[Nachtrag]: Sudeten-Ski-Trek

rob

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29. September 2001
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12
Ort
Spongohausen bei Berlin
Was lange währt, wird gut - hoffentlich. Jetzt, wo die Temperaturen schon im Mai dem Sommer vorauseilen, in einer Zeit, in der sich die erste unscheinbare Profikante nach einer langen Sonnentour am Oberarm abzeichnet, einer Zeit, in der man getrost über das erste Anbaden nachdenken kann, komme ich mit einer Geschichte aus dem tiefsten Winter. Zum Schwelgen, Rückbesinnen, Träumen oder Dooffinden - ganz wie Ihr wollt. Oder auch zum Nachfahren mit dem Rad, aber dazu gen Ende mehr. In jedem Fall wird es sich eine Weile hinziehen, Lesestoff und ein paar Fotos sind in den nächsten Wochen also gesichert...


Lange schon hatte mein Vater die Idee, eine längere Skitour zu unternehmen und dabei mehrere Gebirge der (zumeist tschechischen) Sudeten mit einzubeziehen. Nach vielen kleineren Touren in den letzten Wintern, sollte es im vergangenen Februar also Wirklichkeit werden: Wir wollten einen Großteil der Sudeten mit Skiern abfahren. Dem Ganzen voraus ging eine Weile Kartenstudium. Nur ein Teil der Strecke war uns bekannt, in vielen anderen Gebieten waren wir vorher noch nie gewesen. Hinzu kamen unberechenbare Variablen, wie z.B. die Durchquerung verschiedener polnischer Territorien, welche im Winter aufgrund fehlender Markierung und kaum vorhandener Begehung sowie fehlendem Wintersports besonders heikel sind.


Nach reichlicher und gereifter Planung stand die Tour fest: Start war im Isergebirge (Bedrichov). Im folgenden sollten das Iser-, Riesen und Rehhorngebirge durchquert werden. Nach einem kurzen Busshuttle durch eine Niederung war geplant das Eulengebirge und Glatzer Schneegebrige zu bewältigen. Zum Schluss stand noch das Altvater-Gebirge auf dem Plan. Ich kann schoneinmal voraus nehmen, dass die gesamte Strecke knapp 270 km und 7640 hm betrug, welche in 11 Etappen untergliedert wurde.
Unterwegs waren wir auf handelsüblichen Langlaufskiern. Zum Gepäcktransport dienten Rcuksäcke mit ca. 40 Liter Volumen, welche ähnlich wie bei einem Alpencross bepackt wurden, nur noch einschließlich wärmerer Sachen und festem Schuhwerk zum Laufen.
Wir entschieden uns aufgrund günstiger Wetterprognosen für einen recht spontanen Start. Das ist aufgrund der ungewissen Schneeverhältnisse heutzutage notwendig, bringt aber die Schwierigkeit mit sich, dass man keine Übernachtung im Vorraus buchen kann. Bei gutem Schnee und Ferien kann das ein großes Probelm werden.


Freitag, 24.02.

Am Nachmittag brachen wir auf. Mit dem Automobil erreichten wir nach gut 4h Fahrt im Dunkeln den Ort Bedrichov nähe Liberec (Reichenberg), welcher bereits auf über 700m N.N. am südwestlichen Rand des tschechischen Isergebirges liegt. In der Presidenska Chata, einer alten Pension über- und außerhalb des Ortes war man nicht mehr in der Lage uns noch ein Zimmer zu geben, obwohl etliche frei waren, denn die Person, die die Schlüssel verteilt, hatte schon Feierabend. Und dem Rest war es ganz schön egal, dass wir das dumm rumstanden (postsozialistische Verhaltensweise?). Na das fing ja gut an. In einem Hotel um die Ecke (Chata Kralovka) fanden wir noch ein Zimmer, aber dies auch nur nach halbstündigem, ungewissen Wartens. Immerhin haben wir noch etwas zu Essen bekommen. Und lecker Bier.

Draußen war es bedeckt. In der Dunkelheit pfiff der Wind um die Hausecken - Schneegestöber. Was uns wohl morgen erwartet?, fragten wir uns. Starker Ostwind auf den unbewaldeten Höhen des Isergebirges wäre ein zu harter Einstieg geworden.
 
Sonnabend, 25.02. - 1. Etappe: Bedrichov - Heufuder-Baude


Wie befürchtet hat mich mein Vater mit Schnarchgeräuschen wach gehalten. Recht müde ging es zum Frühstück. Das Wetter aber ist gnädig mit uns: draußen scheint die Sonne, der Wind weht mäßig und der Schnee ist pulvrig und glatt. Wir holen unsere Skiutensilien aus dem Auto, lassen sie Zivilkleidung in selbigen und begeben uns in die Spur. Zunächst, noch etwas wacklig auf den dünnen Brettern bergab, nachher auf fast ebener Strecke bis zur Ausflugsgaststätte und ehemaligen Glashütte Nova Louka.

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Von hier an ging es zunächst zehn Kilometer stetig bergan auf der sogenannten Isergebirgs-Magistrale, einem breiten, gut präparierten Weg, auf dem am Wochenende immer Himmel und Hölle unterwegs ist. Doch aufgrund der Motivation und des schnellen Schnees waren wir ruckzuck beim Honsa am Imbiß (Na Kneipa). Dieses Buffet (tschechisch für Imbiß) ist eine Anlaufstelle für viele bier- oder teedurstige. Hier ist immer viel los. Und ich kann mir von meinem Vater immer die Stroy anhören, wie sie hier bei einer Wandertour zu acht den gesamten Laden samt eigens mitgebrachter Reserven leergesoffen haben.

