Hallo,
hier der Tourbericht von der Unstuttour von der Quelle bis zur Mündung an einem Tag.
Die Idee dazu hatte ich im vergangenen Herbst gehabt. Der Zeitpunkt sollte eigentlich die kürzeste Nacht im Jahr sein, musste dann aber um eine Woche auf dem 29.06. verschoben werden.
Die Startzeit 23:45 Uhr musste ich aufgrund des Fahrplans der DB wählen. Jetzt nach der Tour muss ich sagen, es war genau der richtige Startzeitraum. Im LMB hatte sich ja kein Mitfahrer gemeldet, dafür waren vom White-Rock-Tourenteam der Marko und der Roland sowie der Peter mit von der Partie. Aus dem Eichsfeld hatte noch Ohmtroll seine Bereitschaft erklärt.
Seit dem Donnerstag habe ich diverse Wetterseiten im Netz verfolgt, wie sich die Wetterlage auf der Tour so entwickeln würde. Anfangs sah es nicht gut aus, Gewitter und Regen in der Nacht. Der letzte Blick in die Wetterlage war dann am Freitagnachmittag, die sagte leichten Regen bis 05:00 Uhr voraus, danach Sonne und ab 14:00 Uhr für die Zielregion wieder Regen und Gewitter. Also versuchte ich ein wenig vorzuschlafen, was mir eigentlich nicht so richtig gelang, es war nur ein Dahindösen, schlieÃlich gab ich es auf und packte meinen Rucksack.
Pünktlich um 20:36 Uhr rollte dann auch der Zug von Halle nach Erfurt in den Bahnhof ein. Die Luft war sehr schwül und man transperierte schon im Ruhezustand. In Merseburg Nord hielt der Zug wie gewöhnlich, dann kam eine Durchsage, dass sich die Weiterfahrt wegen eines Fahrgastes verzögern wird
. Wenig später ging ein Fahrgast, gefolgt von der Zugbegleiterin, durch die Waggons und entschuldigte sich für das nicht Weiterfahren. Der Fahrgast wollte den Zug nicht verlassen, wie ich den ÃuÃerungen der Zugbegleiterin entnehmen konnte. Nun das konnte ja noch lustig werden, da in Erfurt die Zeit zum Umsteigen nur 24 Minuten betrug
. Nach 5 Minuten hatte sie es wohl geschafft den Fahrgast zum Aussteigen zu bewegen und die Reise ging weiter. In WSF stieg der Marko dazu und in LeiÃling noch der Peter. Ab Naumburg wurde das Radabteil mit einem Mal gefüllt. Studenten hatten wohl einen Ausflug gemacht, es war kaum noch Platz im Radabteil. In Apolda dann der zweite Schock, unser Zug musste auf einen verspäteten ICE warten
. Die Zeit für das Umsteigen reduzierte sich unaufhörlich. Als die Zugbegleiterin uns sah, erinnert sie sich an meine Frage beim Einsteigen in Merseburg, wenn die Weiterfahrt ab Erfurt nach Silberhausen geht. Sie rief sofort ihren Dispatcher an, den Zug nach Leinefelde zu informieren, dass noch 5 Fahrgäste kommen würden
. Wir erreichte unseren Zug aber noch pünktlich und konnten auch pünktlich mit der Privatbahn abfahren, es war der letzte Zug in Richtung Silberhausen. Der Fahrplan irritierte mich dann aber ein wenig. Ich hatte mir die Haltepunkte ab Erfurt bis Silberhausen von der Webseite der DB notiert. Da kam nach Mühlhausen dann als nächste Station Silberhausen, aber in der Realität war es ein wenig anders, es lagen noch zwei Haltepunkte dazwischen und eine Stationsanzeige in dem supermodernen Triebwagen gab es nicht. Eine nette junge Dame half uns weiter, sie stieg auch dort aus. Mit 4 Minuten Verspätung trafen wir am Bahnhof Silberhausen ein. Als Erstes das Navi ein, die Satelliten waren auch schnell gefunden, dann noch die Beleuchtung des Navi auf 55% und Dauerlicht eingestellt und schon konnte es losgehen. Vom Bahnhof ging es erst einmal in einer schnellen Abfahrt nach Silberhausen und auf der L2041 nach Westen weiter bis nach Dingelstädt. Ab Dingelstädt folgten wir dann der Ausschilderung entlang der Unstrut bis nach Kefferhausen. In Dingelstädt am Radweg erwartete uns dann der zweifache Paris-Brest-Paris Randonneur Roland.
