Servus beinander,
nachdem ich mich nun durch die letzten 200 Seiten dieses Freds gekämpft habe (in diesen sonderbaren Zeiten kommt man auf die abstrusesten Ideen) bin ich um einiges schlauer, weil es wirklich sehr kompetente Mitstreiter in diesem Forum gibt (natürlich liest man auch viel Schmarrn, aber das kennt man ja).
Nachdem bereits alles gesagt wurde, nur noch nicht von jedem, muss ich nun auch meinen Senf dazugeben.
Ich fahre die MT5 mit langen Hebeln, die mir sehr gut liegen. Ich fahre viel Streetrial auf einem 26er Hardtail, mein Universalrad (und auf einem 24er Trialbike, das soll aber nicht Diskussiongrundlage sein, auf 24" bremst fast alles gut). Außerdem fahre ich gerne technische und steile Trails, aber auch mal Forstautobahnen. Also sehr unterschiedliche Anforderungen an eine Bremse.
Die Bremswirkung und Dosierbarkeit der MT5 sind über jeden Zweifel erhaben mit 203er
Shimano RT66 Vollstahl vorn und 180er
Tektro uralt Scheibe hinten. Nie überhitzte
Bremsen, auch nicht im Karwendel, null Fading (das will ich nur betonen, weil ganz sicher als nächstes ein Kommentar kommt, ich wäre lebensmüde mit nur 1,8 mm Scheibendicke...
)
Das typische Gluckern mit den 9.P Belägen hatte ich selbstverständlich auch, klingt exakt wie bei dem Video von Fabio Wibmer beim Stoppie-Contest (MTB Car Park Challenges II |SickSeries#45)
Die 9.P. Beläge sind sehr bissig und "sticky", daher machen die bei niedrigen Geschwindigkeiten schnell zu. Ideal für Streetrial. Hinten habe ich sie belassen, da stört mich das Gluckern nicht und hier brauche ich im Stand maximale Bremskraft, z.B. für Backhops.
Vorne hat das genervt, vor allem bei Stoppies u.a., und seitdem fahre ich vorn die
9.C (Comfort) Beläge.
Fazit:
- Es herrscht nun Ruhe
- Dosierbarkeit bei niedrigen Geschwindigkeiten herausragend
- Bremskraft bei niedrigen Geschwindigkeiten vollkommen ausreichend, aber nicht ganz so spektakulär
- Bremskraft bei hohen Geschwindigkeiten identisch mit den Performance-Belägen. Insgesamt sehr gut
Zu letzterem Ergebnis kommt auch der
Bremsbelag-Test im
bike-Magazin von 2017, wo der vergleichbare 7.C. Belag sogar geringfügig höhere Bremskräfte erzeugte als der 7.P Belag (352N zu 349N) und sogar standfester war.
Der Performance Belag ist eher ein
Blender. Er wirkt aus dem Stand extrem kraftvoll, eben weil er so "sticky" (klebrig) ist. Daher kommt ja der bekannte slip-stick-Effekt, ergo das Gurgeln, Stottern, Rattern oder wie man es nennen mag (wenn man seine Hand über eine glatte Tischplatte schiebt, kann man nachvollziehen, was ich meine: Es kann Ruckeln). Je bissiger der Belag, desto wahrscheinlicher der Effekt. Hatte ich auch schon beim wirklich grandiosen TS-Power an einer anderen Bremse (
Shimano-Beläge z.B. sind da sehr viel gutmütiger, aber auch wesentlich zahmer.)
Ich habe 9.C und 9.P im mehrfachen Wechsel gegeneinander getestet und habe daher einen
einigermaßen objektiven Vergleich zwischen den beiden (so schwierig ist der Belagwechsel nun auch wieder nicht
).
Laut
bike ist der Verschleiß am .C Belag höher,
Magura sagt niedriger. Das kann ich nicht beurteilen, mir ist hier kein großer Unterschied aufgefallen.
Marketingtechnisch ist der Name
Comfort als Belag für eine Hochleistungsbremse wie der MT5 natürlich ungünstig.
Noch ein Thema:
Schleiffreiheit
Meine
Bremsen schleifen fast immer ganz leicht. Der Bremsspalt von einem Zehntel Millimeter beidseitig ist schon sehr wenig. Welche Scheibe läuft schon völlig ohne Schlag? Mir jedenfalls ist das ständige Ausrichten seit jeher zu nervig.
Wenn ich aber das Schleifen nicht
höre, ist mir das völlig wurscht. Seit ich die Kanten der Beläge leicht mit 45° anfase (Achtung: man verliert nennenswert nutzbare Belagfläche?) gibt es keine Kratzgeräusche mehr und das Schleifen wird locker von der Windgeräuschen der Abfahrt übertönt.
Grüße und schöne Feiertage, radeln darf man ja noch...