"Lightpacking" im Winter?

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Moin zusammen,
wie macht ihr das eigentlich im Winter? Ich schaffe es nicht, mich dauerhaft für die Rolle zu motivieren, und bin deshalb auf der Suche nach 4- bis 5-tägigen Touren, die man auch im Winter in Deutschland, den Niederlanden oder Belgien fahren kann. Klar, das hängt stark vom Wetter und dem Terrain ab – bei viel Schnee und Eis ist das natürlich keine Option. Aber meistens haben wir ja nur das typische kalte und graue Winterwetter.

Was mir auf meiner Tour im Frühjahr begegnet ist, finde ich nach wie vor spannend: Zwei Bikepacker mit Cyclocrossern, die mit sehr leichtem Gepäck unterwegs waren – nur kleine Rahmen-, Lenkertasche und Satteltasche, quasi Lightpacking. Ich vermute, sie waren größtenteils auf der Straße oder Radwegen unterwegs, was im Winter sicher die bessere Strategie ist, als sich mit dem MTB durch den Schlamm zu kämpfen. So erreicht man auch eine ordentliche Geschwindigkeit und Reichweite. Übernachten würde ich dann in einer Pension, Airbnb oder im Hotel.

Aber jetzt seid ihr dran – wie macht ihr das so im Winter? Habt ihr vielleicht ein paar Empfehlungen für Touren?
Bin gespannt auf eure Tipps!

Beste Grüße,
Nansen
 
Hilfreichster Beitrag geschrieben von drWalliser

Hilfreich
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Das ist in der Tat sehr spannend. Es gibt ja mehrere solcher Projekte mit Fatbikes – die Aktion von Chris Burkard an der Forgotten Coast letztes Jahr fand ich mega spannend. Aber es ist nicht das, worauf ich mich gerade fokussiere. Habe mir inzwischen ein paar Ziele innerhalb des Landes zurecht gelegt, die wenn das Wetter mitspielt angesteuert werden.
 
Meine erste Winter Bikepacking Tour:


Das Fahrrad wurde mir Jahre später in der TG geklaut, den Rucksack gibt es schon nicht mehr, wurde durch neuere, auch selbstgenähte ersetzt. Besserer Schlafsack mittlerweile.

Plus 1° und feuchte Luft sind mies, trockene Kälte geht eigentlich. Nicht gleich mit Exotenzielen anfangen, auch wenn das auf Insta mehr Likes bringt, sondern erstmal einen Overnighter vor der Haustür.

Alles bei Tagestouren ausprobieren (Rad, Klamotten, Kocher).
  • Handschuhe sind kritischer Faktor bei mir, habe mehrere mit, auch dünne, um die warmen nicht volllzuschwitzen.
  • Schlafsack sollte noch Temperaturreserven haben, ausgehen von T_comf!
  • dünne Daunenjacke oder KuFa-Jacke für Pausen und im Camp, niemals zum Radfahren (außer bei Saukälte kurz zum Warmfahren)
  • am Rad alles mit Fett geschmiert, auch die Bowdenzüge
  • dickeres Öl für die Kette
  • ich nur noch foam mat, Winter verzeiht keine Fehler (diese Ridge Rest Solar, gecuttet)
  • überall (!) Zipper dran, alles muss handschuhbedienbar sein
  • Feuerzeug in die Hosentasche. Nix BiC, Clipper ist besser.
Probieren, herantasten, man muss die persönlichen kritischen Faktoren herausfinden.

ride on!
 
Bin nicht für Insta Likes unterwegs.

Vielen Dank für deinen Einblick! Wie oben schon geschrieben, besteht meine Taktik eher darin, leichteres Gepäck zu haben und auf Übernachtung in Pensionen zu setzen. Kocher, Schlafsack, Matte und Bivy bleiben auf jeden Fall daheim.

Die Sache mit den Handschuhen kenne ich bei mir auch und hätte dann drei Stück dabei, auch unterschiedliche Ausführungen.
 
Werde es einfach mal probieren. Das Wetter Fenster sieht ja für nächste Woche bezüglich dem Roadbike Alpen-Cross-Klassiker über den Brenner an den Gardasee ganz machbar aus (2-14 Grad). Da kann man ja schon mal das ein oder andere Kleidungsstück antesten, ob es ausreicht.
 
Werde es einfach mal probieren. Das Wetter Fenster sieht ja für nächste Woche bezüglich dem Roadbike Alpen-Cross-Klassiker über den Brenner an den Gardasee ganz machbar aus (2-14 Grad). Da kann man ja schon mal das ein oder andere Kleidungsstück antesten, ob es ausreicht.

