem von Konstruktion habe ich nicht. Ganz im Gegenteil bin ich beruflich Vollzeitakademiker mit Laberjob und hab zwar ein solides technisches Verständnis, aber theoretisch keine Ahnung worauf ich mich da einlasse. Was ich habe ist Bammel davor, ganz viel falsch zu machen:D

Der Faden soll mir - und vielleicht auch einigen anderen hier, die Bock haben, aber sich nicht so recht ran trauen - als Raum zur schriftlichen Selbstreflexion, für blöde Fragen an die vielen fortgeschrittenen Rahmenbauer:innen, die sich sonst niemand traut zu stellen und für Rückmeldungen und blöde Kommentare dienen. Nebenbei bekomme ich vielleicht mal einen motivierenden Tritt in den Hintern, wenn ich es schleifen lasse. Hoffentlich haben ein paar Leute Lust und Zeit sich mit auf die Bildungsreise zu begeben und entweder mir bei den ersten Gehversuchen zuzuschauen oder ihre eigenen zu teilen.
 
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Na gut, wenn du das sagst:ka:

Ja, Stahl wird es natürlich werden. Ich leg mich doch nicht mit dem Rudel an. Aktuell fahre ich Carbon und finde das - ab von der Abfallproblematik - auch ein prima Material für Fahrradrahmen. Alu. Mäh. Kann man machen, ist aber langweilig, irgendwann durch und außerdem einfach schwer zu schweißen. Dazu Wärmebehandlung und der ganze Bumms. Wer hier aus unwissender Perspektive Alu behandeln möchte darf das meinethalben gerne tun, muss sich aber überlegen, ob es nicht für die Übersicht nebenan einfacher wäre.

Am Ende habe ich kein Rad so geliebt wie mein Cotic Rocket (vielleicht kommt mein altes Cove Shocker ran:love:), auch wenn ich Räder hatte, die rundere Gesamtpakete waren. Aber Stahl ist einfach ein geiles Material und die Optik ist für mich schwer zu toppen. Cotic markierte auch der einzige Zeitpunkt in meiner beruflichen Fahrradlaufbahn, an dem ich das Gefühl hatte hinter den Produkten zu stehen, die ich verkaufte. Ich mag organische Formen und so, aber an denen sehe ich mich satt. Das ist bei Stahl nicht so. Und von der Verarbeitung her ist es außerdem am unanfälligsten und schließlich gibt es ne Menge fertiger Teile zu kaufen. Somit stand diese Entscheidung schon fest, bevor ich entschieden hatte, DASS ich es durchziehe.

Und morgen oder so: Bratverfahren und was es (nicht) wird.
 
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Moin!
Bin gespannt was du machen wirst und mir gefällt immer wenn, durch einen "ich mach jetzt einfach mal" Ansatz, Andere motiviert werden es sich auch zu trauen. Was Lehren angeht gibt es ja unterschiedliche Ansätze. Vielleicht sollte es einen Thread "zeigt her eure Lehren" geben. Ich konstruiere gerade eine neue Lehre die auf der von Georg Blaschke-GEBLA basiert und die ich so aufhängen will, dass es mir leicht fällt, den Rahmen während des Durchschweissens in der Lehre zu belassen. Georgs achtet immer sehr darauf, möglichst wenig Spannung während des Schweißens in den Rahmen zu bringen weshalb seine Lehre die Längenänderungen aus erhitzen und abkühlen mitgeht.
Viele Grüße,
Thom.
 
Vielleicht sollte es einen Thread "zeigt her eure Lehren" geben.
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Hier mal meine... Ein ziemlich unverschämter Cobra-Nachbau im Prinzip. Der Witz daran ist, dass man nicht sitz- und lenkwinkel einstellt, sondern nur den Winkel der beiden Rohre zueinander. Das dicke Profil ist nicht in der Waagrechten.
Hier mal mit halbem Rahmen drin...
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Eigentlich hätte Löten sich angeboten: Etwas fehlerverzeihender, schneller zu erlernen und vor allem einfach schön. Aber ich finde, dass weder Propan noch Acetylen etwas in Kellern verloren haben, schon gar nicht in solchen von Mehrfamilienhäusern. Damit war das raus. Außerdem habe ich auch so eine Faszination für das Lichtbogenschweißen, also war recht schnell klar, dass geschweißt wird. So richtig gut kann ich das nicht. Elektrode geht nach etwas Übung immer wieder ganz gut, wenn es nicht fallend ist, MIG/MAG nach langem Autobasteln auch. WIG war immer so ein bisschen Schwierig. Bleche über 2mm und etwas mehr Wumms gingen ganz gut und das gebrutzel hielt auch, aber schön wurde es nicht. Außerdem war immer nur ein Gerät mit Liftzündung da, das unterhalb von 40A immer nicht so recht wollte.