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Bald aber ging es weiter, zunächst bergab nach Smedava und dann einige Kilometer abseits der Magistrale bis zum Smrk, dem mit 1124m zweithöchsten (und dabei nur 2m niedriger als der höchste) Berg des Isergebirges. Der finale 200hm-Anstieg auf die baumlose Kuppe war wie immer enorm anstregend. Ich erreichte mit einigem Vorsprung den vor zwei Jahren wiedererrichteten Turm und konnte das (windige) Panorama genießen, während mein Vater mich aus der Ferne näherkommend fotogrphierte:

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Ich, links oben auf der Plattform.

Mit dem Wetter hatten wir bis hier her großes Glück. Schon des öfteren standen wir auf dem Smrk im Nebel, bei Sturm und arktischen Temperaturen. An diesem Tag aber sollten die Wolken erst aufziehen, nachdem wir die weiße Grenze gen Polen ünerquert hatten.

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Vom Smrk aus erreicht man den menschenverlassenen Hohen Isergebrigskamm in Polen, an dessen Nordostabfall die alte Heufuderbaude steht (Pod Stokum Izerskim). Wie immer in Polen war der Weg nicht mit Stangen markiert, kaum begangen und alte Spuren durch Schnee und Wind unkenntlich. Doch wir kannten diesen Anschnitt recht gut und erreichten nach kurzem Suchen um halb drei am Nachmittag die Baude. Die Zeit bis zum Abend verging mit Essen und Trinken. Diesmal waren wir zu unserer Überraschung nicht einmal die einzigsten Gäste dieser abgelegenen Baude.
Ein sehr schöner erster Tag nahm sein Ende. Das Wetter allerdings machte uns Sorgen, wollten wir doch am morgigen Tag den Hohen Isergebirgskamm ablaufen. Bei solch schlechten Sichtverhältnissen allerdings größtenteils unmöglich, da nicht markiert.

Daten: ca. 25 km, 750 hm hoch, 540 hm runter
Bedrichov - Nova Louka - Na Kneipa - Smedava - Predel - Smrk - Heufuder
 
Wie schön das ich heute in kurzen Hosen im grünen Tann gefahren bin. Die Vorstellung jetzt bei Minusgraden auf Skiern zu stehen ist .... brrrrrrr lieber nicht! Schreib trotzdem weiter, so kann man die momentane warme und sonnige Witterung noch mehr genießen.

Danke Rob!

Ritzelflitzer
 
Sonntag, 26.02. - 2. Etappe: Heufuder - Reiträger

Auch diese zweite Etappe war sollte uns von der Wegführung her zumeist bekannt sein. Nur was den finalen Anstieg hinauf zum Reifträger angeht wollten wir eine neue Variante erkunden, die aber in keiner der üblichen Karten verzeichnet war. Mein Vater hatte jedoch zuvor hochauflösende Bilder bei Google-Earth gefunden und konnte so den Verlauf des Weges nachvollziehen. Aber dazu später mehr. Zunächst gab es eine andere Schwierigkeit abzuwegen: Der Blick aus dem Fenster offenbarte Waschküche. Das war das ungünstigste, was uns bei der Begehung des Hohen Isergebirgkamms zustoßen konnte. Der Weg, sehr selten begangen und nicht markiert, verläuft über nur spärlich bewaldete Höhen, sodass das Orientieren im Nebel fast unmöglich ist. Wir wägten alle Alternativen ab und beschlossen dann troztdem, die ersten Kilometer auf dem Weg in Angriff zu nehmen und dann auf einen anderen Weg auszuweichen. Bevor es losgehen sollte, wollten wir, bereits startfertig aber noch ein kleines Frühstück einnehmen. Pah - weit gefehlt. Die Küche der Heufuderbaude wollte frühestens halb elf öffnen. So lange konnten wir nicht warten, also knabberten wir nur schnell einen Riegel und zogen hungrig hinaus in den Nebel.

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Heufuderbaude (Nad Stokum Izerskim) im Nebel


Zu dem Nebel gesellte sich leichter Schneefall. Zu unserem Glück fanden wir eine Spur eines einzelnen Skiläufers vor, der diesen Weg am Vortag bei gutem Wetter begangen haben muss. An windigen Stellen verlor sich die Spur des Öfteren, doch wir konnten sie jedensmal wiederfinden. Ohne die Spur hätten wir den Weg nie gefunden und wären gezwungen gewesen umzukehren.
Nach einigen Kilometern erreichten wir eine Kreuzung (Polana Iserskim). Den Kammweg weiterzuverfolgen war von hier an unmöglich, also schlugen wir einen besseren Weg ein, der uns nach zwei Kilometer leichter Abfahrt zu der sympatischen und sehr abseits gelegenen Chatka Gorzystow führte. Das wunderbare Essen dort kannten wir bereits und freuten uns auf ein Frühstück bestehend aus Brot mit Rührei und Wurst sowie einem riesigen Heidelbeeromlett.

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Chatka Gorzystow in Nebel und Schneegewirbel


Leider stürmte eine Minute vor aus eine ca. 20-köpfige Gruppe Sachsen diese schlichte Hütte und die stellten sich sofort alle brav (aber lautstark) an der Küche an. So konnten wir uns erstmal in Ruhe hinsetzen, unseren Mägen beim Knurren zuhören und dei historischen Foto- und Textdokumente (meist in deutsch) an den Wänden studieren. Nach einer halben Stunde hatten wir jedoch ein kräftiges Frühstück auf dem Tisch stehen.

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Von der Chatka aus wollten wir auf neuen Wegen in Richtung des polnischen Skilaufareals zwischen Harrachov und Sklarska Proreba wählen. Nach einigen Unstimmigkeiten der Sorte "Die Karte ist richtig, die Landschaft ist falsch" (oder doch umgekehrt?), fanden wir zunächst die rechten Wege und kamen gut vorran.

