Ruf nach Wald-Maut
Kein verfrühter Aprilscherz: Wer die Wälder in Nordrhein-Westfalen nutzt, muss möglicherweise Eintrittsgeld bezahlen. Weil das Land künftig den privaten und kommunalen Waldbesitzern die bisher kostenlosen Dienstleistungen in Rechnung stellen möchte, wollen diese bei kommerziellen Veranstaltungen eine "Waldmaut" erheben.
Veranstalter von Waldläufen oder Radtouren, Nordic-Walking-Gruppen, Mountainbike-Fahrer, aber auch geführte naturkundliche Wanderungen müssten dann künftig als Kostenbeteiligung eine Art Kurtaxe bezahlen.
Seit 1970 ist im Landesforstgesetz für jedermann gesetzlich garantiert, den Wald zu Erholungszwecken zu betreten. Deswegen müssen auch die über 150 000 privaten Waldbesitzer in NRW ihre Wälder zugänglich machen und dürfen ihren Forst nicht einzäunen. Als Gegenleistung für den Eingriff ins Private galt jahrzehntelang ein Konsens: Waldbesitzer erhalten kostenlose Serviceleistungen durch den Landesbetrieb Wald und Holz, etwa das Einsammeln von Müll oder die Beseitigung von Schäden durch Erholungssuchende.
Diese Leistungen wollen CDU und FDP künftig kostenpflichtig machen. Im Zuge des Haushaltsbegleitgesetzes, das in diesen Wochen im Landtag beraten wird, soll dazu das Landesforstgesetz geändert werden.
Der Waldbauernverband NRW will in diesem Fall auf finanziellen Ausgleich pochen. "Für diejenigen, die den Wald in besonderer Weise in Anspruch nehmen, verlangen wir eine Kostenbeteiligung", sagte Geschäftsführerin Heidrun Buß-Schöne zur WAZ. "Wir rütteln damit weder am freien Betretungsrecht, noch stellen wir am Waldsaum Kassenhäuschen auf."
Naturschützer indes fürchten dennoch eine Bevormundung der Bürger: "Es kann nicht sein, dass an Natur interessierte Bürger etwa für den Besuch eines Waldlehrpfades Eintritt bezahlen müssen", sagte Josef Tumbrinck, Vorsitzender des Naturschutzbundes NRW, zur WAZ. "Das ist ein Rückschritt in feudale Verhältnisse." (Jürgen Polzin)