Kann aber sehr schnell gehen mit dem Wetterumschwung...bin vor zwei Jahren genau um diese Zeit (über Allerheiligen) in zwei Tagen von München aus über den Brenner nach Bozen. Abends war dann die Alte Römerstraße so dermaßen warmer Gegenwind, dass ich es angefühlt hat, als würde mir jemand einen Fön ins Gesicht halten. Am nächsten Morgen war ich um 9 Uhr auf dem Brenner und hatte nur eine Windjacke über dem Merinoshirt an, das hat gereicht. In Bozen hatte es dann tagsüber an die 20° C, zwei Tage später kam der Winter und damit am Brenner Schnellfall und Temperaturen unter Null.
 
Ja, zu dieser Jahreszeit ist noch alles möglich, so wie du es beschreibst. Bis jetzt sieht es noch ziemlich konstant aus. Allerdings geht es ja auch wieder zurück, und welche Verhältnisse mich dann erwarten, werden wir sehen. Zumindest habe ich auch etwas für kalte Temperaturen dabei, aber sobald Schneefall am Brenner einsetzt, wird das ein anderes Spiel – das hatte ich bisher nur einmal, und das ist schon 15 Jahre her. Mental erinnere ich mich noch gut daran, aber körperlich wird das sicher an die Reserven gehen. Positiv denken! :)

Für den Hinweg plane ich über Leutasch, Telfs und die Römerstraße zu fahren und dann nachts auf der alten Brennerpass-Straße bis zur Passhöhe, von dort abwärts den Radweg zu nehmen.
 
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Kann aber sehr schnell gehen mit dem Wetterumschwung...bin vor zwei Jahren genau um diese Zeit (über Allerheiligen) in zwei Tagen von München aus über den Brenner nach Bozen. Abends war dann die Alte Römerstraße so dermaßen warmer Gegenwind, dass ich es angefühlt hat, als würde mir jemand einen Fön ins Gesicht halten. Am nächsten Morgen war ich um 9 Uhr auf dem Brenner und hatte nur eine Windjacke über dem Merinoshirt an, das hat gereicht. In Bozen hatte es dann tagsüber an die 20° C, zwei Tage später kam der Winter und damit am Brenner Schnellfall und Temperaturen unter Null.
warst du da mit zelt/schafsack unterwegs oder im Hotel?
selbst bei dem mega-herbst finde zelt/schlafsack schon ne echte herausforderung. es wird früh dunkel und wenn die sonne weg ist wirds zapfig. und es ist schon ne ganz andere hausnummer dann draussen zu schlafen (=bikepacking) als ins Hotel (=mehrtagesradtour) zu gehen mit der komfortablen Infrastruktur. vor allem mehrere Tage!
 
es wird früh dunkel und wenn die sonne weg ist wirds zapfig. und es ist schon ne ganz andere hausnummer dann draussen zu schlafen
Die Temperaturen bekommt man ja mit entsprechender Ausrüstung in den Griff.
Die (aktuell) 15 Stunden Dunkelheit sind - zumindest für mich - das weit schwerwiegendere Problem.
2/3 der Tagesdauer im Schlafsack zu verbringen ist völlig absurd.
 
warst du da mit zelt/schafsack unterwegs oder im Hotel?
selbst bei dem mega-herbst finde zelt/schlafsack schon ne echte herausforderung. es wird früh dunkel und wenn die sonne weg ist wirds zapfig. und es ist schon ne ganz andere hausnummer dann draussen zu schlafen (=bikepacking) als ins Hotel (=mehrtagesradtour) zu gehen mit der komfortablen Infrastruktur. vor allem mehrere Tage!

Ich hatte den Schlafsack (StS Spark 1) und eine NeoAir X-Therm plus Micropuff-Jacke und Merinokram dabei, das hätte 1a funktioniert für eine Übernachtung, vor allem dann, wenn man sich 'ne Bushaltestelle mit Häuschen drumrum oder sonst einen Unterstand gesucht hätte.
Letzten Endes habe ich mich aber dann spontan für ein Zimmer nahe an der Auffahrt zum Brenner entschieden.

Für mehrere Nächte hätte ich aber definitiv einen dickeren Schlafsack mitgenommen und würde im Idealfall schauen, mit Schutzhütten und ähnlichem zu planen.
 
