Schönen Sonntag Zusammen,
die Renovierung meiner Garage hält mich derzeit recht effektiv von der Reparatur des Fahrrades ab.
Diesen denkbar ungünstigen Zeitpunkt habe ich mir selber auferlegt, denn eigentlich will ich nichts lieber machen, als das krumme, edle Blech wieder in Ordnung zu bringen. Ich benütze dieses Bedürfnis um die Motivation für die schwere Drecksarbeit in meiner Garage aufzubringen. Frei nach dem Motto "Du darfst erst an das Bike wenn der Estrich raus ist".
Bei allem Sport, sowas macht mir auch Spaß und ab und zu muss ich auch wieder solche Arbeit machen.
Was für einen Gegensatz für einen Leichtbauer, jahrelang um jedes Gramm kämpfen, um dann 7,5 Tonnen Estrich klein zu kloppen und in Eimern abzutragen. Mein Abbruchhammer ist deutlich schwerer als mein Fahrrad. Was mir dabei stinkt, sind die dünnen Radfahrer-Arme, die ich mir in den letzten Jahren antrainiert habe. Auch dagegen galt es was zu unternehmen und ich versichere euch, Estrich-Pumpen ist genau so wirksam wie Eisenpumpen.
Hier sieht man 7,5 Millionen Gramm Material , geil sowas in einem Fahrradforum zu posten.
Das entspricht etwa dem Gewicht von tausend Fahrrädern.
Hintereinander aufgestellt ergäbe das eine Schlange von rund 2 km Länge.
Daran mit 30k m/h vorbei zu sausen würde ganze 4 Minuten dauern.
Aber zurück zum Wesentlichen...
Hier ist eine kleine Richtigstellung nötig. In meinem letzten Beitrag sprach ich von einem Überlastschaden, sprich einem Ereignis, welches die Struktur überlastete und zum Versagen derselben geführt hat.
Tatsächlich mag es dieses Ereignis, also die Bodenwelle, gegeben haben, aber die Schadensursache ist eine andere. Es geht hier um einen klassischen Ermüdungsschaden. Was da passiert ist möchte ich nun beschreiben.
Dieses Bild zeigt den Knick mal von innen. Genau über dem Verstärkungsstreifen trat der Schaden auf.
An dieser Stelle liegt ein Steifigkeitssprung vor, also entsteht hier bei Verformung eine Spannungserhöhung. Dazu sieht man einen schönen Riss, der hier durch den Lichtspalt besonders schön zu Geltung kommt. Wenn es sich nur um einen Überlast-Fall gehandelt hätte, gleich dem Zerquetschen einer Coladose, dann würde es diesen Riss nicht geben. Aber die Sattelstütze hat sich hier eben regelmäßig verformt und dann ermüdete diese Stelle. Es ist nur logisch, dass sie dann auch hier als erstes an ihre Grenzen kommt. Warum der Rahmen innen so "verschissen" aussieht, habe ich noch nicht ganz rausgefunden. Das muss beim Waschen passiert sein...
Nochmal die Außenansicht...
Ausbohren der Niete mit Vorsicht und Bedacht. Die Legierung der Niete ist etwas weicher und mit Gefühl geht das schon. Wenn die Löcher innen schwarz bleiben, weil das Eloxal noch vorhanden ist, bin ich zufrieden.
Der eigentliche Schaden, der wohl schon vorher entstanden ist.
Das Bild zeigt den Blick von dem entfernten Satteldom aus herunter auf den Rahmen.
Genau wo die Knotenbleche enden, liegt hier ein weiterer Ermüdungsschaden vor.
Wie ist es wohl dazu gekommen?
Die Vor- und Rückwärtsbewegung der Sattelstütze bewirkte ein Beulen des Vorderteils des Satteldomes.
Dabei wurden die beiden schwarzen Knotenbleche nach außen und innen bewegt und sorgten durch ihre Steifigkeit für eine besonders starke Verformung in dem gebrochenen Bereich. Das Blech tordierte und brach schließlich durch. Durch das "Längswippen" des Doms ermüdete auch der hintere Teil, wie in den Bildern weiter oben gezeigt.
Die Sattelstütze hatte also zu viel Flex, und nicht etwa zu wenig. Bei dieser Art zu Konstruieren darf sich Alu nicht so stark verformen. Das ist ganz klar ein Konstruktionsfehler.
Was mich dabei wurmt, ist die Tatsache, dass ich dieses Problem bei dem Vorgänger richtig gelöst habe und eine Aussteifung, einen vorderen Holm vorgesehen hatte. Hier habe ich geglaubt, es ginge ohne, obwohl mir dessen Aufgabe eigentlich bekannt war. Kurz gesagt, ich habe das falsch beurteilt.
Trotzdem weiß ich jetzt eine ganze Menge mehr und das Problem lässt sich gut Lösen. Entgegen der verbreiteten Meinung wird es aber nicht einfach dicker gemacht. Es war schließlich auch nicht zu dünn, es war für eine bestimmt Bewegung zu weich und da besteht ein Unterschied.
Die neue Ausgangslage mit den kaputten Bauteilen. Leider lässt sich da im Netz nichts bestellen.
Im Detail weiß ich noch nicht genau wie ich die Übernahme der Sattelklemme machen soll, aber mir fällt schon noch was ein.
Das habe ich nebenbei entdeckt, ich kriege also auch Serienkram klein...
Grüße
Thomas