Gab deshalb Ende des Jahres ne Neuanschaffung inkl. Pedal:
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Empfehle ich eher nicht zum Nachkaufen. Ist ein tolles Gerät, aber wer genau liest ist im Vorteil: Die Pulsfunktion ist nicht komplett frei konfigurierbar, sondern ergibt sich aus einem Mittelwert, den man einstellt, einem Puls, der bis zu 200% vom Mittelwert beträgt und einem sich aus dem Pulsstrom und der Pulsdauer ergebenden Pausenstrom. 100A Pulsstrom und 10A oder 20A Pausenstrom gehen also nicht, womit eine nicht ganz ungewöhnliche Einstellung für Rahmen wegfällt. Ich pulse jetzt beim Üben mit dem Pedal, was Vorteile hat, aber eben noch ein Parameter ist, den man selbst regulieren muss und auch keine sehr kurzen (0,2sek) Pulse erlaubt. Mal schauen. Irgendwann wird die Bude dann mal gegen ein Tetrix oder ein Tiger oder eine Discovery getauscht. Grade stehen andere Investitionen an (außer jemand hier braucht ein Picotig mit Pedal:D)


Was wird nun gebaut? Die Entscheidung es mir selbst zu machen fiel zusammen mit dem Entschluss, dass ich einen Bikeparkfreerider mit ~190-210mm Federweg haben will, der mir das Zeug erleichtert, für das mir sonst der Mumm fehlt. Das ganze mit einer 210mm Dropperpost und einem Sitzwinkel, der einen auch mal hochfahren lässt. Das zu bauen ist natürlich ambitioniert, vor allem weil ich nicht nur keine Ahnung von Konstruktion habe, sondern auch keine von Kinematik. Dazu kommen dann Umlenkhebel und der ganze Bumms, den mir entweder jemand anders designen muss oder für den ich CAD lernen müsste.

Schweren Herzens werde ich also ein Trailhaarteil, dass dann mein DC-Fully ersetzt oder ein Dropbar-Reise-MTB zwischenschieben. Ist auch billiger, wenn ich es verkacke.

Und morgen oder so: Was mir grade vielleicht noch an Werkzeug fehlt.
 
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Hier mal meine... Ein ziemlich unverschämter Cobra-Nachbau im Prinzip. Der Witz daran ist, dass man nicht sitz- und lenkwinkel einstellt, sondern nur den Winkel der beiden Rohre zueinander. Das dicke Profil ist nicht in der Waagrechten.
Hier mal mit halbem Rahmen drin...
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Das ist schon ein mächtiges Teil. Dafür hätte ich gar keinen Platz. Wo liegt da der Kostenpunkt?
 
Das ist schon ein mächtiges Teil. Dafür hätte ich gar keinen Platz. Wo liegt da der Kostenpunkt?
Ja, ein Leichtgewicht ist sie nicht, das stimmt. Ich würde nächstes mal auch nicht das schwere Profil als Hauptträger nehmen, sondern die Leichtversion mit weniger Wandstärke, steif genug wäre die auch... Und günstiger auch ;-)
Was man auf dem Bild nicht so gut sieht: den Hinterbau-Teil kann man abnehmen (Wenn man nur den Hauptrahmen für ein Fully baut...) Dann ist sie nicht ganz so groß.

Die Profile, Hebel, Nutensteine und Alu-Stangen/Plattenmaterial usw. sind so für 400€ etwa zu haben
 
Seit ich eigenes Geld in mehr als Miet-Ess-Sauf-Mengen verdiene, neige ich dazu, alles erdenkliche Werkzeug für ein Projekt anzuschaffen, bevor ich es überhaupt brauche. Ist auch geil, bei einem Rahmen wird es da aber sehr schnell sehr voll im Keller und sehr leer in der Börse.

Schweißgerät => Check
Bumms zum Schweißgerät => Check
Schweißplatz, an dem ich auch sitzen kann => in der Mache

Standbohrmaschine => Cec*+/~!'##fickverdammterScheißnochmal!
Erste Baustelle: Meine Bohrmaschine dreht mit minimal 500rpm. Das mit Lochsäge in Stahl gelinde gesagt totaler Mist. Selbst die 20mm Lochsäge findet das nicht toll. Alle Verbindungen mit Winkelschleifer und Feile ausklinken? Nur so mittel Lust drauf. Lösungsideen habe ich drei.

1. Andere Bohrmaschine. Das wird schnell teuer. Bohrmaschinen, die entsprechend langsam drehen können, fangen gebraucht bei 600-800€ an, wenn man auf 230V angewiesen ist. Und dann müssen sie auch noch im Umkreis sein, damit sich das abholen lohnt. Schwierig. Würde sich natürlich zu einem kleinen Teil über die alte Maschine refinanzieren, aber ich beobachte den Gebrauchtmarkt jetzt seit 6 Monaten und es tut sich im Umkreis von 100km nicht so viel.

2. Einen Notcher für den Schraubstock mit Akkuschrauberbetrieb. Irgendwie sowas. Aber als Eigenbau. Da gibt es alle möglichen Anleitungen und Ideen für quer durchs Netz. Im Geländewagenbereich waren die recht beliebt. Hat jemand da Erfahrungen gemacht, wie es sich mit dünnen Rohren verhält?

