... es ist mal wieder Sonntag und ich bin mal wieder zurück in Berlin nach einem kurzen aber sehr intensiven und aufregendem Wochenende. Momentan stehe ich noch voll unter dem Eindruck der Ereignisse der letzten 3 Tage.
Aber wie immer eins nach dem anderen ...
Das SalzkammergutRennen begann für mich ja eigentlich bereits am letzten Wochenende mit meiner Irsinnsidee eventuell auch die 200er Runde zu fahren. Am Anfang der Woche sahen die Wetterprognosen ja recht vielversprechend aus und da sich auch niemand weiter zu Grege gesellen wollte dachte ich mir es wäre doch ne nette Geste Grege wenigstens auf den ersten Metern moralische Unterstützung zu leisten. Die Zacken im Höhenprofil sehen am PC ja auch nicht soooo schlimm aus wie sie in Wirklichkeit sind ...
Zum Glück war der Wettergott mal wieder auf meiner Seite und stellte die Weichen mit dem angesagten Dauerregen mit Gewitterzuschlag schon am Donnerstag auf "nochmal nachdenken". Nachdem ich dann noch auf dem Weg von Bad Goisern nach Gosau auch noch Live miterleben durfte wie beeindruckend so ein Gewitter mit häääftig Wind, Hagel, Blitz und Donner in den Bergen sein kann waren auch bei mir die letzten Zweifel beseitigt.
Des weiteren wäre ich inzwischen auch der einzigste MME Freundeskreis-Starter über die 210km Runde gewesen. Es sollte also auch dieses Mal für mich wie bei den anderen MME Rennen auf die 100er Runde gehen.
Nach einem schönen entspannten gemeinsamen Frühstück in unserer Ferienwohnung begannen die letzten Startvorbereitungen und eine Stunde vor dem Start rollten wir die 20km von Gosau nach Bad Goisern mit dem Rad hinunter. Runterrauf übernahm die Verantwortung für das Textilshuttle welches wir in Anbetracht der vorhergesagten Wetteraussichten kurzfristig noch im Zielbereich platzieren wollten.
Am Start wurden wir - etwas überraschend - Leistungsgerecht aufgeteilt. Die MME Fahrer wurden mehr oder weniger (zum Teil auch mit Hilfe des Zufalls) aber trotzdem stimmig nach den Ergebnissen der letzten Rennen unfreiwillig im Starterfeld verteilt. Bei mehr als 1400 Startern läuft halt nicht immer alles wie bei einem kleinen Rennen. Allerdings haben wir es trotz der Massen sogar geschafft SPunkt zwei Mal ohne Verabredung zu treffen. Es geht also ...
Ich startete also gemeinsam mit Grege und Schmadde und pünktlich zum Start begann es natürlich zu regnen. Das Rennen begann also perfekt

Dafür, dass 1400 Mountainbiker auf einmal versuchten loszufahren verlief der Start wirklich reibungslos. Ich kam relativ gut weg und die Tortur begann ...
Die Strecke führte direkt aus Bad Goisern über Asphalt in den Wald und kurz hinter dem Ortsausgang in den ersten langen Anstieg. Direkt hinter dem Ortsausgang kam auch schon Grege von hinten angebraust. Ich wollte diese Einladung natürlich nicht ausschlagen und heftete mich direkt an sein Hinterrad auch wenn ich das Rennen ursprünglich mal wieder ruhiger angehen wollte.
Da wir direkt nach dem Start von knapp 500HM direkt auf den Raschberg mit fast 1400HM geschickt wurden ging es gleich richtig zur Sache. Schweigend nach Luft japsend und den Regen verfluchend versuchte ich an Greges Hinterrad zu bleiben. Auch der 180er Puls auf meinem Display konnte Grege nicht dazu veranlassen langsamer zu fahren ... Wie auch? Er wusste ja nicht welche Zahlen auf meiner Anzeigetafel leuchteten und selbst wenn hätte ich sicher keine Schonung erwarten dürfen. Das erste Drittel des Anstiegs auf Asphalt verlief recht reibungslos und man wurde schon mal schön vorgeflutet bevor dann auch der Schlamm noch mit ins Spiel kam.