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Doch dann nahmen wir dummerweise einen falschen Abzweig und gelangten auf einen Skirundweg dieses recht neuen Skilaufareals, welcher in keiner unserer Karten vermerkt war. Leider bemerkten wir den Fehler erst, als wir einige Kilometer, zumeist bergan, zurückgelegt hatten. Somit drehten wir eine acht Kilometer lange extra Runde.
Nun war die Zeit auch schon ziemlich vorangeschritten und das Wetter in den höheren Lagen sah nicht so gut aus, sodass wir uns entschlossen den eingangs beschrieben, unbekannten Weg zum Reifträger nicht zu gehen und lieber auf altbekannte Wege zurückzugreifen. Auf dem alten Bahndamm entlang erreichten wir den Ortseingang von Sklarska Poreba (Schreiberau), ehe wir uns ab dem Wasserfall südseits der Straße auf den finalen, gut 750hm betragenden Schlussanstieg hinauf zum Reifträger machten. Bei einer kurzen Pause und Tee mit Waffeln klaubten wir unsere letzten Kräfte zusammen. Die Dämmerung hatte schon längst eingesetzt, als wir nach ca. 600hm die erste Hütte (Hala Screnicka) erreichten. Hier hatten wir bereits zweimal bei Touren in den letzten Jahren übernachtet und es war jedes Mal ein Graus. Diesmal gingen wir vorbei weiter bergan. Eine Gruppe Fußgänger, die von der unteren zur oberen Baude gingen, gaben uns einen nötigen Motivationsschub für die letzten 150hm und 2km. Bei vollkommener Dunkelheit (abgesehen von den Restlichteflexionen des Schnees) erreichten wir über den Stangenweg den auf 1362m gelegenen Reifträger (Szrenica). Die Übernachtungsmodalitäten konnten erfreulich unproblematisch gelöst werden und Essen konnten wir auch noch etwas vernünftiges. Das erste seit dem Frühtsück am Morgen. Total kaputt und ausgepowert und in Erwartung hoffentlich guten Wetters am Folgetag fielen wir in die Betten.


Daten: ca. 28 km, 930 hm bergauf, 615 hm bergab, ca. 7 h Laufzeit
Route: Heufuderbaude, Polana Iserskim, Chatka Gorzystow, blauer und dann gelber Weg, Umweg auf Skirundweg, Bahndamm, Wasserfall, Szrenica

Sorry wegen der z.T. nicht ganz so guten Bilder, aber das liegt doch teils an der Kontrastarmut der winterlich-nebligen Witterung und daran, dass beim Einscannen der Dias wohl einiges an Bildinformationen auf der Strecke blieb.
 
Robsen, ganz großes Kino!!! :daumen:

Sehr geil, ich denke gerne an diese Tage zurück, befand ich mich doch zur selben Zeit fast 5000km südwestlicher...
dd
 
rob schrieb:
Rob, bist Du der fette Knilch am rechten Bildrand oder der Kleine im Hintergrund? Wie hast Du es - gesetz Du bist der Dicke - geschafft, wieder so schnell auf "Normalgewicht" zu kommen?

Ansonsten natürlich eine sehr schöne Sache. Ich freu mich schon auf die Stelle, wo ihr ohne Matraze und Decke unter einem Billardtisch genächtigt habt.
 
Montag, 27.02. - 3. Etappe: Szrenica - Lucni Bouda

Der dritte Tag begann so trübe wie der vorherige. Doch noch vor dem Start lichteten sich die Wolken und als wir vor die Türe der Reifträger-Baude traten, hielt sich nurnoch ein kleiner Rest Nebel um die Kuppe.

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Zunächst folgten wir dem sogenannten Tschechisch-Polnischen Freundschaftsweg, welcher direkt auf dem Kamm des Riesengebirges entlang verläuft. Eine witzige Erfindung dieser Weg, denn kaum ein Pole oder Tscheche wird wissen, dass es sowas wie eine Tschechisch-Polnische Freundschaft überhaupt gibt. Na der gute Wille zählt. Nach einigen Kilometern ständigen Auf und Ab auf dem Kamm passierten wir die Schneegrubenbaude direkt an dem steilen, während der Weichseleiszeit durch lokale Gletscher geformten, gleichnamigen Abgrund.

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Dort jedoch kann man nicht übernachten, es ist lediglich eine Klimamess- und Wetterbeobachtungsstation. Auf obrigem Bild ist auf der rechten Seite in der Ferne der Hohe Isergebirgskamm in Form der unbewaldeten Kuppen zu erkennen, welchen wir am Vortag in Teilen abliefen. Unser nächstes Ziel sollte die große Petrova-Bauda sein, denn da die Uhr schon auf Mittag zuging, kam so langsam ein leichtes Hungergefühl auf. Die Fahrt dorthin ging ca. 200hm bergab.

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In der Baude labten wir uns an Semmelknödeln mit Gulasch und Sauerkraut und einem dunklen Krusovice. Aber ein Aufbruch war unvermeidlich, obwohl es doch so gemütlich war und unsere Fitness eher für Sitzenbleiben stimme - und einige Höhenmeter sollten auch noch kommen. Zunächst ging es auf breiter Schussfahrt hinunter zur Spindlerbaude. Von dort an sollten noch mehr als 400hm folgen. Und es ging sogleich mächtig in den Hang. In der prallen Sonne steifelten wir im breiten V-Schritt, einen Ski mühsam vor den anderen setzend, den steilen Berg hinauf und den Grenzweg weiter folgend. Auf der Hochfläche angekommen ging es noch weiter leicht bergauf und bergab.

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Unsere Kräfte schwanden zusehends. Und das, obwohl es noch garnicht allzu spät war. Ich war gespannt wie es denn in der Wiesenbaude (Lucni Bauda) aussehen würde, wurde dort doch im letzten Winter kräftig gebaut. Alsbald tauchte die riesige Hütte ganz klein in der Ferne auf.

