Nun, Grege hat die Ereignisse in meinen Augen schon recht umfassend beschrieben, meine Sicht der Dinge stellt sich wie folgt dar:
Es ist Freitag, der 22. August 2008 gegen Nachmittag und morgen sollen 400km mit dem MTB abgespult werden, ich steige nach einiger Rollerei vom Crosser ab, dem ich wieder einmal drei Platten beigebracht habe und beginne nach ausgiebiger Nachbereitung in Form von Wasserumspülung und der Nahrungsaufnahme während der Leichtathletik- Olympiaübertragung im Fernsehen mit der Ordnung meiner Sachen, die ich dafür so brauchen werde, Wetter sieht ja gut aus, schnell noch das Rad geprüft, Dichtmilch nachgegossen, Ersatzschläuche eingepackt, stundenlang nach einem nervigen Knackgeräusch gesucht, welches schlieÃlich den Kettenblattschrauben zugeordnet werden konnte, nachdem ich den halben Hinterbau auseinandergenommen, gereinigt und gefettet hatte, anschlieÃend noch ein wenig Fett und fertig ist die Laube. Der Rest ist schnell verstaut, Regensachen habe ich nicht, dafür kommen einmal mehr Wechselklamotten mit, was ich jetzt noch nicht habe, beschlieÃe ich in der Früh zusammenzuraufen, schlieÃlich wollte ich mir ja auch wenigstens noch das Damen CC- Rennen ansehen. Entgegen meinen Gewohnheiten ging es zeitig ins Bett, einschlafen hat dann aber doch nicht vor 2:00 Uhr geklappt und wurde vom sanften klopfen des einsetzenden Regens gegen meine Fenster ummalt, hervorragendâ¦
Gegen 5:00 Uhr schellen sämtliche Wecker, die ich so zur Verfügung habe, was ein atemberaubendes Klingelkonzert zur Folge hat, welches jeder HiFi- Liebhaber zu schätzen wüssteâ¦ich nicht, ich bin hundemüdeâ¦.zum Frühstück gibt es Nudeln von gestern abend und ein Glas Orangensaft, dazu fachlich ansprechende Kommentare des ARD- Reporters zur MTB- Ãbertragung und ein halbes Glas Fluff! aufâs Toastbrötchenâ¦ich erinnere mich noch an die Dinge, die es noch galt, einzupacken und schreibe lieber alles schnell auf einen Zettelâ¦das sollte mich daran hindern, sämtliche Einfälle sofort wieder zu verdrängenâ¦. gegen 6:00 Uhr ist alles soweit erledigt, ich besteige vollausgestattet mein Ross und begebe mich in Richtung Bahnhof Erknerâ¦.kein Mensch ist auf der StraÃe, der Zug dafür umso vollerâ¦.eine Gruppe fröhlicher Wanderrentner belegt zwei Waggonsâ¦ich beschlieÃe, mich weiter nach vorn zu begeben, um noch etwas Ruhe zu habenâ¦MP3- Ding auspacken undâ¦.geht nichtâ¦naja⦠dann halt schlafenâ¦kurz bevor wir Potsdam erreichen erwache ich wieder aus meinem Dornröschenschlafâ¦.es gieÃt in Strömenâ¦ich kann durch die Fenster kaum den Bahnhof erkennen und der Himmel gelobt nicht wirklich Besserungâ¦.ein monotones Grau breitet sich über mich aus, als ich den RE1 verlasseâ¦Menschen manövrieren Regenschirme oder lustig bunt- gemusterte Jacken über die Bahnsteige nach drauÃenâ¦ich stülpe mir wenigstens meine, von Axl so geliebten, Wollärmlinge über....es hilft wenigâ¦
Auf dem Weg in Richtung Ausgang Babelsberger StraÃe schaue ich mich um, ob eventuell schon jemand zu erspähen ist, noch bin ich ganz allein und beschlieÃe, mich gut sichtbar vor der Tür im Bahnhofsgebäude zu platzieren, nach und nach treffen erst Anto, dann Toni und schlieÃlich Grege einâ¦die Meute sammelt sichâ¦nach deren Vervollständigung fällt die Entscheidung, zunächst erst einmal den örtlichen Bäcker aufzusuchen und die dortigen Verkäuferinnen zunächst vollständig zu überfordernâ¦.auf Grund der momentane Wetterlage war mir das ganz recht und in der Tat, der Regen hat in dieser Zeit ein wenig nachgelassen.