3. Ich plane, bezeiten eine kleine Drehbank anzuschaffen. Klein heißt so irgendwas mit Spitzenweite um die 350-400mm und 230V Motor. Da könnte man sich auch was basteln, um die Rohr dort drin auszuklinken. Hat das mal jemand getestet? Ich stelle mir das ein bisschen fummelig vor.

Frage, die bei dem Thema irgendwie so aufkam: RattleCAD hat eine Funktion, mit der man die auszuklinkende Form als PDF zum Drucken ausgeben kann, oder?
 
Da habe ich direkt ein paar Anmerkungen dazu ;-)

Bohrmaschine: Die allermeisten kleineren Standbohrmaschinen (und vor allem deren Futter) sind ungeeignet dafür, seitliche Lasten aufnehmen zu können. Dadurch fallen sie für das Ausklinken von Rohrgehrungen recht kategorisch aus, die Lochsäge ist damit einfach nicht steif genug geführt, das funktioniert nicht. Ich glaube, das ist eher das Problem bei deinen Versuchen und nicht so sehr die zu hohe Drehzahl.

Ein Tube-Notcher ist schon um längen besser, ich habe selber einen (siehe Bild)
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Wahnsinnig genau sind die Dinger auch nicht weil die Achse ja zwangsläufig ein wenig Spiel haben muss, damit man sie verschieben kann. Aber man kriegt damit Gehrungen hin, die nicht völlig furchtbar sind. Es wird halt ungenauer, je weiter die Achse vorne rausschauen muss...
Das Teil von Stahlwerk wird schon einigermaßen funktionieren, das ist ja keine Raketentechnik. Außermittige Gehrungen kriegt man mit meinem nur durch Spacern dieses Lagerbocks hin. Möglich, aber umständlich. Da ist das Stahlwerk ding erstmal cooler (nur heisst mehr Verstellerei meistens auch weniger Präzision...)

Maximallösung (und das machen die meisten Rahmenbauer ja eben deswegen so) ist eine kleine Fräsmaschine mit Kreuztisch, aber die gibt's halt nicht umsonst (und sie öffnet das nächste Tor zur Vorhölle, Zerspanungswerkzeuge sind preislich nochmal ne andere Nummer...)

Mit der Drehbank das machen auch viele, ist ein bisschen umständlicher (wieder wegen Offset, da muss man sich dann etwas basteln was anstelle der Werkzeugaufnahme auf den Oberschlitten passt) aber präzise und steif genug.

Wenn du die Gehrungen übrigens mit Lochsägen machst, dann brauchst du diese pdf Ausdrucklösung von RattleCad eigentlich nicht, das ist für Leute, die ihre Gehrungen mit der Feile machen ;-)
 
Danke für die ausführlichen Antworten. Die Klemmung des Rohres macht mir die geringsten Sorgen, das ist im Zweifel ein langer Samstag im Keller, wenn es gut werden soll. Gut, also Drehbank. Mehr wollte ich gar nicht hören:D

Wie messt ihr die Winkel? Auf einer Fräse/Bohrmaschine ist das nach meinem Empfinden gegen die Senkrechte noch etwas einfacher, bei der Drehbank müsste man ja gegen die Längsachse messen.

Wenn du die Gehrungen übrigens mit Lochsägen machst, dann brauchst du diese pdf Ausdrucklösung von RattleCad eigentlich nicht, das ist für Leute, die ihre Gehrungen mit der Feile machen ;-)

Ja, das war auch eine Backupfrage, falls mir das alles zu bunt wird. Ich lese aber raus, dass RattleCAD das kann und ich keine Hirngespinnste habe.
 
Im Normalfall hat der Oberschlitten auf der Drehbank ja eine Skala dran, genauer als ein halbes Grad wäre sowieso blanker Hohn ;-) Und das bekommt man damit ja eigentlich ganz gut hin.

Das Dilemma für dich an der Stelle ist halt: Schweißen ist (vor allem für so ungeübte Hobbybrutzler wie uns) sehr viel einfacher mit saugend genau passenden Gehrungen. Ausserdem werden die Rahmen mit genauen Gehrungen natürlich auch viel grader...
Um diese Gehrungen mit Maschinen herstellen zu können, muss man aber relativ steife und exakte Aufspannungen und Maschinen haben. Die sind dann wieder teuer...
 
Ahhhhh. Lückenfüllen in Dünnblech ist meine Spezialität. Ich hatte nen Suzuki SJ:D

Aber klar, je genauer, desto besser. Meine Taktik wäre wohl, einen mm kleiner zu bohren und den Rest zu feilen.
 
Kürzlich habe ich mal sowas gebastelt.

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Da mich das noch nicht so richtig glücklich macht, auch wenn die Wurzeln größtenteils ok aussahen, habe ich ein paar Bleche zurechtgeschnitten und gehe zurück auf Los (keine DM 4000 eingezogen:()
(Der große Haufen 2mm Bleche oben in der Mitte ist nicht als Übungsmaterial fürs Rahmenschweißen gedacht.)

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Im nächsten Schritt geht's dann mit 1.4337 an dieses Übungsgeröhr.

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