Er hatte die Tour als Trainingstour genutzt und ist kurz vor Mittag mit dem Bike von WSF bis zur Quelle gefahren. Also hatte er schon gute 208 km in den Beinen. Er führte uns dann auch sogleich zur Quelle. Hier wartete dann der fünfte Teilnehmer Ohmtroll auf uns, der kurz vor uns eingetroffen war.
Vom Bahnhof bis zur Quelle sind es genau 6,15 km. Vor der Quelle, bei fast Vollmond und Wolken ein Gruppenfoto
und dann ging es in die Startposition. Die Ablauflinie, 5 Meter hinter der Quelle, wurde genau um 00:15 Uhr überschritten
.
Es ging wieder retour durch Kefferhausen, von den Gästen einer groÃen Feier in Kefferhausen Gaststätte â Zur Unstrutâ wurden wir ein wenig ungläubig angeschaut, aber man wünschte uns eine gute Reise. So eine Nachtfahrt über eine lange Zeit war ja für mich auch eine neue Erfahrung, die 1,5 Stunden Nachtfahrt um den Geiseltalsee waren ja zu dieser Tour nur ein Klacks.
Bis Silberhausen waren die StraÃen noch gut ausgeleuchtet, dann wurde es allerdings anders. Der Weg war dann in tiefer Dunkelheit getaucht, der aber von unseren lichtstarken Lampen gut ausgeleuchtet wurde.
In Ohmtroll hatten wir ja auch einen einheimischen Führer gefunden und der Roland hatte die Strecke ja auch vor wenigen Stunden erst, aber in der anderen Richtung, gefahren. Hinter Dachrieden rollten wir in das sehr schöne Reisersche Tal ein. Hier macht die Unstrut einen Bogen, leider sahen wir nicht viel von der Schönheit des Tales. So gegen 01.30 Uhr erreichten wir Ammern, kurz vor Mühlhausen. Den Abzweig durch die Sachsensiedlung haben wir wohl verpasst, gelangten aber in Höhe der Ammerschen LandstraÃe wieder auf den Radweg. Ab Bollstedt, nach Mühlhausen machte sich der Schlafentzug langsam bemerkbar. Ich musste mich mehr konzentrieren, die Geschwindigkeit lag so zwischen 20 und 27 km/h. Nach 42 km, so um 02:30 Uhr erreichten wir Thamsbrück. Hier steppte noch der Bär beim dortigen Dorffest. Wir mussten höllisch aufpassen, als wir an den Gruppen von fröhlich feiernden Festteilnehmern, die sich auf dem Nachhauseweg befanden, vorbeifuhren. Am östlichen Ortsausgang in Höhe der Teichmühle genau um 02:55 Uhr dann ein kurzer Stopp, beim Peter hatte sich die Lampe vom Lenker gelöst.
Für uns gleich ein wenig Zeit dem Körper wieder einen Riegel oder Bananen zukommen zu lassen
.
Die Halterung war defekt, vor Ort nicht reparabel
. Also Lenker und Lampe fest mit der Hand umklammert und ab ging es in das Unstruttal zwischen Nägelstedt und Grossvargula. Hier hieà ordentlich aufpassen, konnte doch plötzlich ein Waldtier unseren Weg kreuzen. Nach 60 Kilometern erreichten wir die Höhe östlich Grossvargula, es wurde merklich heller und Peter konnte seine Lampe verpacken.
Beim Kilometer 63,4 km erreichten wir Herbsleben, am dortigen Bahnübergang noch mal eine körperbedingte Pause, dabei sahen wir in einiger Entfernung vor uns, grobe Richtung Erfurt und Stotterheim Wetterleuchten und eine äuÃerst dunkle Wolke. Es sah nicht gut aus
. Ein Blick auf meine Kilometrierung zeigte mir auf den nächsten Kilometern Ortschaften in kürzerer Entfernung voneinander. Also ging es weiter, immer ein kurzer Blick auf die Wolke gerichtet. Da es heller wurde, pegelte sich die Tachonadel jetzt so zwischen 25 und 27 km/h ein. Ich hatte für diese Tour mein Trekkingrad mit der NuVinci N360 gewählt, für gerade flache Strecken ideal, aber an den Anstiegen eben nicht so toll. Nach weiteren 10 km erreichten wir Hassleben, den ungefähr südlichsten Punkt der Strecke, ab jetzt ging es hoch nach Nordosten. Die Wolken verzogen sich wieder, wir hatten wahrscheinlich die nördliche Grenze des Wolkengebietes passiert gehabt. Am Ufer der Unstrut rollten wir jetzt bis Sömmerda. Nach 89 km erreichten wir den Ortseingang von Sömmerda, das Unstrutwehr Riedtorstrasse.