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Und auch die Schneekoppe erschien am Horizont wie eine überdimensionale Pyramide. Morgen würden wir sie überqueren müssen. Noch einmal hatten wir einen kleinen Taleinschnitt zu durchqueren, bevor wir an der Baude ankamen. Der Empfangsbereich, die Aufenthaltsräume und Zimmer waren modern und stilvoll restauriert, wie ein Hotel mutete es an. Wie immer war man recht allein, nebens uns übernachtete nur noch eine tschechische Familie in diesem riesen Objekt. Die Zeit bis zum Abend verging mit Essen und Trinken, Karten spielen. Nachher gab es noch einen sehr schicken Sonnenuntergang bei eisiger Kälte. Und dann war mit dem nächtlichen Dunkel der Tag auch schon vorüber. Die Anstregung forderte ihren Tribut. Kaputt fielen wir ins Bett.


Daten: ca. 20km, 705 hm bergauf, 655 hm bergab, 6 h Laufzeit
Route: Szrenica (Reifträger), Freundschaftsweg, Schneegruben, Petrova Bouda, Spindlerova Bouda, Lucni Bouda

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Rob Du altes Skihäschen,

dem krassen Langlauf ist ja noch viel mehr Pussikram als dem Stasche Moschen!

Mal im Ernst, ich habe erst jetzt Deinen Beitrag gefunden und bin ob der schönen Berichterstattung und der obergeilen Bilder (Respekt!) sehr beeindruckt. Gut zu wissen, daß Du einer von uns bist! ;)

Ich habe im nächsten Winter mit meiner Liebsten auch eine ähnliche Geschichte vor und werde mich ihr gegenüber sicher bis aufs Äußerste blamieren. Vielleicht bekomme ich ja noch ein paar technisch-taktische Tips von Dir...
 
Große Klasse, Robsen! Ich hoffe, dass ich eines Tages mit meinem Sohn auch derartig tolle Touren machen kann! Wirklich super. Freue mich auf die Fortsetzung... menis
 
respekt, einzigartig der bericht samt bilderung. gerade rechtzeitig um sich der hier entfaltenen wärme bewusst zu werden. danke an rob


grüße coffee
 
Dienstag, 28.02. - 4. Etappe: Lucni Bouda - Horni Mala Upa

Kaum ein Tag sollte ohne Hindernisse vergehen. Heute wollten wir soweit kommen wie nur möglich. Das hatte seinen Grund darin, dass wir morgen neben etlichen Kilometern per Ski auch eine Überführung im Bus planten und dies zeitlich schwer koordinierbar war. Nun, aber weit kommen sollten wir heute nicht, denn wieder spielte das Wetter nicht so richtig mit. Draußen ward abermals Nebel und Sturm - und das, wo wir doch über Schneekoppe mussten. Der Wind wehte eiskalt und stark, gemsicht mit stechendem Schnee - zum Glück jedoch zunächst von hinten.

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Die ersten anderthalb oder zwei Kilometer führten uns über das baumlose Plateau an den Fuß der Schneekoppe. Bei hartem Seitenwind kämpften wir uns an das Schlesierhaus heran, welches auf polnischer Seite am Beginn des steilen Aufstieges auf die Kuppe steht. Mit Mühe und Not verhinderten wir, dass uns die Skier beim Abschnallen davonflogen und huschten in die menschenleere Baude. Abwarten, überlegen. Wir holten uns einen Tee und wägten die Alternativen ab: warten bis der Sturm nachließ und wenn nicht, dann hier übernachten; zurück über das gesamte Plateau und nach Pec runter, jedoch aufgrund des Sturmes von vorne fast unmöglich; den Fahrweg auf polnischer Seite um die Schneekoppe herum....
Nach fast zwei Stunden des Wartens und scheinbar nachlassendem Wind wagten wir es hinauszugehen und den Fahrweg auf der Nordseite (Windschatten) zu versuchen. Wir kamen jedoch nicht weit, da der Weg zugeweht und auf dem Eis und verharschten Schnee die Abrutschgefahr zu groß war (hunderte Meter tiefer Abhang). Also zurück zur Baude. Warten. Währenddessen waren zwei andere Skiläufer dabei, die Kuppe zu besteigen. Sie hatten ihre Skier in der Baude gelassen und waren zu Fuss los. Mit Skiern kommt man da ja eh nicht hoch (zu steil, vereist), und so hat man dann ja wenigstens noch die Hände frei. Wir machten es ihnen nach: unsere Skier befestigten wir außen am Rucksack und schon konnte es losgehen. Der Aufstieg war schwierig, aber problemloser als gedacht. Trotzdem rutschten wir öfters weg und mussten bei jedem Schritt auf den 200 hm höllisch aufpassen. Oben abgekommen waren wir natürlich die einzigsten, da kein Lift fuhr und auch sonst sich kein Mensch hier hinauf verirrte.

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Da die Zeit bereits vorangeschritten war, sollten wir es nur noch bis Horni Mala Upa schaffen, das war uns klar. Von hier an ging es also bergab. Zunächst noch zu Fuss, später aber, als es wieder in den schützenden, verschneiten Wald ging, schnallten wieder an.

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Die Abfahrt war nicht ohne. Da ich meist etwas forscher im Abfahren war, fuhr ich fast immer voraus. Zum Glück führte eine alte Spur durch den dichten Wald, ansonsten wäre es auch hier, auf diesem wenig begangenen Pfad schwierig gewesen, den richtigen Weg einzuschlagen. Vorausfahrend positionierte ich mich des öfteren an heiklen Stellen, in der Hoffnung den ein oder anderen Schnappschuss einzufangen.

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(ja, mit Blitz wäre das ein richtig gutes geworden...)


Weiter ging die Abfahrt in engen Kurven durch den dichten Wald. Auf halber Strecke von der Schneekoppe nach Horni Mala Upa liegt die Jelenka-Bouda, meine persönliche Lieblingsbaude. Dort haben wir sogar schon einmal übernachtet. Eine hübsche, abgelegene Hütte. Auch diesmal kehrten wir dort ein und stärkten uns, da der Weg ins Dorf nicht mehr so weit sein sollte, an einem Bier und Palatschinken. Mein Vater exte zudem zwei Becherovka auf die überlebte Schneekoppenüberquerung.