Nachdem wir den Asphalt hinter uns gelassen hatten führte die Strecke über einen Schotterweg welcher später in einen schönen schlammigen und rutschigen Trail für max. 2 Fahrer nebeneinander überging. In dieser Phase hatte Grege ein wenig Pech mit seinen Vorderleuten so das ich auf einmal wieder vor ihm unterwegs war. Da ich meinen Rhytmus beibehalten wollte und mehr mit mir selbst und dem Schlamm beschäftigt war fuhr ich einfach immer weiter in Richtung Himmel. Irgendwann bin ich dann auch oben angekommen und es ging auf eine mehr oder weniger Halsbrecherische Schotterabfahrt.
Froh den ersten großen Anstieg in etwas mehr als einer Stunde geschafft zu haben legte ich an der ersten Verpflegung nur einen kleinen Zwischenstopp ein und versuchte nicht wieder so viel Zeit mit Pausen zu vertrödeln. Der Regen hatte inzwischen aufgehört und ich hoffte darauf, dass dieser Zustand so lange wie nur irgendmöglich anhielt. Nach der Verpflegung ging es direkt in die nächste 300HM Steigung und meine Schaltung sendete erste Schlamm-Überlastungsanzeichen. Oben angekommen ging es mehrheitlichen über breite Schotterpisten zum ersten Highlight "Ewige Wand". Vor dem Highlight gab es noch eine schöne Schlammpassage mit Schlamm bis zum Knöchel dafür aber schön steil und ordentlich rutschig.
Die "Ewige Wand" war echt schön aber leider habe ich außer den vielen vollautomatisch auslösenden Fotoapparaten nicht viel davon mitbekommen. Es durfte ja nicht getrödelt werden.
Diesem Highlight sollte auch gleich das nächste folgen ... ein schöner schlammiger Singletrail welcher meinen RacingRalph auf dem Vorderrad seine Grenzen aufzeigte und mich schlussendlich auch endgültig herrlich einsaute. Und das alles bei meiner Vorliebe für Schlamm ...
Zur Belohnung für die überstandenen Unannehmlichkeiten folgten nun ein ca. 30km langes Teilstück mit nur minimalen Anstiegen und größtenteils an einem schönen See entlang. Nachdem ich für meine Verhältnisse wieder einen Blitzstop an der Labestation eingelegt hatte machte ich mich daran mir ein schönes Hinterrad zu suchen welches mich möglichst schnell in Richtung Rossalm bringen sollte wo bereits der "Anstieg des Tages" mit ca. 1000HM wartete.
Gerade als ich mich noch so einsortierte und ein wenig rumprobiere kam von hinten auf einmal der Grege-Express angedüst. In diesem Stadium noch zu zweit bzw. mit mir bereits zu dritt ging es mit mehr als 30km/h in Richtung Bad Goisern und dann weiter Richtung Hallstadt. In relativ kurzer Zeit formierte sich eine Gruppe von ca. 8-10 Fahrern die recht gut funktionierte. Zwischenzeitlich wurde das Tempo dann auch auf über 37km/h angezogen.
Kurz vor Hallstadt mussten wir auf einmal über ein paar Minihügel und die Gruppe wurde gesprengt und Grege war auf einmal ein paar hundert Meter vor mir und drohte zu entwischen. Ich mobilisierte alle Kräfte die mir noch zur Verfügung standen und schaffte es wieder aufzuschließen. Am Ende waren von der Gruppe nur noch Grege und ich übrig geblieben. Grege entwischte mir bei den kleinen Anstiegen noch zwei mal ich konnte aber glücklicherweise immer wieder aufschließen.
Zum Glück näherten wir uns endlich dem nächsten Verpflegungspunkt und eine kleine Pause sollte mir gut tun. Als wir am Verpflegungspunkt in Hallstadt ankamen wartete schon die nächste Überraschung auf mich. Auf einmal wurde ich von Runterrauf begrüßt. Ich konnte es gar nicht glauben und dachte ernsthaft ich träume ...
Eine Schnellbetankung der Getränkeflaschen, Schaltwerksreinigung mit Hilfe eines Gartenschlauchs und einer Bananenorgie mit einigen Keksen später schaute ich mich um und konnte weder Grege noch Runterrauf entdecken also machte ich mich sofort auf den Weg um wieder mal die Verfolgung aufzunehmen. Ich fluchte und bereute es nicht besser aufgepasst zu haben. Ich musste also wieder mal hinterher fahren. Ein paar Kilometer später und schon wieder völlig ausgepumpt musste ich einsehen, dass ich so einfach nicht aufschließen würde und stellte mich schon darauf ein beide erst wieder im Ziel wiederzusehen. Ich konzentrierte mich daher auf den Anstieg auf die Rossalm welcher nun unmittelbar bevorstand.