SchlieÃlich geht es los, schnell noch das vollkommen spontane Starterfoto digitalisiert und schon rollen wir zu acht losâ¦anfangs entlang harter, schwarzer Asphaltschlangen mit recht beachtlichem Tempo, bis es letztlich ins Gelände geht, dafür sind wir ja schlussendlich auch alle aufgestanden. Nach kurzer Findungsphase über 50km hat das Tempo angenehme Formen angenommen und die erste Pause steht an, sogar die Sonne hat sich zwischendurch mal an den bedrohlich dreinschauenden Wolkenriesen vorbeigeschoben und uns mit teilweise wohliger Wärme erfreut. Die ersten Seen sind passiert, ein spektakulären Schlammlochsturz gab es auch schonâ¦.eigentlich hätten wir jetzt auch aufhören können, jedoch ging es, mittlerweile nur noch zu siebend, das Tempo war am Anfang tatsächlich etwas hoch, schnurstracks weiter geradeausâ¦es folgen abwechselnd Sand, Geholpere, Wiesen und auch wieder ein wenig StraÃeâ¦ab und zu blitzt zwischen den Bäumen auch einer der für den Weg namensgebenden Seen hindurch, es macht SpaÃâ¦
Irgendwann erreichen wir auch den Treffpunkt für die zweite, etwas gröÃere Pause. Es gibt Pasta..hmmmmâ¦alle müssen aufessen, sonst wird das Wetter schlecht⦠Axl achtet peinlich genau darauf und spricht erste Ermahnungen an die Liegenlasser ausâ¦Sunday braucht eine kleine Unterbrechung, dafür steigt Antje wieder ein. Grege nutzt die Pause um sein Hinterrad zu reparieren und das Navi wieder funktionsfähig zu gestaltenâ¦kurze Zeit später gleitet der Tross auf dem Stück Radweg weiter, nach kurzer Zeit ist klar, dass es hier nicht weiter geht und Grege hat jetzt auch seinen vorderen Reifen geplättetâ¦.der Problemlosigkeit des UST- Systemes zum Danke: Pause.
Nachdem wir einen Teil der folgenden Etappe zurückgelegt haben und CheckB uns schon ungeduldig erwartet, steigt er auch mit ein und begleitet uns über trailige Pfade und -natürlich- wüstenartige Wege einige Zeit, liefert sich dabei mit Basti von hinten witzig anzuschauende Drücker- und Wortgefechte und liefert uns schlieÃlich alle wohlbehalten am nächsten Verpflegungspunkt abâ¦es wird Nacht. Lampen werden montiert, es geht auf breiten Waldwegen weiter in Richtung Bad Saarow/ Scharmützelsee/ Rauener Bergeâ¦es ist meine erste Nachtfahrt überhaupt, ich habe Spaà und bis jetzt keinerlei Problemeâ¦.
Nach Durchquerung der Rauener Berge begibt sich die Fünfertruppe nun in Richtung Fürstenwalde/ Hangelsbergâ¦.an der Spree entlang ist der eigentlich Weg nicht fahrbar, da ungefähr 20cm unterhalb der Wasseroberflächeâ¦wir nutzen den parallel verlaufenden Radweg vorbei an der groÃen Tränke durch Hangelsberg und von dort wieder über breite Wald- und Schotterwege in Richtung Fangschleuse um dort auf den allseits beliebten Löcknitztrail einzubiegen, den Weg kenne ich in- und auswendig und es geht ohne Navigationsprobleme voran, bis wir den Kalksee erreichen, an welchem wir bereits vom Besenwagen und seiner Crew erwartet werdenâ¦auch haben sich zu unserer Ãberraschung Factory, Rahu und puhâ¦ich habâs vergessenâ¦. jedenfalls noch ein/ zwei Leute soweit ich mich erinnern kann, sowie Bastis bessere Hälfte eingefunden. Basti und Coredump entscheiden sich aus ergonomischen (Basti) beziehungsweise physiologischen (Coredump) Gründen zum Ausstieg.
Nach ausgiebiger Nahrungszufuhr setzen wir dennoch, verstärkt durch einige der genannten, die sich den Nightride nicht entgehen lassen wollten, mit CheckB an der Front unseren Weg fort, entlang des Kalksees, am Tagebau Rüdersdorf vorbei in Richtung Stienitzsee, von dort weiter zum Bahnhof Strausberg, wo wir uns, wie angekündigt, von Toni trennen müssen, da dieser am nächsten morgen familiären Pflichten nachkommen muss, schade, denn er wäre sicherlich mit uns bis nach Potsdam durchgefahren. Zur Verabschiedung bleibt nicht viel Gelegenheit, denn die Bahn fährt ein und bekanntermaÃen tut sie das nachts nicht besonders oft in Brandenburgâ¦. Inzwischen habe ich auch den Defekt an meiner Gabel entdeckt und bin entnervt am Pumpen, eine Prozedur, die sich zu meinem Unmut ab sofort des Ãfteren wiederholen sollte. Quasi als kleine Entschädigung montiert mir CheckB währenddessen seine Lupine und nach einiger Zeit begeben wir uns wieder auf die Rösser, wir befinden uns mitten im schönsten Teil des 66 Seen Weges, es geht durch den Gamengrund über teils schöne, manchmal jedoch auch zerstörte Wege in Richtung Bad Freienwalde, das Gelände ist wellig, mir geht es erstaunlicherweise immer noch ganz gut, Sitzprobleme habe ich gar keine, die Beine rotieren noch so, wie sie sollen, allerdings schmerzen meine Hände schon seit Kilometer einhundert merklich, jetzt kommen ab und zu noch Rückenbeschwerden dazu, ich versuche, diese mit anatomisch atemberaubenden Verrenkungen auf dem Rad zu kompensieren, das klappt zunächst ganz gut⦠auch Grege scheint noch gut drauf zu sein, auch wenn er zwischenzeitlich etwas an Tempo herausgenommen hat.