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Links im Mittelgrund des letzten Bildes ist bereits die verstreute Siedlung Mala Upa zu erkennen, wo wir zum Glück (sehr viele Schulklassen) in der dritten großen Pension ein nettes Zimmerchen bekamen. Alt wurden wir trotz der geringen Strecke am heutigen Tage jedoch nicht. Und wir wussten, dass wir morgen umso mehr Kilometer zu absolvieren hatten...

Daten: ca. 12 km, 460 hm bergauf, 850 hm bergab, knappe 4,5 h Laufzeit
Route: Lucni Bouda (Wiesenbaude), Schlesierhaus, Schneekoppe, Jelenka, Horni Mala Upa
 
Du bist echt ein Schwein.
Grade wo man sich freut das es wieder warm wird haust du uns so ein Hammer mäßigen Bericht in die Fresse. Wer sich nich jetz schon auf den nächsten Winter freut is selber schuld naja kurtze Hosen und Shirts sind auch nich zu verachten.:D
 
Mann Rob, wenn ich das so lese, stehen mir jetzt noch die Nackenhaare hoch. Ich finde es einfach geil, dass du die Tour nicht mit irgendwelchen durchgeknallten abenteuerwütigen Adrenalinjunkies machst sondern mit deinem VATER! Respekt!

Ritzelflitzer
 
Rob, schreib doch mal bisschen was über Eure Ausrüstung. Seid Ihr auf ganz normalen Langlaufskis unterwegs gewesen?
 
Mittwoch, 01.03. - 5. Etappe: Horni Mala Upa - Peklo

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An diesem Morgen hatten wir wichtige Entscheidungen was die Routenwahl betraf zu treffen. In Mitten der Etappe stand nämlich eine Überführung per Bus an, nämlich von Trutnov nach Nachod. Nun war die Frage, wie wir nach Trutnov kommen sollten. Den ganzen Weg zu laufen wäre sehr lang gewesen und wir wussten nicht so recht, wie es in tieferen Lagen um 400m Höhe um den Schnee bestellt sein sollte. Also blieb die Möglichkeit schon vorher, z.B. in Dolni Mala Upa, in den Bus zu steigen. Dadurch würden wir aber einige schöne Passagen verpassen. Also liefen wir ersteinmal los. Wir planten nach ca. 8km ins Tal abzuiegen und dort einen Bus nach Trutnov zu nehmen. Die Kilometer bis dorthin verliefen bei bewölktem Himmel und guten Loipenverhältnissen recht entspannt. Wir passierten Dolni Mala Upa und erreichten wenig später besagte Wegkreuzung an der Lysanecki Bouda. Hier wollten wir schon ins Tal Richtung Bus abbiegen, als uns ein Wegweiser auffiel, auf dem Trutnov mit 23km angegeben war. Wir überlegten kurz und dank der Ausrede, dass diese 23km ja größtenteils bergab gingen, entschieden wir uns dafür, die Strecke komplett durchzulaufen.

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Nach einigen Kilometern direkt entlang der polnisch-tschechischen Grenze im tief verschneiten Wald erreichten wir die Wegkreuzung am Ryhcorsky Kris, von wo aus es in den gleichnamigen Wald Ryhcorsky Les geht, auf deutsch nennt man diesen kleinen Bergzug auch Rehhorngebirge. In diesem seit langer Zeit ungestörten Waldgebiet entwickelte sich ein richtiger kleiner Urwald, mit einer Mischung aud Laub- und Nadelbäumen, ganz urig und verwildert. Der Weg ging zunächst weiter auf und ab. Doch an der Weggabelung namens Koutna zweigte der rote Weg nach Trutnov ab. Hier lagen noch 19km bis Trutnov vor uns, nun ging es aber wirklich rasant bergab durch den dichten Wald.

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Nach etlichen Kilometern verließen wir den schützenden Wald und wurden in tieferen Lagen auf offenen Wiesen kräftig vom Wind bearbeitet. Hohe Schneewehen türmten sich auf dem Weg auf, welcher immerwieder gesäumt war von riesigen Bunkeranlagen aus Vorkriegszeiten. Langsam drangen wir in die Zivilsation ein.

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Nun wurde auch der Schnee spärlicher. Des öfteren kratzten wir mit den Skiern über den steinigen Untergrund. Außerdem war der Schnee in diesem tiefen Lagen nass und schwer. Kilometer um Kilometer folgten wir dem roten Weg, welcher sich nun über Höhen um 500m dahinzog. Wenige Kilometer vor Trutnov ging es eine schmale Schneise bergab, wobei der Wind direkt von vorn kommend uns den Schnee deratigins Gesicht wirbelte, dass man sich nur mit fast gänzlich geschlossenen Augen vorwärtsbewegen konnte. Am Ortseingang von Trutnov zogen wir unsere Straßenschuhe an, mussten wir doch noch ca. 2 oder 3km bis ins Stadtzentrum gehen. Die Innenstadt von Trutnov war nicht unansehnlich. Wir fanden sofort den Busbahnhof und stiegen eine halbe Stunde später, es war bereits drei Uhr nachmittags, in den Bus nach Nachod. Dieser spuckte uns anderthalb Stunden später am Zielort wieder aus. Zielort? Nun, bis zur Peklo mussten wir noch ca. 7km in die Berge laufen. Also machten wir uns, nachdem wir noch Geld am Auotmaten zogen, sofort auf den Weg stadtauswärts. Zu unserer Enttäuschung mussten wir deutlich weiter zu Fuss laufen als gedacht. Mit der Dämmerung erreichten wir den Ortsausgang eines Vorortes, wo wir uns endlich wieder die Skier anschnallen konnten anstatt sie zu tragen. Jetzt hatten wir noch ein paar Kilometer am Flussufer vor uns. Und wir konnten eine geografische Besonderheit bestaunen: an dieser Stelle geht man nämlich flussabwärts in die Berge, was uns zunächst sehr verwirrte und sich nur mittels Kartenstudium als richtig herausstellte. Hier, auf ca. 300m NN lagen nur ca. 10cm Schnee, aber erstens reichte das gerade so aus, um auf dem Weg langzurutschen und zweitens hatten wir Glück, dass der Winter so schneereich war, sodass in diesen tiefen Lagen überhaupt noch welcher lag.