Inzwischen hatte sich auch die Sonne ihren Weg durch die Wolken gebahnt und es gab massenhaft blauen Himmel und es wurde urplötzlich extrem heiß. Ich entschloss mich daher eine Textilpause einzulegen und vom Schlamm auf das Sommerprogramm umzuschalten. Als ich gerade dabei bin mich umzuziehen und für den Rossalm-Anstieg zu präparieren kommt plötzlich Runterrauf den Berg hochgefahren. Ich war total perplex ... warum die ganze Hetzerei und das Sinnlose verballern der eh schon knappen Kräfte? Da meine Textilpause ein wenig länger gedauert hatte war ich mal wieder in der Rolle des Jägers. Dumerweise war der Anstieg superlang und selbst ein halbes km/h mehr war für mich nicht zu machen
Ich musste mich also gedulden und darauf hoffen auf der Abfahrt vielleicht ein paar Sekunden gutzumachen und irgendwie wieder ranzukommen. Darauf zu spekulieren, dass Grege der ja als Schnellstarter bei Pausen bekannt ist noch hinter mir sein würde erschien mir aussichtslos und wie sich später im Ziel herausstellen sollte hatte ich auch Recht damit. Ich kämpfte mich also die ganze Zeit an Runterrauf denkend mit 5,5km/h den Anstieg hinauf. So schnell wollte ich mich ja nun nicht geschlagen geben. Auch die Information an der nächsten Verpflegungsstation, dass es "nur" noch 6km bis zum Gipfel sind konnten mich nicht davon abbringen, dass ich unbedingt wieder aufschließen wollte. Ich nutzte jede Möglichkeit auf das mittlere (vordere) Kettenblatt zu wechseln um so schnell wie möglich auf diese blöde Alm zu kommen.
Ohne es richtig bemerkt zu haben wurde mir plötzlich klar: wir hatten heute unsere eigenes Rennen am laufen ... und es hat riesigen Spaß gemacht.
Wie ich mich so in Gedanken versunken - fluchend - den Anstieg raufquäle glaubte ich auf einmal schon wieder zu träumen ... ich sehe Runterrauf schiebend vor mir. Ich schaue nochmal genau hin aber es stimmte tatsächlich. Ich wollte wissen was los war und fragte ob ich irgendwie helfen kann. Aber Runterrauf hatte anscheinend nicht seinen besten Tag erwischt. Ich fuhr also weiter und war plötlich wieder vor ihm. Ich sehnte endlich die Abfahrt herbei und versuchte möglichst viel zu trinken als ich plötzlich bemerkte, dass ich die etwas steileren Stücken zu schnell gefahren war und mich dabei übernommen hatte. Zu allem Unglück war Runterrauf urplötzlich wie aus dem nichts von den Toten auferstanden und flog förmlich in gewohnter Geschwindigkeit an mir vorbei in Richtung Gipfel als hätte es nie eine Schwächephase gegeben.
Da Stand ich nun und musste mal wieder schlucken ... und versuchte mit aller Kraft den Abstand nicht größer als 200m werden zu lassen um dann auf der Abfahrt das Loch eventuell wieder zufahren zu können. Mit letzter Kraft rettete ich mich auf den Gipfel und auch Runterrauf war nicht allzuweit entwischt. Mit etwas Glück konnte ich das Loch bis zur folgenden Verpflegung tatsächlich wieder zufahren und mich durch einen Blitzstop wieder vor Runterrauf setzen. In der folgenden Abfahrt versuchte ich möglichst viel Vorsprung herauszufahren, da ich am Berg eindeutig viel langsamer unterwegs war. Nach dem 1000HM Anstieg ging es erstmal genüsslich talwärts und der Kilometerzähler sprang fröhlich und endlich mal auch in einem angemessenen Tempo der 110er Marke entgegen. Die Abfahrt war aber alles andere als entspannend. Ich nutzte jede Möglichkeit Tempo zu machen und musste höllisch aufpassen mich nicht zu verbremsen.
Ein Traumweg an einem schönen Bergsee (angeblich mit Blick auf den Dachstein), eine Hochgeschwindigkeitsabfahrt auf Asphalt und die Fahrt durch ein Festzelt rundeten die Abfahrt ab. Bei der Verpflegungstation welche in einem Festzelt aufgebaut war und durch welches auch die Strecke führte schnappte ich mir auch nur ein Lebkuchen um sofort wieder weiterzufahren.