Für mehrere Tage ist ein Zelt sicher bequemer, aber ich habe auch im Winter schon gute Erfahrungen mit dem Hängemattensetup gesammelt. Leider ist die Größe meines warmen Schlafsacks ein Problem, aber gerade im Winter mit Schnee blüh ich auf ☺️
 

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Ich bin am Mittwoch den Brocken hochgefahren. Das Setup hat gepasst, ich hatte ein Zelt bei, aber habe mich doch für eine Schutzhütte entschieden und mich ins "gemachte" Nest gelegt. Eine Rahmentasche wäre schön gewesen, vor allem für Zeltstangen, Kocher und Nahrung. Hat sehr viel Spaß gemacht!









:love:
 
Ciao,
Ich mache ab & zu im Winter, Spätherbst und Frühfrühling Mehrtagestouren, bisher immer eher kleine Sachen. Diesen Dezember bin ich nun von unserer Walliser Haustür durch das Massif Central an den Atlantik gefahren.
Hier mal ein paar Gedanken von mir zum Thema Light Bikepacking (= Übernachtung in Unterkünften, d.h. kein Schlafsack und Zelt dabei) im Winter.

Tourplanung:
  • Die Tage sind sehr kurz, daher tendeziell kürzere Etappen planen.
  • Schwierige Abschnitte eher morgens vorsehen. Mit irgendwelchen Problemen in die eisige Nacht hineinzugeraten ist wahrscheinlich nicht so prickelnd.
  • Auf und Abs machen das Kältemanagement schwieriger (sind aber natürlich auch das Salz in der Suppe :D).
  • Den tiefen Sonnenstand bedenken: tiefe Täler bleiben u.U. den ganzen Tag am Schatten. Daher bin ich im Winter gerne im Massif Central unterwegs, dort ist es weit und offen und entsprechend nicht so schattig.
  • Sich vorab über die Strassenverhältnisse informieren: in Frankreich die Inforoute-Seiten der Departemente (z.B. Lozère); in der Schweiz z.B. hier.
  • Nicht ohne alpine Erfahrung über gesperrte Pässe fahren. Die Fahrbahn kann z.B. schneefrei sein, aber stark gefährdet durch Nassschneelawinen.
  • Wetterphänomene wie Hochnebel und spezifische Winde in die Tourplaung miteinbeziehen.
  • Etwas Schönes vorsehen, worauf man von Herzen Lust hat. Im Winter radeln kann wirklich hart und zermürbend sein; wenn man dann noch durch eine Gegend fährt, die einem nicht viel bedeutet, wird's verdammt hart.
  • Wenn ich ein Zeitslot für eine Tour habe, bereite ich immer 2-3 Touren in verschiedenen Regionen vor. 1-2 Tage vor Tourbeginn entscheide ich dann aufgrund des Wetterberichts, wohin es geht.
  • Damit uns die schönen kalten Winter noch ein bisschen erhalten bleiben: vor der Haustür starten oder mit den Öffentlichen anreisen; Flüge und Autofahrten vermeiden.
  • Man wird oft im Dunklen ankommen und im Dunkeln abfahren, entsprechend lohnt es sich gar nicht unbedingt, als Etappenorte speziell schöne Städtchen etc. vorzusehen.

Ausrüstung Velo:
  • Auf gesalzenen Strassen leidet das Velo sehr stark, entsprechend nicht unmitterlbar vor einer Wintertour den Antrieb erneuern. Eventuell sogar ein spezifisches Wintervelo benutzen.
  • Ich habe bis auf eine alle meine Wintertouren auf normalen Reifen absolviert. Bei Schnee und Eis habe ich jeweils die Geschwindigkeit angepasst. Spezielle Mischungen (Ganzjahresreifen oder spezifische Winterreifen) können Sinn machen. Spikes werden in den allermeisten Fällen nicht nötig sein.
  • Da man doch öfters mal im Dunkeln fahren wird, genugend Reflektierendes und Licht vorsehen (auch von der Seite). Ich bin all meine Touren mit leuchtschwachen Batterielichtern gefahren. Da in Frankreich die Strassenränder meistens nicht markiert sind, wäre ich zwischendurch um ein bisschen mehr Licht froh gewesen.
  • Gesalzene Strassen trocknen schlecht, entsprechend Spritzschutz vorsehen.
  • Die Akkus der AXS halten bei Kälte viel weniger lang, entsprechend nachladen bzw. Ersatz mitnehmen.