Wir machten uns natürlich große Sorgen. Die Peklo-Baude lag sehr abgeschieden und alleine in diesem tiefen Tal. Mittlerweile war es schon sehr finster und wenn die Baude aus irgendwelchen Gründen geschlossen hätte oder ausgebucht wäre, dann hätten wir ein großes Problem gehabt. Zudem waren wir bereits sehr erschöpft von dem langen Tag, der hinter uns lag. Mit letzter Kraft erreichten wir die wunderschöne, dem Drakulaschloss in Transilvanien nachempfundene Hütte.

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Zu unserer Überraschung stellte sich heraus, dass wir die einzigen Gäste waren. Wir bekamen ein wirklich schönes Zimmer zugewiesen und wurden im Gastraum großartig bewirtet. Das Essen war unglaublich, großartig, lecker. Das Schwarzbier rann die Kehlen herunter. Was für eine Entschädigung für die Strapazen. Da unsere Kräfte langsam schwanden, entschieden wir uns dafür, hier am morgigen Tage einen Ruhetag einzulegen.

Daten: ca. 36 km, 445 hm bergauf, 1145 hm bergab, mit Fussweg 7 h Laufzeit
Route: Horni Mala Upa, Dolni Mala Upa, Cestnik, Lysanecki Bouda, grüner Grenzweg, Ryhcorsky Kris, Koutna, roter Weg, Trutnov, Bus, Nachod, Peklo
 
Donnerstag, 02.03. - Ruhetag

Schlafen, Essen, Rumliegen - damit kann man diesen Tag recht ausreichend beschreiben. Nach den Anstrengungen der letzten fünf Etappen gönnten wir uns mal einen Tag Ruhe. Und die Peklo-Baude war dazu perfekt geeignet. Das Essen war wieder grandios und reichlich dazu.

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Peklo ist natürlich tschechisch und heißt zu deutsch: Hölle! Dieses architektonisch einzigartige Haus liegt mitten im Wald in einem tiefen Tal umringt von hohen Bergflanken. Die großartige Optik setzt sich auch im Inneren des Hauses fort, nur leider etwas neuzeitlich verkischt durch allemöglichen teuflischen Utensilien. Bei einem Rundgang um das alte Haus konnte man die ganze Pracht erkennen, die uns am Vorabend aufgurnd der Dunkelheit entgangen war.

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Natürlich haben wir auch einige Zeit mit Kartenstudium verbracht und die folgenden Etappen durchdacht. Die nächsten Tage sollten doch wieder sehr schwere, lange oder höhenmeterreiche Etappen mit sich bringen. So peilten wir am kommenden Tag das Adlergebirge an. Dazu aber später mehr...

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Freut mich, dass einige meine Niederschrift ganz gut oder noch etwas besser finden :) Die Tour war auch wirklich großartig und wir hatten Glück mit dem Wetter.
Zur Ausrüstung: Wie einleitend schon gesagt haben wir wie immer Rucksäcke mit ca. 40L Volumen benutzt. Diese sollten nicht allzu breit bauen und gut sitzen. Meinen Deuter Aircontact 40 finde ich wirklich perfekt. Von den Klamotten her nehme ich ausschließlich meine Radsachen und packe den Rucksack wie bei einer Alpentour mit dem Bike. Nur etwas wärmere Sachen nehme ich noch mit: Extramützen, dicken Pulli und Socken, fette Handschuhe, lange Unterhosen etc. Bei Sonnenschein, Windstille und der Bewegung kann es einem aber u.U. so warm werden, dass man sogar kurzärmlig laufen könnte. Wichtig ist jedoch, dass man in Sachen Klamotten auf (fast) alle Eventualitäten (bes. was sehr kaltes Wetter betrifft) vorbereitet ist. Zudem hatten wir für längere Fußwege oder die Abende auf den Hütten noch zusätzlich Straßenschuhe dabei. Auf zivile Sachen (Jeans etc) haben wir verzichtet.
Ich habe über den Schuhen immernoch Gamaschen getragen, weil im tiefen Schnee sehr viel Schnee in den Schuh kommt und man dann sofort nasse Füße bekommt. Mein Vater hat sie weggelassen, weil er mit den Gamaschen so viel geschwitzt hat, dass dann die Füße auch immer "klatschnass" waren.