Langsam geht die Sonne auf, der Gamengrund ist passiert, ich pumpe hin und wieder nach und versuche dem Luftverlust durch häufiges Reinknallen des Lockoutes ein wenig entgegenzuwirken, den benutze ich normalerweise nieâ¦
Von der Sonne haben wir nicht lange etwas, es beginnt wieder zu regnen, egal, nass werde ich ja nicht das letzte Mal, der weg wird nun wieder etwas langweiliger, wird aber teilweise noch von einigen schönen Trails und Brückenkonstruktionen durchbrochen. Es regnet. Entlang des Liepnitzsees entscheidet sich mein Magen nun doch dafür, dass meine taktik, alle 20 miuten was trinken, alle halbe Stunde einen Riegel oder eine Banane einschieben nicht das optimum seiner Bedürfnisse darstellt, es rumpelt ganz gewaltig, ich unterbreche die Nahrungsaufnahme für eine Weile und es läuft wieder besser, waren wohl ein paar Riegel zu viel. Es regnet. Nach Durchquerung des Briesetals, einer einzigen Schlammpfütze, legen wir eine letzte gröÃere Pause ein. Es regnet. Je länger die Pause, desto kälter wird einem, daher plädierte ich dafür, diese ab sofort nur noch so lang wie nötig zu gestalten. Mittlerweile habe ich die Handschuhe gewechselt, ich trage nun das Modell âbesonders saugfähigâ, dafür sind die Dinger stärker gepolstert und versprechen leichte Schmerzlinderung in den handgelenken, das Wasser lässt sich einfach herausdrücken. Es regnet.
Es schlieÃt sich nun eine reine Kilometerbewaältigungsstrecke an, abwechselnd Asphalt, Matschwege, Rindenmulch und vollkommen zugewachsene Pfade, die man nur dadurch erkennt, dass das Schilf dort umgeknickt ist, im Wiegetritt kriechen wir dort entlang. Diese Passage ist absolut demotivierend, das baldige Ende treibt mich zum Weiterfahren. Es regnet.
Der letzte Teil ist vorwiegend durch Asphalt und PflasterstraÃen, Wirtschaftswege und wenig Gelände gekennzeichnet, aufgeben lohnt sich nicht mehr, wir sind bald da, es regnet.
Zum Abschluss kämpfen wir uns noch durch Brombeerwucherungen, die mich an das Dornröschen und den damit verbundenen Schlaf vom Vortag erinnern, teilweise ist nur noch laufen möglich, ich bleibe andauernd im Gestrüpp hängen, eine gefühlte Stunde brauchen wir für die paar Kilometerchen am Kanal entlang, bis wir wieder auf festen Pfaden Fuà finden, wir sind da, fast, nur noch wenige Meter durch die Stadt, mir fallen fast die Augen zu, viel länger hätte es nicht dauern dürfen. Es regnet immer noch.
Wir sind da.
Absteigen, Hände schütteln, raus aus den Handschuhenâ¦.Badewannenfeeling, Blabla, Fahrrad verladen, es fängt wieder an zu regnenâ¦.und ab nach Hause. Ich glaube, nach ein paar Minuten bin ich im CheckB- Bus eingepennt und irgendwann wieder aufgewacht, der Regen ist inzwischen ein ausgewachsener Hunde- und Katzen- Falldown..war liefern Axl ab und CheckB schmeiÃt mich noch zu Haus raus, die StraÃen stehen dezimetertief unter Wasser. Ich lege mein Rad in die Ecke, pelle mich aus den Klamotten und nutze die Annehmlichkeiten der Zivilisationâ¦.es hat Spaà gemacht, aber der Weg ist einfach gröÃtenteils, bis auf einige Ausnahmen, nicht schön, daher fällt die Aktion für mich in die Kategorie âMuss man einmal gemacht haben, aber dann reicht es auchâ, Brandenburg hat auch noch andere, schöne Ecken zu bieten.
An dieser Stelle noch mal ein herzliches Dankeschön an alle Mitstreiter, Anfeuerer und vor allem das Supportduo
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