Ausrüstung, Bekleidung:
  • Wegen der relativ hohen Geschwindigkeit und dem Schwitzen ist Velofahren im Winter eine echte Herausforderung. Nicht zu schwitzen erachte ich (zumindest für mich) als ein Ding der Unmöglichkeit, insbesondere in den Aufstiegen.
  • Genügend Schichten mitnehmen. Während längeren Pausen und am Abend ist man sicher froh, wenn man was Trockenes anziehen kann.
  • Ich war immer mit Merinosachen unterwegs. Hält auch feucht bzw. nass noch recht warm, trocknet aber langsam.
  • Eisbader kennen die heiklen Stellen: Kopf, Hände, Füsse - dort ist das Wärmemanagement besonders wichtig.
  • Auf der Fahrt an den Atlantik hat sich eine Balaclava sehr bewährt.
  • Handschuhe: für mich als Dropbarfahrer haben sich Skihandschuhe mit Fingern bewährt. Spezifische Velohandschuhe waren mir alle zu kalt.
  • Regenhosen und Überschuhe sind für mich zwingend, vor allem als Schutz vor dem Fahrtwind.
  • Dickere synthetische Sachen trocknen bei mir nach ein paar Tagen reinschwitzen nicht mehr richtig, auch über Nacht an der Wärme nicht (ist das wegen dem Salzgehalt?). Ausspülen oder Waschen hilft.
  • Gesetzliche Vorschriften beachten: in Fankreich ist z.B. ein Leuchtweste o.a. bei nächtlichen Überlandfahrten obligatorisch, entsprechend fahren dort alle sportlichen Fahrer mit grellgelben Jacken herum.

Unterwegs:
  • Man gewöhnt sich an alles: die ersten 2-3 Tage sind u.U. nicht ganz einfach wegen der Kälte, aber man gewöhnt sich daran und findet heraus, was für einen funktioniert.
  • Keine Hoffnung darauf haben, dass man in der langen Mittagspause im Restaurant warm wird: oft ist es nicht sooo warm geheizt, zudem wird man kaum alle feuchten Klamotten wechseln. Und das Essen wird u.U. eher einen kühlenden Effekt haben, weil das Blut in die Verdauungsorgane geht.
  • Übernachten: idealerweise ist die Distanz vom Bett zum Nachtessen sehr kurz. In Frankreich war die angenehmste Übernachtung in einer Chambre et table d'hôtes (so eine Art BnB mit Nachtessen). Die meisten Hotels boten kein Nachtessen an. Ich hatte gefriergetrocknete Mahlzeiten dabei, falls ich mal nur ein Zimmer ohne Essmöglichkeit in der Nähe finden sollte.
  • Genug essen! Richtung Atlantik bin am Ende in ± jede offenen Bar, habe ein Tee oder heisse Schokolade bestellt und gleich nach irgendwas zu essen gefragt.
  • Nach Möglichkeit keine Sommerbilder der durchradelten Gegend anschauen. Wie in >90% der Fälle entsteht psychisches Leid durch Vergleichen - und wenn man in der Kälte plötzlich erahnt, wie viel angehehmer es im Sommer wäre, ist das ziemlich demoralisierend.
  • Nicht überlegen und die Dinge einfach annehmen, wie sie sind.

Sonstiges:
  • Genugend Strom mitnehmen, da sich die Akkus (Schaltung, Licht, Telefon) schneller entladen bei der Kälte.
  • Live von unterwegs zu berichten kann wegen des Zuspruchs der Community helfen 😉
  • Fotografie: bei Schnee ca. 2/3 bis eine ganze Blendenstufe überbelichten. @Nansen ist ja glaub Profi auf dem Gebiet; mich würden seine Tipps zur Winterfotografie interessieren.
  • Alles, was ich hier gelistet habe, vergessen - und einfach machen 😅

So, genug Text, jetzt noch ein paar Bilder.

Haustür - Atlantik, in acht Dezembertagen über den Jura und durch das Massif Central:
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Margeride - Causses:
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Voralpine Schweiz:
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Wallis - Jura:
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Und nur zur Erinnnerung, dass es in den Bergen ziemlich früh winterlich werden kann: Pass da Val Viola anfangs Oktober, auf dem Weg von St. Moritz nach Venedig:
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Wegen der Klimaerhitzung trifft aber auch immer öfters das Gegenteil zu: im Februar sehr frühlingshaft unterwegs im Massif Central...
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So, ich wünsche viel Spass auf Wintertouren :daumen:
 
Muss es eine Etappentour sein?
Man kann doch wunderbare Tagestouren machen oder eine Hütte am Etappenort mieten. Prasselndes Feuer/ Kasten Bier - was willste mehr, einfach weg vom Touri Rummel. Musst halt wissen, wo man so Hütten mieten kann.
Gibt bereits Anbieter, die sich auf so Klientel eingestellt haben (Fatbike in Lappland....).
Kommt immer drauf an, was du willst.
 
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