Bei den Skiern benutzen wir immer ganz normale Langlaufbretter. Die haben zwar den Nachteil, dass man im Tiefschnee etwas weiter einsinkt als man dies z.B. mit breiten Back-Country-Skiern tun würde. Dafür gleiten sie aber besser in der Loipe und sind sehr leicht, was auch wichtig ist. Gerade für die vielen Strecken im abseitigen Gelände, im Wald oder tiefen Schnee sollte man aber keine allzulangen Skier wählen. Also lieber etwas kürzere klassische Langlaufskier, damit ist man mobiler. Ich z.B. benutze immernoch meine alten Skier die ich mit 14 Jahren geschenkt bekam. Die sind zwar etwas zu weich (biegen sich durch und liegen so mit der Schuppenfläche beim Gleiten auf), dafür sind sie aber schön kurz, weil ich beim Kauf damals ja doch etwas kleiner war als jetzt. Auf Skating-Skier sollte man verzichten, da dabei die Schuhe zu hart und unflexibel sind. Außerdem ist ne gute Steigfläche (Schuppen) schon wichtig. Wenn man nagelneue Skier hat, sollte man drauf vorbereitet sein, dass die bei einem solchen Tripp recht heftig rangenommen werden. Also nicht ärgern über Kratzer und Striemen in der Gleitfläche. Bei den Bindungen (und Schuhen) sind in jedem Fall aktuelle Modelle zu empfehlen, so wie sie seit guten 5 Jahren auf dem Markt sind. Im Gegensazt zu meinen alten haben neuere eine deutlich bessere Führung, d.h. die Hacke des Fußes bleibt auch bei kurvenreichen Abfahrten immer mittig auf Ski und rutscht nicht vom Brett. Damit ist bergab viel mehr möglich, man könnte sogar wedeln wie mit Abfahrtsskiern. Im nächsten Winter werde ich definitv umgerüstet haben.

Soviel erstmal zu Austattung und Technik. Wenn noch Fragen sind: nur zu :)

rob
 
Freitag, 03.03. - 6. Etappe: Peklo - Serlissky Mlyn


Bei der sechsten Etappe konnten wir uns abermals eines schweren Tages gewiss sein. Der nächste Punkt der angesteuert werden sollte, waren die Höhen des Adlergebirges (Orlicke Hory) und eine Unterkunft, bei der wir uns nicht sicher sein konnten, ob wir dort eine Übernachtungsmöglichkeit finden würden. Doch der Tag begann entspannt mit Sonnenschein.

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Von der Peklo-Baude aus folgten wir dem Talverlauf eines Baches einige Kilometer leicht bergan. Dank des für heutige Zeit ungewöhnlich kalten Winters konnten wir auch hier mit Skiern laufen anstatt zu wandern - welch ein Glück. In der Nacht hatte es zudem ein wenig Neuschnee gegeben. Späterhin verließen wir das Tal und stiegen den steilen Hang hinauf nach Novy Hradek - der Weg war hier nur zu Fuß zu bewältigen. Wir folgten weiter dem roten Weg. Hier, auf etwa 500m NN, waren die Schneeverhältnisse schon deutlich besser. In diesem abgelegenen und vom Tourismus wenig beglückten Gebiet bot sich des Öfteren die Möglichkeit, ja fast kunstvoll zerfallene Häuser zu fotografieren. Nach etwa zwei Kilometern entlang einer Straße erreichten wir den auf 600m über NN gelegenen Ort Olesnice und damit den Startpunkt des längsten Anstieges des heutigen Tages, hinein ins Adlergebirge. Im örtlichen Konsumgeschäft deckten wir uns noch mit Waffeln und Pfannekuchen ein, bevor es hinter dem Ortsaugang in südöstlicher Richtung bergan ging.

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Der Weganfang auf dem freien Feld war schwer zu finden, doch als es in den Wald ging wurde es eindeutiger. Der rote Weg ab dem Ort heißt im Übrigen "Jiraskova Cesta" und wurde zu Ehren eines Skiläufers benannt; der Grund ist mir leider entfallen, es kann sich aber nur um einen ehrenvollen Tod eben jener Person gehandelt haben. Bevor es in den Wald ging, boten sich einige nette Ausblicke.

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Der Anstieg im Wald war wenig begangen, ging es doch steil und lange bergauf. Oftmals versperrten unter der Schneelast umgeknickte Birken und Tannen den Weg. Auf wenigen Kilometern ging es ca. 450hm bergauf. Die Schneeverhältnisse auf über 1000m Höhe waren unglaublich gut. Zu unserer Überraschung gab es hier oben eine Vielzahl an neuer, ausgeschildeter und bespurter Loipen, die nicht in unserer Karte verzeichnet waren. Auf den letzten Kilometern ging es bei leichten Auf und Ab an der Grenze zu Polen auf dem bewaldeten Kamm entlang in Richtung Masarykova Chata (benannt nach dem ersten Präsidenten der CSSR), einer einzelnen Baude mitten im Wald an einem wenig befahrenen Pass nach Polen (Scherlichpass). Unsere Skepsis was die Übernachtung anging befördernd, waren in der Karte mehrere kleine Skilifte eingezeichnet - und das bedeutet immer nicht Gutes. Zwischen den Bäumen kann man die Baude erahnen:

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Unsere Erwartung eines Zimmers in der alten und sehr schönen Baude wurde leider enttäuscht - man war voll ausgebucht mit blöden Kindern und dicken, häßlichen Menschen, welche den lieben langen Tag stupide den 300m kurzen Hang hinterm Haus runtereiern um sich dann wieder in einem Schelepplift berghoch ziehen zu lassen und das Sport nennen. Uns blieb nur die Ausweichmöglichkeit, ein 100hm weiter unten liegendes Hotel namens Serlissky Mlyn. In diesem Hotel, indem der Glanz vergangener Tage schon längst verblast war und seit 15 Jahren wohl keine Renovierung mehr vorgenommen wurde, weil der Besitzer wohl denkt, er könnte noch immer alten Privilegien fröhnen, fanden wir aber wenigstens ein Zimmer. Und auch wenn wir am nächsten Morgen die 100hm wieder hochzubuckeln hatten, waren wir letztendlich doch recht zufrieden.

Daten: 25km, 1010hm bergauf, 425hm bergab, ca. 6,75h Laufzeit
Route: Peklo - Peklo-Tal - Novy Hradek - Dlouhe - Olesnice - Jiraskova Cesta - Polomeske Sedlo - Masarykiva Chata - Serlyssky Mlyn
 
Wenn ich mich nicht so prasselig auf alles, was unter die Füsse geschnallt wird und nichts mit Fahrrad zu tun hat, anstellen würde, dann würde ich glatt mal mitkommen!