Durch Bauarbeiten im Bereich des Radweges mussten wir uns ein den Weg durch den Ort suchen und erreichten den Radweg wieder in Höhe des Stadtparkes. Wir folgten jetzt wieder, hart am rechten Unstrutufer, den Lauf des Flusses nach Norden. Die Angler schiefen noch alle in ihren Zelten, das Lagerfeuer glimmte noch sachte vor sich hin. Als wir nach 102 km in die Ortschaft Büchel einrollten, fing es an zu tröpfeln
. Ein Blick rückwärts verhieà nichts Gutes, dicke dunkle Wolken kamen auf uns zu. Also hieà es Ausschauhalten nach einem geeigneten Platz zum Anlegen der Regenausrüstung. Einen Kilometer hinter Büchel, bei stärker werdenden Regen, erreichte wir die Lossa. Hier stand eine Schutzhütte, nichts wie rein und erst einmal untergestellt
.
Mittlerweile war das Gewitter schon bedrohlich nahe herangekommen, so beschlossen wir um genau 05:50 Uhr das Gewitter in der Schutzhütte abzuwarten. Der Himmel öffnete seine Schleusen und schickte das Wasser kübelweise auf unsere Hütte herab, aber sie war dicht, es blitzte und krachte nur so um uns herum.
Aber auch dieses Gewitter war mal zu Ende. Wir zogen dann nach 40 Minuten Zwangspause unsere Regenüberschuhe an und setzten die Fahrt in Richtung Heldrungen Bahnhof weiter fort.
Der Kiosk am Bahnhof Heldrungen hatte noch geschlossen, war ja auch kein Wunder die Uhr zeigte ja erst so 06:50 Uhr an. Weiter ging es auf dem Radweg am Naturschwimmbad Heldrungen vorbei, hier waren klar die im Vorteil die Schutzbleche hatten. Am Ortseingang von Brettleben noch einmal einen Halt, die Sonne schien jetzt schon ordentlich, also Regenschuhe, Ãrmlinge und Windjacke ausgezogen und wieder verpackt.
Als wir nach 116 Kilometern in Brettleben einrollten, bemerkten wir einen Einkaufsladen, der schon geöffnet hatte
. Die SüÃmäuler enterten sofort den darin befindlichen Bäcker und lieÃen sich die Eclairs schmecken
. Nach der Stärkung rollte es noch einmal so gut und wir kamen zügig voran,
die Luft wurde auch immer schneller wärmer. Nach 148 km erreichten wir dann Memleben und fuhren durch das dortige, von rotem Sandstein geprägte, Unstruttal
nach Nebra. Ab Nebra konnten wir dann auf den neu gebauten Radweg bis Reinsdorf weiter rollen. Um 09:35 Uhr erreichten wir endlich den Imbiss in Karsdorf und legten hier unseren Verpflegungshalt mit dem Verzehr von isotonischen Getränken ein.
Die letzten 25 km bis zur Mündung vergingen wie im Fluge.
Gegen 11:25 Uhr erreichten wir das Ziel, den Biergarten an der Unstrutmündung nach guten 188 km und einer reinen Fahrzeit von 8 Stunden und 42 Minuten, bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 21,5 km/h.
Unser Randonneur Roland hatte jetzt schon 401 Kilometer auf dem Tacho und war noch nicht zu Hause angelangt, ich kann nur sagen Hut ab von dieser Leistung
. Hier dann Tourende nach einer interessanten und schönen Fahrt mit äuÃerst netten Mitfahrern
. Danke es hat Spaà gemacht, mit euch die Tour zu fahren. Ohmtroll und ich setzten dann mit der Saalefähre über und fuhren zum Bahnhof Naumburg weiter, wo wir uns dann von der DB in unsere Heimatorte fahren lieÃen. Zu Hause angekommen dann unter die Dusche und nach einem Bier konnte ich die Augenlieder nicht mehr so richtig offen halten. Gegen 21:00 Uhr erwachte ich dann wieder aus dem Tiefschlaf mit einer Idee für die nächste lange Tour in 2013
.
Strecke hier:
http://www.gpsies.com/map.do?fileId=mavuhrheovzreeae