Weil ich mir gerade ein neues Fully gegönnt habe, auch mal mein Senf dazu:
Moderne Geometrien und Stolpern sind kein Widerspruch. Ich glaube du verrennst dich mit deinen Anforderungen ein bisschen in alte Gewohnheiten
Ich:170/82cm
Mein "neues": 447mm Reach, 620mm Stack, 63.7° Lenkwinkel (im aktuellen Aufbau)
Das Rad war eigentlich garnie zum Stolpern gedacht, trotzdem hab ich es nicht lassen können es gleich mal durch alle Gangarten zu testen. Und siehe da, auch Gehampel geht richtig klasse damit, ich würde spontan behaupten, steht meinem Hardtail in nichts nach.
Man kann ein Fully imo sowieso nicht nur nach Geo-Tabelle beurteilen, die Kinematik vom Hinterbau macht da auch sehr viel aus, vor allem bei Langsam-Tech-Gehampel. Was die Federung tut, entscheidet zuerst mal, wie ruhig man überhaupt in eine Stelle reinkommt. Da gibt es Schaukelpferde, die nur Unruhe reinbringen, aber auch Räder, die einem helfen. Gerade als Hardtail-Fetischist ist man ja eher auf direktes Handling gepolt, da kann sich so ein weiches Fully schon mal sehr "ungewohnt" anfühlen. Dann entscheidet die Federung weiterhin, wie mühevoll es sich anfühlt, das Hinterbau aus dem Quark zu heben.
Die Geometrie selbst hat da imo fast schon den kleineren Anteil.
Abseits von Verhalten oder Vorhandensein der Heckfederung, ist so eine moderne long/slack Geo erst mal nur eins: Gewöhnungssache. Dass es schlechter wäre, mitnichten. Anders ist es. Hat dabei aber über alles gesehen so viele Vorteile (Bewegungsfreiheit, Sicherheit im Steilen...), dass ich mir gerade auch zum Stolpern keine oldschool Geo mehr antun wollte.
Ich kann auch nicht wirklich nachvollziehen, wie ein flacher Lenkwinkel beim Hinterrad Versetzen hinderlich sein sollte? Das darf eigentlich nicht an 1-2° Lenkwinkel scheitern, sonst könnte man ja auch nur bei einer ganz bestimmten Geländeneigung umsetzen

Das "wandernde" Vorderrad im Uphill, das flache Lenkwinkel mit sich bringt, ist imo ebenfalls reine Gewöhnung. Fahr so eine Geo einfach mal ein paar Wochen, dann wirst du es gar nicht mehr wahrnehmen.
Eigentlich muss man sich generell nur angewöhnen, das Rad weniger über Lenkerdrehen und Impulse aus der Fahrerhüfte zu kontrollieren, und dafür mehr über Radneigung. Das gilt auch fürs Hinterradversetzen. Probier mal mit einem flachen Lenkwinkel, das Hinterrad nicht mit Hüfteinsatz zu schwenken, sondern das Rad über den Lenker in eine Richtung zu neigen. Du wirst staunen, und ja, das geht mit einem flachen Lenkwinkel sogar einfacher

. Wenn das mit der Radneigung mal sitzt, kann man so eine long/slack Geometrie in jeder Gangart für sich zum Vorteil nutzen.
Meine 2ct: vergiss die ollen Kisten, lass dich einfach mal auf was modernes ein. Ja, das ist eine Umstellung. Aber das muss nicht schlecht sein. Meistens lernt man durch Veränderung dazu, und manchmal bekommt man durch Veränderung auch Schwachstellen an der eigenen Technik aufgezeigt, die man dann korrigieren muss. Mir geht's jedenfalls so.
Mir wäre für ein Stolper-Fully wichtig: gerades(!) kurzes(!) Sitzrohr. Haben leider nur wenige Fullies, die oldschool Dinge die du dir ausgesucht hast, noch viel weniger. Das findet man eher zunehmend bei den modernen Rädern.
Mullet.
Kein zu tiefes Tretlager. Federt ja noch ein, im Gegensatz zum Hardtail.
Eine möglichst linear-progressive Kennlinie, damit der geneigte Hardtail-Fetischist nicht seekrank wird in der Einfahrt zur Stolperstelle.
(und kein Lenkwinkel über 65°)