Ritzelflitzer
 
ritzelflitzer schrieb:
Wenn ich mich nicht so prasselig auf alles, was unter die Füsse geschnallt wird und nichts mit Fahrrad zu tun hat, anstellen würde, dann würde ich glatt mal mitkommen!
Hast Du Dir mal die "Spur" hinter Robsens Vadder angesehen? Das sieht mir auch nicht aus, als ob hier Profis lang sind ;)

rob schrieb:


@ Rob: War nur Spass.
 
Sonnabend, 04.03. - 7. Etappe: Serlissky Mlyn - Bartosivice


Wer das Ende der letzten Etappe noch in Erinnerung hat, weiß, was an diesem Tag als erstes anstand: die 100 verlorenen Höhenmeter erstmal wieder bergan. Bei der morgendlichen Frische war das natürlich ganz gut, um erst mal wieder warm zu werden. Aber ansich hatten wir auf dieser siebten Etappe genug zu tun, sollte es doch den gesamten Kamm des Adlergebirges entlanggehen. Nach einem guten Kilometer erreichten wir also wieder die Masarykova Chata und damit auch den Scherlichpass.

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Das Wetter erfreute uns an diesem Tag mit schlechten Sichtverhältnissen und recht viel Wind. Aber der Großteil der Strecke sollte gut gespurt und viel begangen sein. Auf den ersten Kilometern entlang des Kammweges, wir folgten damit weiter der Jiraskova Chesta, ging es zunächt immer leicht bergauf und bergab. Kurz später erreichten wir eine kleine Imbissstation der Bergrettung. Hier tummelten sich mal wieder jede Menge Langläufer und nicht wenige genossen, durchgeschwitzt im kühlen Wind stehend ein kühles Bier aus der Flasche. Doch wir machten es uns drinnen bequem, tranken einen Tee mit Rum.

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In der engen Bude herrschten annähernd 100% Luftfeuchtigkeit und lautes Geschwätz von allen Seiten. Und ich kann nicht sagen, dass wir als Deutsche mit unseren recht großen Rucksäcken nicht auffielen. An einer Wand hingen neben zahlreichen zerborstenen Skiern auch einige Fotos von den wirklichen und wahrhaftigen Vorreitern des Mountainbikefahrens, welche wohl in den 1930er Jahren dieses Gebiet unsicher machten. Stilvoll gekleidete Damen mit Schirm waren auch damals schon gerne auf dem Rad gesehen:

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Dem Rennsteig des Thüringer Waldes ähnlich ging es laufend ähh fahrend hoch und runter. Nach etwa 10km erreichten wir eine nächste, gut besuchte Imbissstube, wo wir unsere frühmorgendlich geschmierten Stullen verzehrten. Da es Wochenende war, war auf dem Hauptkamm des Adlergebirges entsprechend viel los, was aber auch mal eine angenehem Abwechslung zu den vorherigen, eher einsamen Etappen darstellte. Nur die nächsten zirka drei Kilometer waren diffizil: Hier umging die gespurte Loipe die Buckel des Gebirgskammes. Wir wählten natürlich den Originalweg, mussten jedoch schnell feststellen, dass diesen noch keiner vor uns gegangen und die Beschilderung sehr spärlich war. Mit zwei Einheimischen zusammen wagten wir es und stachen in den tiefen, jungfräulichen Schnee. Langsam und anstrengend stapften wir voran. Riesige, manchmal etwa zwei Meter hohe Schneewehen versperrten immerwieder den Weg. Zu unserem Glück machten alsbald die beiden Einheimischen die Führungsarbeit, sodass wir es ihrer Spur folgend etwas leichter hatten. Der Weg war gar herrlich, immerwieder wechselten sich enges Baumwerk und weitere Blicke gen Osten auf die polnischen Hügelländer ab.

Wenig später kamen wir wieder auf die Loipe. Nun ging es erstmal stramm bergab, über eine Straße (Hanicka) und dann auf dem Kammweg weiter gen Süden. Drei Kilometer nach der Straßenquerung bogen wir gen Osten vom Kamm ab und folgten den grünen Weg ins Tal. Dieser führte uns in unseren Zielort Bartosovice. Hier verbrachten wir zunächst etwa eine halbe Stunde damit durch den Ort zu irren, um eine Übernachtungsmöglichkeit zu suchen.

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Wir waren schon recht angespannt, denn auch im größten 'Hotel' des Ortes war nichts mehr frei, da dort mehrere Schulklassen nächtigten. Doch wir wurden vertröstet: in der Bar des Hotels saß ein Mann, der ein Appartement sein Eigen nannte und es uns für eine Nacht vermieten würde. Da wir noch etwas warten mussten, gönnten wir uns erstmal ein Bierchen. Der Mann der Ferienwohnung trank in der selben Zeit zwei - sicher nicht ersten beide heute. Danach konnte es losgehen. Umständlich verstauten wir Skier und Rucksäcke im nagelneuen Skoda und ließen uns von dem Typen die 500m an den Ortseingang fahren. Das komplett geheizte Appartement (als ob man uns erwartet hatte) war wirklich luxuriös eingerichtet, das Bad schnieke ohne Ende, die Küche komplett ausgestattet und im Gewölbekeller befand sich eine eigene Bar mit (funktionierender) Zapfanlage. Wir gingen jedoch zunächst was essen und verbrachten dann noch eine paar Minuten mit Fernsehen, ehe wir vollkommen geschafft unter die Bettdecke krochen.
Der nächste Tag sollte die erste richtig große Unbekannte sein, sollte es doch weit nach Polen hineingehen. Wir waren sehr gespannt.


Daten: 32km, 470hm bergauf, 890hm bergab, knapp 6h Laufzeit
Route: Serlissky Mlyn, Masarykova Chata, Pod Velkou Destnou, Peticesti, Mezivrsi, Hanicka, Pod Zadnim Vrchem, Bartosovice
 
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