Dummerweise wars das erstmal mit dem Abwärts fahren und der letzte größere Anstieg des Tages wartete noch auf mich. Zu allem Überfluss hatte sich inzwischen die Sonne wieder verabschiedet und dunkle Gewitterwolken waren aufgezogen. Nachdem ich die ersten Regentropfen noch ignoriert hatte entschloss ich mich dann doch wieder die Jacke anzuziehen und legte im Anstieg auf die Schäferalm den zweiten und letzten "Textilstop" des Tages ein. Als ich mich wieder auf den Weg machen wollte kam mir auch schon ein etwas erschrocken schauender Runterrauf entgegen gefahren. Er dachte, ich hätte mal wieder ne Panne ... dem war aber nicht so. Der Vorsprung war futsch, ich war platt und dafür mal wieder im Anstieg *kotz*
The Race goes on ...
Die Ausgangslage war also wieder die gleiche - nur der Weg ins Ziel war nicht mehr so weit. Unvermittelt stoppte Runterrauf und sagte er bräuchte eine Pause ... Ich hatte damit überhaupt nicht gerechnet zumal ich auch ziemlich am Ende war. Ich versuchte konstant weiterzufahren um die Gelegenheit zu nutzen und wieder mal einen kleinen Vorsprung herauszufahren.
Ich verfluchte diesen Anstieg und kämpfte mich immer weiter nach oben. Ein Blick zurück - kein Runterrauf zu sehen. Allerdings wie schon mehrfach an diesem Tag war das kein Grund sich in Sicherheit zu wiegen. Wie schon so oft kam Runterrauf auch dieses Mal - quasi aus dem nichts - urplötzlich kurz vor dem Gipfel wieder hinter mir zum Vorschein und die letzten und recht steilen letzten 500m zum Gipfel lagen noch vor uns. Ich rechnete jeden Moment damit überholt zu werden.
Ich überlegte denn eigentlich konnte ich nicht mehr und wollte absteigen und weiterschieben aber ich wusste, wenn ich hier absteige gibts wieder nen sehr großes Loch zum zufahren. Ich versuchte also weiter meinen Rhytmus zu fahren und als ich oben angekommen und noch nicht überholt war schaute ich mich kurz um und konnte sehen, dass ich komischerweise wieder ca. 150m vor Runterrauf war.
Ich überlegte kurz ob ich warten sollte entschloss mich aber fast im gleichen Moment dafür weiterzufahren.
Die folgende Abfahrt war für mich persönlich die schönste des Tages und das nicht nur wegen der Bachdurchfahrten und der Zielnähe. Ich war jetzt vollständig vom Rennfieber gepackt und fuhr so schnell es ging. Dabei hatte ich auch ne Menge Spaß beim überholen der anderen und bei der Bewältigung des Weges welcher bei Topspeed durchaus eine Herausforderung darstellte.
Ausserdem wollte ich mich nicht nochmal von Runterrauf einholen lassen.
Nach der Trailabfahrt ging es noch ein Stück über die Straße um dann nochmal gemein über einen Minihügel durch den Wald geführt zu werden. Auf der folgenden Abfahrt hätte ich mich noch fast in den Abgrund verbremst aber dannach war ich zum Glück wieder wach. Die letzten Meter ins Ziel waren mehr oder weniger komplett über Asphalt geführt und bei teilweise 40km/h wieder eher ein Vergnügen für mich. Netterweise gabs auch noch ne Schlammpackung und noch nen Minihügel auf dem Weg ins Ziel. Nachdem ich in einer Kurve nochmal ne Schrecksekunde zum Glück ohne ernstere Folgen zu überstehen hatte ging es dann nach fast 7:30h endlich ins Ziel.
Rückblickend muss ich sagen, dass es mir riesigen Spaß gemacht hat und ich war mehr als überrascht, dass es bei mir so gut lief. Das ich am Ende nur 8 Minuten auf Grege und - Dank Runterraufs Großzügigkeit und Bummelei unterwegs - 3 Minuten vor ihm im Ziel sein durfte war so niemals für mich zu erwarten gewesen und hat mich selbst am meisten überrascht.
Ich freu mich schon auf den Hochgeschwindigkeitskurs in Seiffen in 3 Wochen.
Mal sehen, ob ich bis dahin den Dreck von meinem Fahrrad entfernt bekomme und auch die Schaltung nicht länger böse mit mir ist.
Es war einfach nen geiles Rennen, super organisiert, super Leute am Start, Super Zuschauer und Super MME Mitfahrer.
